VOLKER HALFMANN
SCM R.Brockhaus ist ein Imprint der SCM Verlagsgruppe, die zur Stiftung Christliche Medien gehört, einer gemeinnützigen Stiftung, die sich für die Förderung und Verbreitung christlicher Bücher, Zeitschriften, Filme und Musik einsetzt.
ISBN 978-3-417-22994-3 (E-Book)
ISBN 978-3-417-26966-6 (lieferbare Buchausgabe)
Datenkonvertierung E-Book: CPI books GmbH, Leck
© 2021 SCM Verlagsgruppe GmbH
Bodenborn 43 · 58452 Witten
Internet: www.scm-brockhaus.de; E-Mail: info@scm-brockhaus.de
Soweit nicht anders angegeben, sind die Bibelverse folgender Ausgabe entnommen:
Neues Leben. Die Bibel, © der deutschen Ausgabe 2002 und 2006 SCM-Verlag GmbH & Co. KG, Witten.
Weiter wurden verwendet:
LUT: Lutherbibel, revidierter Text 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 1999 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart. HFA: Hoffnung für alle ® Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®. Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis – Brunnen Basel
NGÜ: Bibeltext der Neuen Genfer Übersetzung – Neues Testament und Psalmen, Copyright © 2011 Genfer Bibelgesellschaft
Wiedergegeben mit freundlicher Genehmigung. Alle Rechte vorbehalten.
Umschlaggestaltung: Grafikbüro Sonnhüter, www.grafikbuero-sonnhueter.de
Titelbild: © Bounce, Marsek (shutterstock.com)
Autorenfoto: © Michaela Heelemann
Lektorat: Christiane Kathmann, www.lektorat-kathmann.de
Satz: typoscript GmbH, Walddorfhäslach
Wahrhaft, Jesus, Angst überkommt mich,
wenn ich auf mein Elend schaue,
doch gleichzeitig beruhige ich mich,
wenn ich auf Deine unergründliche Barmherzigkeit sehe,
die um die ganze Ewigkeit größer ist als mein Elend.
Schwester Maria Faustyna Kowalska 1
Die Kirche ist nicht auf der Welt, um zu verurteilen,
sondern um den Weg zu bereiten
für die ursprüngliche Liebe,
die die Barmherzigkeit Gottes ist.
Damit dies geschehen kann,
müssen wir hinausgehen auf die Straße.
Hinaus aus den Kirchen und Pfarrhäusern,
um den Menschen dort zu begegnen,
wo sie leben, wo sie leiden, wo sie hoffen.
Papst Franziskus 2
Über den Autor [ Zum Inhaltsverzeichnis ]
Prolog: Die Schnapsleiche am Wegesrand [ Zum Inhaltsverzeichnis ]
Teil 1 »Unter die Räuber gekommen« – Warum wir Barmherzigkeit brauchen
1 | »Mein Lebensretter« – Weshalb mir dieses Buch so wichtig ist [ Zum Inhaltsverzeichnis ]
2 | »Unter Räubern« – Wie schnell unsere Lebensträume zerplatzen [ Zum Inhaltsverzeichnis ]
3 | »Mach es genauso« – Was Jesus von uns erwartet [ Zum Inhaltsverzeichnis ]
4 | »Barmherzigkeit üben« – Weil die Not zum Himmel schreit
Teil 2 »Samariter-Style« – Wie Barmherzigkeit funktioniert
5 | »Gottes Herz« – Barmherzigkeit im Alten Testament
6 | »Umgedrehte Eingeweide« – Gottes Barmherzigkeit im Neuen Testament
7 | »Göttlicher Dreiklang« – Sehen, Fühlen, Handeln
8 | »Dein Reich komme« – Die Folgen der Barmherzigkeit
Teil 3 »Einfach vorbeigegangen« – Was Barmherzigkeit bremst
9 | »Fromme Barrieren« – Angst vor der Barmherzigkeit
10 | »Unter Verdacht« – Skepsis gegenüber der Barmherzigkeit
11 | »Harte Herzen« – Mangelnde Erfahrung von Barmherzigkeit
12 | »Sich festkrallen« – Das Risiko der Barmherzigkeit
Teil 4 »Imitatio Dei« – Wie wir barmherziger werden
13 | »Hungrig sein« – Die Sehnsucht nach der Barmherzigkeit
14 | »Leid erfahren« – Das Angewiesensein auf Barmherzigkeit
15 | »Schuld bekennen« – Das Leben aus der Barmherzigkeit
16 | »Wurzeln schlagen« – Der Herr der Barmherzigkeit
Teil 5 »Wer fühlt, was er sieht, der tut, was er kann« – Barmherzigkeit praktisch
17 | »Sieben Werke« – Barmherzigkeit im persönlichen Umfeld
18 | »Nachfolge 2.0« – Barmherzigkeit in der digitalen Welt
19 | »Salz und Licht« – Barmherzigkeit in Gesellschaft und Politik
20 | »I have a Dream« – Mein Traum von einer barmherzigen Kirche
Epilog: Die Glocke der Gleichgültigkeit
Vertiefende Literatur
Anmerkungen
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VOLKER HALFMANN ist Ehemann, Vater, Gotteskind, Chaot, Musiker, Fan von Progressive-Rock und der Fußball-Bundesliga. Außerdem arbeitet er als Pastor im Bund Freier evangelischer Gemeinden und als Suchtberater beim Blauen Kreuz. Er ist Jesus-Schüler mit Sprung in der Schüssel.
