Thomas Sautner - Die Erfindung der Welt

Здесь есть возможность читать онлайн «Thomas Sautner - Die Erfindung der Welt» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Die Erfindung der Welt: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Die Erfindung der Welt»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

Die Schriftstellerin Aliza Berg erhält einen anonymen Brief mit dem großzügig honorierten Auftrag, einen Roman zu schreiben, mit keinem geringeren Thema als dem Leben. Sie soll es mit frischem Blick neu entdecken und unvoreingenommen davon erzählen – am Beispiel einer vorgegebenen Gegend und all ihrer Bewohner. Auf der beigelegten Landkarte scheint das markierte Gebiet allerdings gänzlich unbewohnt zu sein.
Aliza reist also nach Litstein, findet Logis bei Gräfin und Graf Hohensinn und beginnt mit ihren Recherchen. Dabei begegnet sie der eigensinnigen Kristyna in ihrem Haus im Wald ebenso wie dem Eigenbrötler Jakob und dem Trafikanten Peter. Aber vor allem eröffnen sich ihr die wesentlichen Dinge: die Unendlichkeit der Gedanken, die Zartheit und Wucht der Natur und die Kraft der Liebe.
Was macht das Leben aus? Thomas Sautner entführt eine Autorin ins unendliche Labyrinth der Gedanken und lässt sie zwischen den ganz großen
Fragen der Existenz wandern.

Die Erfindung der Welt — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Die Erfindung der Welt», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Erzähle mir noch mehr, würde etwa die Gräfin im Roman nun bitten, die wirkliche Gräfin aber einfach schweigen und zuhören und versuchen, sich zu entspannen, und die Autorin, also ich, fortfahren, dass eine Romanfigur meist aus vielen realen Personen zusammengewürfelt ist. Wobei real bei uns Autoren heißt, dass es sich um Menschen handelt, die real atmen und real träumen und real leben – in unserem Autorenkopf; freilich können es auch konventionell reale Menschen sein, auch das kommt vor. Es erklärt, dass sich manche Freunde und Bekannte, selbst wenn ich sie beim Schreiben nicht im Sinn hatte, in einer Romanfigur wiederzuerkennen glauben. Einmal fühlen sie sich geschmeichelt, ein andermal aufs Schlimmste beleidigt, beides zu Unrecht natürlich. Andere, denen ich tatsächlich die Idee für eine Romanfigur zu verdanken habe, wundern sich über die Absurdität jener Figur.«

Elli schwieg nach wie vor. Es war rührend, wie sie mir gegenüber auf der Couch saß, die Füße auf dem Teppich, die Schultern zurückgespannt, die Ellenbogen durchgedrückt und ihre Handflächen gegen die Sitzpolsterung gestemmt. Eine Katze, bereit zum Sprung.

Aufmerksam blickte sie mich an. Erzähle weiter, hieß das wohl, ich will noch mehr davon wissen, wie ihr Schriftsteller so trickst. Doch viel mehr hatte ich nicht zu bieten, also sagte ich: »Wenn ich meine Arbeit richtig mache, Elli, werdet ihr, du und die anderen Charaktere im Buch, realer als real sein. Die Leserinnen und Leser werden mehr von der Romanfigur Elli wissen als du von dir, verstehst du? Der Text wird vorandrängen, die Zeilen, die Buchstaben, immer tiefer, und plötzlich, mit einem Schlag, werden wir alle, auch du, auf dein offenes Herz blicken, dein wild pochendes, verletzliches Herz. Selbst da werden wir nicht haltmachen, wie im Rausch werden wir sein, springen, komme, was wolle, in dein Herz. In diesem Moment, Elli, wirst du deine Wirklichkeit vor Augen haben, deine am tiefsten verborgene Kammer. Es wird dich auflachen lassen oder aufheulen, beides vielleicht. Jenen, die dich lesen, wird es ähnlich ergehen. Weil es diese letzte, innerste Kammer, glaube ich, nur einmal für alle gibt, ein einziges Mal für alle Menschen gemeinsam.«

Elli sah mit leerem Blick an mir vorbei.

Ich hörte meinen Puls, verebbend in den Ohren. Hatte ich das alles laut ausgesprochen? Diese fiebrigen Sätze einer Geistesgestörten?

Ellis Augenbrauen waren zusammengezogen, ihre Arme hatte sie verschränkt. Kein Kurs in Psychologie war nötig, um zu wissen, was in ihr vorging. Sie wollte, nein, sie konnte sich nicht derart blindlings öffnen. Es war doch naheliegend gewesen von Anfang an. Elisabeth von Hohensinn, dreiundfünfzig, Gräfin zu Litstein, durfte einfach nicht riskieren, sich und ihr engstes Umfeld in einem Roman wiederzufinden.

