Wie weitere Stadtansichten aus Telmessos, Tlos, Xanthos, Trysa und Limyra zeigen, waren solche Stadtreliefs ein beliebtes Motiv in der lykischen Kunst. Allerdings lässt sich nicht klären, ob es sich um eine oder mehrere Städte aus dem Herrschaftsbereich des hier bestatteten Fürsten handelt. Oder sind diese Bilder freie künstlerische Darstellungen, mit denen die lykischen Dynasten ihre Gräber ausschmückten? In diesem Zusammenhang ist ein Gedanke von Christine Bruns-Özgan interessant, die einen Zusammenhang zwischen den Stadtbildern in der Vorhalle und der Fortführung der Gefangenen auf dem Architrav sieht. Danach könnte es sich um die Eroberung einer Stadt und die Gefangennahme ihrer Verteidiger handeln, ein Kontext, der auf den Reliefs vom Nereidenmonument in Xanthos gesichert ist.
Weiter nördlich trifft man auf eine Grabhausfassade, die mit ihrem spitzen Giebel an die Schmalseite der Sarkophage in Antiphellos und Limyra erinnert. Auffällig ist der Firstabschluss in Gestalt eines Stierkopfes mit Ohren und Hörnern, der in ähnlicher Form bisher nur in Kyaneai und Tyberissos belegt ist. Hinter diesem Grab eröffnet eine Treppe den Zugang zum Stadtgebiet und zur Unterburg, ein dicht bewaldetes Areal, in dem die Struktur einzelner Gebäude im wilden Gewirr von Quadersteinen und Säulentrommeln nur schwer zu erkennen ist. Im Süden trifft man auf das lykische Stadttor, das Odeion, die Agora und zahlreiche Hausruinen, im Norden auf die Reste eines kaiserzeitlichen Tempels mit phallischen Motiven auf der Türschwelle, der ganz offensichtlich von einer sehr dichten Wohnbebauung umgeben war.
Gut 50 m weiter erreicht man die nördliche Stadtmauer, vor der eine weitere Nekropole liegt, in der einige freistehende Sarkophage mit Spitzbogengiebeln besondere Aufmerksamkeit verdienen. Zugleich hat man zum Abschluss der etwas mühevollen Wanderung durch Pinara über das griechische Theater hinweg, das gut 150 m Luftlinie entfernt in den Westhang eines kleinen Hügels eingebettet ist, einen weiten Blick in das Tal des Xanthos, das im Osten vom in seinen Spitzen kahlen Bergmassiv des Kragos begrenzt wird. Der heutige Name Ak Dağlar („Weiße Berge“) verdeutlicht, welchen Eindruck diese Bergkette macht, die im Sommer von der Sonne gebleicht, im Winter von Schnee bedeckt daliegt.
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Bruns-Özgan, Lykische Grabreliefs 109 – 113. 215 – 222; W. W. Wurster/M. Wörrle, Die Stadt Pinara, Arch. Anzeiger 93 (1978) 74 – 101.
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