Prince nahm Husney auch wegen aller möglichen ungewöhnlichen Forderungen in die Zange und verlangte unter anderem, dass sich sein Manager nebenbei noch um leckende Toiletten und Waschbecken kümmerte. In der Art, wie er diese Ansprüche formulierte, war ein scharfer passiv-aggressiver Unterton herauszuhören, und es schien, als ob Prince so seinem Ärger über den mangelnden Erfolg von For You Luft machen wollte. Husney, den es berechtigterweise erzürnte, dass seine harte Arbeit in wesentlich wichtigeren Bereichen offenbar übersehen wurde, hatte allmählich den Eindruck, dass ihn sein Mandant als besseren Laufburschen betrachtete. Der Manager hatte sich als Partner und Stratege gesehen, aber es wurde nun deutlich, dass Prince stets alle wichtigen Entscheidungen ganz allein würde fällen wollen.
Als Husney sich ein weiteres Mal weigerte, eine Handlangerarbeit zu erledigen, kam es schließlich zum großen Streit. Während er wegen einer geplanten Konzerttournee auf einen Anruf der Agentur William Morris wartete, meldete sich Prince bei ihm und verlangte, dass er sofort einen Heizlüfter ins Probenstudio brächte. Der Manager schilderte ihm daraufhin, was von dem Anruf von William Morris abhing, und schlug vor, dass Pepé Willie oder sonst jemand diese Aufgabe übernahm. Prince reagierte ungehalten.
„Weißt du was? Du kannst mich am Arsch lecken“, erklärte Husney daraufhin. „Hol dir deinen Scheißheizlüfter selbst. Ich mache das jedenfalls nicht.“
Später, als sich die erhitzten Gemüter wieder ein wenig abgekühlt hatten, kam Husney zu dem Schluss, dass die Situation sich festgefahren hatte, und erklärte Prince, dass sie sich trennen sollten. Prince schien überrascht und hätte die Zusammenarbeit gern erhalten, aber er zeigte keinerlei Kompromissbereitschaft, was die Aufgaben seines Managers betraf. Stattdessen schrieb er Husney einen dreiseitigen Brief, in dem er dessen Pflichten skizzierte und der genau jene Forderungen enthielt, die Husney für unzumutbar hielt. Prince erträumte sich ein Leben, in dem all seine Grundbedürfnisse von anderen versorgt wurden. „Er kann zehn, zwanzig Leute acht bis zehn Stunden am Tag mit seinen kreativen und sehr speziellen Ansprüchen beschäftigen“, meinte Bobby Rivkin. Aber Husney hatte keinerlei Interesse daran, diese Wunschvorstellung zu erfüllen – er wollte gehen.
Prince stand nun plötzlich ohne Management da. Willie erklärte sich bereit, übergangsweise für ihn tätig zu werden, aber er hatte weder die Zeit noch die Erfahrung, um diesen Job dauerhaft zu übernehmen. Prince stellte die Gehaltsschecks von jeweils einhundertfünfzig Dollar für die Bandmitglieder nun selbst aus, und Willie tat auf anderen Gebieten, was er konnte. Nun, da sein Album nicht besonders gut gelaufen war und die Kosten allmählich überhand nahmen, brauchte er unübersehbar dringend professionelle Unterstützung.
5. Januar 1979: Capri Theatre, Minneapolis
Willie kümmerte sich als Übergangsmanager vor allem darum, erste Auftritte für Prince zu organisieren. Er buchte das Capri Theatre für zwei Shows, und am zweiten Abend waren auch verschiedene hohe Warner-Verantwortliche anwesend, die sich ansehen wollten, wie sich ihr neuer Künstler so machte. Der erste Gig war recht bescheiden besucht; es kamen an die dreihundert Leute, darunter viele Freunde, Familienmitglieder und andere alte Fans, die Prince enthusiastisch feierten. Er selbst erwies sich jedoch als eher zurückhaltender Frontmann. Zeitweise drehte er dem Publikum den Rücken zu und schien sich damit schwer zu tun, ein paar lockere Sprüche zwischen den Songs zu bringen.
