Christa Schyboll
Mentale Überhitzung
Aus dem Gefangenenlager Schule und
weiteren Kampfzonen des Lebens
Copyright © 2019 Alojado Publishing
6100 Bacolod City, Philippinen
Covergestaltung:
Christa Schyboll & Claudia Nicolai
Titelbild:
Klaus Hoffmann
Published by:
Alojado Publishing
Bacolod City (Philippinen)
Vier steile Thesen:
Die Jugend ist faul, frech und unverschämt!
Die Lehrer sind gemein, ungerecht und maulen doch über alles, was man macht!
Die Eltern sind eine wahre Plage!
Die Schulzeit ist eine gesammelte Katastrophe an Zeiteinheiten; also purer Nonsens!
Natürlich ist das übertrieben, einerseits. Andererseits erleben eine Reihe von Schülern dies durchaus ähnlich in ihrer nicht immer rühmlichen Schulkarriere und Pubertät. Studieren sie irgendwann einmal, dann sind sie schon etwas angepasster an das, was sie niemals wollten und so abgrundtief ablehnten.
Doch braucht es denn für jeden Menschen eine Schul-Karriere mit Bestnoten? Sind denn die schulischen Überflieger auch jene, die auch im späteren Leben alles mit links machen und den Laden schmeißen?
Man denke nur allein einmal an Albert Einstein und die spätere Entfaltung seiner mentalen Kräfte. Auch er war einer von denen, der von der Penne flog! Damit befindet er sich im Hinblick auf schulische Probleme, Ein- oder Abbrüche im bunten Erlebnisverbund mit klangvollen Namen wie zum Beispiel: Bill Gates, Richard Branson, Thomas Mann, Woody Allen, Christian Wulf, Nena, Quentin Tarantino, Edmund Stoiber, Joschka Fischer oder Harald Schmidt. Berühmt, bekannt, erfolgreich – Millionäre, gar Milliardäre… Sie zeigen uns mit ihrem Leben und ihren Leistungen: Schule mag wichtig sein – aber entscheidend für die Entfaltung besonderer Talente sind noch viele andere Dinge im Leben, die einen zu einer erfolgreichen Persönlichkeit reifen lassen… sofern man vorher nicht allzu sehr zwangsangepasst wurde oder sich selbst ohne Not in dieses Gesellschaftskorsett begab.
All diese Menschen, die andere als die üblichen Karrierewege erfolgreich gingen, geben uns Anlass zu Hoffnung und Trost, falls man beim Abitur nicht selbst auf dem Ehrentreppchen steht.
Nichts ist verloren, wenn es mit dem superguten Abi-Schnitt nicht bei jedem auf Anhieb klappt!
Aber was ist mit den Lehrern so los? Was mit den Eltern in diesen Zusammenhängen? –Wie fühlen sie sich mit alledem, was im Umfeld Schule mit ihren Sprösslingen so alles geschieht? All die Sorgen um die Noten, die schlaflosen Nächte, das Mithaltenkönnen, der Ärger um falsche Beurteilungen, der neue Drogentreffpunkt, die Überforderung ans eigene Zeitbudget, die endlosen Motivationsversuche, Belohnungs- und Bestrafungsaktionen mit und ohne Erfolg …der Stress, der Stress, der Stress? Wofür das alles?
Ist es am Ende vor allem mangelndes Vertrauen in die Fähigkeiten der eigenen Brut? Hat man leider und ungewollt die falschen Gene an die nächste Generation weitergegeben? Ist man als Lehrer tatsächlich auch pädagogisch und zwischenmenschlich begabt oder mehr intellektuell gut gebildet? Ist die eigene gelungene Karriere am Ende sogar eine Warnung für die Nachkommen, die die Sache mit der Persönlichkeitsentwicklung so ganz anders interpretieren und eben nicht so werden wollen, wie ihre eigenen Eltern?
Meist ist es eine komplexe Gemengelage von Ängsten und Befürchtungen, die in manchen Familien bedrohliche Ausmaße annehmen können, wenn man dem Leben, dem Schicksal und vor allem den eigenen Kindern von Grund auf misstraut.
