Kein Wahrsager, dachte ich, nur einer von den üblichen Irren in Venice. »Ich bin Engländer«, sagte ich. »Das ist ein großer Unterschied.«
»O nein, du bist ein Schotte. Kauf mir mein Heidekraut ab. Fünfzig Dollar. Es bringt dir Glück.«
»Nein, danke«, sagte ich und ging weiter. Sein Glück brauchte ich nicht.
»Schenk es doch Sarah.«
Ich stockte.
»Schenk es deinem Mädchen, Sarah. Sarah, deiner Geliebten.«
»Ich fürchte, da liegst du falsch. Hör zu, das wird jetzt peinlich.«
»Dann deiner Tochter Sarah.«
»Ich habe zwei Söhne. Gute Nacht.«
Ich ließ ihn stehen, ging mit großen Schritten davon, verfiel dann wieder ins Schlendern und versuchte das Glücksgefühl heraufzubeschwören, das mich für so kurze Zeit erfüllt hatte, aber es kam nicht zurück. Die absurden Gewissheiten des Wahrsagers hatten mir die Stimmung verdorben, seine Worte nagten an mir, während ich nach Hause ging. Heidekraut als Glücksbringer – wieso? Wer behauptete so was? Aber der Gedanke, dass ich es hätte kaufen sollen, ließ mich nicht mehr los.
Odell Demarco erwartete mich auf der Baustelle: cremefarbenes Hemd mit rehbrauner Hose und cremefarben abgesetzten rehbraunen Schuhen. In das neue Fundament des Hauses, das John-Jo für ihn entworfen hatte, wurde gerade Beton gegossen. Dahinter, dem Ozean zugewandt, lag ein sanft abfallendes Stück Ödland von drei Hektar Größe, das ich in einen Paradiesgarten verwandeln sollte. Sein Lächeln, als wir uns die Hand schüttelten, wirkte ein wenig gezwungen.
»Hey, Alex«, sagte er zur Begrüßung. »Der Schnurrbart – toll. Passt zu dir.«
»Danke, Odell«, sagte ich. Er hatte mir nicht angeboten, ihn zu duzen, aber es war bewährte Praxis bei Harrigan-Rief, nicht vor Klienten zu buckeln, egal wie reich sie waren. Wenn er mit Mr Demarco angesprochen werden wollte, musste er mich mit Mr Rief ansprechen.
»Wo ist Yolanda?«, erkundigte ich mich, es musste sich um die zweite oder dritte Mrs Demarco handeln.
»Yolanda ist ziemlich besorgt, wenn ich ehrlich sein darf«, sagte Demarco, und die Ehrlichkeit glänzte besorgt in seinen Augen. »Sie wollte, dass ich allein mit dir spreche. Aber sie bat mich, auf dem Dreißig-Meter-Pool zu bestehen.«
»Wäre sie doch nur gekommen«, sagte ich. »Der Pool ist jetzt fast sechzig Meter lang.« Ich legte meinen Skizzenblock auf die breite, glänzende Motorhaube seines Wagens. »Können wir anfangen?«
Am selben Abend bestellte ich im Moon eine Flasche Vintage Krug bei Leandra und bestand darauf, dass sie mit mir trank. Ich hörte das Pling ihres Lippensteckers, als das Glas ihren Mund berührte.
»Oh, ich hätte einen Toast ausbringen müssen«, sagte sie. »Was feiern wir?«
Ich erhob mein Glas. »Nieder mit allen Philistern«, sagte ich. Demarco war bemerkenswert ruhig und bestimmt gewesen, als er mich am Vormittag feuerte, und ich sah urplötzlich den Milliardär in ihm, die kalte Überheblichkeit des Magnaten. Er befahl mir, sofort zum Originalentwurf zurückzukehren, was ich höflich verweigerte. Darauf befahl er mir, ihm den Originalentwurf auszuhändigen – mit seinen geraden Terrassen und exakten Symmetrien –, was ich ebenfalls verweigerte. Er drohte mir mit Klage; ich verwies auf verschiedene Klauseln unseres Vertrags. Er verkündete, er werde den Bau des Hauses stoppen und ein anderes entwerfen lassen; also drohte ich ihm mit einer Klage von Harrigan-Rief.
»Sie haben die Möglichkeit, den Entwurf zu akzeptieren oder abzulehnen«, sagte ich. »Mehr nicht.«
»Aber das ist Irrsinn! Wo ist der Pool? Was soll dieser Hügel, den Sie dort hingesetzt haben? Und was ist das?«
»Ein Bambushain.«
»Sind Sie verrückt geworden? Ich mache mich zum Gespött!«
»Sie haben die Chance, sich einen Ruf als Mann von besonderem Geschmack und Weitblick zu erwerben.«
Wir tauschten noch ein paar weitere indirekte Beleidigungen, bis er mich des Grundstücks verwies und John-Jos Nummer wählte.
Im Rückblick glaube ich, dass ihn die Veränderung des Swimmingpools am meisten ärgerte – und der Gedanke an Yolandas Reaktion auf meinen Entwurf. Tatsächlich hatte ich die Aufschüttung eines ungleichmäßigen konischen Hügels vorgeschlagen (anstelle sanft abfallender breiter Terrassen) und um den Fuß des Hügels einen bogenförmigen Wasserlauf, der, in der Mitte verengt, auf der meeresseitigen Flanke des Hügels in ein breites Becken (mit Überlauf) mündet. Es gab keine einzige gerade Linie, und die Wege, die ich vorgesehen hatte, schlängelten sich durch das unebene Gelände und bohrten sich durch künstliche Schluchten, bis sie sich im grünen Dunkel des Bambushains verloren.
