Birgit Biehl - Splitter im Sand

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Können Sie sich vorstellen, Ihr bisheriges Leben zu verlassen, sich völlig zu lösen, alles, auch sich selbst in Frage zu stellen und einzutauchen in fremde Welten, die einen anderen Menschen von Ihnen verlangen? Überleben in einer alles fordernden Umwelt muss neu gelernt werden, und so entsteht ein Anderer in Ihnen … Die Autorin, ein 'Wanderer', erläuft und erfährt die Welt der afrikanischen Muslime, der Mauren, der Tuareg, der Araber, der iranischen Shiiten, der Kurden, taucht ein in ein anderes Leben und erarbeitet sich Gefahr und Glück von Freiheit, den Schatz vorbehaltloser Zu-Neigung – ein langer Weg, der in der Fülle der Begegnungen doch zeitlos erscheint und hinter der Fassade zivilisatorischer Errungenschaften und politischer Systeme ein Kaleidoskop menschlicher Lebensformen zeigt. Konzipiert als Arbeit in den Islamwissenschaften geraten ihre Aufzeichnungen zu einem Dokument der Verwunderung, des Schocks, des Lernens in Freiheit, der Erfahrung von Reichtum ganz anderer Art – ein Gegenentwurf zum Thema 'Leitkultur'.

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In Nouakchott will ich die erste Ladung meiner Fundstücke nach Hause schicken und gehe mit einer prall gefüllten Plastiktüte zur Post. An einem der Schalter zeige ich meine Tüte und frage die runde freundliche Angestellte, ob es Kartons gebe, sie verneint, winkt mich nach draußen, ich solle dort zwei Briefumschläge kaufen. Sie geht mit rollendem Hintern in ihrem herrlichen weißen Boubou in einen der hinteren Räume der Post und kehrt mit einer Kleberolle zurück, schneidet liebevoll die beiden Umschläge auf, knuddelt meine Stoffe mit den zwischen ihnen verstauten Steinen, Muscheln und neolithischen Fundstücken auf die Hälfte zusammen und beginnt ruhig und hingebungsvoll mit der Klebearbeit. Ganz beiläufig beginnt sie ein Gespräch, wie es bei mir zu Hause aussieht, wie ich lebe, was ich tue, es endet damit, dass sie sich bei mir für ihre nächsten Ferien einlädt. Inzwischen bildet sich eine Schlange am Schalter. Einem, der auch keinen Karton hat, fährt sie ins Gesicht, er solle das gefälligst zuhause vorbereiten. Bei soviel Kleberei ist die maurische Kleberolle schnell alle, majestätisch erhebt sie sich wieder und rollt erneut hinaus, fünf Minuten vergehen, sie erscheint mit einer neuen Kleberolle. Da es jetzt um die Befestigung der Seitenteile geht, hänge ich mich zur Hälfte über den Tresen und halte mit den Fingern die Ecken fest. Ein ungeduldiger Kunde bittet, sie könne doch mal eben sein Einschreiben, sie unterbricht ihn, er könne sich ja auf ihren Arbeitsplatz setzen, alles lacht, er auch. Nun wird der zweite Briefumschlag gefaltet und zugeschnitten, noch einmal alles halten und kleben, dazwischen zischelt sie, ich solle ihr meine Adresse aufschreiben. Als das rundherum verklebte Päckchen fertig ist, entschwebt sie wieder, am Schalter wartet friedlich die geduldige Schlange, ganz Amtswürde erscheint sie mit einem kleinen Postzettel, gibt mir ihre Adresse, ich ihr meine. Sie winkt mich an eine andere, jetzt leere Schalterstelle, beugt sich über den Tresen und fragt, wann ich wieder nach Hause führe, ich schildere ihr meinen Reiseweg, sie reißt die Augen hinter der dicken Brille auf und flüstert beschwörend: ›Du wirst mir eine Postkarte von jeder Etappe schreiben!‹ Wir küssen uns, Aissata Diop, meine Freundin.

