Eigentlich lässt Annies Leben keine Wünsche offen. Sie hat einen gut bezahlten Beruf, ihre Freunde und Kollegen schätzen sie, das eigene Haus ist eben fertig geworden und die Hochzeit mit ihrem Kindheitsschwarm steht kurz bevor. Doch seit einiger Zeit fühlt sich Annie wie ausgebrannt. Je näher die langersehnte Eheschließung rückt, desto mehr breitet sich eine lähmende Angst in Annie aus – eine Angst, die sie sich überhaupt nicht erklären kann! Annie sieht keinen anderen Ausweg mehr, als die Hochzeit abzusagen. Unter dem verständnislosen Kopfschütteln von Familie und Freunden begibt sich Annie auf eine Reise, die alles verändert.
Eine wahre Geschichte, die Flügel verleiht …
© 2021
WELTBUCH Verlag GmbH
Sargans/Schweiz
www.weltbuch.com
1. Auflage, Deutsch, 05/2021
eBook:ISBN 978-3-906212-87-6
print:ISBN 978-3-906212-86-9
Buchdesign, Buchsatz: Dirk Kohl, Weltbuch Verlag GmbH
Titelgestaltung: Nadine Aeschbacher, Eisbrecher GmbH
Titelbilder: AdobeStock
Gesamtproduktion: Weltbuch Verlag GmbH
Alle Rechte vorbehalten
PROLOG: DAS SCHAF IN DER HERDE
TEIL 1: AUS DEM LEBEN EINER LEHRERIN
JA, ICH WILL … NICHT!
MEHR KATER ALS KATZE
IRRSEIN IST MENSCHLICH
ERWACHEN AUF SCHOTTLANDS COUCH
EINE SACHE VON „SCHULREIFE“
ZUR RECHTEN ZEIT AM RECHTEN ORT
ANTRAG EINGEREICHT
BÜHNENREIF
FÜLLE IST NICHT IMMER FINANZIELLER NATUR
WER IST HIER DER LEHRER?
VERLIERE DEN VERSTAND UND FANG AN ZU L(I)EBEN!
DU BIST DAS LICHT
ALLE WEISHEIT LIEGT IN DIR
HOCHZEIT MIT MIR SELBST
VOM KLOSTER IN DIE SCHWARZWALDKLINIK
ES GIBT ÜBERALL BLUMEN FÜR DEN, DER SIE SEHEN WILL
SEHEN UND GESEHEN WERDEN
ICH HABE DIR IMMER NUR ENGEL GESCHICKT
ICH HABE DER WELT WAS ZU SAGEN
EIN INTUITIVES GEBURTSTAGSGESCHENK
LEHRERFORTBILDUNG MIT ERFOLGSGARANTIE
DIE STIMME DES HERZENS
WELTFRAUENTAG
EINE RICHTUNGSWEISENDE GEBURTSTAGSFEIER
TEIL 2: WEGE DER WEISHEIT FÜHREN DURCH DIE WÜSTE
ALTES LOSLASSEN, UM PLATZ FÜR NEUES ZU SCHAFFEN
DER WEG IST DAS ZIEL
BLIND-DANCE
CLOWN ODER ENGER?
FRIEDENSTAUBE
WERDE DEIN EIGENER CHEF!
PFERDEGEFLÜSTER
TOCHTER DER SCHEIBEN
TEIL 3: DER BERG RUFT
KEIN THEATER OHNE DREHBUCH
OM NAMAH SHIVAYA
WOLFSBLUT
WIE FEUER UND WASSER
VORSICHT TUT NOT!
TRANSFORMATION EINMAL SPIELERISCH
ICH BIN BEREIT DAS WUNDER DER ROMANTISCHEN LIEBE ZU EMPFANGEN
DIE ENGEL HABEN IMMER RECHT
EIN STERN ÜBER OLDENBURG
VERSPÄTETER VALENTINSTAG
DAS GLEICHNIS VON DER TANNE UND DER BIRKE
ZAUBERWOLF
UNTER DEM DECKMANTEL DER EISESKÄLTE
CRAZY
TEIL 4: GLAUBE VERSETZT BERGE
SPAZIERGANG MIT JESUS
VON DER TIEFKÜHLTRUHE IN DIE SAUNA
MEINE WELT SIND DIE BERGE
VORAUSSICHTLICHE WUNDER-LIEFERUNG: 14:50 UHR
VERTRAUE!
TAGESAUSFLUG MIT ENGEL IM GEPÄCK
TRAUM-MANN ZUM SELBERBACKEN
CODEWORTE: PIZZA MIT SARDELLEN
ENTWICKLE DEINE MEDIALITÄT!
DANKSAGUNG
PROLOG
DAS SCHAF IN DER HERDE
Ich stamme aus einer ganz normalen Familie. Einer Bilderbuchfamilie. So haben mir es mir meine Freunde und Bekannten oft rückgemeldet. „Für mich seid Ihr der Innbegriff der perfekten Familie“, sagte einmal mein bester Freund Alim zu mir. Und er hatte recht: Es war und ist die perfekte Familie für mich. Ich habe sie mir ausgesucht. Wie recht er hatte, wird mir erst jetzt bewusst, nachdem ich aus dem Schlaf erwacht und aus dem Dasein des angepassten Schafes ausgebrochen bin, den rebellischen Löwen in mir entdeckt habe und allmählich wieder zum Kind werde.
