TEXT+KRITIK.
Zeitschrift für Literatur
Redaktion:
Meike Feßmann, Axel Ruckaberle, Michael Scheffel und Michael Töteberg
Leitung der Redaktion: Claudia Stockinger und Steffen Martus
Tuckermannweg 10, 37085 Göttingen,
Telefon: (0551) 5 61 53, Telefax: (0551) 5 71 96
2. Auflage: Neufassung
Print ISBN 978-3-96707-417-8
E-ISBN 978-3-96707-419-2
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Norbert Otto Eke / Christof Hamann
»Das Schöne ist das Durchsichtige«. Gespräch mit Herta Müller
Iulia-Karin Patrut (De-)konfigurationen totalitärer Ordnung. Herta Müllers Frühwerk bis 1989
Alexandra Pontzen Verstrickt, gefangen, gehalten – im Netz der Romane. »Der Fuchs war damals schon der Jäger«, »Herztier« und »Heute wäre ich mir lieber nicht begegnet« von Herta Müller
Bettina Bannasch »Aber ich bin nicht mein Fleisch«. Herta Müllers Roman »Atemschaukel«
Natalie Moser Mehr als stille, müde und hölzerne Sätze. Herta Müllers Reflexionen über das Schreiben
Andreas Erb / Christof Hamann »Wir sind frei, mit ihnen das zu machen, was unser Leben mit uns macht«. Produktive Mehrdeutigkeit in den Text-Bild-Collagen von Herta Müller
Susanne Düwell »Die Nacht ist aus Tinte gemacht«. Zur Ästhetik der Hörbücher/Hörtexte Herta Müllers
Daniela Doutch Zwischen — denken. Herta Müllers und Katie Mitchells »Reisende auf einem Bein«
Udo Friedrich Metapher als Umweg – Umweg als Metapher. Zur Bildlichkeit des Weges bei Herta Müller
Roland Borgards Der fünfte Hase. Herta Müller collagiert mit den Tieren
Norbert Otto Eke »Ein paar Freunde lachen. so verrückt daß ganz nahe / schon im Schach das Schweigen steht«. Lachen in Herta Müllers Texten
Martina Wernli »Diese Diktaturen sind immer noch da«. Herta Müller als engagierte Autorin
Esther Kilchmann Sprache als Mehrsprachigkeit in der Poetologie Herta Müllers
Axel Dunker »Die Angst hat mich zwischen die Böden der Sprache getrieben«. Zum Stellenwert von Interkulturalität im Werk Herta Müllers
Bibliografie
Notizen
»Das Schöne ist das Durchsichtige« Norbert Otto Eke und Christof Hamann im Gespräch mit Herta Müller Inhalt Norbert Otto Eke / Christof Hamann »Das Schöne ist das Durchsichtige«. Gespräch mit Herta Müller Iulia-Karin Patrut (De-)konfigurationen totalitärer Ordnung. Herta Müllers Frühwerk bis 1989 Alexandra Pontzen Verstrickt, gefangen, gehalten – im Netz der Romane. »Der Fuchs war damals schon der Jäger«, »Herztier« und »Heute wäre ich mir lieber nicht begegnet« von Herta Müller Bettina Bannasch »Aber ich bin nicht mein Fleisch«. Herta Müllers Roman »Atemschaukel« Natalie Moser Mehr als stille, müde und hölzerne Sätze. Herta Müllers Reflexionen über das Schreiben Andreas Erb / Christof Hamann »Wir sind frei, mit ihnen das zu machen, was unser Leben mit uns macht«. Produktive Mehrdeutigkeit in den Text-Bild-Collagen von Herta Müller Susanne Düwell »Die Nacht ist aus Tinte gemacht«. Zur Ästhetik der Hörbücher/Hörtexte Herta Müllers Daniela Doutch Zwischen — denken. Herta Müllers und Katie Mitchells »Reisende auf einem Bein« Udo Friedrich Metapher als Umweg – Umweg als Metapher. Zur Bildlichkeit des Weges bei Herta Müller Roland Borgards Der fünfte Hase. Herta Müller collagiert mit den Tieren Norbert Otto Eke »Ein paar Freunde lachen. so verrückt daß ganz nahe / schon im Schach das Schweigen steht«. Lachen in Herta Müllers Texten Martina Wernli »Diese Diktaturen sind immer noch da«. Herta Müller als engagierte Autorin Esther Kilchmann Sprache als Mehrsprachigkeit in der Poetologie Herta Müllers Axel Dunker »Die Angst hat mich zwischen die Böden der Sprache getrieben«. Zum Stellenwert von Interkulturalität im Werk Herta Müllers Bibliografie Notizen
