TEXT + KRITIK Sonderband - Ins Archiv, fürs Archiv, aus dem Archiv

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Das Archiv hat Konjunktur. War es früher lediglich ein Magazin, ein Aufbewahrungsort für Dokumente, eine Sammlung literarischer Hinterlassenschaften, so hat sich seine Funktion in den letzten Jahrzehnten radikal gewandelt.
Wurden früher Schätze aus der Vergangenheit konserviert, öffnet sich das Archiv der Gegenwart: Beschränkte man sich auf den Erwerb von Nachlässen, werden heutzutage bereits Konvolute von jüngeren Autor*innen aufgenommen, womit dem Archiv eine Definitionsmacht bei der Kanonbildung zufällt. Nachlassbewusstsein ist bei Schriftsteller*innen ausgeprägter als in früheren Zeiten. Das Archiv bestimmt die literarische Produktion, sofern sich der Text selbst nicht gleich als Archiv versteht.
Das Archiv entwickelt selbst kulturelle Praktiken, wird dank der Digitalisierung von Beständen zum virtuellen Ort der Wissensproduktion, durch die Ausstellung des Originals und seiner Aura andererseits zum Museum. Neben der Erweiterung traditioneller Archivarbeit um transnationale Forschungsfelder, Autorenbibliotheken und Verlagsarchive steht im Mittelpunkt des Bandes die Frage nach den Aufgaben eines Archivs im digitalen 21. Jahrhundert.

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Schmidts eigenes Nachlassbewusstsein trieb in seiner Sammlung kuriose Blüten. Es gibt Mitteilungen an seine Nachlassverwalter 11und sogar eine absichtliche Fehldatierung eines Manuskripts, die dazu dienen sollte, ihm schon als sehr jungem Mann die Autorschaft an einem ausgefeilten literarischen Text zuzuschreiben – für die Nachwelt wohlgemerkt. 12In den in Bargfeld aufbewahrten biografischen Unterlagen finden sich außerdem von Schmidt veränderte Urkunden mit dem falschen Geburtsjahr 1910; auf einem Heiratsschein ist die Jahreszahl absichtlich durch einen Brandfleck unkenntlich gemacht. Diese Fälschung zielte zwar eher auf Behörden und Schmidts Zeitgenossen als auf die Nachwelt, dennoch wurde sie überliefert – und ist zwar einerseits kaum zu erklären, 13andererseits aber im Hinblick auf das Fälschungsmotiv im Roman »Das steinerne Herz« nicht uninteressant.

Da Schmidt selbst über literarische Texte aus früheren Epochen arbeitete und sich meist für die Werke als Resultat der Schriftstellerbiografie interessierte (was hatten die Autoren gelesen, erlebt, gesehen und wie haben sie es, bewusst oder unbewusst, literarisch verarbeitet?), wollte er späteren Forschern ihre Arbeit erleichtern, indem er sechs Jahrgänge seiner Fernsehzeitschrift aufbewahrte mit Anstreichungen der Sendungen, die gesehen wurden. Tatsächlich steuerte er so weniger die Rezeption seiner Texte als den Bestand des postumen Archivs – denn weil er selbst diesem speziellen Altpapier einen so hohen Wert beimaß, musste es aufbewahrt werden. Dieses Material wurde übrigens später tatsächlich von einem Forscher für seine Untersuchung mit herangezogen. 14Im Einzelnen katalogisiert wurde es allerdings nicht.

Wie erschließt und verzeichnet man Teilsammlungen wie »Inhaltsangaben von Werkausgaben«, »Genealogien und Geburtstage von Bekannten«, »Versandlisten von Zeitungsartikeln«? Gar nicht. Die Mappen liegen in einem Extra-Stapel im Archiv. Für Schmidts literarische Arbeit sind sie, wie auf den ersten Blick zu sehen, unterschiedlich relevant. Die Versandlisten mit ihren Übersichten – an wen wurden wann Artikel geschickt, wann wurden sie gedruckt, wann wurden sie honoriert – dienten den Schmidts für die eigene Buchhaltung und dazu, nicht versehentlich eines der Feuilletons zweimal an dieselbe Redaktion zu schicken. Heute geben sie Aufschluss über die Arbeitsbedingungen eines Schriftstellers in den 1950er und 1960er Jahren, also über die Mühsal der Brotarbeiten.

Inhaltsangaben sagen aus, dass Schmidt ganze Werkausgaben anschaffte (wie aus seinem Bibliotheksverzeichnis ebenfalls leicht zu ersehen) und als systematischer Mensch auf einen Blick sehen wollte, welche Texte darin zu finden waren. Nicht sonderlich aufregend, ein Puzzlestück der Persönlichkeit – vielleicht würde es genügen, wenn man weiß, dass es das gab, vielleicht ließe sich eine einzelne Inhaltsangabe als Beispiel behalten. Allerdings erzeugte man damit auch ein Problem – die Frage, ob das ein Einzelstück, mehrere oder gar viele waren, ob sie sich unterscheiden, könnte interessant werden, wenn sich eines Tages jemand mit dem Thema »Arno Schmidt als Leser« beschäftigen möchte.

