Was haben wir uns doch früher im Wasser nass gespritzt, gejauchzt und gealbert!
Heute steht eine verbissen schweigende Gesellschaft maximal bis zur Gürtellinie in der Ostsee. Das soll Erholung sein? Muss ja wohl, denn es werden jährlich mehr!
Aber nicht mit mir, ich mache weiterhin meinen Handstand, aber dabei guckt ab der Gürtellinie alles aus dem Wasser! Wie gesagt, Burgen baut schon lange keiner mehr, für die Kinder die Väter zum Glück immer noch. Und zum Schluss wird genau wie damals mit Quallen garniert. Aber nun kommt es. Mit weit über den Strand schallendem Glockengeläut nähert sich am Spülsaum ein vierrädriges gummibereiftes Mondfahrzeug mit Sonnenschirm. Meist von zwei Schülern durch den weichen, weißen Sand geschoben, dabei den Blick immer auf die unschuldigen Kinder gerichtet. Haben sie erst einmal mindestens eins davon im Visier, wird sofort angehalten und solange an die Glocke geschlagen, bis die genervten Eltern nachgeben und das teure Eis kaufen. Das Stück für 2,50 Euro!
Der Kapitalismus schreckt auch vor nichts zurück!
Schon in der Schule zu unserer Zeit hatten wir gelernt, dass der russische Wissenschaftler Pawlow sich erstmalig die Glocke nutzbar machte, um nachzuweisen, dass nach entsprechender Übung beim Hund der Speichelfluss einsetzt, wenn es nach dem Glockengeläut etwas zu fressen gibt. Sind unsere armen Kinder auf den Hund gekommen? Darum haben sich wohl so viele junge Paare statt Kinder besser gleich einen Hund oder mehrere angeschafft.
So ersparen sie sich die Dressur eigener Kinder zu Speichel absondernden Monstern!
Denn kaum ist das „Magnum“ aufgeleckt, schon kommt aus der Gegenrichtung der nächste nicht zu überhörende „Eisengel.“ Und wieder fließt der Speichel, wieder fängt das Betteln nach „kaufen!“ an und wieder wird es ein unvergesslich teurer Tag für die entnervten Eltern!
Die Raupe schnell zur Straße kroch,
Im Fahrzeugstrom war g’rad ein Loch.
Da Raupen klein und langsam sind,
Die Autos aber fahr’n geschwind,
Hört’ man o Schreck nur kurz ein „Plupp“,
Da war die schöne Raup’ kaputt!
Die Wellen stöhnen laut im Wind,
Vom Fels gebroch’ner Schaum,
Bis sie im Sand versickert sind,
Aus ist ihr schöner Traum.
Sie lebte nur von Blattspinat,
Gezupft aus eig’nem Garten zart,
Und sah schon grün aus im Gesicht,
‘Ne Feder hatte mehr Gewicht!
Gedanken vor dem Bäckerladen
1978
Spätestens Freitagabend richteten sich meine Gedanken nur noch auf das bevorstehende Wochenende. Und was ist ein Frühstück ohne frische Bäckerbrötchen?
Also stehe ich frühzeitig auf, lange wach im Bett herumliegen ist nicht meine Sache.
Bis zum Bäcker sind es nur wenige Minuten. Die Straße ist noch ziemlich leer. Einige kommen mir bereits mit frischen Brötchen entgegen. Die haben sich schon vor der Öffnungszeit angestellt, aber das mache ich nicht. Vielleicht brauche ich ja heute nicht so lange anzustehen. Aber lieber eine halbe Stunde anstehen, als eine Stunde später ohne frische Brötchen nach Hause kommen. Bei der gegenüber liegenden Bäckereigenossenschaft bräuchte ich nicht so lange anzustehen, aber ich mag deren Brötchen nicht. Sie sind längst nicht so frisch und knusprig wie die vom Privatbäcker! Woran mag das nur liegen? Leider denken so wie ich die meisten Brötchenholer, und ich reihe mich geduldig in die lange Schlange ein. Während des Anstehens beginnt um uns das Leben zu pulsieren. Die Bahnschranken schließen und öffnen sich einige Male. Auch ich rücke Fuß um Fuß vor. Jetzt stehe ich schon im Schaufensterbereich. Man kann das frische Brot sogar mit den Augen riechen!
