Persönlichkeitsmerkmale: Die Werte für die Persönlichkeitsdimension Neurotizismus (M = 2.64, SD = 0.71) fielen erwartungsgemäß eher gering aus, während die Beurteilung der Fachkräfte in Bezug auf die Persönlichkeitsdimensionen Extraversion (M = 3.81, SD = 0.66) höher ausfiel. Die eingeschätzte allgemeine Selbstwirksamkeit, kritische Anforderungen aus eigener Kraft zu bewältigen, liegt mit M = 4.18 (SD = 0.48) im oberen Bereich der Skala.
Orientierungsqualität: Bezüglich der Erziehungsziele gaben die Fachkräfte an, dass Autonomie (M = 4.90, SD = 0.89) sowie prosoziales Verhalten (M = 4.30, SD = 1.00) ihrer Meinung nach wichtige Erziehungsziele sind. Dagegen wurde Gehorsam (M = 3.50, SD = 1.00) durchschnittlich als deutlich weniger wichtig bewertet. Die Fachkräfte schätzen sich mit einem Mittelwert von M = 4.72 (SD = 0.61) als durchaus sensitiv ein.
4.2 Qualität der pädagogischen Interaktionen über den Vormittag hinweg und Bedingungsfaktoren
Qualitätsniveau pädagogischer Interaktionen über den Vormittag hinweg
Die Qualitätseinschätzungen zur Unterstützung von Emotion und Verhalten, welche mithilfe der CLASS-Toddler über den Vormittag hinweg erfasst wurde, liegen durchschnittlich im hohen mittleren Bereich (M = 5.63, SD = 0.60). Die Qualität der aktiven sprachlich-kognitiven Lernunterstützung jedoch liegt im niedrigen mittleren Bereich (M = 3.33, SD = 0.76). Dieser Unterschied ist statistisch signifikant und weist auf einen starken Effekt hin (t = 25.89, df = 42, p < .01, d = 3.95).
Zusammenhänge der Qualität pädagogischer Interaktionen über den Vormittag hinweg mit allgemeinen Bedingungsfaktoren
Die Qualität der Unterstützung von Emotion und Verhalten korrelierte signifikant positiv mit der Qualität der aktiven sprachlich-kognitiven Lernunterstützung (N = 41, r = .66, p < .01). Wie aus Tabelle 2.2 ersichtlich wird, zeigten sich bei den untersuchten Persönlichkeitsmerkmalen und den Erziehungszielen keine signifikanten Zusammenhänge mit der beobachteten Interaktionsqualität. Lediglich der Fachkraft-Kind-Aktivitätenschlüssel und die Sensitivität_soz standen in signifikantem Zusammenhang mit der Unterstützung von Emotion und Verhalten. Je ungünstiger der Fachkraft-Kind-Aktivitätenschlüssel in einer beobachteten Situation war, desto geringer war auch die Unterstützung von Emotion und Verhalten seitens der Fachkraft. Der von der Fachkraft im Fragebogen angegebene Fachkraft-Kind-Schlüssel zeigte mit der Unterstützung von Emotion und Verhalten ebenfalls moderate Zusammenhänge, die aber nur tendenziell signifikant wurden. Dies bekräftigt aber die gefundenen Zusammenhänge zwischen Fachkraft-Kind-Aktivitätenschlüssel und der Prozessqualität. Zwischen der Sensitivität_soz und der Qualität der Unterstützung von Emotion und Verhalten bestand ein positiver Zusammenhang.
Tab. 2.2: Zusammenhang der Qualität pädagogischer Interaktionen mit Strukturmerkmalen, Persönlichkeitsmerkmalen und pädagogischen Orientierungen über den gesamten Vormittag
Gesamter Vormittag Range n = 34-43Unterstützung von Emotion und VerhaltenAktive sprachlich-kognitive Lernanregungrr
Anmerkungen. r = Produkt-Moment-Korrelation; +p < .10; * p < .05
F-K = Fachkraft-Kind; EZ = Erziehungsziele.
