Eine Stimme erhob das Wort, was sie sagte…, die Otter wussten es nicht, es interessierte sie auch nicht mehr. Kurz tauchte ein Schatten in ihren Gesichtsfeldern auf, doch machten sich die Brüder nicht die Mühe, genau hinzusehen. Der Wagen hielt an. Endlich. Beide hofften auf ein schnelles Ende, ohne weitere Verzögerung. Eine Person stieg aus. Auf einmal wurden beide Otter, von je einer Hand an der Schulter gepackt, offenbar gab es noch eine weitere Person im Wagen.
Der Griff war bestimmend, so dass sie ihn nicht ignorieren konnten. Jedoch nicht grausam, sondern aufmunternd und tröstend. Sie drehten den Kopf, um zu sehen, wo die Hände herkamen und erblickten einen jungen Mann in einer weißen Robe. Mit freundlicher Stimme sprach er zu ihnen: »Ich weiß nicht, was man euch erzählt hat, aber ich habe keineswegs vor euch Leid zuzufügen. Na kommt, steht auf und geht zum Haus. Ich zeige euch gleich eure Zimmer, dann könnt ihr euch ausruhen.«
Gehorsam erhoben sich die Otter, denn sie hatten den jungen Mann als ihren neuen Meister erkannt. Neben der Autotür sahen sie einen weißen Tiger mit blauen Streifen warten. Das wird wohl der Primär sein, dachten sie sich und schlurften zum Hauseingang, wie es ihnen gesagt worden war. Nachdem der Meister und sein Obersklave an ihnen vorbei waren, beeilten sie sich hinterherzukommen.
Anscheinend waren sie zu langsam, da ihr Herr dem Tiger befahl, ihnen zu helfen. So schleppten sie sich ins erste Obergeschoß und durch die Tür zu ihrer Rechten. Der Meister wies ihnen das erste Zimmer links zu. Die Brüder schlurften in den Raum und schlossen die Tür hinter sich. Sie waren einfach zu erledigt, um sich umzusehen. In einer freien Ecke ließen sie sich auf dem Boden nieder, kuschelten sich aneinander und schliefen sofort ein.
Sie bekamen weder mit, dass es an der Tür leise klopfte, noch, wie ihr Meister prüfend den Kopf hereinsteckte. Ebenso wenig erlangten sie Kenntnis darüber, dass sie zum Bett getragen wurden und dass ihr Herr sie auch noch zudeckte. Mit einem leisen: »Gute Nacht und geruhsame Träume«, entschwand der junge Mann unbemerkt.
Als die Strahlen der aufgehenden Sonne ins Zimmer fielen, regten sich die Brüder. Sie streckten sich ausgiebig und gähnten mit weit geöffneten Mäulern. Sofort fiel ihnen auf, dass sie kaum noch Schmerzen hatten und besahen sich ihre Wunden. Jemand hatte ihnen Verbände angelegt. Achtlos zupften sie an dem Stoff und begutachteten ihre Verletzungen.
»Hey Jerry, der große Schnitt da auf deiner Brust ist schon fast verheilt.«
»Ja Bruder, der tiefe auf deiner Schulter ebenfalls.«
Von Kopf bis zu den Zehenspitzen untersuchten sie sich gegenseitig und staunten nicht schlecht.
Beide hatten dieselbe Otter-Mensch-ähnliche Kopfform mit einer schwarzen Nase. Ihre ovalen Ohren standen seitlich aus ihren kurzen Kopfhaaren hervor. Beide hatten eine wohl definierte, schlanke Köperform. Zwischen den Fingern und Zehen besaßen sie Schwimmhäute und auch kurze dicke Krallen. Beide hatten einen langen massigen Schweif, der immer schmaler wurde und spitz auslief.
Jerry hatte dunkelgraues Fell. Um den Mund, sowie auf der Brust und dem Bauch ging es in einen helleren Grauton über. Er hatte grüne Augen. Sein Bruder Terry hingegen hatte blaues Fell und auch seine Augen waren bläulich. Sein Fell auf der Brust und dem Bauch hatte ein etwas dreckiges Weiß.
Sie stellten fest, dass alle ihre Wunden nahezu verheilt waren. Auch die blauen Flecken waren verschwunden. Ermutigt durch diesen Umstand machten sie ein paar Dehnübungen und sahen sich anschließend interessiert im Zimmer um.
Die Otter saßen auf einem großen Doppelbett mit Baldachin und Vorhängen. Nebenan standen zwei Kleiderschränke. Zwei Schreibtische mit Stühlen waren auch vorhanden. Staunend betrachteten sie vom Bett aus die gläserne Dusche mit Ausblick ins Zimmer. Die Wände waren von einem Waldmuster bedeckt. Der grüne grasartige Fußboden vertiefte den Eindruck, auf einer Lichtung im Wald zu stehen. Das Beste jedoch war der große Whirlpool. Der stand in der einen Ecke des Raumes und war für mindestens vier Personen ausgelegt. Dank seiner braungrünen Musterung integrierte er sich wunderbar in die Waldatmosphäre.
