«Das hätte ich ein Leben lang so weiter machen können» , war nun der Satz in meinem Kopf, anstelle der früheren Frage.
Ich fing an, mit dem Gedanken der Selbstständigkeit zu spielen. Etwas Kleines, ein Anfang, etwas das auch schiefgehen durfte – doch was? Wie es der Zufall wollte, wurde in meinem Heimatdorf Schönenwerd das ehemalige Atlantis Pub zur Weitervermietung ausgeschrieben und ich nutzte die Möglichkeit. Ich wagte den Schritt in die Selbstständigkeit und verwandelte das Atlantis Pub in die Latino Bar Royale . Hier begann ein neuer Abschnitt in meinem Leben, der mich zum ersten Mal in Kontakt mit der Justiz brachte. Ein Kleindelikt, das später aufgeblasen wurde und mir beinahe das Genick gebrochen hätte. Ein Delikt, das bis heute an mir klebt, wie ein Kuhfladen an einem Schuh.
«Aufstehen Hr. Campi, sie werden demnächst abgeholt» , sagte eine Stimme in der Kaserne.
Kurz darauf holte mich ein Polizeitransporter ab und die Ermittlungen nahmen ihren weiteren Lauf. Meine erste Einvernahme beim Zürcher Staatsanwalt hatte ich hinter mir. Allerdings wurde nun mein Staatsanwalt durch eine Staatsanwältin ersetzt. Ihr Name sei Stadelmann und sie sei neu für die Untersuchung in meinem Zürcher Fall verantwortlich. Nach rund drei Tagen Aufenthalt in der Kaserne erhielt ich die Nachricht, dass ich für unbestimmte Zeit ins BGZ Untersuchungsgefängnis an der Rotwandstrasse, im Kreis 4 verlegt würde. Ich fühlte mich unwohl. Die Angst überkam mich. Zwar konnte ich beim Staatsanwalt kurz mit meinem Vater telefonieren, doch gesehen hatte ich von meiner Familie noch niemanden und so sollte es auch die nächsten drei Wochen bleiben. In einer solchen Situation gibt es nichts Schlimmeres, als von seinen Liebsten getrennt zu sein. Man wünscht sich nichts mehr, als einen vertrauten Menschen. Jemand, der einen versteht, der an dich glaubt. Jemand der einem sagt, dass alles wieder gut kommen würde. Kaum im BGZ angekommen, hiess es einmal mehr: «Ausziehen!» Ich wurde einer Leibesvisitation unterzogen. Anschliessend nahm man meine Personalien auf. Wieder angezogen, führte man mich durch einen langen Gang. Das Gebäude schien alt und erinnerte eher an eine Firma, als an ein Gefängnis. Wir liefen an vielen Metalltüren vorbei, bis die Aufseher anhielten. Sie öffneten die Tür.
«Das ist vorübergehend ihre Zelle, Herr Campi.»
Ich trat ein. Die Tür schloss sich mit einem Knall und meine schlimmsten Befürchtungen wurden wahr. Es war ein Höllenloch. Eine schmale Zelle mit einem dreissig Zentimeter breiten Miniaturfenster in höchster Höhe. Es erinnerte an einen Luftschutzraum, aber nicht an einen Raum für Lebewesen. Der Boden war scheusslich, die Wände alles andere als sauber und die Einrichtung hätte nicht mal die Heilsarmee oder eine Brockenstube gratis angenommen. Mir war kalt. Ich schaltete den Fernseher ein, um mich nicht einsam zu fühlen. Es wirkte nicht. Ich begann meine Kleider im Schrank zu verstauen und legte mich aufs Bett. Mein Ellbogen berührte beim Liegen die Wand neben dem Bett. Ich wurde nass. Die Wand war nicht nur feucht, sondern pitschnass. Es ertönte ein Knall. Eine Luke hinter mir öffnete sich.
«Essen fassen Herr Campi!»
Das Essen schmeckte, wie es aussah und passte zur Umgebung. Zwei Stunden nach der Geschirrrückgabe knallte es erneut. Die Tür öffnete sich wieder. Es trat ein Aufseher in Begleitung eines Mannes ein. Ein Punk?
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