Sascha Michael Campi
Eine Milieu-Halbweltgeschichte
Impressum
© 2018 Münster Verlag GmbH, Basel
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Satz: |
Stephan Cuber, diaphan gestaltung, Liebefeld |
Umschlagsbild: |
Foto von Matias Muina, Heiniger AG in Buchs (SG); verfremdet durch Sascha M. Campi |
Lektorat: |
Manu Gehriger, manu-script.ch |
Druck und Einband: |
CPI books GmbH, Ulm |
Verwendete Schriften: |
Adobe Garamond Pro, Suisse Sign, Economica Next |
Papier: |
Umschlag, 135g/m 2, Bilderdruck glänzend, holzfrei; Inhalt, 90g/m 2, Werkdruck bläulichweiss, 1,75-fach, holzfrei |
ISBN 978-3-907146-01-9
eISBN 978-3-907146-84-0
Printed in Germany
www.muensterverlag.ch
Vorwort von Rechtsanwalt Dr. Valentin Landmann
Einleitung
Die Halbweltler
Das Erwachen
Der 10. Februar 2012
Meine Kindheit
Einstieg in die Halbwelt
Die Untersuchungshaft
Selbstständigkeit und Krise
Der Oltner Gerichtsskandal
Der Kreis Cheib und das Bermudadreieck
Einstieg ins Zürcher Milieu
Bis zum Freispruch
Aus der Pöschwies zur letzten Verhandlung
Kriminelle Gesetzesarme
Einige der Skandale
1: Der sadistische Psychologe vom PPD Zürich
2: Der Kesb Aktenskandal in der JVA Pöschwies
3: Post vom Leiter des Amtes für Justizvollzug
Einige Auszüge aus der E-Mail
4: Die Einbruchsserie in der JVA Pöschwies
5: Die Zauberschlüssel
Der offene Vollzug, das Licht der Freiheit
Selbstkritik
Resümee
Anhang 1
Kurzgeschichten – Erlebnisse aus dem Milieu
Ein Stern der deinen Namen trägt
Wenn das Feuer im Alter noch brennt
Xena und Herkules
Wenn man macht, was der Chef sagt
Action à la Jean-Claude Van Damme
Wenn gut Gemeintes böse Folgen hat
Massenpanik und viel Blut
Amerikanische Gangster auf Radau
Anhang 2
Auszug der Korrespondenz an Justizdirektorin Frau Fehr vom 10. März 2017
Anhang 3
Rekurs z. Hd. Direktion bei der Justiz und des Innern vom 23. Januar 2018
Das moderne Zuchthaus
Danksagung
Begriffserklärung zum Buch:
Oberweltler: |
Durchschnittsbürger |
Halbweltler: |
Personen aus dem Milieu- und Nachtleben |
Unterweltler: |
Kriminelle Personen |
«Wenn du im Recht bist, kannst du es dir leisten, Ruhe zu bewahren; und wenn du im Unrecht bist, kannst du es dir nicht leisten, sie zu verlieren.»
Mahatma Ghandi
Vorwort von Rechtsanwalt Dr. Valentin Landmann zum Buch von Sascha Campi «Vom Fuchs zum Wolf»
Sascha Campi ist eine grosse literarische Überraschung: Da haben wir einen Milieutyp vor uns, der wegen erheblicher Gewaltdelikte verurteilt wurde und jetzt eine mehrjährige Strafe, basierend auf Urteilen von Zürich und Solothurn, absitzt. Der übliche Fall ist, dass ein solcher Mann sehr wenig erzählt, sehr wenig sagt, oft auch recht schwierig zu verteidigen ist, da er über die Geschichte des Deliktes und die ganzen Hintergründe ganz oder teilweise stumm bleibt. Natürlich ist das Milieu nicht einfach wortlos. Es gibt auch lautstarke Erzählungen z. B. unter Kollegen in Bars, aber doch niemals gegenüber den Aussenstehenden. Die geht das Ganze doch nichts an.
