Nichts ist schlimmer als dieser Regen. Was soll man hier jetzt bloß anfangen? Der Regen ist schrecklich, alles sieht so trübe aus! Die Pfützen auf der Straße werden immer größer. Unaufhörlich prasseln die Tropfen herunter. Es nimmt einfach kein Ende. Und dabei heißt es, Regen bringt Segen, fragt sich bloß, für wen? Wir können den Regen hier jedenfalls nicht gebrauchen. Hoffentlich regnet es nicht wieder durch! Ingrid, hörst du denn das rhythmische Klopfen gar nicht? Ich glaube, jetzt regnet es tatsächlich wieder durch. Scheiße, im Schlafzimmer ist schon ein neuer Fleck an der Decke! Die Tropfen fallen bereits auf die Bahnheizkörper. Ich muss auf den Boden, bestimmt sind die Schüsseln schon übergelaufen! So ein Ärger! Hauptsache, die Wohnzimmerdecke fällt uns nicht wieder auf den Kopf! Ein Glück, unten ist noch alles in Ordnung.
Bei Regen kann man sich hier einfach nicht erholen. Überhaupt ist das wieder ein Scheißurlaub! Immer nur am Strand liegen, wo es noch so viel zu tun gibt. Das Klobecken ist abgerissen, wahrscheinlich war es der Frost, aber jetzt sind wir es bestimmt wieder gewesen, na irgendwie werde ich es schon dicht kriegen. Und wenn es noch lange so regnet, muss schon bald wieder der Rasen gemäht werden! Aber bei diesem Mistwetter kann man ja draußen nichts machen. Sonne ist doch viel besser, da hat man auch Lust, etwas zu tun. Da, jetzt reißt der Himmel auf, die Sonne ist wieder da, es wird auch gleich viel wärmer. Dann aber schnell an den Strand! Aber der Sand ist doch noch so nass! Zum Glück gibt es ja das Gästebuch.
Wenn es dann im Hochsommer längere Zeit sehr warm war, hatten sich die Mücken lawinenartig vermehrt, und unter dem schwarzen Dach stand die Wärme, sodass man nachts kein Auge zu kriegte.
Wenn unerwidert bleibt dein Werben,
Muss irgendwann die Liebe sterben.
So war es auch in diesem Fall,
Jetzt sucht sie nach mir überall!
Als junges Ding mit Pferdeschwanz,
Versäumte sie nicht einen Tanz.
Heut’ mit gefärbter Zweitfrisur
Fährt sie nur noch von Kur zu Kur!
Will und Kann vs. Wenn und Aber
Die Eine, hübsch mit Pferdeschwanz,
Versäumt, wenn’s geht, nicht einen Tanz.
Die andre stramm, kein bisschen fett,
Liegt immer noch allein im Bett!
Der Eine hat bei Frauen „Schlag“,
Und wechselt sie, grad’ wie er’s mag.
Der Andere ist lieb und nett,
Doch kriegt er nie ‘ne Frau ins Bett.
Die Lösung scheint recht leicht zu sein:
Der Nette lädt die Stramme ein.
Eine Hitze ist das heute wieder! Wo findet man bloß einen kühlen Platz? Am Strand wird man ja außer von der Sonne noch von seinen Nachbarn aufgeheizt! Es wird aber auch von Jahr zu Jahr immer voller. Selbst der Wind kommt da nicht mehr durch! Und das soll Erholung sein? Ins Wasser kann man ja auch schon lange nicht mehr. Überall stehen die Urlauber in verdächtiger Haltung bis zu ihrem besten Stück ganz still im Wasser. Da kann mir doch keiner einreden, die wollen sich erfrischen! Ich sage, die sind nur zu faul, über die Düne zum Pinkeln zu gehen. Das Wasser sieht ja schon eher gelb als blau aus.
Bei dieser Hitze verbrennt alles. Grünes Gras findet man längst nicht mehr. Alles ist ausgeblichen und verdörrt. Ein Wunder, dass der Strandhafer noch aufrecht steht! Wo der wohl die Kraft dazu her nimmt? Bei den Urlaubern ist das anders. Die meisten sind übergewichtig. Selbst während dieser 14-tägigen Hungerkur an der überfüllten Ostseeküste finden sie nicht zu ihrer Ideallinie zurück. Dazu bedarf es drastischerer Maßnahmen! In jedem Fleischerladen müssten nicht nur das Fleisch und die Grillwürste auf die Waage, sondern vorher der Kunde! So könnte man gleichzeitig das Problem mit den endlosen Schlangen lösen.