Meine Entwürfe überließen nichts der Phantasie. Ich hatte zwei Ansichten gezeichnet: Die eine zeigte die Anlage direkt nach der Fertigstellung, die andere so, wie ich sie mir zehn Jahre danach vorstellte. Alles war bis aufs i-Tüpfelchen geplant. Die Gärten des Hauses Demarco in Pacific Palisades wären die Krönung meines Schaffens geworden.
»23. Mai. Seit drei Tagen habe ich mein Zimmer nicht verlassen. Leandra bringt mir zu essen, zu trinken und Zigaretten, wenn sie aus der Bar kommt. Wir haben es uns zur Gewohnheit gemacht, am Morgen miteinander zu schlafen – sie sagt, dass sie nach ihrer Nachtschicht zu müde ist. Ich fand es enttäuschend, dass sie nur dieses eine Tattoo hat und dass sie ihren Lippenstecker zum Schlafen herausnimmt. Ihr Körper ist auffallend blass. Wenn ich nicht zu verkatert bin, vögeln wir vor dem Frühstück, und sie freut sich über die hundert Dollar, die ich ihr aufdränge. Heute Nacht, sagt sie, bringt sie mir ein paar Pillen, um mich ›ein bisschen aufzupeppen‹, wie sie sagt.«
Leandra und ich verbrachten etwa eine Woche in dieser temporären Zweisamkeit, bis sie meiner überdrüssig wurde. Zumindest nahm ich an, dass es Überdruss war – es konnte auch schlichte Enttäuschung sein. Als sie eines Nachts nicht von der Bar zu mir kam, ging ich am nächsten Tag hin, um sie zur Rede zu stellen, aber sie gab mir unmissverständlich zu verstehen, dass es vorbei war. Ich bot ihr einen Preis von zweihundert Dollar, und sie rief den Manager.
»Du ekelst mich an«, waren ihre letzten Worte. »Schau mal in den Spiegel. Nimm ein Bad. Du stinkst.«
Die nachfolgenden Tage vergingen in einer Art Nebel. Ich ließ das Tagebuchschreiben sein und fing an, hemmungslos zu trinken. Es gab ein Mädchen, das mir aufgefallen war, in einem Spätimbiss, wo ich mir, vom Hunger hinausgetrieben, etwas zu essen besorgte. Eine Mexikanerin, glaube ich, sie hieß Encarnación. Sie war mollig, hatte ein freundliches Lächeln, weißblonde Strähnchen im Haar und viele dünne Goldketten um den Hals. Ich putzte mich heraus und lud sie zum Dinner ein. Wir aßen chinesisch in Santa Monica und gingen zu Fuß zurück – in mein Apartment. Dort küssten wir uns mitten auf dem Fußboden, als es klingelte.
Vor der Tür stand John-Jo Harrigan. Ich sah, wie er einen Blick an mir vorbei auf Encarnación warf, die unbekümmert ihre zerknautschte Bluse glatt strich.
»Komm, Alex. Es geht nach Hause«, sagte John-Jo sanft.
»21. Juli. London schmort in sommerlicher Hitze und Trägheit, und ich liebe meine Frau nicht mehr. Ich sehe, wie attraktiv sie ist, erinnere mich daran, wie sehr wir uns einmal geliebt haben, aber ich merke, dass ich nicht in der Vergangenheit leben kann. Ich teile das Haus mit einer besorgten und altvertrauten Bekannten, die sich zwar über mein Rauchen, mein Trinken und meine Passivität beschwert, aber meine Anwesenheit toleriert – ja, mehr als das: Sie tut, was sie kann, damit ich mich so wohl wie möglich fühle.«
Aber trotz meiner Selbstbezogenheit, meines absoluten Egozentrismus spürte ich, dass ihre Geduld und Anteilnahme Grenzen hatten. Meine Söhne Ben und Conor waren aus dem Haus – Ben studierte und verbrachte gerade den Sommer mit irgendeinem Mädchen in Cornwall, Conor war für die UNESCO in Simbabwe –, und wir beide blieben mehr oder weniger uns selbst überlassen. Freunde hielten sich bedeckt: Es hieß, ich sei krank geworden und bräuchte Zeit, mich zu erholen. Nur John-Jo kam regelmäßig zu Besuch. An diesen stickigen Sommerabenden saß ich meist im Garten, einen kalten Wodka in der Hand, und sah Stellas schlanke Gestalt im schwindenden Tageslicht mit der Gartenschere hantieren, wobei mein Blick völlig sachlich blieb, nur die Geste registrierte, mit der sie eine Strähne ihres aschblonden Haars zurückstrich, oder die Form ihres Körpers, wenn sie sich bückte, um Unkraut zu zupfen, oder das langbeinige Stelzen, mit dem sie auf mich zuging, und ich merkte, dass ich sie nicht mit anderen Augen sah als jede beliebige andere Frau – sei es Leandra oder selbst Encarnación. Und dann, mit einer plötzlichen Aufwallung von Wut und Bedauern, fiel mir ein, dass ich mit Encarnación nicht weitergekommen war als bis zu dem einen hechelnden Zungenkuss, und gab – mit eiserner Unlogik – Stella die Schuld an dieser riesigen, fortwirkenden Enttäuschung.
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