Und erst aus dem gemeinsamen Ziel, aus innerer Einheit, aus Akzeptanz, Verstehen, Offenheit und Zuneigung kann wirkliche Zusammenarbeit entstehen, die für den Aufbau und das stetige Wachstum der Öko-Habitate notwendig ist. Zusammenarbeit bedeutet nicht nur, dass Arbeitsgänge ineinander übergreifen, das tun sie auch am Fließband, sondern dass vor dem Hintergrund des großen gemeinsamen Ziels oder Ideals ein jeder sich bemüht, seine ganzen Fähigkeiten nicht nur einzusetzen, sondern auch weiterzuentwickeln und im Rahmen seiner Möglichkeiten das Erblühen seines Öko-Habitats und der Idee an sich weltweit zu fördern. Zusammenarbeit bedeutet nicht nur harmonische Handreichungen, sondern ein Hineinwachsen in den Geist und die Seele des Öko-Habitats und seiner Gemeinschaft, und Anteil zu nehmen an allem, was geschieht. Wenn eine Blüte erblüht, dann geschieht dies in einem harmonischen Konzert aller Elemente der Blüte und der Pflanze, durch eine Aspiration jeder einzelnen Zelle, und erst die Gesamtheit dieser Zellen macht die Blüte aus. Und im Gegensatz zu einer Blüte muss ein Öko-Habitat nicht einen Höhepunkt durchschreiten und danach verblühen, sondern kann seine Pracht endlos zeigen und sogar weiter entfalten, solange das Bewusstsein von Einheit, Zusammenarbeit und stetigem Fortschritt in der Gemeinschaft lebendig ist.
Die Energie dafür, der innere Antrieb dazu, kommt aus der Urkraft an sich, aus dieser Macht, aus der das Universum entstand und ohne die, in welch entstellter Form auch immer sie sich äußert, kein Leben möglich wäre. Öko-Habitate werden nicht aus Angst vor Vernichtung entstehen, obwohl dies sicherlich der primär wahrgenommene Grund sein wird – und dies sollte auch nicht der eigentliche Grund sein, denn dann wären sie aus Verneinung geboren. Öko-Habitate müssen aus einer positiven Vision entstehen, wenn sie etwas bewirken wollen. Es ist nicht so wichtig, gegen etwas zu sein, als für etwas, denn wenn man etwas beseitigt, einen Missstand abgeschafft hat, heißt das nicht, dass nicht ein neues Übel an dessen Stelle tritt. Diese Unterscheidung mag marginal erscheinen, als eine Entscheidung zwischen zwei Seiten einer Münze, und doch ist sie essenziell: die eine Sache ist destruktiv und vergangenheitsorientiert und die andere konstruktiv und in die Zukunft blickend, das eine ist Hass, das andere Liebe. Und ein Öko-Habitat, eine Kraft, die vorwärts, in die Zukunft drängt, muss erfüllt sein von positiver Fortschrittskraft. Der Urgrund dieser Fortschrittskraft, das, was, wenn auch verborgen und vielfach unbewusst, hinter der Vision der Öko-Habitate steht, ist die Liebe.
Liebe bedeutet nicht zuallererst die Liebe eines Menschen zu einem anderen. Liebe ist vor allem eine Emotion oder sogar das Wesen der Seele. Liebe ist das, was alle Menschen miteinander verbindet, von den allgegenwärtigen Zu- und Abneigungen mal abgesehen. Liebe ist so etwas wie ein Grundbaustein des menschlichen Seins, wenn nicht sogar sein Axiom schlechthin. Liebe ist die absolute und vielleicht einzige Urkraft, und Mystikern oder Bewusstseinsforschern zufolge ist alles, was existiert, aus ihr entstanden.
Zumindest psychologisch gesehen sind wohl alle menschlichen Beziehungen auf Liebe aufgebaut, allerdings in sehr unterschiedlicher Ausprägung oder Unmittelbarkeit. Das fängt schon beim Verlangen an, oder beim Besitzen-wollen, sei es auf einen Menschen oder einen Gegenstand bezogen. Zugrunde liegt hier der Wunsch nach Einheit. Eins-sein-wollen ist ein Ausdruck der Liebe und Teil ihrer Natur. Innerlich möchte man dem Anderen näherkommen, die trennende Barriere überwinden, ihn in sich aufnehmen. Nur, das klappt nicht so, wie wir das gerne hätten. Zwei Dinge können physikalisch nicht denselben Raum einnehmen, und so können wir nie zu dieser Art Einheit kommen. Aus dieser Tatsache resultieren sehr viele verschiedene Verhaltensmuster: Liebe zu gutem Essen, starkes sexuelles Verlangen, häufiger Partnerwechsel, Eifersucht... All das sind Folgen unerfüllter oder unbewusster Liebe. Selbst Hass ist nur eine Form der Liebe, die daher rührt, dass man eine bestimmte Beziehung nicht bekommen kann, sei es, weil man abgewiesen wurde, weil man sie als jenseits der eigenen Möglichkeiten empfindet, weil sie einem madig gemacht wurde, weil sie eigenen oder fremden Konventionen nicht entspricht, oder was auch immer. Jemand, der hasst, beschäftigt sich oft mehr mit dem Gegenstand des Hasses als jemand, der liebt; wenn er nicht die Umarmung des Liebenden bekommt, dann die dies Kriegers.
