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Wir werden mit allen drei Doshas geboren, aber in unterschiedlichen Verhältnissen. Manche Menschen werden mit sehr viel Vata und weniger Pitta und Kapha geboren. Wir können sie dann als „Vata-Typ“ bezeichnen. Manche haben vielleicht einen höheren Prozentsatz von Vata und Pitta und viel weniger Kapha und daher würden wir sie als „Vata-Pitta-Typ“ einstufen. So sehen mögliche Kombinationen aus:
Reine Doshas
Vata
Pitta
Kapha
Dosha-Kombinationen
Vata-Pitta Vata-Kapha
Pitta-Vata Pitta-Kapha
Kapha-Vata Kapha-Pitta
Ausgewogenheit aller Doshas
Vata-Pitta-Kapha
Die Balance der drei Doshas, mit denen man geboren wird, gilt als Prakriti , Ihre Grundnatur oder Konstitution. Da sie genetisch ist, bleibt Ihre Prakriti für Ihr gesamtes Leben gleich. Doch die Ausbildung der Dosha-Energien verändert sich durch verschiedene Einflüsse in der Umwelt und andere Stressfaktoren werfen Ihren Körper aus dem Gleichgewicht. Die Unausgewogenheiten, an denen Sie aktuell festhalten und die die drei Doshas durcheinanderbringen, werden als Ihr Vikruti bezeichnet.
Das Wort Dosha heißt „das, was aus dem Gleichgewicht ist“ oder „das, was an der Aufrechterhaltung des Körpers beteiligt ist“. Die Doshas sind im Körper und Geist immer in Aktion und sind aufgrund ihrer Natur störanfällig. Wenn wir z. B. Hunger bekommen, gerät das Pitta-Dosha aus dem Gleichgewicht – uns knurrt der Magen oder wir fühlen uns benommen oder schwach. Die Lösung, um Pitta auszugleichen? Essen! Wenn die Doshas aus dem Gleichgewicht geraten, bringen wir sie reflexartig wieder in Balance, indem wir essen, trinken, uns bewegen, uns ausruhen und alle anderen normalen Alltagsabläufe durchführen. Doch wenn wir es versäumen, diese drei Doshas neu einzustellen – wenn wir keine ordentliche Ernährungsweise, körperliche Ertüchtigung und Tagesabläufe befolgen, im Einklang mit einem motivierten Geist und guten spirituellen Weg –, kann das chronische Ungleichgewicht mit der Zeit zu Krankheit führen.
Um gesund zu bleiben, ist es wichtig, die Doshas im Gleichgewicht zu halten. Wenn Sie also z. B. ein Vata-Typ sind, müssen Sie lernen, etwas langsamer zu werden, um eine Verschlimmerung Ihrer Vata-Natur zu verhindern. Ruhen Sie sich genug aus, halten Sie sich warm, essen Sie warme, gekochte, ölhaltige Speisen und widerstehen Sie der Versuchung, zu spät ins Bett zu gehen, zu hart zu arbeiten oder zu viel Sport zu treiben.
Pitta-Typen müssen, da sie ein starkes Verdauungsfeuer haben, rechtzeitig essen, keine Mahlzeit auslassen oder zu spät essen und scharf gewürzte Lebensmittel, Kaffee und Alkohol vermeiden, die sie noch weiter erhitzen könnten. Im Sommer müssen sie dafür sorgen, dass ihr Körper kühl bleibt und Haut und Augen vor zu viel Sonnenlicht schützen.
Kapha-Typen dagegen müssen mehr Sport treiben, weniger essen und früh aufstehen und in Gang kommen, um das Aufkommen von Trägheit, Lethargie und Faulheit zu vermeiden.
DIE NEUN KRANKHEITSSTADIEN
Krankheit baut sich im Körper über neun Stadien auf. In den ersten beiden Stadien zeigen sich keine Symptome. In der dritten und vierten Phase können wir Symptome haben, aber noch keine diagnostizierbare Erkrankung. Ab dem fünften und sechsten Stadium ist die Krankheit erkennbar. In den Phasen sieben bis neun wird die Erkrankung ernst und lebensbedrohlich.
