Jürgen Roth - Anschwellendes Geschwätz
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Unser Luschigster
Das Milieu der Literaturkritik ist in großen Passagen eine Welt voller Qualligkeit und aufgespreizter Ödnis. Seit zwei Jahren ist es auch eine Welt, wie sie kaum jenem gefällt, der sich gern in die Pose des »derridaiden« (D. Diederichsen) und anderweitig veranlagten Schwadroneurs wirft.
Im Sommer 2002 kürte die Kundschaft des Internetshoppingtempels Amazon Alex Dengler aus der Oberpfalz zu ihrem »Toprezensenten«. Und weil es kein folgenreiches Unheil gibt, das es im worldwide Deppenhausen nicht gibt, stieg der kecke Parsberger Literaturauskenner umgehend zum Chefexeget der BamS in Sachen Buch und Buchstaben auf.
Seither ist es um die Literaturkritik endlich vollständig geschehen. Wir und unser gelobtes Land verfügen nämlich nicht nur über einen Literaturkritiker, der einem Diktum Eckhard Henscheids zufolge »Unser Lautester« ist; nun haben wir da alle miteinander auch einen Mann zu bestaunen, der laut BamS nichts weniger sein soll als »Deutschlands beliebtester Buchkritiker«.
Tatsächlich, als »Deutschlands beliebtester Buchkritiker« wird Alex Dengler allsonntäglich über seine Kolumne »Schon gelesen?« annonciert, und was wir da, in diesem von Deutschlands bestem Dengler zusammengedengelten Literaturbesprechungskästlein, schon alles bei voll ausgelasteten Verstandeskapazitäten haben zusammenlesen dürfen, das rechtfertigt das Urteil allemal, daß Deutschland einfach nicht mehr besser werden kann, Deutschland, das Goethe- und Reich-Ranicky-Country.
Denn Deutschland ist jetzt wirklich on top of the world der Literaturkritik angelangt, und zwar i. S. des Lebens- und Literaturbetrachtungsmottos unseres Luschigsten, des Alex Dengler, der dem Schweizer Tagesanzeiger verriet: »Ich wollte endlich über die Bücher schreiben, die ich gut fand, Romane, Thriller, Krimis, die dem Feuilleton keine Zeile wert sind.«
1.500 Seiten lese er pro Woche, klärt er uns des weiteren auf, und daß das nicht guttut und nicht gutgehen kann, lesen wir dann. Zum Glück braucht Deutschlands beliebtester Buchfex nicht allzu viele Worte, um uns haargenau über die »knackigen Plots«, die er so sehr schätzt, zu informieren, etwa dergestalt: »Nummer 5, ein normales Haus in Belfast. Doch die darin lebenden Personen haben Geschichten zu erzählen, die fesseln.«
Punkt. Das sitzt. Bong. Zuweilen pestet’s aber noch eine Spur fetziger: »1665. Eine große Liebe zu Zeiten der Pest. Ein historisches Highlight!« Mit Sicherheit. Obwohl uns schwanen mag, daß der Mann, der »jede Woche für BamS « liest, da in der Redaktion der BamS offensichtlich keiner mehr lesen kann, das ganze rare Zeug im Grunde gar nicht runter- und wegliest, es sei denn, das Lesen darf auf den Klappentext oder den Verlagsprospekt beschränkt bleiben. Da täte er es immerhin Reich-Ranicki gleich, der Bücher traktiert, ohne einen Blick in sie geworfen zu haben.