Doch was ist konkret zu tun, wenn es nicht so glatt läuft, wie es sein sollte? Sprecht mit Eltern, Lehrern, Dozenten über das Leben und dessen Sinn. Tauscht euch mit ihnen früh über die Grundhaltung aus, die sie selbst zum Dasein haben. Findet heraus, was gesund erhält, was krank macht, was hilfreich ist, was es braucht, um ein kreatives, kritisches, voll verantwortlich handelndes Individuum zu werden. Klärt eure Verhältnisse mit und untereinander. Die Überzeugungen und Sichtweisen, die eure Eltern, Lehrer und Mentoren vertreten und die euch auch zumeist in irgendeiner Weise mit beeinflussen und prägen, wird so manches offenlegen, das in der Gegenwart entscheidend die Zukunft mit beeinflusst.
Doch nicht nur die Bildungseinrichtungen sind Kampf- und Ereigniszonen des alltäglichen Wahnsinns. Überall, wo Menschen sich begegnen, interagieren, kommunizieren oder sich gründlich missverstehen tauchen Fragen und Probleme auf, denen man manchmal mit Witz oder Gelassenheit klüger begegnet, als mit einem Ernst, der der Sachlage nicht immer angemessen ist.
Es gibt da nicht nur für viele die Kampfzone Körper, der den Verlockungen delikater Kalorien nicht standhalten kann. Es gibt vor allem auch all die attraktiven verführerischen Spiele und Betätigungen neuer Medien, die ein Übermaß an Sitzen mit gewichtigen Folgen fürs eigene Wohlbefinden zeitigen.
Auch in Politik, Beruf, Gesellschaft, Familie, Freunde, Hobby, und wo immer Menschen zusammenkommen, stoßen sie nicht nur schnell an Grenzen, sondern durchstoßen diese mit Worten, Gedanken, Gefühlen oder Taten so intensiv, dass sie unter die Haut gehen. Mal in voller Absicht – mal unbemerkt und ungewollt.
Da kluge Schüler nicht nur ausschließlich blödeln, sondern gern auch intellektuell herausgefordert werden, finden sich in diesem Werk neben Humorvollem auch noch eine Reihe von Erkenntnissen, Kritik, Aufbauendes und Misslichkeiten aus dem prallen Leben an sich.
Sprüche zum Hinter-die-Ohren-schreiben
Handschellen fesseln die Hände; Maulschellen aber nicht das Maul.
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Die Theorie des Humanismus ist der Praxis des menschlichen Handelns seit Jahrtausenden voraus.
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Auf dem Glatteis des Lebens rutscht nur der ohne Brüche, der ein Korsett trägt mit Stäben aus geistiger Frische.
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Mäßigen Sie bitte Ihre Intelligenz! Sie wollen es doch noch zu etwas bringen – oder?
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Wahrheit unterliegt keinem Verfallsdatum!
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Revolutionäre Forderungen haben in Zeiten friedlicher Gestimmtheit die Kraft einer Fehlzündung.
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Das Endziel zwischenmenschlicher Kommunikation wird sein, keine Nachricht mehr zu versenden, sondern selbst die Nachricht zu sein, ohne sich dafür noch in irgendeiner Weise auf den Weg machen zu müssen.
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Manchmal muss man gehen, um sich nicht zu entfernen.
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Ist das Schicksal im Spiel, braucht man niemanden und nichts zu suchen, sondern wird gefunden.
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Viele Menschen sind unentwegt damit beschäftigt, die Bilder der Vergangenheit den Perspektiven der Gegenwart anzupassen, statt mit den inneren Bildern schon einmal die Zukunft im Jetzt zu verändern.
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Versteht man einen Witz nicht, muss es nicht immer der Witz sein, der dabei der Dumme ist.
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Die Tatsache, das Wichtige vom Montag am Mittwoch für nichtig zu erklären, deutet nicht zwangsläufig auf eine sprunghafte Natur, sondern unter Umständen auf die geniale Fähigkeit schneller Erkenntnis, die spontan Prioritäten verschieben lässt.
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Sterben will genauso gekonnt sein wie Leben.
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Für einen verstellten Blick braucht man kein Augenleiden.
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Das Niveau der Kritik spricht sich auch über das Niveau des Kritikers aus.
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Die Tragik einer jeden wahren Lichtgestalt ist es, dass sie sich nicht im Schatten verbergen kann.
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Die lokale Bösartigkeit im einzelnen Menschen hat die innewohnende Tendenz, zur globalen Feindseligkeit auszuufern.
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Der beste Master-Abschluss garantiert noch lange keinen Karrieresprung, sofern eine Barriere aus fataler mentaler Trägheit im Vorstellungsgespräch dominant hervorprescht.
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Es gibt keine Dummheit, die nicht von einem Menschen bedient wird.
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