Christa Schyboll
Taktvoll aus dem Takt
Ein aphoristischer Gedankentango
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6100 Bacolod City, Philippinen
Covergestaltung:
Christa Schyboll & Claudia Nicolai
Published by:
Alojado Publishing
Bacolod City (Philippinen)
Ein jedes Leben birgt Momente, die uns jederzeit für kurz oder lang aus dem gewohnten Takt bringen können. Das sind Zeiten, wo Verwirrung droht, wo sich Unsicherheiten einschleichen und wir nicht immer gleich auch Herr über die Lage sind. Wie angenehm empfinden wir es dann, wenn wir taktvoll und behutsam zur Seite genommen werden, um uns Hilfestellung zu leisten. Doch was hat es denn mit dem Takt alles so auf sich, außer dass uns das Taktvolle oder Taktlose jederzeit und überall begegnen kann?
Die Hauptrolle scheint der Takt vor allem in der Musik zu spielen. Man versteht darunter eine zeitliche Gruppierung der Noten eines Musikstückes. So wird eine Melodie also durch Takte gegliedert.
Doch welche speziellen Gesetzmäßigkeiten dem zu Grunde liegen, muss an dieser Stelle nicht näher erläutert werden, weil die Grundschläge und Zählzeigen, die Notenwerte und Rhythmen in der Musik nicht das sind, was hier gemeint ist.
Dennoch steht all das auch dem Takt im menschlichen Leben nahe, wenn man es von der psychologischen Seite aus betrachtet. Denn wir kennen als menschliche Wesen natürlich auch Rhythmen und unrhythmische Ausschläge, die bis in die Verzweiflung oder Krankheit führen können. Wir kennen in allem auch eine metrische Struktur, die wir je nach unserem Vermögen und je nach besonderer Bedingung dann als schwer, halbschwer oder leicht bezeichnen könnten, wenn bestimmte Dinge von uns erwartet werden. Selbst unser Puls wird mit seinen Schlägen darauf zu antworten wissen, ob wir ruhig oder erregt sind.
Doch um was genau geht es in diesem kleinen aphoristischen Sprüche-Band? Es geht um das urmenschliche Sein, der immer einmal wieder aus dem Takt gerät und in seine Harmonie zurückgeführt werden will, und das so taktvoll wie möglich.
Mitmenschliche Zuwendung ist also gefragt, wenn wir ungewollt Unsinn verzapfen, uns irren oder hin und wieder von den Geheimnissen des Lebens vorübergehend verwirrt werden. Großmütigkeit uns selbst, aber vor allem auch unseren Mitmenschen gegenüber, die ebenfalls noch voller Fehler agieren und Missverständnisse produzieren, hilft enorm, die Widrigkeiten des Alltäglichen besser zu nehmen. Denn wir müssen einsehen: Die harmonischen oder disharmonischen Taktfolgen in unserem eigenen Leben bestimmen wir zu einem Großteil selbst. Dieser Umstand der Selbstbestimmung und Möglichkeit der eigenen Einflussnahme entgeht uns allzu oft, weil häufig die Kunst der Selbstbeobachtung noch wenig geschult ist. Denn nicht immer merken wir rechtzeitig, wenn wir aus dem Lot geraten. Aufmerksamkeit und Wachsamkeit gegenüber den kleinen Warnzeichen des Alltags sind sinnvoll, damit drohendes Ungemach rechtzeitig erkennen, das die gewohnte Ordnung zu stören droht.
Nachdenkenswerte Essenzen und kurze Statements zu vielen Themen des Alltags können uns helfen, unseren Geist für dieses Training der gesteigerten Wachsamkeit ein wenig mehr zu schärfen und eine eigene bewusste Haltung zu vielen Themen einzunehmen.
In diesem Sinne ein fröhliches Einlassen auf Ernstes und Humorvolles, kommt es nun taktlos, taktvoll oder wie auch immer plötzlich auf uns zu.
Denken Sie nicht darüber nach! Dann verstehen Sie schneller!
Wer seine großen Gedanken in kleine Abschnitte aufteilt, kann sich selbst besser folgen.
Die Wirklichkeit der Träume kann schlimmer sein, als die schrecklichste Fantasie im Wachzustand.
