Matthias Dhammavaro Jordan
Als ich verlor, was ich niemals war
Matthias Dhammavaro Jordan
ALS ICH VERLOR,
WAS ICH
NIEMALS WAR
Wie der Buddhismus mein Leben verändert hat
1. Auflage 2019
Verlag Via Nova, Alte Landstr. 12, 36100 Petersberg
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© Alle Rechte vorbehalten
Print: 978-3-86616-474-1
e-Pub: 978-3-86616-495-6
Inhalt
Vorwort
Unterwegs
Ernüchterung
Eine Reise beginnt immer mit dem ersten Schritt
Wat Suan Mokkh – Garten der Befreiung
Zurück auf die Insel
Bangkok – Tokio – Berlin
Zurück in Berlin
Wat Pang Bua – das Kloster am Lotusteich
Zurück nach Suan Mokkh
Die erste ‚Erleuchtung‘
Penang – Katmandu
Berlin
Abschied von Berlin
Bangkok / Suan Mokkh
Karma
Internationales Waldkloster
Klösterliches Leben
Freude und Glück der Welt
Herzenstrübungen und Hindernisse
Tod und Vergänglichkeit
Das letzte Treffen
Zurück in Pah Nana Chat
Ordination zum Novizen
Die Felsenwelt am kleinen Berg
Puh Jom Gom – ein Traum wird wahr
Abschied von Anna
Ordination zum Mönch Dhammavaro Bhikkhu
Liebende Güte und die unendliche Weite des Seins
Leben in der Wildnis
Mein Papa
Deutschland
Zurück nach Thailand
Puh Jom Gom (Zweite Vassa)
Das Mysterium entfaltet sich
Der Weg ist das Ziel
Retreat in Wat Küan und Ajahn Chahs Tod
Klosteralltag
Schuld – ein Echo aus weiter Vergangenheit
Klosteralltag und hungrige Geister
Ajahn Chahs Feuerbestattung
Der Dalai Lama
Ajahn Buddhadasas Tod
Wat Puh Jom Gom
Besuch von Ajahn Pasanno
Die fünfte Regenzeit
Vergänglich sind alle Erscheinungen
Der Weg in die Freiheit
Abschied von Puh Jom Gom
Auf Wanderschaft
Sri Lanka
Vipassana
Eine spirituelle Depression
Vipassana und die Erkenntnisstufen
Polgasduwa, Island Hermitage
Inselleben
Nyanavimala
„Sei der Raum, in dem die Welt tanzt!“
Abschied von Sri Lanka
Deutschland
Weiße Magie
Weiter geht’s
Hospiz in Wiesbaden
Kanada
Wolf und Adler
Das Indianerfest
Im Bauch der großen Mutter
Der mit dem Bären tanzt
Abschied und Aufbruch
Deutschland
Heiligenfeld
Rückblick
Zurück im Kloster Langenselbold
England
Der ‚falsche‘ Platz
Die letzten Tage als Mönch
Die ‚letzte‘ Reise …
Wie ging mein Leben weiter?
Danke
Bild- und Quellennachweise
Vorwort
Liebe Leserin, lieber Leser,
wir haben nur ein Leben, nämlich dieses – und es will gelebt werden – aber wie?
Als ich mir selbst diese Frage stellte, war ich Ende zwanzig, lebte in Berlin und hatte eine kleine Gartenbaufirma. Eigentlich war alles mehr als gut – im Außen.
Aber dann schlich sich auf einmal ein seltsames Gefühl der Ernüchterung in mein Leben, weil ich die immer wiederkehrende Veränderlichkeit aller Dinge erlebte. Damals wusste ich noch nicht, dass ich eine Grundwahrheit unserer Existenz entdeckt hatte, nämlich die, dass alles, was entsteht, auch wieder vergeht. Diese Erkenntnis ließ mich langsam, aber sicher an dem Wert der Dinge zweifeln, die ich bislang als erstrebenswert erachtet hatte.
Dann stellten sich mir Fragen wie: Um was geht es hier in diesem Leben wirklich? Wer bin ich eigentlich? Und was ist der Sinn dieses Lebens? – und ich konnte für mich keine zufriedenstellenden Antworten finden.
