Unterstützung und Entlastung durch die Pädagogische Hochschule und die Hochschule für Soziale Arbeit der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW).
Gedruckt mit der Unterstützung der LBV-Stiftung zur Förderung der Weiterbildung von Lehrkräften in der Berufswahlvorbereitung.
Wir danken den Schülerinnen und Schülern sowie den Lehrpersonen des Kompetenzzentrums Berufsausbildung, Step4, aus Olten für die Bereitschaft, Fotos mit ihnen zu machen.
Annamarie Ryter, Dorothee Schaffner (Hrsg.)
Wer hilft mir, was zu werden?
Professionelles Handeln in der Berufsintegration
ISBN Print: 978-3-0355-0439-2
ISBN E-Book: 978-3-0355-0440-8
Fotos: Sibylle Heizmann, Büro für Rat und Tat, Aarau und Robin
Heizmann, Sir Robin Photography, Aarau
2. Auflage 2015
Alle Rechte vorbehalten
© 2015 hep verlag ag, Bern
www.hep-verlag.com
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Dorothee Schaffner und Annamarie Ryter: Von der Berufswahl zur Berufsintegration
Teil IVeränderungen im Übergang
Simon Zysset: Angebote im Übergangssystem in der Schweiz
Dagmar Voith: Brückenangebote brauchen Gestaltungsspielräume
Thomas Meyer: Übergangsangebote am Einstieg in die berufliche Grundbildung in der Schweiz. Brücke oder »Knirschstelle« im Bildungssystem?
Alain Studer: »Warteschleife« als Chance
Beatrix Niemeyer und Matthias Rüth: Von der Quadratur des Kreises. Berufsvorbereitung im Spannungsfeld unterschiedlicher Förderlogiken
Beatrice Ledergerber: Neue Ordnungslinien für Transitionsräume
Markus P. Neuenschwander: Übergang in die Berufsausbildung zwischen Wahl und Selektion
Corinne Heim und Prisca Mosimann: »Im zehnten Schuljahr bin ich reifer geworden«
Nadia Lamamra und Barbara Duc: »C’est comme si c’était un parcours de guerre, et puis qu’on ait réussi, puis après on est tranquille …«. Lehrvertragsauflösungen als Symptom komplexer und verlängerter Transitionen
Christine Davatz: Recht auf Berufswahlvorbereitung für alle!
Teil IINeue Herausforderungen und Anforderungen an Professionalität – verschiedene Perspektiven
Ursula Bylinski: Multiprofessionelle Zusammenarbeit als neue Herausforderung für die pädagogischen Fachkräfte
Ruth Wolfensberger: Kooperation verbindet und stärkt – auch die Lernenden
Dorothee Schaffner: Soziale Arbeit begleitet Übergänge in die Erwerbsarbeit und selbstständige Lebensführung
Dominik Grieder: Auftrags- und Erfolgsverständnisse in der beruflichen Integration
Kurt Häfeli, Claudia Hofmann und Claudia Schellenberg: Berufliche Integration für alle? Die Rolle der Sonderpädagogik bei der Berufsorientierung
Agnese Schwarz: »Berufliche Ausbildung und Integration für alle«. Realität und Vision an einer heilpädagogischen Schule
Daniel Jungo: Berufsberatung in der beruflichen Integration
Sarah Kaufmann Jost: Begleitung bei der Berufsintegration am Beispiel des Case-Managements Berufsbildung
Rolf Arnold: Was leistet die Ermöglichungsdidaktik bei der Förderung benachteiligter Jugendlicher?
Thomas Markwalder: »Gold schürfen«. Ermöglichungsdidaktik in Berufsintegrationsprozessen
Statements
Teil IIIArbeitsprinzipien und Methoden
Annamarie Ryter: Jonglieren, balancieren, den Spagat wagen. Coaching in der Berufsintegration
Marlen Kurmann: Die Klassenlehrperson als Coach
Michele Eschelmüller: Individualisierte Lernförderung – Lerncoaching
Marc Henzi: Lerncoaching – Chancen im Berufswahlunterricht
Angela Rein: Lebensweltorientierte Methoden in der Übergangsbegleitung
Nicole Ziegler: Wer zu sich stehen kann, kann auch etwas verändern
Petra Lippegaus-Grünau: Kompetenzfeststellung im Spannungsfeld von Anspruch und Praxisbedingungen
Verena Bucher: Wie können Kompetenzen im Brückenangebot festgestellt werden?
