Jürgen Roth - Anschwellendes Geschwätz
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Der area Verlag vermeldet ein »offizielles März-Revival« und kündigt die Wiederkehr einer Zeit an, »als Bücher noch echte Skandale auslösten«. Das klingt euphorisch.
Das sind Blumen deutscher Werbelyrik. Das interessiert mich überhaupt nicht. Die können erzählen, was sie wollen.
Du glaubst nicht, daß du dich mit der März-Kassette und auch mit der Wiederauflage von ACID , dem einstigen März-Pilotbuch, in den Reigen der Klatsch- und sonstigen Skandale einreihen und vom Getöse profitieren wirst?
Da sind wir mit der Serie Schröder erzählt doch schon viel länger dran und dabei. Nur: Die Skandale, von denen ich erzähle, sollen ja gar nicht diskutiert werden. Nimm den Fall Bertelsmann. Jetzt, da der Mohn kaum mehr Piep sagen kann, erscheint ein Buch über die braune Vorgeschichte des Konzerns und die furchtbare Beziehungskiste zwischen Reinhard und Liz Mohn. Das war in Schröder erzählt bereits vor acht Jahren nachzulesen, in der Folge »Brot und Spiele«, die junge Welt hat’s auch gedruckt. Das ist nur ein Beispiel. Du mußt andererseits nicht denken, daß die vielen Skandale, von denen wir erzählen, ohne daß sie in der großen Öffentlichkeit Beachtung finden, wegen der kleinen Auflage von Schröder erzählt nicht zur Kenntnis genommen werden. Unter den Subskribenten sind eine Menge Multiplikatoren und Medienfritzen, die unsere Sachen z. T. wie Tresorpublikationen lesen. Ich bin ja kein Rutengänger, ich rede von Fakten – du weißt ja auch vieles aus gutunterrichteten Frankfurter Kreisen –, weil ich Insider bin. Im Feuilleton breitet das selbstverständlich niemand aus. Wenn ich noch irgendwas hätte mit Mohn zu tun haben wollen, hätte ich das nie erzählen dürfen. Das kommt bei denen sofort an. Die haben, ob bei Bertelsmann oder Holtzbrinck oder sonstwo, spezielle Abteilungen, die solche Publikationen wie Schröder erzählt genau checken.
Wenn dich die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung , wie im Vorfeld des Erscheinens der März-Kassette geschehen, auf einer ganzen Seite, übrigens zusammen mit Reich-Ranickis Kolumne und einer Anzeige für Helmut Kohls Autobiographie, u. a. als ehemaligen »Pornokönig Schröder«, wie dich der stern Anfang der siebziger Jahre genannt hat, porträtiert, dann bist du doch wieder im Feuilleton angekommen.
Barbara hat sofort gesagt: Ich muß mich spalten. Als Geschäftsfrau begrüße ich einen solchen Riesenartikel, als Frau dieses widerlichen Typen Schröder, der da, eingerahmt von zwei nackten Weibern, vor seinem Herrenhaus und seinem Jaguar posiert, möchte ich damit nichts zu tun haben. Mir geht es ähnlich. Eigentlich möchte man die Figur nicht sein, über die geschrieben wird: ein großer Verleger und ein Arschloch. Nur Masochisten möchten ein Arschloch sein oder freuen sich darüber, wenn sie ein Arschloch genannt werden.
Besagtes Image hast du ja schon im Siegfried selbstdistanzierend zurechtgerückt. Davon war in der FAS nichts zu lesen. Die stern -Geschichte hast du als »ungeheure Scheiße« bezeichnet.
Das wird nicht zur Kenntnis genommen, weil die von nichts eine Ahnung haben. Als wir z. B. endlich den Prozeß gegen die VG Wort gewonnen hatten – die VG Wort wollte Schröder erzählt nicht als Sachliteratur anerkennen und hat deshalb die Ausschüttung der uns zustehenden Gelder verweigert –, war die Biller-Sache im ersten Durchgang gerade abgeflacht, und es mußte eine neue Sau von der Leine gelassen werden. Was in den Feuilletons über das Urteil zu lesen war, war ausnahmslos vollkommen ahnungsloser Mist. Die können allesamt nicht mehr recherchieren – oder wollen nicht mehr. Die sind halt strukturell dumm.