Qualität pädagogischer Interaktionen in Abhängigkeit der Interaktion von Fachkraft-Kind-Aktivitätenschlüssel und Sensitivität
Im Rahmen der vertiefenden Regressionsanalyse wird der Frage nachgegangen, wie die beiden gefundenen signifikanten Bedingungsfaktoren (Sensitivität_soz und Fachkraft-Kind-Aktivitätenschlüssel) in der Prädiktion der Qualität der emotions- und verhaltensbezogenen Unterstützung miteinander in Wechselwirkung stehen. Die Regressionsanalyse mit den Prädiktoren Sensitivität_soz (β Sensitivität_soz= .08, p = .73), Fachkraft-Kind-Aktivitätenschlüssel (β Fachkraft-Kind-Aktivitätenschlüssel= -.40, p = .02) und Interaktionsterm (Sensitivität_soz × Fachkraft-Kind-Aktivitätenschlüssel; β Interaktion= -.45, p = .03) deutet auf eine Abhängigkeit der beiden Effekte hin. Die Ergebnisse bedeuten, dass bei einer Verschlechterung des Fachkraft-Kind-Aktivitätenschlüssels die Sensitivität ihren qualitätsförderlichen Einfluss verliert. Anders gesagt: Eine hohe Sensitivität der pädagogischen Fachkraft kann die negativen Konsequenzen, die ein hoher Fachkraft-Kind-Aktivitätenschlüssel auf die Qualität emotionaler und verhaltensbezogener Unterstützung hat, nicht kompensieren. Insgesamt erklären die in die Regression eingeschlossenen Variablen 24.90 % (adj. R 2) Varianz auf (Sensitivität_soz adj. R 2= 10.20 %, Fachkraft-Kind-Aktivitätsschlüssel adj. R 2= 7.80 %, Interaktion adj. R 2= 7.00 %).
4.3 Qualität der pädagogischen Interaktionen während Bilderbuchbetrachtungen und Bedingungsfaktoren
Qualitätsniveau pädagogischer Interaktionen während Bilderbuchbetrachtungen
Bei 20 Fachkräften konnten Bilderbuchbetrachtungen beobachtet werden. Es findet sich hier eine ähnliche Qualitätsverteilung (Unterstützung von Emotion und Verhalten: M = 5.88, SD = 0.72; aktive sprachlich-kognitive Lernunterstützung: M = 4.08, SD = 1.29) wie beim Gesamtvormittag. Die sprachlich-kognitive Lernunterstützung zeigt auch hier signifikant niedrigere Werte im Vergleich zur Unterstützung von Emotion und Verhalten bei hoher Effektstärke (t = 8.59, df = 19, p < .01, d = 1.92). Jedoch zeigt sich in den Bilderbuchbetrachtungen eine signifikant höhere Qualität im Bereich der aktiven sprachlich-kognitiven Lernunterstützung im Vergleich zum Gesamtvormittag (t = 2.96, df = 19 , p < .01, d = 0.66).
Zusammenhänge der Qualität pädagogischer Interaktionen mit situativen Strukturbedingungen in Bilderbuchbetrachtungen
In den Bilderbuchbetrachtungen zeigten sich die oben für den Gesamtvormittag berichteten Zusammenhänge mit Strukturbedingungen nochmals verstärkt (
Tab. 2.3). Der situationsbezogene Fachkraft-Kind-Aktivitätenschlüssel korrelierte sowohl signifikant negativ mit der Unterstützung von Emotion und Verhalten als auch mit der aktiven sprachlich-kognitiven Lernunterstützung.
Tab. 2.3: Zusammenhang der Qualität pädagogischer Interaktionen mit situativen Strukturbedingungen in Bilderbuchsituationen
Bilderbuchbetrachtung n = 19 bis 20Unterstützung von Emotion und VerhaltenAktive sprachlich-kognitive Lernanregungrr
Anmerkungen. r = Produkt-Moment-Korrelation; * p < .05; ** p < .01
F-K = Fachkraft-Kind.
Betrachtet man die Bilderbuchsituationen, die das empfohlene Verhältnis von Viernickel und Schwarz (2009) einhalten (n = 9, M = 4.81, SD = 1.04), gegenüber denen mit ungünstigerem situationsbezogenem Fachkraft-Kind-Aktivitätenschlüssel (n = 11, M = 3.47, SD = 1.19), zeigen sich signifikante Qualitätsvorteile bezüglich der aktiven sprachlich-kognitiven Lernanregung für die Situationen mit eingehaltenem Schwellenwert (t = -2.66, df = 18, p = .02, d = 1.19).
Betrachtet man allein die Anzahl der Kinder, welche an der Aktivität beteiligt waren (statt des Fachkraft-Kind-Aktivitätenschlüssels), so zeigen sich noch deutlichere negative Zusammenhänge mit der Unterstützung von Emotion und Verhalten und der aktiven sprachlich-kognitiven Lernunterstützung. Insgesamt erreichten nur vier der Fachkräfte einen CLASS-Wert über 5 in Bezug auf sprachlich-kognitive Lernanregung bei der Betrachtung von Bilderbüchern, der nach CLASS-Kriterien eine hohe Qualität bedeutet. Eine deskriptive Analyse zeigte, dass bei diesen besonders hochwertigen Bilderbuchbetrachtungen maximal 2 Kinder beteiligt waren (M = 1.50, SD = 0.58).
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