Elli blickte ernst, schloss die Arme noch fester. »Weißt du was«, sagte sie, »scheiß doch der Hund drauf, ich mach’s.«

- 4 -

Nachdem mir Elli ihr Jawort gegeben hatte, mit eiserner Miene, als meldete sie sich zu einem Selbstmordkommando, und dieses Jawort auf mein ungläubiges Nachfragen hin bestätigte und nochmals bestätigte – ja, sie meine es ernst, ja, sie sei sich völlig sicher –, freute ich mich natürlich. Doch meine Erfahrung sagte mir, dass Elli, sobald es ernst werden würde, einen Rückzieher machen könnte. Es war mir schon oft so ergangen mit Informanten, noch öfter mit möglichen Romanfiguren. Wobei – und das ist gut zu wissen, falls Sie einmal einer Autorin oder einem Autor begegnen – Rückzieher ohnehin zwecklos sind, schon ab dem ersten Aufeinandertreffen. Für Rückzieher ist es zu spät von Anfang an. Sobald Sie als Vorlage für eine Romanfigur ausgewählt werden, und sei es nur ein Aspekt von Ihnen, eine winzige Eigenart oder ein einziges äußerliches Merkmal, ist es um Sie geschehen. Mein Schriftstellerfreund treibt diese unter uns Autoren selbstverständliche Chuzpe gerne auf die Spitze, indem er eigens von jenen nicht ablässt und sie in ein schräges Licht stellt, die sich wehren, Teil seiner Romane zu werden, oder die versuchen, ihm durch Nichtbeantworten seiner Gesprächseinladungen zu entgehen. Antilopentechnik (davonrennen) – zwecklos bei ihm, Igeltechnik (zusammenkauern und verschanzen) – zwecklos, Spinnentechnik (totstellen) – zwecklos, Katzentechnik (wehren, kämpfen, kratzen) – völlig zwecklos. Denn ihre Seele kann nicht davonlaufen, und die hat sich dieser Teufel schon im allerersten Moment des Kennenlernens gekrallt und um sie baut, modelliert, arrangiert er sie im Roman gänzlich neu. Wie einer dieser skrupellosen Labortechniker ist er, wie jene Götter in Weiß, die aus einem Hauch von Information ein Lebewesen zaubern. Ich bin da weicher, ich respektiere Rückzieher, hin und wieder.

Doch Elli, meine Elli, war nicht die Frau, die Rückzieher machte. Elli war die Frau, die sich in jungen Jahren entgegen guten, vielen guten Gründen für die Hochzeit mit Graf Leopold von Hohensinn entschieden hatte – und sie war nach wie vor seine Ehefrau, entgegen vielen guten Gründen. Elli war zudem die Frau, die vor langer Zeit für sich beschlossen hatte, die Rolle der Elisabeth von Hohensinn zu spielen – und sie spielte die Rolle nach wie vor, akzeptierte die auf ihr lastende Entscheidung. Und nun: Nun war sie die Frau, die das Zusammentreffen mit einer eben erst kennengelernten Schriftstellerin zum Anlass genommen hatte, sich in die Tiefen eines Romans fallen zu lassen.

»Ich bin wie gezwungen, es zu tun«, sagte Elli. »Weil: Worauf sollte ich warten? Darauf, dass ich älter und feiger werde? Soll ich so lange zuwarten, bis ich ausreichend vorsichtig bin, um es nicht mehr tun zu müssen, so lange, bis ich vergessen habe, dass mein Leben mir gehört?«

Das war eine starke Antwort. Doch ich traute ihr nicht. Elli traute ich, doch dieser Antwort traute ich nicht. Sie war, wie soll ich das erklären … sie war: zu gut. Zu prall. Irgendetwas Zusätzliches, Verborgenes musste in ihr stecken.

»Wirklich?«, fragte ich. »Das ist die Essenz auf meine Frage, warum du das Risiko eingehst, ausgerechnet jetzt das wahnwitzige Risiko, dein Leben vor mir auszubreiten, Seite für Seite?«

Die Frage war rüde. Als legte ich es darauf an, einen Rückzieher Ellis zu provozieren. Tatsächlich aber gehören derlei Fragen zu meinem Standardprozedere. Es geht darum, einen Überraschungsmoment zu verursachen, einen Rhythmuswechsel im Denken. Wenn ein Gesprächspartner glaubt, alles bedacht und abgewogen zu haben, glaubt, sich alles gefragt zu haben, komme ich. Und stelle hinter allen Fragen: noch eine. Mitunter stellt das alles auf den Kopf.

»Du verschweigst doch etwas, Elli; mir oder dir. Was ist es? Was ist die Ursache, was der geheime Auslöser für deinen Mut?«

Ihre Pupillen. Plötzlich weit! Elli lauf, lauf schnell! Elli renn! Renn davon! Wer ist das hinter dir?! Schau doch, hinter dir! Elli!

Ich sah sie an – und da geschah er, der Moment, in dem sie sich eingestand, was sie längst wusste. Als hätte jemand, wer mochte es sein?, einen Kiesel in hohem Bogen in die Richtung ihres Teiches geworfen. Und jetzt erst, in diesem Augenblick, ließ Elli zu, dass dieses seltsam Handwarme, Weiche – hart in sie fiel. Es ging durch die Oberfläche des Teiches, sank ein, berührte das Wasser, sank, bis auf den Grund. Ein Innehalten, ein Sprung ihres Herzens, sich spiegelnd in blauen Augen.

Und dann?

Dann Ruhe.

Ein schmerzliches Lächeln, Dankbarkeit.

Der Teich. Still nun wieder.

Wie unberührt.

Sie hatte mich nicht belogen. Ihre Antwort hatte bloß versucht, mich und sie, ja, uns beide, dort zu belassen, wo wir nichts anrichten konnten. Doch nun hatte Elli alles durchschaut.

»Ich kann«, sagte sie und sah auf, »ich möchte dir den wahren Grund nicht erzählen, ich will dir nicht sagen, warum ich ausgerechnet jetzt bereit bin, alles zu riskieren. Ich mache Gebrauch von der Ausnahmeregelung.«

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Die Erfindung der Welt»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Die Erfindung der Welt» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «Die Erfindung der Welt»

Обсуждение, отзывы о книге «Die Erfindung der Welt» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x