Die Rothäute dominieren an diesem Strandabschnitt, und je verbrannter ihre Blößen sind, desto eifriger promenieren sie am Strand auf und ab. Das muss ein Naturgesetz sein. Erholsamer wäre es, im kühlen Wald zu wandern und den Massen zu entfliehen. Aber geh jetzt mal in den Wald! Die Kühlung der Bäume wird aufgehoben durch das Schwitzen vom ständigen Wegschlagen der lästigen Fliegen und blutrünstigen Mücken. Und je mehr man erschlägt, umso mehr kommen nach. Das scheint wirklich das Naturgesetz im Darß zu sein. Also meiden wir den Wald und senken die Waldbrandgefahr bei der Sonnenglut und laufen lieber mit versengtem Körper am überfüllten Strand umher. Da man bei Hitze auch die beiden Eisdielen meiden muss, weil man dann schon erst recht nicht hineinkommt, die Urlaubsquartiere meiden muss, da einen dort die Hitze erschlägt, bleibt einem hier oben nichts mehr, und man sollte sich bei Zeiten nach einem Winterferienplatz im Gebirge umsehen.
Liebe ist nur ein Wort.
Dieses Wort verbreitet Glück.
Ein Überzieher nicht,
Ein Nerzmantel schon eher.
Schutz bieten beide.
Liebe schützt vor Torheit nicht.
Der Überzieher schon.
Der Nerzmantel ist reine Torheit.
Er macht vorübergehend glücklich.
Liebe dagegen lebenslänglich.
Sie ist eben nicht nur ein Wort,
„Sondern das Band,
Das die Welt verbindet.“
Man muss allerdings die Augen weit öffnen,
Um dieses Band zu sehen.
Viele können das nicht,
Denn es ist nur innerlich sichtbar.
Für sie muss dann eben der Nerz herhalten!
Die Wolken zieh’n durch warmen Wind,
Hinaus aufs blaue Meer,
Es scheint, sie eilen fort geschwind,
Der Liebsten hinterher.
Weit draußen, wo der Wellen Kamm
Ganz zärtlich sie ergreift
Und gierig aufsaugt, wie ein Schwamm,
Mit dem sie sich einseift.
Wenn ich doch auch ‘ne Welle wär’,
Und so verliebt wie heut’,
Dann rauschte ich ihr hinterher,
Und hätte nichts bereut!
Manch’ Bilder könnten dir erzählen,
Wie sie sich durch ihr Leben quälen,
Von Krieg und Flucht durch lodernd Feuer,
Nun sag’ noch einer, sie sind teuer!
Wie wir zu einem Ölgemälde des Stettiner Malers Ernst Schwartz kamen
Wie üblich las ich am Sonnabend die „Ostsee-Zeitung” von A bis Z und stieß dabei auf eine Anzeige, dass jemand im Kosegartenweg ein altes Landschafts-Ölgemälde mit Goldrahmen für etwa 300 Mark verkaufen wollte.
Mein Interesse war nicht sonderlich groß, da wir ja bereits über ein Bild im Wohnzimmer verfügten, aber sonderbarerweise wollte Ingrid sich das Bild wenigstens mal ansehen. Ich verschob die Fahrt immer wieder, und bald dachten wir nicht mehr daran.
Aber etwa vier Wochen später schwirrte uns die Anzeige plötzlich wieder im Kopf herum, und ich hatte sogar Lust, mir das Bild anzusehen, obwohl ich eigentlich dachte, es wäre längst verkauft.
Als wir vor dem kleinen Einfamilienhaus hielten und klingelten, öffnete ein Herr, den ich fragte, ob denn das Bild zufällig noch da sei. „Leider ja,” sagte er, es sei allen zu groß gewesen, und er fragte mich, ob ich es mir ansehen wollte.
Es stand aus Platzmangel oder weil es demnächst auf den Sperrmüll sollte schon oder noch in der Veranda. Es war vom Motiv her eigentlich nicht das, was mich interessierte, aber man konnte sich hineingucken.
Das brachte ich auch zum Ausdruck, und da sagte der Herr, „wenn Ihnen das Bild nicht gefällt, könnten Sie doch wenigstens den alten Goldrahmen gebrauchen.“
Er hatte das Bild von seiner verstorbenen Mutter übernommen, hätte aber in seinem kleinen Haus absolut keinen Platz für das recht große Gemälde. Da er offenkundig von Kunst nur wenig verstand und mir das Bild leid tat, wenn es auf dem Müll landete, nur um den Rahmen für irgend etwas zu verwenden, fragte ich ihn, wie viel er dafür haben wollte. Inzwischen war er auf 100 Mark herunter gegangen. Ich war finanziell nicht sonderlich gut auf einen sofortigen Kauf vorbereitet und zählte mein Geld nach. 75 Mark hatte ich dabei und sagte ihm das.
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