Nachdem sie nichts Interessantes mehr erblicken konnten, gingen sie auf die Dusche zu und verzweifelten an den verschiedenen Armaturen fast. Sie konnten sich keinen Reim darauf machen, warum überall her Wasserstrahlen kamen. Aber nach ein paar Augenblicken war das auch nicht mehr von Interesse und sie genossen das wilde Wasserspiel in vollen Zügen.
Als sie genug davon hatten, die Dusche zu überfluten, fühlten sie sich wieder etwas träge. Doch schlafen wollten sie nicht. Also begannen sie mit einem ihrer Spiele, dessen Sinn nur die beiden verstanden.
Etwas später klopfte es an der Tür und die Otter schauten sich verdutzt an.
»Da klopft jemand! Sollen wir ihm aufmachen?«
»Weiß nicht. Sollten wir?«
»Vielleicht ist das der Meister.«
In diesem Moment wurde die Tür einen Spalt breit geöffnet und der junge Herr streckte den Kopf herein. Mit aufgerissenen Augen beäugte er die Otter und wurde rot.
Sie saßen mitten im Raum Seite an Seite, mit angezogenen Beinen, ihre Füße mit gespreizten Zehen im 90°-Winkel angehoben. Und zudem nackt in erregten Zustand. Unschlüssig sahen sie zu ihrem Meister auf.
Verlegen stotternd begann der Mensch zu reden: »Ähm, ich glaub ich komme später wieder. Offenbar störe ich.«
»Wir spielen nur, Meister«, antworteten sie gleichzeitig. Dann warfen sie sich einen Blick zu und plapperten: »Wollt Ihr auch spielen, Meister?«
Der Rotton im Gesicht des Jungen wurde deutlich dunkler. Aus der Fassung geraten, brabbelte er: »Ich bin nicht in der Stimmung dafür. Ich wollte eigentlich nur mit euch reden«
Wie auf Kommando schwangen sich die zwei vornüber und gingen in eine demütig kniende Haltung über. Synchron gackerten sie: »Wie der Meister wünscht.«
Mit einem Seufzer trat der junge Mann ein: »Genau über dieses Thema wollte ich mit euch reden.«
Die Otter sahen sich erstaunt an. Im Chor antworteten sie: »Wir verstehen nicht, Meister. Haben wir was falsch gemacht?«
Nachdenklich studierte der Mensch ihre Position und sagte freundlich: »Setzt euch doch bitte bequem hin. Ihr müsst nicht vor mir auf dem Boden knien.
Schnell kamen sie diesem Befehl nach und setzten sich auf ihre Beine. Der Meister hatte sich auf einem der Stühle niedergelassen. »Ok, erst mal eine Frage vorweg. Könnt ihr lesen?«
»Nein, Meister.«
»Gut, dann hört mir bitte genau zu. Ich werde euch mal über meine Hausregeln aufklären.«
Lange versuchte der junge Mann den beiden Ottern die Sachlage zu erklären und die hier im Haus geltenden Regeln ausführlich zu beschreiben. Das erwies sich jedoch als ein äußerst schweres Unterfangen. Es schien, als ob die Brüder nach nur wenigen Worten nicht mehr aufnahmefähig waren oder den Sinn seiner Regeln völlig missverstanden.
Egal, wie er es formulierte, die zwei konnten einfach nicht verstehen, warum die Sklave-Meister-Regeln aufgehoben sein sollten. Resigniert übersprang er schließlich diesen Abschnitt und ging zur nächsten Regel über. Den Satz mit »Ich erwarte keinerlei sexuelle Gefälligkeiten« bereute er sofort. Als er nämlich das Wort Sex in den Mund nahm, hatte er Mühe und Not die zwei davon abzubringen, ihm genau diese Gefälligkeiten darzubieten. Das Wort keinerlei wurde einfach ignoriert.
Einzig die Regel bezüglich Ordnung und Sauberkeit in ihrem Zimmer, wurde ohne Probleme aufgenommen, so dachte der Meister jedenfalls. Doch als er eine Minute später nachfragte, war das Resultat: Sie seien für die Ordnung und Sauberkeit im ganzen Haus verantwortlich.
Mit einem Kopfschütteln akzeptierte der junge Mann die geänderte Regel. Es hatte keinen Zweck, das nochmal aufzugreifen. Die Regel über Eigentum stieß auf absolut taube Ohren. Und den Satz: Ich werde euch die Freiheit geben sobald ich kann, hätte er sich besser verkneifen sollen, bei den darauffolgenden Resultaten. Die Otter brachen in Tränen aus und ließen sich einfach nicht mehr beruhigen, bis er den Satz zurücknahm.
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