Lauren Gallagher
Was ich dir zeigen kann …
aus dem Amerikanischen von Marcel Weyers
© tensual, Mettingen 2020
http://www.tensual.de
Tensual ist ein Imprint des dead soft verlags
http://www.deadsoft.de
© the author
Titel der Originalausgabe: I’ll show you mine
Erste Ausgabe erschienen bei Samhain Publishing, 2014–2017.
Deutsche Übersetzung: Marcel Weyers
Cover: Irene Repp
http:/www.daylinart.webnode.com
Bildrechte: © photographee.eu – shutterstock.com
1. Auflage
ISBN 978-3-946408-17-8
ISBN 978-3-946408-18-5 (epub)
Als Alyssa Warren auf einer Hochzeit Shane McNeill trifft, fliegen die Funken. Er ist heiß, er schaut in ihre Richtung und er weiß nichts von ihrem damaligen Fehler, den ihr niemand sonst vergibt. Sie kann nicht widerstehen, sich ihm in einer unglaublichen Nacht hinzugeben … einer Nacht, die sie hungrig nach mehr macht.
Sie ist jedoch nicht bereit, zuzulassen, dass ihre Vergangenheit ihn abschreckt, also schlägt sie ein zwangloses Arrangement vor. Shane ist damit einverstanden. Bedingungsloser, versauter Sex mit einer schönen Frau, die kein Interesse an seiner bedauerlichen Vergangenheit hat – und mit einer Libido, die seiner eigenen entspricht? Verflucht, ja!
Aber während sie immer tiefer in die Vorlieben des anderen eintauchen, wird Vertrauen und Intimität unvermeidlich. Bevor sie sehen können, was die Zukunft bringt, müssen beide ihre Vergangenheit klären … und hoffen, dass ihre Geständnisse sie nicht auseinandertreiben.
Sieger – 2016 EPIC Award, Erotik
Finalist – 2016 National Leather Association
Pauline Reage Novel Award
Niemals in ihrem Leben fühlte sich Alyssa Warren nackter als in dem Augenblick, als sie mit Shane McNeill den Gang hinunterschritt.
Tatsächlich kam es ihr, als er vor der Prozession in den Raum trat, so vor, als könnte ihr Kleid direkt von ihrem Körper schmelzen. Als sich ihre Augen trafen, wünschte sie sich, dass es so wäre. Heilige Scheiße.
Die meisten Männer sahen charmant und sexy im Smoking aus, aber da war noch etwas anderes an Shane. Oh ja, er war charmant und sexy. Adrett, perfekt gepflegt, jedes dunkle Haar an seinem Platz und kein Fleck auf seiner schwarzen Jacke oder den glänzenden Schuhen. Aber … anders.
Er lehnte sich beiläufig gegen die Tür und schwankte kaum, als das Boot unter den Füßen aller schaukelte, und er begegnete ihren Augen ohne einen Hauch von Schüchternheit. Er kam nicht näher; nach der Zeremonie war noch Zeit für Vorstellungsrunden, und die ging in wenigen Minuten los. Der einzige Grund, warum sie überhaupt wusste, wer er war, bestand in der roten Ansteckblume, die ihn von dem anderen Trauzeugen unterschied.
Was bedeutete, dass sie zusammen gehen würden.
Oh Gott.
Seine Anwesenheit ließ ihre Hände so stark zittern, dass sie fast den Strauß ihrer Schwester fallen ließ, und sie verfluchte Hannah schweigend, weil sie die Probe übersprungen hatte. Jeder in der Hochzeitsgesellschaft hatte das hier schon einmal getan, also war es nicht so, als müsste sie den Mist mit dem Vor- und Zurücklaufen üben, aber Alyssa hätte einen Übungslauf mit der Hand am Arm dieses Mannes gebrauchen können.
»Okay, lasst es uns tun.« Hannah richtete ihren Schleier. »Sind alle bereit?«
Dankbar für die Ablenkung wandte sich Alyssa von Shane ab und konzentrierte sich darauf, ihr zu helfen, den Schleier in Position zu bringen. »Die Frage ist, bist du bereit?«
Hannah holte tief Luft und atmete wieder aus. »Ich glaube schon.«
»Es wird alles gut«, sagte Alyssa.