Ich liebe mein Leben. Ich liebe das neue Bewusstsein, mit dem ich die zahlreichen Wunder beobachte, die tagtäglich in meinem Leben geschehen. Es ist dasselbe Bewusstsein, mit dem ich mir meine Traurigkeit und meine Wut anschaue, die ich nach wie vor fühlen darf, aber nicht mehr wegdrücke, als gäbe es sie nicht. Die Wellen kommen und gehen nach wie vor, aber die Wogen werden sanfter und ich genieße die Parade des Lebens jeden Tag – ob im Tal oder auf dem Gipfel.
Ich möchte meine Geschichte teilen. Es ist eine Geschichte, die in Millionen Menschen auf der Welt Resonanz finden müsste – nicht, weil ich eine solch geniale Autorin wäre, sondern weil ich kein Einzelfall bin. Laut Statistik teile ich mein Schicksal mit jeder fünften Frau – von der Dunkelziffer und den betroffenen Männern einmal ganz abgesehen. Wenn ich meinen Blick innerlich durch das Kollegium schweifen lasse, in dem ich zuletzt als Lehrerin tätig war, müssten hier mindestens noch fünf weitere Frauen Ähnliches erlebt haben. Vielleicht wissen sie es. Vielleicht haben sie ihre traumatischen Erfahrungen aber auch in das limbische Gehirn verbannt, um zu überleben, um nie wieder mit den schmerzlichen Erinnerungen konfrontiert zu werden und um im Alltag funktionieren zu können. So wie ich, die ich mit dieser inneren Abspaltung als angepasstes, braves und zielorientiertes Mädchen die Grundschul- und Gymnasialzeit durchlaufen, das Abitur bestanden und ein Studium als Grund- und Hauptschullehrerin in der Regelstudienzeit absolviert habe. Im selben Modus schloss ich ein Magisterstudium in Englischer Fachdidaktik an (für den Fall, dass ich später einmal lieber in der Hochschule dozieren statt mit Kindern arbeiten wollen würde), brachte mein Erstes und Zweites Staatsexamen mit einer Eins vorm Komma zum Abschluss und genoss vier Jahre als frischgebackene Lehrerin an einer ländlichen Dorfgrundschule großes Ansehen bei Schülern, Eltern und Kollegen. Im selben Modus pflegte ich langjährige Partnerschaften, aus der letzten ging sogar eine neu erbaute Doppelhaushälfte hervor. Der Maler hatte sogar schon das zukünftige Kinderzimmer mit einer grünen Wiese versehen, auf die ich nur noch die Schäfchen hätte aufkleben müssen, vorausgesetzt ich hätte selbst das Leben des angepassten Schafes in der Herde weitergeführt.
Mein Leben entsprach dem märchenhaften Dasein der grimm’schen Prinzessin, bevor ihr die goldene Kugel aus der Hand und in den Brunnen fällt. Doch meine Friede-Freude-Eierkuchen-Welt geriet ins Wanken, als ich mich entschied, nach dem Einzug in das Haus meines Froschkönigs nach einer neuen Schule Ausschau zu halten, um die Kilometerzahl meines täglichen Fahrtweges zu reduzieren. Nachdem ich einen Versetzungsantrag gestellt hatte, telefonierte ich eine Liste von Schulen in der Umgebung ab, stellte mich hier und dort vor und freute mich, als sich die Leitung einer Grundschule, in der das Gespräch besonders sympathisch verlaufen war, dafür einsetzte, das Oberschulamt von dem Bedarf an meiner Person im kommenden Schuljahr zu überzeugen. Es war die Grundschule einer 10.000 Einwohner starken Gemeinde, die mir aus meiner Kindheit wohlvertraut war: der Wohnort meiner Großeltern und eines Teils meiner Verwandtschaft, in dem ich mit drei meiner zweieinhalb Jahre jüngeren Vierlingsgeschwister viel Zeit verbracht hatte. Alles schien wie am Schnürchen zu laufen, doch mit dem Umzug und dem Schulwechsel begann mein Leben aus unerfindlichen Gründen plötzlich anstrengend zu werden …
Ich saß immer häufiger in unserem noch spärlich eingerichteten Esszimmer über den Aufsätzen meiner dreißig Schüler und fragte mich, warum mir die Korrekturen nicht mehr so leicht von der Hand gingen wie zuvor. Tests und Klassenarbeiten in den Haupt- und Nebenfächern fielen permanent an und nahmen so viel Zeit in Anspruch, dass die Unterrichtsvorbereitungen immer häufiger in die späten Abendstunden verschoben werden mussten, die ich doch viel lieber mit dem Mann verbracht hätte, mit dem ich meine neue Residenz teilte. Ich begann mich allmählich nach mehr Freizeit und Erholung zu sehnen, doch bald schon lösten wiederkehrende Heulkrämpfe und Nervenzusammenbrüche über Stapeln von Reizwortgeschichten meine frühere Leidenschaft und Freude an meinem Beruf ab. Meine ausgebrannten Körperzellen reagierten heftig darauf, über keinerlei Energie mehr zu verfügen, wie es schien. Ich ließ mich von einem Arzt krankschreiben, überzeugt davon, dass eine kleine Atempause für die nötige Regeneration sorgen würde.
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