Dieses Eins-sein-wollen zieht sich durch alle Bereiche des Lebens und alle Ebenen von Beziehung. Ob es sich nun um Bekannte, Kameraden, Freunde, gute Freunde oder geliebte Menschen handelt, immer ist das Element der Liebe ursächlich vorhanden, es ist nur unterschiedlich stark und bewusst ausgeprägt. Jede Beziehung trägt das Potenzial in sich, zur höchsten Stufe zu gelangen. Fast alle Menschen haben die Neigung, Freundschaft als eine eigenständige, von der Liebe getrennte Sache oder Emotion zu betrachten. Aber sie ist eine Form der Liebe und trägt die Möglichkeit in sich, zu einer intensiven Liebe zu werden. Ein Teil dieser Art Kasteneinteilung ist sicherlich sexuell begründet, aber vor allem auch in einem recht archaischen Beziehungskonzept, in dem festgelegt ist, wer wann wieviel welcher Form der Liebe bekommen und geben muss oder darf. Der – einzige – Partner bekommt die tiefe und die sexuelle Liebe, die Verwandten die biologische Liebe, der König, Clanführer oder Staat die patriotische Liebe, und einige Menschen, meist auf das gleiche Geschlecht beschränkt, die Form der Liebe, die Freundschaft genannt wird.
So ist die Liebe parzelliert und ihre Macht in lenkbare Bahnen gebannt. Damit verbunden ist auch die Ansicht, dass Liebe nicht teilbar ist. Das stimmt zwar in gewisser Weise, weil die Liebe ihrem eigentlichen Wesen nach unteilbar ist, aber auf der Beziehungsebene ist der damit verbundene Eindruck grundfalsch, und zwar umso mehr, je tiefer und echter die Liebe ist. Liebe ist nicht teilbar, weil sie elementar ist. Aber von den Möglichkeiten der Liebe in uns drücken wir nur einen Bruchteil aus, so wie auch ein Eisberg nur einen Bruchteil seiner wahren Größe zeigt. Aber auch wenn wir sie nur teilweise zeigen können, ist doch ihr ganzes Potenzial in uns vorhanden. Wenn wir lieben, bemühen wir uns, die verborgenen Teile aus dem Dunkel zu heben, um die Liebe mehr zu genießen. Wenn wir sie nun parzelliert genießen, dann zeigen wir mehrere unterschiedlich kleine und große und scheinbar unzusammenhängende Spitzen unseres Eisbergs, die ihr separiertes Dasein fristen. Wenn wir aber erkennen, dass jede dieser Spitzen ein Ausdruck einer einzigen Liebe sind, dann können sie zu einer großen Emotion zusammenwachsen. Und wenn die große Liebe zu einem Menschen eine große Spitze hervorbringt, dann bringt die Liebe zu zwei Menschen eine noch größere Spitze hervor. Und damit erklärt sich dann auch die alte, gerne ignorierte Weisheit, dass Liebe die einzige Sache ist, die mehr wird, je mehr man davon gibt. Und je mehr die Liebe wächst, desto tiefer und reiner wird sie.
Und je reiner die Liebe, desto eher finden wir zur Einheit. Und aus der Einheit erwächst dann die Kraft. Und das sind die Elemente, die für die Pionierarbeit beim Aufbau der ersten Öko-Habitate, aber auch später unerlässlich sind.
Aber Liebe lässt sich nicht herbeireden, befehlen oder in Kursen aneignen. Liebe ist ein dynamisches Geschehen, das von jedem Einzelnen abhängt und anfangs eher einem scheuen Reh als einem wilden Löwen gleicht. Darum ist es wichtig, günstige Bedingungen zu schaffen, wozu vor allem ein Bewusstseinswandel nötig ist.
So sollte sich der Einzelne als nicht unbedeutendes Teil des Ganzen empfinden können, aber auch als geschätztes Individuum. Um das Gemeinschaftsgefühl zu fördern, sind neben gemeinsamen Festen und Besprechungen auch gemeinsame Arbeiten sehr hilfreich, an denen sich jeder beteiligen sollte, z.B. Gartenarbeit, Ernte, Verarbeitung...
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