Sprach- und Schriftsprachförderung wirksam gestalten - Evaluation umgesetzter Konzepte

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Dieser Band der Reihe «Bildung durch Sprache und Schrift» (BiSS) gibt auf der Basis von Evaluationsergebnissen Einblicke in die Umsetzung und das Gelingen von Maßnahmen zur Sprachbildung, Sprach- und Leseförderung im pädagogischen Alltag. Im Mittelpunkt stehen die Fragestellungen und Ergebnisse der BiSS-Evaluationsprojekte zu den Themen «alltagsintegrierte sprachliche Bildung im Elementarbereich», «gezielte sprachliche Bildung in der Schule» und «Diagnostik und Förderung der Lesefähigkeit sowie Vermittlung von Lesestrategien». Diskutiert wird, wie die gewonnenen Einsichten für die Weiterentwicklung von Sprachbildungs- und Sprachförderansätzen in der pädagogischen Praxis genutzt werden können.

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Die Herausgeberinnen Dr Sarah Gentrup hat Erziehungswissenschaften studiert - фото 1

Die Herausgeberinnen

Dr. Sarah Gentrup hat Erziehungswissenschaften studiert und ist seit 2012 als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Humboldt-Universität zu Berlin in Kooperation mit dem Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) tätig. In ihrer Forschung befasst sie sich mit der Entstehung von Bildungsdisparitäten. Hierbei untersucht sie schwerpunktmäßig den Beitrag von Erwartungen und Einschätzungen von Lehrkräften sowie der Lehrkraft-Kind-Interaktion.

Dr. Sofie Henschel ist seit 2017 stellvertretende wissenschaftliche Leiterin des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) an der Humboldt-Universität zu Berlin. Neben der Weiterentwicklung der Vergleichsarbeiten (VERA) umfassen ihre Forschungsschwerpunkte die Entwicklung, Implementation und Evaluation von Sprach- und Lesefördermaßnahmen sowie Determinanten und Effekte lehr- und lernbegleitender Emotionen.

Kristin Schotte ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Humboldt-Universität zu Berlin in Kooperation mit dem Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB). In ihrer Forschung beschäftigt sie sich schwerpunktmäßig mit der psychosozialen Entwicklung und dem Bildungserfolg von Kindern und Jugendlichen aus zugewanderten Familien.

Dr. Luna Beck, MBA, ist Stabsstelle Organisationsentwicklung in der Stiftung »Haus der kleinen Forscher«. Von 2013 bis 2019 war sie als wissenschaftliche Beraterin an der Humboldt-Universität zu Berlin im Rahmen der Bund-Länder-Initiative »Bildung durch Sprache und Schrift« tätig.

Prof. Dr. Petra Stanat ist seit 2010 Direktorin des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) an der Humboldt-Universität zu Berlin. Sie hat an der Freien Universität Berlin Psychologie studiert, an der University of Massachusetts at Amherst, USA promoviert und sich an der Freien Universität Berlin in Erziehungswissenschaft habilitiert. In ihrer Forschung beschäftigt sich Petra Stanat mit Fragen der Bildungsqualität und der Bildungssituation von Heranwachsenden aus zugewanderten Familien.

Sarah Gentrup, Sofie Henschel, Kristin Schotte, Luna Beck, Petra Stanat (Hrsg.)

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1. Auflage 2021

Alle Rechte vorbehalten

© W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Print:

ISBN 978-3-17-037519-2

E-Book-Formate:

pdf: ISBN 978-3-17-037520-8

epub: ISBN 978-3-17-037521-5

mobi: ISBN 978-3-17-037522-2

In Erinnerung an unseren geschätzten Kollegen

Prof. Dr. Bernt Ahrenholz

Kapitel 1:

Evaluation im Bund-Länder-Programm »Bildung durch Sprache und Schrift«

Sarah Gentrup, Sofie Henschel & Petra Stanat

Einleitung

Gute alltags- und bildungssprachliche Fähigkeiten sind nicht nur wesentlich für den fachlichen Kompetenzerwerb (z. B. Chudaske, 2012; Paetsch, Felbrich & Stanat, 2015), sondern bilden auch eine zentrale Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe (z. B. Autorengruppe Bildungsberichterstattung, 2016; Hasselhorn & Sallat, 2014). Großangelegte Studien zeigen jedoch, dass ein bedeutsamer Anteil von Kindern und Jugendlichen in Deutschland nicht über ausreichende sprachliche Kompetenzen verfügt, die für erfolgreiches Lernen erforderlich sind. Im Alter von drei bis fünf Jahren hat bislang etwa jedes fünfte Kind einen Sprachförderbedarf, wobei der Anteil bei Kindern aus Familien, in denen die Eltern ein niedrigeres Bildungsniveau aufweisen oder in denen häufiger eine andere Sprache als Deutsch gesprochen wird, fast doppelt so hoch ist (Arbeitsgruppe Bildungsberichterstattung, 2016). Ebenso verfehlt im Lesen ein Achtel der Viertklässlerinnen und Viertklässler den Mindeststandard der Kultusministerkonferenz (Stanat, Schipolowski, Rjosk, Weirich & Haag, 2017) und mehr als ein Fünftel der Fünfzehnjährigen (Weis et al., 2019) erreicht in PISA nicht die Kompetenzstufe II. Diese Schülerinnen und Schüler dürften unzureichend darauf vorbereitet sein, lesebezogene Anforderungen im Alltag erfolgreich zu bewältigen.

Die Bedeutung guter sprachlicher und schriftsprachlicher Fähigkeiten für den Kompetenzerwerb und die gesellschaftliche Teilhabe sowie der weiterhin zu hohe Anteil von Kindern und Jugendlichen, die in diesen Bereichen Schwierigkeiten haben, veranlassten Bund und Länder seit Beginn der 2000er Jahre dazu, vielfältige Maßnahmen zur Verbesserung von Sprachbildung, Sprach- und Leseförderung anzustoßen. Dies ist zunächst eine positive Entwicklung, die darauf abzielte, die Sprachförderkompetenzen der Fach- und Lehrkräfte weiterzuentwickeln und letztlich die sprachlichen und schriftsprachlichen Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen zu verbessern. Inwieweit die Maßnahmen in der Praxis umgesetzt und ihre Ziele erreicht werden konnten, war aber weitgehend ungeklärt. Aus diesem Grund initiierten das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), die Kultusministerkonferenz (KMK) und die Jugend- und Familienministerkonferenz der Länder (JFMK) im Jahr 2013 das Programm »Bildung durch Sprache und Schrift« (BiSS). Das Programm zielte darauf ab, vielfältige Ansätze zur Verbesserung der Sprachbildung, Sprach- und Leseförderung in Deutschland weiterzuentwickeln und deren Qualität und Wirksamkeit zu überprüfen. Dabei war es Bund und Ländern wichtig, diejenigen Ansätze in den Blick zu nehmen, die in den Bildungseinrichtungen bereits umgesetzt und oft auch dort entwickelt worden sind. Es sollte also weniger eine Top-down-Strategie verfolgt werden, bei der von der Wissenschaft entwickelte Maßnahmen durch die Praxis nach relativ präzisen Vorgaben umgesetzt werden sollen, um ihre Wirksamkeit möglichst genau überprüfen zu können. Stattdessen sollte eher eine Bottom-up-Strategie angewendet werden, bei der bestehende Praxisansätze von der Wissenschaft aufgegriffen, auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basierend beurteilt und gemeinsam mit den Praktikerinnen und Praktikern weiterentwickelt werden. Aufgrund der Vielfalt an Maßnahmen, die von Bund und Ländern bereits angestoßen worden waren, war das Anliegen, bestehende Ansätze zu fokussieren, um Hinweise auf ihre Wirksamkeit zu erlangen, nachvollziehbar. Für die Planung und Durchführung aussagekräftiger Evaluationen war dieses Vorgehen jedoch mit einer Reihe von Herausforderungen verbunden.

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