Aber eins wurde mir sehr schnell klar: Dass ich nicht so weitermachen konnte wie bisher, und ich machte mich auf den Weg …
Ich möchte dich, liebe Leserin, lieber Leser, an einem Teil dieses Weges teilhaben lassen, wohin er mich brachte, was ich erlebt habe, welche Erkenntnisse sich einstellten.
Vielleicht ermutigt es auch dich, deinen Weg zu gehen, dich nicht von Ängsten, Sorgen oder Zweifeln leiten zu lassen, sondern mit deiner eigenen Kraft, Freude und Weisheit in Berührung zu kommen, um am Ende deines Lebens sagen zu können: Ich habe mein Leben gut gelebt. Ich wünsche dir beim Lesen viel Freude und erkenntnisreiche Momente.
Mit guten Gedanken
Matthias Dhammavaro Jordan
Unterwegs
„Hey, Anna, was meinst du, was ist der Sinn des Lebens?“
„Du stellst Fragen!“, antwortete sie und blickte kurz zu mir herüber, während sie die letzten Gabeln voll Reis in ihren Mund schob. „Nein, jetzt mal ehrlich. Hast du dich das noch nie gefragt? Um was geht’s hier eigentlich wirklich? Jetzt sind wir schon zirka sechs Wochen in Asien unterwegs und ich frage mich, was wir hier eigentlich machen? Das war doch alles ganz schön anstrengend, oder?“ „Naja, klar war es anstrengend, aber es war doch auch schön – oder etwa nicht?“
Wenn ich jetzt nein gesagt oder es angezweifelt hätte, würde sie mir ihren leicht vorwurfsvollen Blick zuwerfen, und das wollte ich vermeiden. Darüber hinaus wollte ich ihr auch nicht das Gefühl geben, dass mir das alles keinen Spaß gemacht hätte. Natürlich machte es auch Spaß, herumzureisen. Aber irgendwie war ich so satt von alledem und hatte keine Lust mehr, irgendwohin zu reisen. Aber es schien so, dass sie keine weitere Antwort von mir erwartete, und sie machte sich jetzt über den süßen Nachtisch her.
Wir hatten eine sehr schöne Zeit am Lake Toba in Sumatra verbracht, reisten durch Indonesien, waren in Malaysia, aber zuvor waren wir in Thailand auf Koh Samui gewesen, wohin wir auch gerade wieder zurück wollten, um dort die letzten Wochen unserer gemeinsamen Reise am Strand zu verbringen, bevor Anna nach Japan fliegen wollte.
Wir hatten nämlich nach einer Dschungeltour in einem Gästehaus auf Sumatra einige junge Europäerinnen getroffen, die gerade von einem Arbeitsaufenthalt aus Japan zurückgekommen waren, und sie erzählten, wie viel Geld man dort mit verschiedensten Jobs verdienen könne.
Da Anna und ich noch keine genauen Pläne hatten, was als Nächstes anstehen würde, entschied sie sich, es mal in Japan zu probieren. Wir hatten Zeit, wir hatten Geld, aber das wurde jeden Tag weniger.
Wir besprachen ihr Vorhaben, besprachen alles, was daran hing, auch unsere Beziehung, und waren uns schließlich einig, dass sieben Monate ja keine Ewigkeit sind.
Ich würde wieder nach Berlin gehen, Garten- und Landschaftsbau machen, und dann würden wir uns im kommenden Winter wieder in Bangkok treffen. Uns verblieben jetzt noch gut drei gemeinsame Wochen in Asien.
Es war eine lange Zugfahrt zurück nach Thailand. In Surat Thani angekommen, erwischten wir noch die Nachtfähre nach Koh Samui, landeten dort morgens um sieben Uhr, nahmen ein Taxi und waren wieder am Chaweng Beach angekommen. Darüber waren wir sehr froh. Endlich ausspannen, keine überfüllten Busse mehr, keine billigen Hotels mit übergelaufenen Klos, kein frühes Aufstehen mehr, um irgendeinen Bus nach irgendwohin zu erwischen.
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