Ich frage mich durch zum weit entfernten Nationalmuseum, um die neolithischen Exponate zu sehen, bin schockiert. Es ist eine schöne und reichhaltige Sammlung, ein herrliches steinernes Mahlbecken, viele Stücke der gleichen Art, viele Scherben mit Ornamenten, aber keine vollständigen Gefäße, wie ich im letzten Jahr eines in der Wüste südlich von Chinguetti gefunden und ganz legal mit nach Hause genommen habe. Da packt mich das Gewissen, schnell ist der Entschluss gefasst, das große Gefäß zurückzugeben. Ich frage im Museum nach einem Verantwortlichen, ein Mann stellt sich als der Konservator des Museums von Ouâdane vor, fragt, ob ich das Gefäß nicht seinem Museum überlassen könne. Wir diskutieren, wie dies zu bewerkstelligen sei, da nimmt er mich an die Hand, wir gehen den langen heißen Weg zum Wirtschaftsministerium, dort ist sein Bruder Commissaire Général für die Expo in Hannover. Also beschließen wir die Übergabe mit einem kleinen Festakt am Nationentag Mauretaniens in Hannover, Ould Abidine Sidi ist glücklich, ich bin erleichtert.

Nouakchotts Schönheit erschließt sich nur bei vollem körperlichen Einsatz in Hitze und Sand, sehr schöne Viertel mit interessanter Architektur, viel Leben auf dem Markt, die Menschen haben strahlende Augen. Auf dem Handwerkermarkt ist die Moschee nur durch ihre Richtung Osten in den Sand gezeichnete Form erkennbar, am Abend gehen die Männer durch den markierten Eingang, knien sich in den Sand und beten.

Die ›Route de l’Espoir‹, die ›Straße der Hoffnung‹, diesmal will ich bis an ihr Ende fahren. Eine Großfamilie nimmt mich sofort auf, im großen Peugeot geht es durch die Lehmhüttenvorstädte von Nouakchott, bis Boutilimît bezaubern die vielfältigen Dünengestaltungen, die Farben, die Sicheldünen. Jeder Verkehr erstirbt, Kamele, einige Zelte, nichts mehr. Ab Aleg wird die Straße deutlich schlechter, dann vollends unpassierbar, etwa 300 km lang sucht der Fahrer neben der Straße eine brauchbare Piste, das Wasser in den sonst trockenen oueds strömt über die Fahrbahn, hat sie unterspült, die ursprüngliche Fahrbahndecke ist zerbröckelt oder in großen Stücken hochgedrückt. Über der Wüste liegt jetzt ein Hauch von Grün, Tiere grasen. Wir durchqueren die Flüsse barfuß, tragen alles Gepäck hinüber, Schafe, Reissäcke, kehren um, schieben den Wagen durch das knietiefe Wasser, nur langsam fließt es wieder aus dem Fahrzeug.

Nur zehn Personen sind diesmal im Wagen, ich habe zum ersten Mal das Gefühl, richtig sitzen zu können. Neben mir eine Frau meines Alters, die ein winziges verdorrtes Wesen unter einem großen Tuch in das Auto gesetzt hat, das sichtlich dem Tode nahe ist. Alle hatten auf die Frau eingeredet, ihre Mutter doch in Nouakchott zu lassen, sie werde die lange und anstrengende Fahrt nicht überstehen können. Als wir losfahren, hat die Frau unter dem Tuch grauenvolle Bronchitis-Anfälle, würgend presst sie die Luft aus den Lungen, entlädt röchelnd Mengen von Schleim in einen Plastiktrinkbecher, den die Tochter ab und zu auf den Wagenboden neben meine Füße kippt. In schwerer Atemnot sackt sie bisweilen wie tot zusammen, wir sind entsetzt, schauen ständig nach ihr, mir wird speiübel, ich sehe betont zur anderen Seite auf die Sicheldünen, fühle mich ausgeliefert, hasse die Frauen, die diese widerliche Situation herbeigeführt haben. Vierzehn Stunden lang sehe ich, wie die Tochter in der Enge des Fahrzeugs es schafft, in ihren Sitz gekrümmt die Mutter umarmt zu halten, ihr ständig den Becher vor den Mund zu führen, ihr mit einer Hand die Stirn zu kühlen, ihr ständig ein wenig Flüssigkeit einzuflößen, sie auf die Gebete vorzubereiten, ihr beim Pinkeln zu helfen, sie zu waschen, ihr beim Sonnenuntergang vorzusingen, ihr die Hände zu entkrampfen und zu reiben, ihr immer wieder das im Fahrtwind verrutschende Kopftuch zu richten, das die Würde der Wüstenfrau wahrt. Ich schäme mich sehr.