Ich will versuchen, eine Brücke zu schlagen zwischen deinen früheren, halb emanzipatorischen, halb rein ökonomischen Erwägungen folgenden pornographischen Unternehmungen mit Olympia Press und dem Zirkus, der um die Sachsenwaldfilme und Thor Kunkels Nazipornoroman veranstaltet wird. In der Debatte über Kunkel bricht sich auch, anders als vor dreißig Jahren womöglich, ein ungeheurer biedermeierlicher Stumpfsinn und eine handfest reaktionäre Gesinnung Bahn, oder?
Daß Verleger froh sind, auf ein Thema gestoßen zu sein, das eine Menge Geld einbringt, steht außer Frage. Mir hat die Beschäftigung mit Pornographie aber obendrein Spaß gemacht, und man konnte sie als Instrument gegen den Muff handhaben. Außerdem funktionierte literarische Pornographie – ganz im Sinne des Postmodernepostulats von Leslie Fiedler – als Agitation gegen den Kanon der Moderne. Heute schreit wieder alles nach dem Kanon, obwohl dabei vorrangig ist, welche und wie viele Kanonkassetten man verkaufen kann. Z. B. die März-Kassette. Fiedlers Thesen, Stichwort »Cross the border, close the gap«, trafen sich gut mit einer neuen, offenen Literatur, die man Pop nennen könnte, einer Literatur mit Einsprengseln von Pornographie, Comics, Journalismus, so, wie es Brinkmann und Rygulla in ACID dokumentiert haben. Die Pornographie wurde mir nach zwei Jahren allerdings zu langweilig, weil sie sich viel zu stark kommerzialisierte. Kommerzialisierte Sexualität ist etwas sehr Fades. Mir hat das die Lust am Vögeln verdorben. Das ist die ganze Kohle nicht wert. Und als sog. Pornokönig war ich nur noch ein Mediensubstrat, überall als solches wahrgenommen. Du kannst unter diesem Druck gar keine persönlichen Beziehungen mehr eingehen.
Du warst eine »Rollenhure« geworden. Das ist die Selbsttitulierung im Siegfried.
Ja.
Du hast in dem Zuge die wunderbare Bismarc Media gegründet – als Einrichtung zur Leistungs- und Rollenverweigerung.
Das ist mit zuviel Aplomb gesagt. Bismarc Media war eine Agentur ohne Auftrag und Ziel. Reine Business-Art. Nichts, aber Schein, und das in ausgesuchtester Form. Eine Weile haben wir die Leute richtig verrückt gemacht. Wir haben richtig rumgeschwafelt.
Eine Art Medienguerillakonzept?
Medienkunst. Ich hab’ das eigentlich als die einzig mögliche Form betrachtet, auch gegen den eigenen Blödsinn, den man ständig in seinem Verlag betreibt, Stellung zu beziehen.
Im Siegfried findet sich die bedenkenswerte Formulierung vom »staatlich geförderten Kälbergehorsam« und der Satz: »Jede Gesellschaft war zu jeder Zeit katastrophal.« Dann war sie das auch in den sechziger und siebziger Jahren, und trotz allem Gerede über Befreiung und Emanzipation waren Hörigkeit und Autoritätsfixierung unvermindert vorherrschend.
Natürlich. Rückschauend betrachtet, muten die Katastrophen der 68er jedoch eher paradiesisch an. Wir hätten niemals geglaubt, daß sich der Imperialismus derart massiv potenziert und derart unverfroren präsentiert, wie er das heute tut. Wir haben es nicht ernsthaft für möglich gehalten, daß die apokalyptischen Szenarien über Big Business und Krieg tatsächlich Wirklichkeit und dabei noch weit übertroffen werden.
D. h., wir leben in der Apokalypse?
Ja. Ich will die damaligen Bedrohungen, etwa die Nuklearminengürtel in Europa, nicht herunterspielen. Aber was jetzt läuft, ist wirklich katastrophal.
Zurück von der großen in die kleine Welt der Verlagswandlungen und -verwicklungen. Wir müssen über das hervorragende Interview reden, das Joachim Unseld mit dem stern über seinen Vater, seine Schwiegermutter, die »Verlegerdarstellerin« Ulla Berkéwicz-Unseld, und Martin Walser geführt hat.
Hör mal, wenn Walser den Eindruck hat, er wird bei Suhrkamp nicht mehr gut vertreten, ist es sein gutes Recht zu gehen.
Joachim Unseld sagt: »Walsers Entscheidung ist fürchterlich. [...] Sein Weggang trifft den Verlag in seiner Substanz.« Eine Katastrophe also.
Ganz unrecht hat er da nicht. Im Gegensatz etwa zu Handke ist Walser ein Bestsellerautor, mein lieber Freund.
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