Das zweite Konzert, das zwei Tage später stattfand, war noch schwieriger. In Minneapolis hatte es unter null Grad, was für diese Jahreszeit durchaus typisch war, und die Warner-Bosse, die aus Los Angeles eingeflogen waren, trugen wenig dazu bei, die Atmosphäre in der Halle aufzutauen. Prince und die Band, die sich nach der ersten Show nicht besonders zuversichtlich fühlten, standen enorm unter Druck, während die Plattenfirmenvertreter abschätzend vom Rang zu ihnen hinuntersahen, während draußen ihre Limousinen warteten. „Der Auftritt war sehr angespannt, sehr seltsam“, erinnerte sich Rivkin. „Er war nervös, und die Band war noch nicht zu einer Einheit verschmolzen.“ Um das Ganze noch schlimmer zu machen, nutzte Dez Dickerson die Gelegenheit, um eine kabellose Gitarre auszuprobieren, die natürlich prompt nicht funktionierte und peinliche Lücken im Set hinterließ.
Charles Smith, der nach dem Konzert mit Prince nachhause fuhr, sah seinen alten Freund den Tränen nahe. „Er dachte, die Show sei Scheiße gewesen“, erinnerte sich Smith. „Ich versuchte, mit ihm zu reden, aber er wollte überhaupt nichts sagen.“ Husney, der mit Warner weiterhin in Kontakt geblieben war, merkte, dass man auch beim Label sehr enttäuscht war. „Sie sagten, das Konzert sei eine komplette Katastrophe gewesen“, sagte er. Wenig später teilte die Plattenfirma Prince ungeschminkt mit, dass er einer großen Tour noch nicht gewachsen sei. Das war zwar angesichts der schwachen Vorstellung wenig überraschend, aber dennoch ein schmerzhafter Schlag. „Er war am Boden zerstört“, erinnerte sich Dickerson.
Auch die geschäftliche Seite seiner Karriere machte Warner zu schaffen. For You hatte in der Herstellung mehr als einhundertsiebzigtausend Dollar gekostet und damit das Budget von einhundertachtzigtausend Dollar, das ihm für seine ersten drei Alben zusagt worden war, schon fast erschöpft. Mit seiner fünfköpfigen Band und einer ständigen Liste von Forderungen erwies er sich als kostspieliges Unterfangen. „Er hatte beim Label einige Schulden, und er stand mit dem Rücken zur Wand“, meinte Rivkin.
Bei Warner erkannte man, dass ein erfahrenes Managementteam gebraucht wurde, um Prince wieder auf den richtigen Weg zu bringen, und man wandte sich an die in Los Angeles ansässige Agentur Cavallo & Ruffalo, die sich unter anderem auch um Little Feat kümmerte. Prince, der einsah, dass er dringend Hilfe brauchte, war bereit, es mit ihnen zu versuchen. Agenturchef Bob Cavallo beauftragte seinen Angestellten Perry Jones damit, sich um seine alltäglichen Bedürfnisse zu kümmern. Gemeinsam mit Steve Fargnoli, der bald der Schlüsselkontakt von Prince in der Firma wurde, war Jones im Gegensatz zu Husney auch bereit, gelegentlich als Hausmeister einzuspringen. Fargnoli holte sich Verstärkung und spannte seinen Assistenten Jamie Shoop und andere für diese Jobs ein.
Mit dem Einsatz von Cavallo & Ruffalo stabilisierte sich die geschäftliche Situation von Prince, und er spürte wieder eine gewisse persönliche Sicherheit. Während er sich um die Promotion seines Albums kümmerte und zudem noch eine Band zusammenstellen musste, hatte er enorm unter Druck gestanden, der nun allmählich wich; seine Laune besserte sich zusätzlich, nachdem Kim Upsher, eine junge Frau, die er noch aus der Highschool kannte, sich öfter bei ihm blicken ließ. Sie wurde seine Hauptfreundin, die viele Abende mit ihm verbrachte und das Haus mit kleinen Accessoires und Blumen freundlicher gestaltete. Prince hatte jedoch wenig Interesse daran, sich durch eine Beziehung einschränken zu lassen, zumal er selbst als noch kleiner Star einen Status genoss, der ihm viele Gelegenheiten eröffnete, Eroberungen beim anderen Geschlecht zu machen.
Dass er sein Songwriting noch verbessern musste, hatte er inzwischen erkannt, und er konzentrierte sich nun darauf, für sein neues Material einfache, starke Melodien zu erschaffen. Titel wie „I Wanna Be Your Lover“ und „Why You Wanna Treat Me So Bad?“ waren eingängig und tanzbar, und die Texte ließen sich leicht merken. Zwar waren diese neuen Songs in gewisser Hinsicht weniger ehrgeizig als das mit zu vielen Harmonien überfrachtete Material von For You, aber dennoch insgesamt wesentlich stärker in ihrer Wirkung.
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