Wir erreichen ein wildes Bergmassiv, auf der Passhöhe im Sonnenuntergang ein Blick zurück in die zartgrüne Ebene voller Sträucher und Akazien, jetzt haben sie kleine Blätter, noch sind die Seen nicht versickert. Dreimal machen wir Pause, alle waschen sich vor dem Gebet mit Sand, blicken fordernd zu mir herüber. Als ich erkläre, ich sei Christin, drängen sie mich, schnell Muslima zu werden, sonst sei ich bald verloren. Ich verspreche, darüber nachzudenken. Wo wir anhalten, wird schnell ein Schaf geschlachtet, gehäutet, zerteilt, die Gedärme auf die Straße geworfen, wo durchfahrende Fahrzeuge sie zermatschen, Knochen und Felle liegen überall herum, alle stehen oder sitzen im blutigen Sand, es stinkt unerträglich. Das Fleisch ist nicht abgehangen, nicht gewürzt, wird auf Holzkohle sofort gegrillt, ich weigere mich standhaft zu essen, schiebe Krankheit vor. Die Dorfbewohner reden mich mit ›monsieur‹ an.

Spät in der Nacht erreichen wir Kiffa, ganz schnell zerstreuen sich die Mitreisenden in ihre Häuser, auf der Suche nach einer Bleibe treffe ich auf ein winziges Restaurant mit einem Tisch und einem Stuhl, und so lande ich auf einer Matratze im Hinterhof bei den Schafen und Ziegen in einer Art offenem Abstellraum. Davor liegt auf dem Boden ein großer dicker nackter Schwarzer, der seine Habe auf einer Decke ausgebreitet hat. Im Raum gibt es zahllose Ungeziefer, so lege ich mein Zelt auf die Matratze, stelle alles Gepäck hinein, so dass sich ein kleiner Hohlraum über dem Kopf ergibt, liege nun schwitzend wach, auf jedes Geräusch von draußen lauschend, neben mir stöhnt ein Schaf, der patron hat mir einen Rest von seinem kalten couscous hingestellt.

Im ersten Morgengrauen jagt er mich davon, da das Vermieten von Räumen verboten ist, noch im Dunkeln versuche ich meine Sachen zu packen, ziehe angewidert dieselben versauten Sachen an, wenigstens die Zähne aus der Hand putzen. In der Nähe gibt es Fahrzeuge für die Weiterfahrt durch eine englische Parklandschaft, gemächlich ziehen Kamele und kleine Rinderherden über saftige Weiden mit Baumgruppen und kleinen Seen. Der Fahrer überfährt einen wilden Hund, dann rennt im Moment, als wir vorbeifahren, ein erschrockenes Kalb in den Wagen, es knallt fürchterlich, der Fahrer ist entsetzt, den ganzen Tag muss er darüber reden, in jedem Dorf erklärt er den Männern, wie das passiert ist. Wieder müssen wir strömende oueds durchwaten, den Wagen ausräumen, schieben, als ich meine Hose über die Knie rolle, schauen alle Männer entsetzt weg, ich schiebe nach Kräften mit, was mir immerhin ihre Anerkennung verschafft. Der Wagen ist voller Wasser, im Kofferraum ächzen die vier Schafe. In jeder Ansiedlung hält der Fahrer an, die Männer halten ein Schwätzchen mit den Bewohnern, machen kleine Geschäfte.

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