Es sollte das Ziel der Medizin sein, eine Erkrankung zu diagnostizieren und zu behandeln, wenn sie sich im Frühstadium befindet. Dennoch werden moderne Ärzte dazu ausgebildet, Diagnosewerkzeuge einzusetzen, die eine Krankheit erst entdecken, wenn sie auf ein ernstes Niveau fortgeschritten ist. Ich sehe jedes Jahr Hunderte von Patienten, die bitterlich über ihre Symptome klagen. Sie waren bei Ärzten und hatten diagnostische Tests, aber man sagte ihnen, dass alles in Ordnung mit ihnen sei. Diese Patienten befinden sich gewöhnlich im dritten und vierten Stadium, wo die Symptome sich manifestieren, doch keine Diagnose erfolgen kann. Dies gilt besonders für Schilddrüsenstörungen – man kann alle Symptome einer Schilddrüsenerkrankung haben, doch die Hormonwerte im Blutbild liegen im normalen Rahmen. Sobald die Schilddrüsenerkrankung das fünfte und sechste Stadium erreicht hat, in der sie durch ein Blutbild diagnostiziert werden kann, hat der Patient leider schon einen Schaden davongetragen. Doch selbst in dieser Phase kann es noch möglich sein, die Schilddrüse ohne den Einsatz einer pharmazeutischen Intervention zu reparieren.
Im Gegensatz dazu entwickelten die Heiler im alten Indien ein ausgeklügeltes System der Pulsdiagnose, um die frühesten Anzeichen eines Erkrankungsprozesses zu erkennen. Diese Methode ist für Patienten und Ärzte gleichermaßen unbezahlbar, denn es ist wesentlich einfacher, die Entwicklung eines Leidens zu verhindern als eines rückgängig zu machen, das schon in vollem Gange ist.
Sehen wir uns nun die neun Stadien an, die man Samprapti Chakra oder „Rad“ der Pathogenese nennt. Dabei nutzen wir weiterhin das Beispiel des unausgewogenen Pitta-Dosha, das sich in seiner frühesten Ausprägung einfach als Hunger zeigt. Die folgende Erklärung stammt aus der Charaka Samhita .
Phase 1: Ansammlung oder Sanchaya
In diesem ersten Stadium beruhigen wir die Ansammlung von Pitta-Dosha, wenn wir hungrig sind und essen.
Phase 2: Verschlimmerung oder Prakopa
Doch wenn wir nicht essen, verschlimmert sich das verstärkte Pitta-Dosha. Falls wir jetzt essen, können wir dieses Dosha noch immer besänftigen.
Phase 3: Ausbreitung oder Prasara
Wenn wir nicht essen und regelmäßig Mahlzeiten auslassen oder zu spät essen, beginnt das verschlimmerte Pitta-Dosha sich auszubreiten und geht in die Dhatus (die Gewebe) und Malas (Ausscheidungsprodukte) über.
Phase 4: Ablagerung bzw. örtliche Fixierung von Toxinen oder Sthana Samshraya
Falls die Pitta-Unausgewogenheit anhält, werden die Toxine in den Dhatus und Malas abgelagert oder örtlich fixiert. In diesem dritten und vierten Stadium beginnt der Patient, Symptome auszubilden, also Sodbrennen, Brennen beim Wasserlassen oder Afterjucken.
Phase 5: Manifestierung oder Vyakti
In der fünften Phase der Pathogenese manifestiert sich das verschlimmerte Dosha als Blockaden in den Körperkanälen und in den Zwischenräumen zwischen den Zellen und Geweben und stört das Fließen, die Verteilung, Umwandlung und Abgabe von Prana.
Phase 6: Differenzierung von Krankheit oder Bheda
Jetzt sehen wir Zerstörung in den Organen und Systemen im Körper, die strukturelle Veränderungen in der Physiologie zur Folge haben. Im Falle von verschärftem Pitta kann das Pitta-Dosha die Magenwand angreifen und ein Magengeschwür hervorrufen, das nun anfängt zu bluten oder zu perforieren.
Phase 7 bis 9: Verformung, finale Krankheitssymptome und -komplikationen oder Virupaka, Rogalakshana, Paribhaashaa und Kledu
Von hier aus richtet das unausgewogene Dosha weiteren Schaden im Körper an und sorgt für unterschiedliche Arten von Verformung (Phase 7), die Endsymptome der Erkrankung (Phase 8) und Komplikationen (Phase 9) dieser Krankheit. In unserem Beispiel von aggraviertem Pitta wird dieses perforierte oder blutende Geschwür jetzt vielleicht eine Bauchfellentzündung, eine potenziell tödliche Infektion der Bauchdecke oder ein Magenkrebs, der in andere Organe und Systeme metastasiert.
DIE SIEBEN DHATUS (GEWEBE)
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