Die notierten Geburtstage von Freunden und Versuche, die Verwandtschaftsbeziehungen der befreundeten Familie Schlotter in einem Stammbaum zu erfassen, sagen dagegen eher wenig aus. Erstaunlich, dass Schmidt selbst die Genealogien in einem Konvolut »Brauchbares Material« aufbewahrte, in dem sich auch Skizzen zu Funkdialogen und ein Durchschlag des Briefs an den Lexikonverlag Knaur, 15englische Merksprüche und verschiedene Antiquariatsangebote finden. Hier entlastet Arno Schmidt einmal den weniger ordentlichen Rest der Menschheit: Wenn ein Konvolut in einem Schriftstellerhaushalt »Brauchbares Material« heißt, könnte man zum Beispiel auch daran denken, an den Vorratsschrank in der Küche einen Zettel zu kleben, auf dem »Mögliches Essen« steht. Mit anderen Worten – hier gibt es eine Sammlung von disparaten Notizen, die sich einer sinnvollen Ordnung und detaillierten Aufschlüsselung entzieht. Wer wissen will, was man hier findet, muss einfach nachsehen (obwohl der Autor selbst, mit einem phänomenalen Gedächtnis begabt, das vielleicht nicht musste).

Treue Dinge

Das Konvolut unter diesem von Schmidt gewählten Titel hat der spätere Bearbeiter erweitert: Dort findet sich zum Beispiel ein Zettel, der der ältesten Schreibmaschine beilag, auf dem Schmidt verzeichnete, welche Texte er von 1949 bis 1960 auf ihr tippte, und zu dem Schluss kam: »sie hat unvergleichlich gedient!« – abgezeichnet mit Datum und Unterschrift. Dazu gibt es ein Papiermuster (»wichtig! da altes Schreibpapier, von 1946 aus dem FormularHaufen der ›Eibia‹ in Benefeld«, paraphiert mit dem üblichen »Sch«), einen DIN-A5-Zettel mit einem Muster aus winzigen Strichen und der Anmerkung »Vom Tabellen linieren Sch«. Gesammelt wurden hier auch Zeilenanzeiger, die als Hilfsmittel bei einer Übersetzung ›gedient‹ haben, sowie zwei Stücke Karton, die laut Aufschrift Arno Schmidt beim Signieren der Bögen der ZT-Erstausgabe geholfen haben, um die Signatur an die richtige Stelle auf der Seite zu platzieren. Ein alter selbstgebastelter Zeilenzähler, eine Postgebührentabelle, der ebenfalls bescheinigt wird, sie habe »treu gedient«, genauso wie ein schmaler Pappstreifen (»hat 14 Monate lang treu gedient, als ›wanderndes Lesezeichen‹ bei d. Bulwerübersetzung Sept. 69 – Okt. 70 / Arno Schmidt«), werden dort aufbewahrt. Die letzten beiden Stücke hatte Schmidt selbst übrigens im Konvolut »MS-Kleinkrims (aus den Jahren 1965–71)« abgelegt.

Weiter sind Signaturproben zu finden, ebenfalls kategorisiert und abgezeichnet (»Blatt zum Probieren v. Schreibfedern zwecks Signierung (220 Mal!) von ›Tina‹. – Bargfeld, den 18.VI.64 Arno Schmidt«). Dass es Zettel gab, auf denen Schmidt mit seiner Unterschrift ausprobierte, ob der Faserschreiber noch funktionierte, überrascht nicht; dass er sie in einem Konvolut »signierte Zettel« aufbewahrte, schon eher. Auf einem der Blättchen hat er zusätzlich notiert: »(diese PENTEL-Schreiber sind wirklich gut! (evtl. weitere, über Fischer, bestellen))« – Note to self? Oder doch eher ein Hinweis an spätere Finder, wie eindringlich sich Schmidt mit dem Schreibmaterial befasst hat? Die Aufbewahrung weiterer Schreibproben (»ist er doch noch nicht leer? / Sch«, »alles schlechte Minen! Sch«) ergeben als inhaltliche Mitteilungen an wen auch immer dann überhaupt keinen Sinn mehr. Nur ihre Aufbewahrung sagt etwas über den Autor als Person aus.

Ein besonderes Rätsel gibt ein einmal gefaltetes DIN-A4-Blatt auf – auf der Rückseite die gedruckten Sonderangebote aus dem kleinen Bargfelder Lebensmittelladen (»Kraft Extra Scheibletten«); diese Art Papier diente dem Autor oft als Schmierzettel. Die einzige Notiz auf dem Blatt (außer drei kleinen Bleistiftziffern) lautet aber »Handunterlage beim Rechnen / April ’76 / Sch«, anzusehen ist ihm diese Funktion keineswegs. Nur so ein Blatt Papier halt, nicht wahr? Muss man das nun aufbewahren?

Zettel / Briefchen zwischen Arno und Alice Schmidt

Dieses Konvolut habe ich selbst aus damals noch ungeordneten Mappen aus Alice Schmidts Schreibtisch zusammengestellt, im Bemühen, den Bestand etwas feiner zu ordnen. Hier finden sich Geburtstagsbriefchen zwischen den Eheleuten, Liebeszettelchen, aber auch Mitteilungen darüber, was nicht vergessen werden dürfe. Ein Zettel von Arno an Alice Schmidt wird hier mit aufbewahrt, den der Autor schrieb, bevor seine Frau 1976 ihre Freundin Rosa Scholz in Dessau besuchte:

»25.XII 76 Lilli nach D.

bestellen:

1) P. Ahnert, ›Kalender für Sternenfreunde‹ für 1977

2) Batterien für Kleinwecker nicht vergessen

3.) farbige Wiedergabe des Bildes vd 4 Töchtern Oranien (da für ›Julia‹ gedacht – die Lynxde soll, verjüngt noch, ihr Porträt sein)

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