Das Erbe
Teil II
Mission Mars
Eine ungewöhnliche Geschichte um angeblich
nie geschehene Dinge ...
von
Wolfgang Ziegler
Alle Rechte vorbehalten
Wolfgang Ziegler
Das Erbe
Teil II
Mission Mars
Impressum
© 2014 Wolfgang Ziegler
Covergestaltung: Wolfgang Ziegler
Digitalisierung: Wolfgang Ziegler
Wolfgang Ziegler
Selbstverlag
55566 Bad Sobernheim
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Unter dem Friedhof der Mönche
„Dieses Bauwerk ist kein echtes Grabmal. Es ist vielmehr der als solches getarnte Eingang zu den geheimen Gewölben der alten Abtei“, sagte Achim Werner von Trauenfeld leise, bückte sich bei diesen Worten vor dem Steingebilde und griff mit einer Hand unter den Rand des oberen Teils einer verwitterten Plastik aus Sandstein, die das Kopfende der efeuüberwucherten Stätte zierte. Zum Staunen seiner Zuschauer ließ sich diese stabile und recht schwer erscheinende Plastik wie ein Deckel relativ leicht anheben. Sie klappte nach dem Prinzip einer Falltür nach oben auf. Offenbar war irgendwo war der mit Hilfe eines Gegengewichtes funktionierende Mechanismus verborgen angebracht. Gedeckt durch zwei links und rechts stehende stilisierte, steinerne Bänke, die allerdings ebenfalls schon mächtig vom Zahn der Zeit angenagt und mit grünlichem Moos überzogen waren, ging es nun in die dunkle Tiefe hinab. Die aufgetane Öffnung war so eng, daß mit Mühe ein Mensch sich hineinzwängen konnte. Gleich nach dem Einstieg ging eine schmale Steintreppe steil nach unten. Die Stufen waren zudem feucht, und es roch etwas dumpf und modrig. Werner von Trauenfeld führte seine Begleiter im Schein einer von ihm mitgebrachten Taschenlampe bis zu einem kleinen Raum, der, nach einer Treppenwindung, bald erreicht war. Dort fanden sich eine Anzahl Fackeln an den Wänden. „Zünden wir die an, dann geht es weiter“, raunte er. Zuckendes Licht hüllte nun die kleine Gesellschaft ein. Die düsteren Gewölbe, die sie nun durch einen kurzen Tunnel erreichten, machten den Eindruck, als wären sie schon seit Hunderten von Jahren nie mehr betreten worden. Doch das täuschte. Auch hier zeigte von Trauenfeld, welche ausgeklügelte Technik die alten Mönche schon damals installiert hatten.
Sie standen bald vor einer mit steinernen Schmuckelementen verzierten Wand. Ein breiter Sims zog sich über den Natursteinen entlang, der mit herausgemeißelten Darstellungen von Blättern und Blütenkelchen üppig bedeckt war. Vorsichtig faßte von Trauenfeld in das steinerne Blattwerk. Es dauerte einen Moment, dann machte sich hinter der Steinwand des Gewölbes ein leicht schurrendes Geräusch bemerkbar. Ein verborgener Öffnungsmechanismus gab abermals einen verdeckten Zugang frei. Diesmal konnte man durch die in der Wand unvermutet entstandene Öffnung einfach leicht gebückt weitergehen. Die Gruppe stand nun in einem niedrigen Keller, der von dicken Natursteinpfeilern in einzelne Sektionen unterteilt war. Die Abschnitte zwischen den Säulen lagen in der Dunkelheit. Es ließen sich aber dicke Eisen erkennen, die die Kammern zum Gang hin abtrennten. „Dort drin befinden sich jeweils Regale mit uralten Schriften, Folianten und anderen Aufzeichnungen dieser Brüder“, erläuterte von Trauenfeld seinen immer erstaunteren Begleitern. „Wahrscheinlich sind es unschätzbare Kostbarkeiten. Jedenfalls haben wir hier aber auch noch genug Platz für unsere Einlagerung, die dem Umfang auch viel bescheidener ausfallen wird. Auf jeden Fall ist sie hier sicher, wie in Abrahams Schoß. Seid Ihr mit diesem Platz einverstanden?“ Fragend schaute er in die Runde. Allgemeines zustimmendes Gemurmel war die Antwort. „Der Ablageort ist von mir schon hergerichtet. Es werden keinerlei Feuchtigkeit oder andere Einflüsse an das Gut dringen können, habt also keine Sorge. Ich hoffe, ich habe alles bedacht.“