Hat nun aber Deutschlands beliebtester Buchkritiker eine Botschaft? Was will uns diese äußerst aufgeweckt dreinschauende »Kulturhummel« (Erwin Michenthaler), dieser »lesende Beckham« (Tagesanzeiger) sagen und verklickern? »Die Essenzen des Romans: Musik und Frauen«, heißt es z. B., was wohl heißt, daß schon auf der essentiellen Inhaltsebene in diesem Buchfall alles mehr oder weniger im Lot ist, eine Einschätzung, die sich andernorts zu einem bestechenden Empfehlungsurteil ausweitet: »Dr. Muo und die komplizierte Welt der Frauen. Bestseller-Autor Dai Sijie legt einen bestechenden zweiten Roman vor.«
Wenn das wahr ist, sollen Romane, verstehen wir Deutschlands beliebtesten Buchkritiker richtig, bestechen. Sie sollen »Beat, Leidenschaft, Charme, Witz« oder »Drive, Nervenkitzel, Gefühl« haben und auslösen, »vor Geheimnissen, Liebe, Abenteuern und Spannung knistern« (woraus folgt: »Der Roman hat Soul & Blues«) oder gleich vier Elemente auf einmal enthalten: »Wissenschaft, Horror, Action, Thriller. Das sind gleich vier Elemente auf einmal!« Darüber hinaus müssen sich »die Geschehnisse entfalten wie ein guter Wein«, damit »ein Roman mit viel Flair« rauskommt. Der Roman an und für sich, so macht es uns angeblich Barbara Wood vor, habe zudem »perfekt recherchiert« zu sein und »die Wucht von zwanzig Segelschiffen« zu besitzen oder abermals zu entfalten, auf daß uns Deutschlands beliebtester Buchkritiker ungetrübt unter die witternde Lesernase reiben kann: »Ein gehobener Kriminalroman mit hervorragenden Charakteren. Er verdient das Prädikat Spitze!«
Vorbei ist’s mit vielen Worten. Deutschlands beliebtester Buchkritiker hat die Literaturkritik in Deutschland revolutioniert. Und er weiß zu preisen – einen »deutschen Psycho-Krimi« etwa, »der internationale Vergleiche nicht zu scheuen braucht«, oder die den deutschen Worten zugehörigen deutschen Werte: »Nach ihrem spannenden ersten Fall [...] ermittelt Rechtsmedizinerin Leonie Simon nun endlich wieder. Sie ist eine deutsche Kay Scarpetta mit allen deutschen Tugenden. Als Ermittlerin geradlinig und ehrlich – ein ausgeprochener Sympathieträger.«
Nein, von Qualligkeit kann hier keine Rede mehr sein. Sondern zu konstatieren ist eine bis dato unerhörte Geradlinigkeit und Schmissigkeit in Sachen Buch und Buchstaben. Und das finden wir, mit einem Wort Alex Denglers, des beliebtesten Buchkritikers in Deutschland, nahezu und ehrlich: »Betörend!«
Im Gewöhnlichen
Unerheblich wie Herrn Außenminister Fischers Frankfurter Vandalenrandalenvergangenheit ist die Frage, welchen Anteil Raymond Carvers früher Lektor Gordon Lish an der mit höchstem – pressenden Überdruß erzeugendem – Feuilletoneinverständnis gepriesenen »Lakonie« des »minimalistischen Avantgardisten« ( Frankfurter Rundschau , 18. November 2000) Raymond Carver hat. Oder hatte. Noch überflüssiger und entbehrlicher ist Ingo Schulzes vorwortliche Salbung des erstmals vollständig auf deutsch erschienenen zweiten Erzählungsbandes des »Minimalisten« (Klappentext), Wovon wir reden, wenn wir von Liebe reden (Berlin 2000). Und noch törichter plärrt der hiesige Verlag »die lähmende Ausweglosigkeit und innere Leere der Existenz« an, die Carvers Short stories so, wäre werbetechnisch nicht schlecht »gekommen«, »atemberaubend«, »schockierend« auf »den Leser«, arrrgh, »wirken lassen«.
Carver zählt, unabhängig von einstiger verlagsseitiger Einflußnahme und heutiger Verkaufspropaganda, zu den schon erschütternd zeitlos Lesenswerten. Und entgegen der wahrscheinlich wieder modischen kafkaiden Axtfunktion seiner »Texte« (Klaus N.) vermochte er im Ganzgewöhnlichen eine ruhige Anspannung auszumachen, die den Alltag adelt; zuungunsten des herrschenden Remmidemmis. Deshalb könnten, ohne gleich den Talar überzustreifen, die Exegeten vielleicht ausnahmsweise die Klappe halten. »Ich hab’ so einiges gesehen. Ich wollte zu meiner Mutter und ein paar Nächte bei ihr in der Wohnung bleiben. Aber als ich oben am Treppenabsatz ankam, guckte ich, und sie saß auf dem Sofa und küßte einen Mann. Es war Sommer. Die Tür stand offen. Der Fernseher lief. Das ist eine von den Sachen, die ich gesehen hab’«, beginnt Mr. Coffee und Mr. Fixit . Und darin liegt nicht nur eine Welt, sondern die Poetologie des Genauguckers Carver.
»Ich dachte einen Moment lang an die Welt außerhalb meines Hauses, und dann dachte ich gar nichts mehr, außer daß ich nun wirklich schlafen mußte«, schließt Ich konnte die kleinsten Dinge erkennen . Oder heimelt uns die wohlige Leere, die wohlige Wahrheit einer solchen Passage noch zarter an? »Er fuhr schneller durch die Straßen, als er hätte fahren sollen. Bisher war es ein gutes Leben gewesen. Er hatte Arbeit gehabt, war Vater geworden, hatte eine Familie. Der Mann war glücklich und zufrieden gewesen. Aber jetzt hatte er Angst und wollte ein Bad.«
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