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Literatur
I.Weibezahn, Das Dom-Museum in Bremen (2007).
Für den Besucher stellt sich die Freie und Hansestadt Hamburg als weltoffene Metropole, die viele Interessen bedient, dar. Wer aber nach archäologischen Spuren in der Stadt sucht, muss sich in die Peripherie begeben.
[09] Hamburg – Wandern auf den Spuren der Vorzeit
Hamburg
In den 1970er-Jahren kamen Wanderpfade aller Art in Mode. Dieser konnte und wollte sich das Helms-Museum nicht verschließen und errichtete in der Fischbeker Heide, im Stadtteil Hamburg-Neugraben gelegen, einen archäologischen Wanderpfad. Diese Gegend bot sich an, weil hier zahlreiche ur- und frühgeschichtliche Denkmäler zu besichtigen sind. Der Pfad, im Jahr 2002 nochmals überholt, ist mit Informationstafeln ausgestattet und weist insgesamt elf Besichtigungspunkte auf.
Bei diesen Besichtigungspunkten handelt es sich um Gräber, die vom Neolithikum über die Bronzezeit bis hin zur vorrömischen Eisenzeit reichen. (Abb. 9)
Abb. 9 Hamburg, Archäologischer Wanderpfad „Fischbeker Heide”. Der Wanderweg führt an verschiedenen Grabhügeln vorbei, so an diesem Hügel aus der Bronzezeit.
Bei einigen der Gräber konnte während der archäologischen Untersuchungen auch Keramik des frühen Mittelalters gefunden werden. Diese steht nicht mit den Bestattungen in Verbindung. Die Archäologen glauben vielmehr, dass hier alte heidnische Kulte weiter praktiziert wurden, als das Christentum schon zwangsweise durchgesetzt wurde.
Ein rekonstruierter Grabhügel, der nicht zum originalen Bodendenkmal gehört, mag den Besucher irritieren. Es handelt sich dabei um ein bronzezeitliches Grab aus Lüllau, das an seinem ursprünglichen Standort nicht erhalten werden konnte.
Informationshaus „Schafstall“
Ergänzende Information zu den archäologischen Funden am Wanderpfad erhält der Besucher durch eine kleine Ausstellung, die durch das Archäologische Museum Hamburg eingerichtet wurde.
Fischbeker Heideweg 43, 21149 Hamburg, Tel. 040-7026618, www.hamburg.de/info-fischbek/147470/start-info-fischbek.html
Literatur
B. Sielmann, Archäologischer Wanderpfad in der Fischbeker Heide (1975).
Auf einem Bergsporn oberhalb der Weißeritz, etwa 300 m nordwestlich des alten Dorfkerns von Coschütz, liegt eine gewaltige vorgeschichtliche Befestigungsanlage, die Heidenschanze, die nur knapp der vollständigen Zerstörung entging.
[10] Dresden-Coschütz – die „Heidenschanze“
Sachsen
Schon im 18. Jh. hatte man auf dem Bergsporn die ersten Funde gemacht. Aber wirkliches Forschungsinteresse weckte die Heidenschanze erst im Jahr 1851 mit den ersten Ausgrabungen. Systematische Untersuchungen erfolgten in den 1930er- und 1950er-Jahren. (Abb. 10)
Abb. 10 Dresden, Ortsteil Coschütz. Blick auf die vorgeschichtliche Befestigung/Siedlung „Heidenschanze”.
Die Heidenschanze barg aber für die Archäologen einige Probleme, weil hier ein Steinbruch existierte, der erst 1954 geschlossen wurde. Durch dessen Ausbeutung ging ein Teil der Anlage, die einmal mindestens 4 ha groß gewesen sein dürfte, für die Forschung verloren.
Was ergaben die Forschungen? Schon bei den Ausgrabungen der 30er-Jahre zeigte sich, dass die Heidenschanze zunächst eine unbefestigte Siedlung der Lausitzer Kultur war und zwischen 1200–1000 v. Chr. existierte. Aber schon in dieser Phase errichteten die Bewohner eine Befestigung, die etwas vereinfacht gesagt aus einer etwa 2 m starken Konstruktion aus Holz, Erde und Steinen bestand.
