Elke Pahud de Mortanges - Weiß ich, was ich glaube?

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Was glaube ich, wenn ich sage: Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen. seinen eingeborenen Sohn. Empfangen durch den Heiligen Geist. aufgefahren in den Himmel.? Ohne auf gängige Floskeln im Kirchenund Theologenjargon zurückzugreifen, geht Elke Pahud de Mortanges den Sätzen des Apostolischen Glaubensbekenntnisses nach. Dabei ist es ihr Anliegen, zwei Dinge zusammenzubringen. Zum einen: Was weiß ich als Theologin über das Credo? Wie kann ich verantwortet darüber Auskunft geben, so dass der Glaube der Kirche sichtbar wird? Zum anderen: Wie kann ich diesen Glauben für mich selber emotional und intellektuell «bewohnbar» machen? Inwiefern haben die Antworten, die Kirche und Theologie geben, mit meinem Leben als Mensch, als Ehefrau und Mutter, als Tochter und Urenkelin zu tun? Ein theologisch fundierter, zugleich «geerdeter» Beitrag zum «Jahr des Glaubens».

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Elke Pahud de Mortanges

Weiß ich, was ich glaube?

Das Credo heute leben

Elke Pahud de Mortanges

Weiß ich,

was ich

glaube?

Das Credo heute leben

картинка 1

Für Elisabeth Pfaff Max Seckler Aurélie

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über ‹ http://dnb.d-nb.de› abruf bar.

© 2013 Echter Verlag GmbH, Würzburg

www.echter-verlag.deUmschlag: wunderlichundweigand.de Umschlagbild: © plainpicture / Millennium Satz: Hain-Team, Bad Zwischenahn ( www.hain-team.de) Druck und Bindung: CPI – Clausen & Bosse, Leck ISBN 978-3-429-03600-3 (Print) 978-3-429-04691-0 (PDF) 978-3-429-06090-9 (ePub)

Inhalt

Vorwort

Das Apostolische Glaubensbekenntnis

1. Das Apostolische Glaubensbekenntnis – oder: die Melodie des Sonntags

2. Credo – Raum geben und Wurzeln schlagen

3. Gott – wer ist das?

4. Das „Woher“ und „Warum“ von Mensch und Welt

5. Jesus Christus – was ist das für ein Mensch?

6. Gekreuzigt, gestorben und begraben – und doch kein Ende

7. Höllenfahrt – Himmelfahrt – Wiederkunft

8. Macht euch auf, bringt Frucht, liebt einander

9. Kirche – wirklich heilig?

10. Das letzte „Wohin“ von Mensch und Welt

Literaturhinweise

Vorwort

Mit uns Theologieprofessoren ist es wie mit Vertretern anderer Wissenschaften auch, seien es Ärzte, Juristen oder Ökonomen. Wir schreiben (oder reden) klug daher und haben schnell mal auf alles eine Antwort parat. Dabei wissen doch alle – und wir selber am besten –, dass die vermeintlich glatten und einfachen Antworten, die zu geben wir gelernt haben, oft weder die anderen noch uns selber satt machen.

Als ich gefragt wurde, ob ich für das Katholische Sonntagsblatt der Diözese Rottenburg-Stuttgart im Sommer 2012 eine Serie über das Apostolische Glaubensbekenntnis schreiben wolle, war mir klar, dass ich mich nicht hinter einfachen Antworten und gängigen Floskeln im Kirchen- und Theologenjargon verstecken wollte. Denn der Name der Rubrik „Wissen und Glauben“ war mir Programm. Zwei Dinge musste ich zusammenbringen. Zum einen: Was weiß ich als Theologin über das Credo? Wie kann ich verantwortet darüber Auskunft geben, so dass der Glaube der Kirche sichtbar wird? Zum anderen: Wie „bewohne“ ich selber die Wissensantworten, die Kirche und Theologie geben? Inwiefern haben diese Wissensantworten mit meinem Leben als Mensch, als Ehefrau und Mutter, als Tochter und Urenkelin zu tun? Nährt sich das Wissen aus meinem Leben – und umgekehrt? Tun sich Abgründe zwischen beiden auf oder zeigen sich Spannungen? Gehe ich bisweilen eigene, andere Lebens- und Denkwege, nicht um vom Glauben der Kirche abzukommen, sondern um ihn für mich selber emotional und intellektuell bewohnbar zu machen?

Als die Serie erschien, war schnell klar: So manchem meiner Kollegen war sie etwas peinlich. „Bist du sicher, dass du so persönlich werden wolltest? War das nicht alles doch ein bisschen zu privat, das mit deiner Urgroßmutter, deiner Tochter und so?“ Zugegeben, es ist privat, ja. Doch wie anders können wir Theologen heute glaubwürdig sein, wenn wir nicht selber persönlich Flagge zeigen und Auskunft darüber geben, wie wir den Glauben der Kirche nicht nur mit unserem Intellekt im Haus der Wissenschaft sezieren, sondern ihn auch in unserem Leben bewohnen.