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PROLOG
DIE SCHNAPSLEICHE AM WEGESRAND
Inzwischen zitterte ich am ganzen Körper und spürte meine tiefgefrorenen Finger nicht mehr. Ich wollte nur noch eins: endlich am Ziel ankommen und mich dort aufwärmen!
Es war Sonntagmorgen und ich fuhr mit dem Motorrad von Hattingen nach Dortmund, um dort in der Freien evangelischen Gemeinde zu predigen. Die »Eisheiligen« hatten ganze Arbeit geleistet, denn über Nacht hatte es Frost gegeben, mitten im Mai 2012. Inzwischen waren es zwar zwei oder drei Grad »über 0«, doch für eine Fahrt mit dem Motorrad war dies noch immer mehr als grenzwertig.
»Der Weg ist das Ziel« – was für ein Blödsinn. Für mich war einzig das Ziel entscheidend dafür, durchzuhalten. Es fehlte nicht mehr viel. Laut Navi war ich nur noch fünf Minuten von einem Platz an der warmen Heizung entfernt. Ich wurde schneller und spähte unentwegt zum Straßenrand, um nicht geblitzt zu werden. Da sah ich auf dem Bürgersteig einen jungen Mann. Regungslos lag er da, neben sich eine leere Flasche.
Am Tag zuvor hatte der BVB zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte das Double geholt. Durch einen historisch hohen Sieg gegen den FC Bayern war der Dortmunder Fußballklub nicht nur Deutscher Meister, sondern nun auch Pokalsieger. In dieser fußballverrückten Stadt hatte das einen gewaltigen Freudenrausch ausgelöst – bei einigen der Fans leider verbunden mit einem ebenso gewaltigen Alkoholrausch. Auch dieser Typ am Straßenrand hatte es eindeutig übertrieben. Nun lag er da und schlief seinen Rausch aus. »Soll er doch«, dachte ich, »was hat das mit mir zu tun?«
Ich fuhr an ihm vorbei, blieb in Gedanken aber bei ihm. »Was soll da schon groß passieren?«, dachte ich. »Irgendwann wacht er auf, taumelt nach Hause und wirft sich eine Kopfschmerztablette ein. Wenn ich jetzt anhalte, dann muss ich vielleicht auf Hilfe warten und verpasse den Gottesdienst. Sicher kommt bald ein Fußgänger vorbei, der sich um ihn kümmern kann. Alles halb so wild …«
Doch während ich auf diese Weise versuchte, meine unterlassene Hilfeleistung zu rechtfertigen, kam mir auf einmal ein Gleichnis von Jesus in den Sinn, das im Evangelium nach Lukas überliefert ist und das ich schon seit meiner Kindheit kannte: das Gleichnis vom barmherzigen Samariter:
Ein Mensch ging von Jerusalem nach Jericho hinab und fiel unter Räuber, die ihn auch auszogen und ihm Schläge versetzten und weggingen und ihn halb tot liegen ließen. Zufällig aber ging ein Priester jenen Weg hinab; und als er ihn sah, ging er an der entgegengesetzten Seite vorüber. Ebenso aber kam auch ein Levit, der an den Ort gelangte, und er sah ihn und ging an der entgegengesetzten Seite vorüber. Aber ein Samariter, der auf der Reise war, kam zu ihm hin; und als er ihn sah, wurde er innerlich bewegt; und er trat hinzu und verband seine Wunden und goss Öl und Wein darauf; und er setzte ihn auf sein eigenes Tier und führte ihn in eine Herberge und trug Sorge für ihn. Und am folgenden Morgen zog er zwei Denare heraus und gab sie dem Wirt und sprach: »Trage Sorge für ihn! Und was du noch dazu verwenden wirst, werde ich dir bezahlen, wenn ich zurückkomme.« 3
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