Wer gesetzestreu, pflichtbewusst und pünktlich seine Steuern zahlt, hat sie ganz offenbar verdient!
Wer so verrückt ist, dass selbst eine geschlossene Anstalt ihn abweist, lebt unter »Normalen« zumeist unerkannt.
Keimfreie Politik verträgt nur laborgeprüftes Wählerpublikum.
Da Zeitlosigkeit unsere ursprüngliche Heimat ist, können wir mit dem Faktor Zeit großzügig umgehen.
Permanentes Lächeln kann manische Züge tragen, wenn man es zu traurigen Anlässen benutzt.
Die Funktion der Hülle entspricht im Wesentlichen der Aufgabe des Kerns.
Wer auf eine Oder-Frage mit »Ja« antwortet, verneint damit das Niemals als mögliche Zustimmung.
Während ihr eure Kernwaffen mit Plutonium bestückt, bewaffne ich meinen Kern mit einem klaren NEIN!
Wenn sich Terror in Politik wandelt, sind Politiker nicht automatisch alle abgedankte Terroristen.
Wenn sich die Brennpunkte der Zeiten überkreuzen und dabei ein neues Auge bilden baden wir im Pool zeitloser Raumenergie.
Durch die seltsame Art von Attraktivität, die manch ein Wahlversprechen auslöst, summieren sich so manche Stimmen in Form von Verweigerung.
Den Schlüssel zum Gefängnis der Logik findest du im offenen Schrank der Akausalität.
Deine träumende Zukunft, die noch werden will, steckt Atem ringend im Geburtskanal der Gegenwart und wartet auf die nächste Wehe, um zu sein.
Da Disharmonie jeden Ort dieser Erde erreicht, sollte man seinen eigenen Schutzraum mit harmonischen Gedanken und Gefühlen bewehren.
Unsere Gegenwart riecht nach Untergang und sehnt sich nach dem Wohlaroma einer duftenden Zukunft, die die Natur mit dem Menschen versöhnt.
Hat die Zeit es nicht mehr sonderlich eilig, ist dies ein erstes Indiz dafür, dass sich im Raum die Trägheit ausbreitet.
Walnussernte im März und Krokusblüte im November? - Könnte es sein dass auf der Erde etwas schief gelaufen ist?
Zersplittert das Ich in seine kleinen Selbstsphären, lässt es in der Kommunikation mit dem Du oft eine gewisse Irritation zurück.
Scheinbar Unmögliches erreicht man nur dann, wenn man es paradoxer Weise mit der gegebenen Realität weise zu verknüpfen weiß.
Über »Zeit« sollten wir ernsthaft nachdenken, wenn es uns als möglich erscheint, dass die Unendlichkeit nur im Plural zu fassen ist.
Wer sich ernsthaft dem Studium des Wesens der Zeit widmet, erfährt früher oder später seinen eigenen Katapult aus derselben.
Erinnerungen, die in besonderen Zeitfalten verklumpt im Gedächtnis auftreten, lösen manchmal unkontrollierte Handlungen aus.
Auf dem Humus des unheilvollen Zorns eines Abgeordneten wuchert manchmal der Samen einer unangenehmen politischen Wahrheit.
Die deutsche Schwermut in Bezug auf Konsumverhalten in Rezessionszeiten hat die Leichte von schwimmendem Blei erreicht.
Will man die Zustimmung zu seinem eigenen Vorschlag erreichen, ist man gut beraten, gewisse Argumente kursiv auszusprechen.
Wenn schon die Gedanken häufig entfesselt sind, tut man gut daran, wenigstens seine Zunge im Zaum zu halten.
Wenn die Uhren so schnell zu laufen scheinen, dass die Konturen der Zeiger verschwimmen, ist es an der Zeit, zu entstressen.
Nahrung, die nicht vor dir wegläuft und die dich nicht angreift, ist vermutlich gut verdaulich.
Manche Wissenschaftler sind Menschen, die ihre Lehrformel nach kurzer Zeit selbst zur Leerformel erklären.
Den Eltern entwachsen zu sein bedeutet noch lange nicht, selbst auch schon erwachsen zu sein.
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