Ulrike Süss, Ceylan Firat, Halise Yüksel, Güller Yildiz, Susanne Felger: Aktive Beteiligung von Eltern und Familien am Übergang Schule – Beruf
Yahya Bajwa: Finanzen beeinflussen die Bildungspolitik erbarmungslos!
Annamarie Ryter und Dorothee Schaffner: Professionelles Handeln in der Berufsintegration
Angaben zu Autorinnen und Autoren
Vorwort
Eine professionelle Berufsintegration gehört zum guten Funktionieren eines jeden Bildungssystems, denn Bildungssysteme haben laut Klieme et al. (2006, S. 130) unter anderem die Funktion, »die auf dem Arbeitsmarkt benötigten Kompetenzen bereitzustellen und somit quantitativ wie qualitativ das Arbeitskräftevolumen zu sichern«. Berufsintegration fördert auch die individuelle Regulationsfähigkeit. Sie trägt dazu bei, dass Individuen befähigt werden, »die eigene Biografie, das Verhältnis zur Umwelt und das Leben in der Gemeinschaft selbstständig zu gestalten« (a. a. O., S. 130). Die Förderung der individuellen Regulationsfähigkeit wird in der Adoleszenzphase besonders wichtig und erfordert interprofessionelle Zusammenarbeit an den Schnittstellen zwischen obligatorischer Schule und postobligatorischen Bildungswegen ebenso wie zwischen Jugendlichen, Eltern, Berufsfachleuten, Lehrpersonen, Amtsstellen und weiteren Akteuren.
Berufsintegration, wie sie im vorliegenden Buch verstanden wird, fokussiert auf den Übergang von der obligatorischen Schule in die postobligatorische Bildung. Der erfolgreiche Abschluss einer beruflichen Erstausbildung gilt als Eintrittsticket in den Arbeitsmarkt. Wie aktuelle Zahlen zur Jugendarbeitslosigkeit weltweit zeigen (ILO, 2013; OECD, 2010; Eurostat, 2009), gelingt es nicht allen Ländern gleich gut, ihre Jugendlichen in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Dass dem so ist, hat vielfältige Gründe und ist wissenschaftlich nicht abschließend geklärt. Es wird vermutet, dass Unterschiede in der professionellen Steuerung und Begleitung sowohl am Übergang I – von der obligatorischen in die nachobligatorische Bildung – als auch auf dem Bildungsweg auf der Sekundarstufe II und am Übergang II – von der Sekundarstufe II in den Arbeitsmarkt – dabei eine Rolle spielen. Der Prozess der Berufsintegration ist von großer Bedeutung. Er ist komplex, da neben Formen und Kulturen interinstitutioneller Zusammenarbeit weitere Faktoren beteiligt sind, wie zum Beispiel staatliche Kompetenzregelungen, die Breite der Bildungsangebotspalette, weiterführende Bildungswege, Statusfragen oder die Professionalität involvierter Fachpersonen.
Der erfolgreiche Übertritt ist aber auch eine kritische Phase im Leben eines jungen Menschen. In der Regel stehen Jugendliche (und ihre Eltern) dabei vor vielen Optionen. Eignung und Neigung der Jugendlichen sind dabei nur zwei Aspekte. Viele Gesichtspunkte müssen gleichzeitig abgewogen werden, was einiges an Information und Hilfestellungen voraussetzt. Hinzu kommt, dass Jugendliche in der Adoleszenzphase mit unterschiedlichen persönlichen Herausforderungen konfrontiert sind. Was im Moment der Entscheidung für sie wichtig ist, muss sich nicht unbedingt mit dem decken, was Eltern, Lehrpersonen, Berufsberater oder weitere Bezugspersonen denken. Was Erwachsene für sinnvoll erachten, passt oft nicht zur Präferenzordnung und entspricht nicht der Entscheidungsreife der Jugendlichen. Hinzu kommen Wertvorstellungen von Eltern, was für ihr Kind das Richtige und Gute ist, um im Leben erfolgreich zu sein. Solche Werte werden unter anderem vom Stand der Informationen über Bildungsmöglichkeiten, Statusfragen und eigenen biografischen Erfahrungen geprägt. Sie bilden nicht immer ab, was für die Jugendlichen im Moment der Berufswahl angesichts der neuen Möglichkeiten im Bildungssystem das Beste wäre, um den Pfad des »Lernens am Erfolg« einschlagen zu können.
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