Die erste Frage, Frau Müller, gilt dem Verhältnis von Erfahrung, Biografie und literarischem Text. Zur Psychodynamik des Lesens gehört, dass sich beim Lesen als Effekt des Textes stets eine innere Stimme im Kopf des Lesenden Gehör verschafft. Diese Stimme wird häufig mit der realen Autorin Herta Müller gleichgesetzt. Wie verhält es sich damit? Sie selbst haben sich ja wiederholt auf den von Serge Doubrovsky in die Diskussion eingeführten Begriff der Autofiktionalität als Modus autobiografischen Schreibens bezogen, um das wechselvolle Verhältnis von Nähe und Ferne zu erklären.
Die Beantwortung Ihrer Frage hängt davon ab, was man als literarischen Text bezeichnet. Im Fall von Essays, in denen man über sich selbst spricht, zum Beispiel über die eigene Kindheit, stimmt das schon überein. Essays sind ein Genre, das zur Voraussetzung hat, dass das, was man über seine eigene Biografie sagt, auch stimmt, dass nichts erfunden wird. Ein Essay ist diesbezüglich mit einem journalistischen Text vergleichbar. Auch ein Journalist darf ja nicht erfinden und anschließend behaupten, er habe das, was er in einer Reportage beschreibt, gesehen oder erlebt. Romane und Collagen, überhaupt fiktionale Texte, sind aber etwas anderes; sie arbeiten zumindest teilweise mit Fiktion. Andererseits: Das wirklich Erlebte ist Vorlage für die literarische Fiktion, und eigene Erfahrungen schreiben daran stets mit, auch wenn ich die äußeren Umstände nicht respektieren muss. Wenn ich beispielsweise über ein Verhör schreibe, dann schreibe ich aus meiner Erfahrung heraus darüber, eben weil ich Verhöre erlebt habe, erfinde aber zugleich ein ›literarisches‹ Verhör‹; daraus entsteht dann eine Situation, die mit keinem der realen Verhöre identisch ist. Aber meine innere Erfahrung, das heißt mein Wissen davon, wie ein Verhör vor sich geht, schreibt an der Fiktion mit; sie ist die Grundlage der Erfindung. Und das macht auch viel mehr Sinn, in einem fiktionalen Text etwas zu erfinden; ein fiktionaler Text würde müde werden, wenn er die Voraussetzungen eins zu eins respektieren müsste. Fiktionale Texte haben ganz andere Voraussetzungen als Essays. Beim Schreiben von Essays muss ich mir nicht vornehmen, eins zu eins die Realität zu respektieren; das ergibt sich von selbst.
Es gibt in den unterschiedlichen Gattungen und Genres also unterschiedliche Grade von Nähe und Ferne zur eigenen Biografie?
Es kommt auf den Ausgangspunkt an, den man sich selber gesetzt hat. Wenn ich mir vornehme, einen biografischen Essay zu schreiben, dann ergibt sich der Umgang mit der Realität eigentlich von selbst. Beim Schreiben von Romanen genauso. Vielleicht ist das bei mir eine Art innere Notwendigkeit, ein eigener Kompass.
Stützen Sie sich beim Schreiben auf Aufzeichnungen, beispielsweise auf Tagebücher, Arbeitsjournale oder andere Formen der Aufzeichnung?
Ich habe nie Tagebuch geschrieben und tue das auch nach wie vor nicht. Ich könnte mich nicht in so eine selbstauferlegte Pflicht einspannen. Auch würde mir wahrscheinlich oft die Lust dazu fehlen.
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