Völlig anders in geradezu überraschender Offenheit Sascha Campi. Den wesentlichsten Schritt zur Offenheit macht er in seinem Buch auch damit, dass er sich nicht hinter der Anonymität eines Pseudonyms verbirgt, sondern mit seinem vollen Namen auftritt. Und Sascha Campi nennt auch alle anderen Protagonisten mit Namen. Er verbirgt nichts. Er legt alles in einer Art und Weise offen, die wahrhaft Seltenheitscharakter hat. Er nimmt keine Rücksicht und zieht vor Ereignissen und Personen keinen Vorhang der Anonymität und verkriecht sich auch nicht ins «man hat». Nein. In geradezu brutaler Form nennt er alles beim Namen.
Dabei erweist sich Sascha Campi – und das ist die zweite grosse literarische Überraschung – als hervorragender Erzähler. Seine Sprache ist klar, seine Schilderungen dicht, ohne störende Längen oder gar langweilige Stellen. So, wie in seinem Leben die Ereignisse dicht aufeinander folgten, zieht Sascha Campi den Leser in seinen Bann. Selten ist ein erzählendes, praktisch autobiographisches Buch zu finden, das in dieser Weise auf Verschleierung, Selbstbeweihräucherung und epische Längen verzichtet.
Sascha Campi verzichtet auch darauf, seine Schilderungen, die aus subjektiver Warte erfolgen, quasi zu objektivieren und zu relativieren. Er schreibt als Sascha Campi. Er schreibt genau, was er erlebt und was er empfunden hat. Er schreibt nicht, was «man» in diesen Situationen wohl empfunden hätte usw. Er ist authentisch er. Dabei klammert Sascha Campi Beurteilungen über ihn keineswegs aus. In seinen subjektiven Erzählungen sind immer wieder Zitate aus dem forensisch-psychiatrischen Gutachten von Prof. Habermeyer aufgeführt, die die betreffende Situation aus psychiatrischer Sicht würdigen. Sascha Campi handhabt diese Zitate mit einem guten Griff für die wesentlichen Stellen und auch hier ohne irgendwelche übermässigen Längen zu schaffen.
Natürlich schildert Sascha Campi sein Leben, vor allem aber seinen Weg ins Milieu, in verschiedene Milieus, seine Stellung im Milieu, seine Erlebnisse im Milieu, aber vor allem auch, wie es schlussendlich zu den verheerenden Vorfällen kam, die eine lange Freiheitsstrafe nach sich zogen. Er schildert eindringlich. Es sind Schilderungen, wie wir sie uns mitunter als Verteidiger oder wahrscheinlich als auch Richter wünschen würden, wenn jemand vor den Schranken steht, aber da ist natürlich die Zeit beschränkt. Trotzdem gehört es aus meiner Sicht gerade zur Arbeit eines gewissenhaften Verteidigers, der Frage nachzugehen, wie es zu einem Delikt kommen konnte, wie ein Delikt entstanden ist. Auch der Frage nachzugehen, wo das dünne Eis gebrochen ist. Natürlich ist das nur möglich, wenn ein Mandant die entsprechenden Informationen gibt, eine gewisse Kenntnis des Milieus vorhanden ist und der Mandant auch zu den deliktischen Abläufen steht, zumindest in wesentlichen Teilen.
Sascha Campi schildert auch seine Zeit im Gefängnis und vor allem die Begegnung mit dem Therapieapparat der Justiz. Er hat während Jahren seine Delikte aufgearbeitet und auch literarisch verarbeitet. Er ist nicht jemand, der therapeutische Gespräche verweigert. Gerade deshalb ist es für Sascha Campi auch bedrückend, sich einem forensischen Therapie- und Beurteilungsapparat gegenüber zu sehen, der aus Bedenken über mögliche Irrtümer im Zweifel praktisch immer gegen die Freiheit votiert. Solche Zwischenentscheide und einzelne verweigerte Schritte interpretiert und empfindet Sascha Campi aus seiner subjektiven Warte als gegen ihn gerichtet. Hier lässt sich aus objektiverer Warte feststellen, dass er ganz einfach einem Apparat gegenübersteht, der alles tun möchte, um ja niemanden in die Freiheit zu schicken, der noch ein Rückfallrisiko darstellen könnte. Auch hier hat sich Sascha Campi im Gespräch mit mir als völlig offen und als guter Zuhörer erwiesen.
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