Leider ist inzwischen so viel Zeit vergangen, dass die Kinder nicht mit am Frühstückstisch sitzen werden. Aber zu zweit ist es viel gemütlicher, keine Hektik, heißer Kaffee, ein oder zwei weichgekochte Eier und dazu die selbst gemachte Holundermarmelade auf den Brötchen. Kann es auf dieser Welt etwas Schöneres geben? Doch, es kann! Warum muss ausgerechnet ich anstehen, während laufend andere sich „hintenrum“ in der Backstube bedienen lassen. Was mögen diese Stammkunden für Beziehungen haben, denn ohne müssten sie sich auch hinten anstellen? Aber ich ertrage diese Demütigung geduldig. Von diesem und jenem weiß ich, weshalb er sich nicht anzustellen braucht. Z.B. ist er Heizer in der Gärtnerei, und Blumen braucht auch der arbeitsamste Bäcker hin und wieder. Seine Frau ist ja noch jung! Sein Auto kann auch nicht ewig ohne Werkstatt auskommen, denn der jetzt gerade mit einem Wäschekorb voller Brötchen aus dem Hintereingang heraus kommt, fährt mit Kleinbus von der Werkstatt vom Platz des Friedens vor. Wozu bemühen wir uns bloß, etwas aus unseren Kindern zu machen? Machte man nichts aus ihnen, brauchten sie sich nicht ein Leben lang hinten anzustellen. Beim Bäcker kriegt man ja zum Glück noch immer seine Brötchen, während man in anderen Geschäften immer öfter den stereotypen Satz, „Sie müssen immer mal wieder nachfragen“, zu hören kriegt. Wie glücklich könnten unsere Kinder sein, wenn wir sie gewähren ließen und nicht immer wieder zum Lernen zwingen würden?
Während erneut die Schranke geschlossen wird, kommt ein großer Pulk Westberliner Transitreisender vor dem Bäckerladen zum Stehen. Es ist unglaublich, welch Luxus sich auf vier Rädern präsentieren lässt! Und zur Sicherheit haben einige noch ein halbes Dutzend Fahrräder auf dem Dach. In Schweden muss es herrliche Radwege geben! Man muss den Blick gewaltsam losreißen. Verständnislos, nicht einmal mitleidig mustern die wohlgenährten Bundis unsere lange Schlange.
Brötchen und Milch wurden einem früher vor die Haustür gehängt, sicherlich ist es bei denen heute noch so. Trotzdem reden gerade sie vom vielen Stress. Was ist das eigentlich? Verrückte Welt! Das Unterste wurde nach oben gekehrt, der Besen wird aber immer noch am Stiel angefasst. Ein Glück, dass ich inzwischen den Laden betreten habe und mich an den knusprigen Brötchen ablenken kann!
Probleme gab es ständig. Wir lernten damit umzugehen und nahmen kaum noch Notiz von ihnen. Mit unseren Möglichkeiten machten wir unser Leben so schön, wie es eben ging, und wenn manches auch etwas länger dauerte, so war die Vorfreude auch etwas länger.
Der Wind bläst warme Sommerluft,
Zu dir ins Zimmer ‘rein,
Vermischt den süßen Blütenduft,
Zu Sommerträumerei’n.
An einem warmen, stillen Ort,
Riss plötzlich uns die Liebe fort.
Am Ziel der Sehnsucht angekommen,
Wurd’ ein erfrischend Bad genommen.
Wenn ich so stark wär’ wie der Wind,
Dann stürmte ich zu dir,
Zerzauste dir das Haar geschwind
Und schlummerte mit dir!
Doch wenn ich lange warten muss
Auf zärtlich’ Kuss von dir,
Dann fasst die Sonne wieder Fuß,
Und aus ist es mit dir!
Wenn es erst einmal in Wieck regnet
Heute regnet es. Es regnet schon den ganzen Tag. Ob es wohl endlich einmal aufhört zu regnen? Da, jetzt sieht es schon viel freundlicher aus! Aber Tropfen fallen immer noch vom Himmel. Der Himmel ist ja auch noch ganz dunkel. So ein trüber Tag, immer nur Regen! Wenn es nun nicht bald aufhört zu regnen, fällt der ganze Tag noch ins Wasser. Alles ist schon klatsch-nass, nicht einmal unser Hund will vor die Tür, lieber verkneift er sich weiterhin sein Geschäft, als bei dem strömenden Regen auf den Hof zu laufen.
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