»Und wenn du jetzt nicht bereit bist«, sagte Tina, eine der anderen Brautjungfern, »wirst du es nie sein.«
»Das ist wahr.« Hannah lachte. Noch ein tiefer Atemzug und dann: »Okay, ich glaube, ich bin bereit.« Sie schwankte ein wenig und hielt sich an Alyssas Arm und der Wand fest. »Vorausgesetzt, ich werde nicht ohnmächtig.«
»Du wirst nicht ohnmächtig.« Alyssa stützte sich gegen die Wand und half Hannah, ihr Gleichgewicht wiederzufinden. »Das kommt davon, wenn man High Heels trägt und auf einem Boot heiratet.«
»Verdammt, warum hat mich niemand gewarnt?«, fragte Hannah, lachte aber trotzdem. Dann richtete sie das Oberteil ihres Kleides und streckte ihre Hand aus, um ihren Strauß entgegenzunehmen. Als Alyssa ihn ihr gab, senkte Hannah ihre Stimme zu einem verdächtigen Flüstern: »Tut mir leid, dass du nicht mit ihm gehen kannst.«
Alyssa blickte über ihre Schulter zu Shane, der mit zwei der anderen Trauzeugen plauderte. »Oh, ich glaube, ich werde es schaffen.«
Hannah rümpfte die Nase, sagte aber nichts. Die Tatsache, dass sie von ihm unbeeindruckt war, verfestigte nur Alyssas Verdacht, dass es bei seinem Auftauchen nur darum ging, die Fassade zu wahren. Hannah mochte ihre hübschen, kleinen, reichen Jungs – ihr Verlobter hatte ordentlich Kohle – und Shane machte einen Eindruck, der nicht gerade nach Cadillacs und Country Clubs aussah. Selbst ein Smoking konnte diesen Anblick, diese Aura nicht verbergen, als wäre er kurz davor, etwas sehr Unkultiviertes zu sagen. Etwas fast Gefährliches. Ein Wolf im Schafspelz.
Alyssa zuckte mit den Achseln, um einen Schauer zu verbergen, obwohl ihre Gänsehaut wohl für jeden in einem Umkreis von einem Meter sichtbar gewesen sein musste. Die schrecklichen Seeschaum-grünen Kleider, die Hannah ausgesucht hatte, reichten fast bis zum Boden, aber oben? Ihr Ehering war vermutlich dicker als die Träger, die sich über Alyssas Schultern erstreckten, um den unglaublich tiefen Ausschnitt oben zu halten. Der Rücken war auch nicht sehr hoch geschnitten, und da ihr Haar wie bei allen anderen Brautjungfern hochgesteckt war, gab es nichts, was ihren Nacken und den Großteil ihres Rückens bedeckte. Shane musste sie nur ansehen und er würde sofort erkennen, welche Wirkung er auf sie hatte.
Er würde wahrscheinlich annehmen, dass es an der kühlen Brise lag, die vom Wasser durch die offene Tür hereinblies. Alyssa bezweifelte, dass er vermuten würde, dass jedes einzelne aufstehende Härchen ihm zu verdanken war.
Sie sah ihn noch einmal an, und diesmal blickte er sie auch an.
Und grinste.
Nein, nein, er schob die Gänsehaut niemals auf den Wind.
Eingebildeter Mistkerl.
Es schüttelte sie noch einmal und dann wandte sie sich ab.
Und natürlich sah sie sein Spiegelbild in einem Fenster. Verdammt noch mal. Sie beschäftigte sich damit, sicherzustellen, dass alle Sträuße perfekt arrangiert und für die Feier bereit waren. Wenigstens müsste sie sich keine Sorgen machen, dass sich sein Gesicht in einem Strauß Rosen widerspiegeln würde. Obwohl ein Mann wie er sich wahrscheinlich überall manifestieren konnte, wenn er es wollte. Wie der Teufel selbst.
Während sie und Tina Hannas Schleier richteten, konnte Alyssa nicht widerstehen und warf ihm einen weiteren Blick zu. Er stand jetzt in der Türöffnung, die Hände in den Taschen seiner maßgeschneiderten Hose, und starrte auf etwas, das außerhalb von Alyssas Sichtweite lag.
Zum zweiten Mal überkam sie eine Welle von Gänsehaut an jedem freiliegenden Zentimeter ihrer nackten Arme und ihres Rückens. Sie war voll bekleidet, aber in diesem dünnen Material mit den dünnsten Trägern der Welt fühlte sie sich entblößt und nackt und, verdammt, was sie nicht gegeben hätte, damit er seinen Kopf drehte.
Er hatte einfach etwas an sich. Als er seine Hand zu seinem Gesicht hob, war sie wirklich überrascht, dass er keine Zigarette an seine Lippen führte, sondern sich am Kiefer kratzte. Sie hatte den Eindruck, dass er Raucher sein würde. Die Art böser Junge, der sich an ein Motorrad lehnte, eine halb aufgerauchte Zigarette im Mundwinkel hatte und mit seinen langen Fingern mit einem Zippo-Feuerzeug spielte.
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