Der Echter Verlag hat sich auf diesen gewagten Blickwinkel eingelassen, mehr noch: Er konnte ihm so viel abgewinnen, dass die Serie nun auch als Buch erscheinen kann, wofür an dieser Stelle herzlich gedankt sei. Für den Druck wurde der Text zwar leicht überarbeitet und geringfügig erweitert. Die Struktur der Serie wurde aber beibehalten: In zehn Kapiteln wird Vers um Vers das Apostolische Glaubensbekenntnis vorgestellt und bedacht.

Dass ich meiner Urgroßmutter Elisabeth Pfaff auf meinem Weg ins Leben und in den Glauben viel verdanke und ebenso und auf ganz eigene Weise meiner Tochter Aurélie, das wird sich dem Leser unschwer erschließen. Dass ich meinem Doktorvater Max Seckler intellektuell und theologisch viel verdanke, das erschließt sich nur denen, die wie ich in seiner Denkschule gelernt haben, das Einmaleins des Glaubens zu buchstabieren. Von diesem Brot meiner frühen Tübinger Jahre zehre ich noch heute.

Greng, Januar 2013 Elke Pahud de Mortanges

1.

Das Apostolische Glaubensbekenntnis – oder: die Melodie des Sonntags

Hand aufs Herz – kennen Sie das Apostolische Glaubensbekenntnis? Hätte man meine Urgroßmutter gefragt, sie hätte nach kurzem Nachdenken und Zögern bestimmt den Kopf geschüttelt. Nein, das kenne sie nicht. Dabei kannte sie es auswendig, sagte es her, Vers um Vers, Sonntag für Sonntag, unbeirrt und mit großem Ernst, nach der Predigt des Pfarrers, im Chor mit allen anderen Kirchgängern. Ich stand als kleines Mädchen neben ihr in der Kirchenbank und war stolz, dass auch ich es sagen konnte, dieses „Etwas“ mit seiner ganz eigenen Melodie, das einfach dazugehörte zum Sonntag und zur Messe. „Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen …“ Heute, im Jahr 2013, ist die Selbstverständlichkeit des Dahersagens meiner Urgroßmutter dahin. Meine eigene auch. Und die Ihre? Was es auf sich hat mit dem Apostolicum, woher es kommt und vor allem, was wir Christen sagen, wenn wir es hersagen, ob auswendig oder abgelesen, ob stehend oder sitzend – darüber will dieses Buch nachdenken. Dies im Wissen darum, dass es nicht nur in meinem eigenen, sondern auch im Leben der Kirche seinen Anfang nahm im Gottesdienst und seinen bleibenden Platz in der Liturgie des Sonntags und der Taufe hat.

Woher stammt es?

Das Apostolische Glaubensbekenntnis wurde weder von einem Papst noch von einem Konzil verordnet, auch nicht von einer Theologenkaste. Es ist einfach von Christen gebetet worden. Es ist ein Stück Gebetspraxis, wurde mündlich weitergegeben und irgendwann auch verschriftlicht. Seine Wurzeln lassen sich zurückverfolgen ins 3. Jahrhundert nach Christus, wo es in der römischen Ortsgemeinde seinen festen Platz in der Unterweisung der (erwachsenen) Täuflinge hatte. Was in der römischen Ortsgemeinde in Gebrauch war, das wurde im Frühmittelalter in Südwestgallien nachgesprochen und weitergeformt. Von dort gelangte es zurück nach Rom und wurde zum Bekenntnis der ganzen Kirche des Westens. Das geschah nicht ohne politisches Kalkül, war doch Kaiser Karl dem Großen im 9. Jahrhundert nach Christus an der Vereinheitlichung der Liturgie, aber auch der Kirche als Ganzer gelegen; so dass er kurzerhand das Apostolicum per Reichsgesetz für die Westkirche verbindlich machte.

(K)ein ökumenisches Bekenntnis?

Ein Reichsgesetz ist das Apostolicum schon lange nicht mehr. Doch eines der beiden Bekenntnisse der Kirchen des Westens ist es bis heute geblieben. Ob römisch-katholisch oder altkatholisch, ob anglikanisch oder evangelisch – in allen Kirchen der westlichen Tradition hat es seinen festen Platz. Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass „getrennte christliche Konfessionen es gemeinsam bekennen“, weshalb es ein ökumenisches Bekenntnis heißen darf.

Doch halt. Was uns Christen im Westen eint, trennt uns formal vom Osten. Die Kirchen des Ostens haben eine ganz eigene Tradition, die mit dem Glaubensbekenntnis des Konzils von Nizäa (325) und Konstantinopel (381) verbunden ist, auf dessen Boden wir im Westen ebenso fest stehen. Um den dort formulierten Text vom Apostolicum zu unterscheiden, nennt man das erste bei uns das „Große“, das zweite das „Kleine“ Glaubensbekenntnis. 1438 erklärte der griechische Metropolit, die Kirche des Ostens kenne und anerkenne dieses „Kleine“ Glaubensbekenntnis nicht, weil es eben im Osten nie in Gebrauch war. Sie müsse es auch deshalb ablehnen, weil es gar nicht von den Aposteln stamme.

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