Ein denkmalgeschütztes Haus in Ehrenfriedersdorf sollte als Firmensitz dienen, er hatte es weitestgehend sanieren lassen und dort erst gestern die Geschäftsräume untergebracht, seine Wohnung sollte folgen. Den Umzug würde er in Kürze organisieren, im Moment ließ er es sich noch in Schönfeld gutgehen, wo er seit drei Jahren eine möblierte Ferienwohnung als Dauerwohnsitz mietete und nutzte. Er war überzeugt, hier im Erzgebirge nicht nur sein geschäftliches Glück, sondern auch den Schatz seines Lebens zu finden. Er entschied sich, den Abend zu nutzen, um sein neues Büro weiter zu organisieren und einzurichten. Er war ein Einzelgänger, den Abend mit Freunden in der Kneipe zu verbringen, war ihm fremd. Und die Frau fürs Leben, die suchte er auch noch. Aber immer schön eines nach dem anderen, dachte er. Ich bin doch erst Mitte vierzig, das beste im Leben kommt noch!
*
Emilie Voigt nestelte nervös an einer Strähne ihres blonden Haares, die ihr lose ins Gesicht hing. Die ehemalige Geologin hatte verfrüht in den Ruhestand gehen müssen, dafür aber eine ansehnliche Abfindung kassiert, die sie milde mit den Umständen stimmte. Ihr Beamtenstatus hatte sie zur teuersten Lehrkraft in einem Kollektiv selbständiger Dozenten werden lassen, man hatte ihr den Ruhestand nahegelegt. Aber da sie weder körperlich noch geistig auf dem absteigenden Ast saß, intensivierte sie ihr Engagement für die Umwelt und fand so wieder eine Aufgabe, ihre Tage zu füllen. Trotz ihrer dreiundsechzig Jahre war sie eine sehr attraktive Frau, die viel jünger wirkte. Emilie Voigt war schlank, fit und agil, besuchte dreimal in der Woche ein Fitnessstudio. Ihr blondiertes Haar kaschierte die grauen Strähnen und fiel ihr in das nahezu faltenfreie Gesicht. Wohlwollend musterte sie sich allmorgendlich im Spiegel. Ihr gefiel, was sie sah.
An diesem Morgen traktierte sie die unschuldigen Tasten ihres Computers mit wenig Feingefühl, der Inhalt der Website von SMF, den sie wieder und wieder las, blieb davon unbeeindruckt derselbe. Auch wenn sie es nicht gut fand, dort stand es immer noch: Das Unternehmen Sächsische Mineralienförderung AG war auf erhebliche Mengen von werthaltigem Wolfram- und Fluoriterz gestoßen. Sie wusste, dass dies unweigerlich zu einer Ausweitung des Abbaubetriebes führen würde und dabei interessierte es niemanden, dass sie selbst absolut gegen eine Ausweitung des Bergbaus oder neue Schachtverläufe war. Allerdings würde genau das in Pöhla passieren.
Sie griff nach dem Telefon, um sich abzulenken. Im Moment begleitete sie als Mentorin die Doktorarbeit eines ihrer Lieblingsstudenten damals in der Bergakademie Freiberg. Matthias Ullmann bekleidete seit kurzem selbst ein Lehramt an der Universität, hatte seine Dissertation fast fertig verfasst. Grundlage seiner Arbeit war eine Theorie, die von Emilie stammte, die sie im Grunde aber gemeinsam erarbeitet hatten und die bis zu diesem Zeitpunkt geheim war. Und gerade weil sich ihre Neigungen in bestimmten Bereichen der Geologie ähnelten, telefonierten sie und philosophierten über die Zusammenhänge von geologischen Gegebenheiten und speziellen Bodenschätzen. Sie selbst hatte dazu ein Gutachten über das ehemalige Abbaugebiet in Ehrenfriedersdorf vorgelegt, den Rest musste Matthias selbst erledigen, ein Doktortitel war schließlich kein Geschenk, sondern wollte hart erarbeitet werden. Jedenfalls war sie überzeugt, dass sich vor allem in der Nähe von Wolfram- und Fluoriterzvorkommen noch ganz andere Dinge finden ließen und in der Vergangenheit auch gefunden worden waren. Hinweise darauf lieferten alte Aufzeichnungen, Beweise gab es nicht. Das überließ sie Matthias. Seine Nummer war in Emilies Handy gespeichert.
Sie rief ihn an und als er sich meldete, erhellte sich ihr Gesicht.
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