Um das Jahr 1000 v. Chr. brannte diese Befestigung ab und wurde durch eine neue ersetzt, die ca. 20 m vor der älteren Anlage errichtet wurde. Sie war in den Maßen des Walles mächtiger und verfügte außerdem über zwei Gräben, die den Sporn abriegelten. Mit der neuen Befestigung etablierte sich hier auch eine neue Kultur, die Billendorfer Kultur, die von ca. 700–500 v. Chr. datiert wird.
Interessant waren aber auch die Befunde im Inneren der Heidenschanze, weil man nämlich mehrere Siedlungsschichten beobachten konnte, in denen Hausgrundrisse, Abfall- und Vorratsgruben gefunden wurden. Vor allem anhand der Keramikfunde ließ sich eine Siedlungskontinuität feststellen, die von etwa 1200–500 v. Chr. reichte. Danach wurde der Platz verlassen und erst wieder in den Jahren um 900 n. Chr. durch slawische Siedler besetzt.
Besonders die Ausgrabungen aus den 1950er-Jahren beleuchteten die wirtschaftliche Situation in der Heidenschanze. Es wurden Werkstätten gefunden, die auf eine größere Keramikproduktion und Metallverarbeitung hindeuteten. Weil durch die Nutzung als Steinbruch Teile der Heidenschanze verloren gingen, rechnete die Forschung die wenigen Werkstattfunde hoch und kam zu dem Ergebnis, dass der Heidenschanze wohl eine wichtige Rolle in Produktion und Handel und daher eine zentrale Funktion zugekommen sei, die über die Rolle eines Rückzugspunktes hinausgegangen sei.
Die Forschungen erlaubten aber auch einen Blick auf die Speisekarte der Einwohner, indem man die Knochenfunde statistisch auswertete. An der Spitze der Fleischproduzenten standen Rind und Schwein, während Schaf und Ziege nur einen relativ geringen Anteil ausmachten. Daneben wurde in der Siedlung der Heidenschanze auch Wild aller Art gegessen.
Literatur
W. Coblenz, C 34 Dresden-Coschütz, in: J. Herrmann (Hrsg.), Archäologie in der Deutschen Demokratischen Republik (1989) 479–481.
Ein Zufallsfund aus Großbodungen ist ein eindrucksvoller Zeuge zu den germanischen Angriffen auf das Römische Reich während der Völkerwanderungszeit. Ein Angehöriger der Oberschicht versteckte im 5. Jh. einen Teil seiner Beute aus einem der Raubzüge, konnte diese aber nie wieder bergen. War er selbst Opfer eines Angriffs geworden?
[11] Grossbodungenen – Ein Schatzfund besonderer Art
Thüringen
Im thüringischen Landkreis Eichsfeld liegt der kleine Ort Großbodungen, der mittlerweile zur Gemeinde Am Ohmberg gehört. An historischen Denkmälern ist eine mittelalterliche Burg erhalten, die hier aber nicht unser Interesse findet. Dieses gilt vielmehr einem Schatzfund, der schon im Jahr 1936 gemacht wurde.
Wie so oft führte keine systematische Suche zu dem Fund; vielmehr war es ein fleißiger Bauer, der beim Kartoffelhacken im Bereich der Wüstung Reichsdorf fündig wurde. Gewissenhaft wurde der Fund gemeldet und das Museum in Halle führte eine Untersuchung der Fundstelle durch. Es zeigte sich dabei, dass es sich hier um einen Depotfund handelte, weil sich weder Grab- noch Siedlungsspuren nachweisen ließen.
Aufgrund der Funde war auch schnell die zeitliche Stellung des Fundes klar. Er wurde in der frühen Völkerwanderungszeit – im 1. Drittel des 5. Jhs. – niedergelegt und muss als Beutegut eines germanischen Adligen interpretiert werden.
Woraus erklärt sich diese Deutung? Der glückliche Finder hatte einen „Silberklumpen“ mit einem Gewicht von 808 g gefunden. Als die Restauratoren in Halle diesen „Klumpen“ in mühseliger Arbeit auflösten und die einzelnen Elemente glätteten, wurde zunächst einmal klar, dass hier verschiedene Gegenstände mit roher Gewalt zerteilt worden waren, ein Verfahren, mit dem Germanen ihr Beutegut aufteilten.
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