„Warum aber ausgerechnet hier? Sicher gäbe es in der Burg doch auch einige Gewölbe, die das Versteck aufnehmen könnten“, wollte Lohfeld wissen. „Ich verstehe den Einwand“, antwortete der Gefragte. „Wenn es tatsächlich geschehen sollte, daß unsere Feinde einmal zu einem ernsthaften Schlag gegen uns ausholen, und auszuschließen ist das keineswegs, würden sie nicht davor scheuen, die Burg auch bis auf den letzten Mauerstein abzutragen und zu untersuchen. Ein Versteck, und sei es noch so gut angelegt, hätte dann wohl sehr wenig Chancen, nicht entdeckt zu werden. Zumal man sich eben besonders für die tiefen Gewölbe, Brunnenschächte und Kellerräume interessieren täte. Sie würden dort alles um und umdrehen. Hier jedoch, so glaube ich jedenfalls, sind wir auf der sicheren Seite. Den alten Friedhof und die Kirchenruine wird man wohl, wenn überhaupt, in einem solchen Falle nur oberflächlich prüfen. Zumal in dieser Gegend bekannt ist, daß in der Vergangenheit hier jahraus und jahrein Schatzsucher sich förmlich die Spaten in die Hand gaben. Außer ein paar alten Mönchsknochen und vielleicht dieser oder jener Kleinigkeit, wurde jedoch nie bedeutender Fund gemacht. Der Ort gilt in diesen Kreisen inzwischen als schlichtweg abgesucht. Ich habe mich darüber genau informiert.“ Von Trauenfeld lachte leise. „Außerdem ist unser geheimes Depot mit modernen Mitteln ausreichend gesichert, auch wenn es nicht so aussehen mag. Und es sind auch sehr wirksame Fallen installiert. Dies habe ich selbstverständlich alles alleine hergerichtet. Außer uns Anwesenden weiß niemand davon. Und ich hoffe, daß dies auch so bleiben wird.“
Der Sprecher verstummte. Knisternd brannten die Fackeln in der eingetretenen Stille. Ihr Rauch zog schnell ab, was auf eine gute Belüftung des Raumes schließen ließ. Die Atmosphäre in dem uralten, nur vom zuckenden Flammenschein erhellten unterirdischen Gemäuer war so geheimnisvoll, daß niemand von der Gruppe viel sprechen mochte. Schweigend sah man sich um, wobei einzelnen so mancher Schauer über den Rücken rann. Besonders Maria zog deutlich fröstelnd die Schultern zusammen und hielt sich dicht an die sie begleitenden Männer. „Man könnte meinen“, flüsterte sie plötzlich, „einer der alten Mönche würde plötzlich erscheinen. Wir sind hier wohl den Mächten des Jenseits sehr nahe. Aber ich spüre dennoch keine Angst, nur etwas die Kühle. Irgendetwas ist hier, was uns aber wohlgesonnen scheint.“ Die Frau streckte ihre beiden Arme leicht nach vorne, als wollte sie unsichtbare Spinnweben zerteilen. „Ja, der Ort ist von den Kräften des Jenseits geschützt. Wir haben einen guten Platz gefunden für unsere Absichten. Keiner unserer Feinde würde überhaupt hierher gelangen können. Sie ließen es einfach nicht zu.“
„Sie hat wahr gesprochen“, sagte nach kurzem Schweigen von Trauenfeld verhalten. „Es ist eine Art magischer Ort. Ein Kraftplatz der Alten, die schon lange, lange nicht mehr auf Erden weilen. Aber ihr Wissen hat sich an diesem Ort manifestiert. Nicht nur in den alten Pergamenten und Schriftrollen. Der Platz selbst hält die Kräfte der Erde schon seit Ewigkeiten fest und gibt sie an die weiter, die wissend genug sind, mit ihnen umzugehen.“ Er unterbrach sich, ließ den Satz ganz offenbar unvollendet und sagte dann leise: „Doch ich werde nun müde, liebe Freunde. So laßt uns alle wieder gehen.“
Sie verließen die düsteren Hallen und Gänge der Mönche über den, Weg, den sie zuvor beschritten hatten. Von Trauenfeld schloß alle geheimen Türen sicher hinter ihnen ab und bald erreichten sie die letzten Steinstufen, die unter der verborgenen Öffnung im Boden des Grabmals endeten. Ihr Führer, der nun vorausgegangen war, drückte sie von innen vorsichtig auf, versicherte sich, daß draußen alles ruhig war; erst dann gab er den Weg frei. Als sie gingen, sah alles so unberührt aus, als hätte seit unzähligen Jahren niemand den alten Kirchhof überhaupt nur betreten. Sogar der Efeu rankte wieder dicht über dem geheimen Verschlußstein hinweg.
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