Der Nachwuchs der neuseeländischen Pferde, die in der Regel Härte, hochklassiges Mitteldistanz, aber auch echtes Stehvermögen vertreten, für die sich ganz besonders Australien interessiert, wird vor allem zu Karaka bei der sechs Tage andauernden Nationalen Jährlingsauktion angeboten. 2016 wurden 979 Hoffnungen für rund 86,3 Millionen Neuseeland Dollars zugeschlagen, und die teuerste war ein Frankel-Hengst für 1,3 Millionen. Gezogen hatte ihn das Pencarrow Stud, dessen 300 Hektar in der Waikato-Region liegen, und das 2015 etwa 70 Stuten decken ließ.
Südamerikas Rennsport-Geschichte ist ebenfalls eine lange, denn die zu den ersten Siedlern in Argentinien zählenden Engländer ließen nicht viel Zeit verstreichen und organisierten bereits 1826 im Süden von Buenos Aires ihre Matches. 1853 kamen die englischen Hengste Elcho (1847), der ein Waxy-Ururenkel von Harkaway war, und der 4x4 auf den Waxy-Sohn Whisker ingezogene Bonnie Dundee (1848; Lanercost) ins Land, dem 1885 ein Stutenkontingent folgte. Ein starker Förderer war damals der spätere Präsident der Republik, Carlos Pellegrini, und das prinzipielle internationale Rennen Südamerikas, der Gran Premio Internazionale, wird heute als „Gran Premio Carlos Pellegrini“ gelaufen.
Der Vollblut-Gigant Südamerikas ist natürlich Argentinien, wo vor Jahren noch etwa 20.000 Zuchtstuten für jährlich acht- bis zehntausend Fohlen pro Jahr sorgten, während die Statistik für 2014 noch von 13.150 Stuten und 8.423 Geburten sprach. Nach jener Statistik folgen Brasilien (3.089), Chile (2.169), Uruguay (2.924), Venezuela (1.902) und Peru mit 895 Zuchtstuten. Auch nach der Anzahl der im gleichen Jahr gelaufenen Rennen führt Argentinien mit 5.727, während Chile (4.954) mit Brasilien (3.673) die Platze tauscht. Das trifft auch für Venezuela (2.737) und Uruquay (1.574) zu.
Naturell bestehen in Südamerika sehr gute Konditionen, und die Begeisterung wuchs sofort, als die ersten Rennen im englischen Stil auf einer Rennbahn stattfanden. Diesen Anfängen folgten hohe Investitionen in Argentinien, Brasilien, Chile und Uruguay, und lange vor dem Ende des 19. Jahrhunderts wurden bereits sehr gute Pferde aus Europa importiert. Seither hieß das Target Exzellence. Die Halbblüter wurden durch Vollblüter ersetzt, und diese durch rigerose und intensive Auslese verbessert. Die ersten Bahnen entstanden durch die Initiative eingewanderter Briten, und eine der ersten und bestorganisierten war der Belgrano Racetrack in Buenos Aires. Danach wurde in der Nähe der Palermo Racetrack aus der Taufe gehoben, und in Santiago de Chile nahm der Club Hipico Gestalt an. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts waren in mehreren südamerikanischen Ländern auch die Jockey Clubs gegründet und der organisierte Pferderenn-Sport etabliert. Die Champions ließen eben so wenig auf sich warten, wie Export und Import.
Später unterstrichen Pferde wie Endeavour (1942; British Empire), den das Haras El Pelado zog, und der in der vierten Ahnenreihe auf beiden Seiten Chaucer im Pedigree hatte, den Fortschritt der Zucht oder beeinflussten sie durch ihre Nachkommen selbst positiv. Im Falle Endeavour traf das auf Nachkommen wie Prove It (1957, Sieger im Hollywood Gold Cup) zu, der einen nachhaltigen Eindruck auf die amerikanische Zucht hinterließ. Die 1956 geborene Pamplona, die den Argentinier und Hurry On-Enkel Postin zum Vater hatte, gewann Perus „Quadrouble“, als sie sich in den Polla de Potrancas, Coteo de Potrancas, dem Derby und dem Gran Premio Nacionale durchsetzte. Die Stute erwarb der Amerikaner Nelson Bunker Hunt und zog aus ihr den Epsom Derby-Sieger Empery. 2006 produzierte Südamerika etwa 16.000 Vollblüter und schrieb rund 25.000 Rennen aus.
1963 wurde der Hyperion-Enkel Forli (Aristophanes) geboren, der in Argentiniens klassischen Rennen zwischen 1.500 und 3.000 Metern ungeschlagen blieb, neun von zehn Starts gewann, und auch Vater von Forego (1974 bis 1976 „Pferd des Jahres“ und viermaliger US-Champion-Handicapper) und Thatch wurde. Als Zweijähriger war dieser Irlands Champion, und ein Jahr später in England der beste Meiler seines Jahrganges.
Auch Südafrikas Klasse-Stute und „Pferd des Jahres“ 1983, Tecla Bluff (1978; Snow Bluff), wurde in Südamerika gezogen, während der 2015 US-Import Dacita (2011; Scat Daddy) bewies, dass sich Südamerikaner auch weiterhin auf höchstem Level behaupten können. Die auf dem Haras Paso Nevado geborene fünfjährige Chilenische Oaks-Siegerin, die 3x4 auf Mr. Prospector ingezogen ist, unterstrich ihre Qualitäten im Sommer 2016 zu Saratoga, als sie sich in den Grade One Diana Stakes durchsetzte.
Etwa 30.000 Pferde starteten auf regionalen Bahnen wie zu San Isidro, Palermo und La Plata in Argentinien; La Gávea und Cidade Jardim in Brasilien; Club Hipico und Hipódromo Chile, Valparaiso Sporting Club in Chile; Monterrico in Peru; Maronas in Uruguay und La Rinconata in Venezuela, wobei die eigenen klassischen Rennen als Grundlage für die Auslese gelten.
Den Grundstein dafür legten argentinische Gründerstuten und die ersten importierten Vollbluthengste Bonnie Dundee (1848) und Elcho, der 1853 eintraf. 1865 trafen zwar auch einige Vollblutstuten in Argentinien ein, doch überlebten auch die beiden nativen Stutenfamilien der Bonnie Dundee Mare (1725), als auch die der Eve, die unbekannter Abstammung war, bis in die moderne Zeit.
Der Jockey Club Argentino und die OSAF (South American Association for the Promotion of Thoroughbred Racehorse Breeding) vereinen die Zuchtinstitutionen von Argentinien, Brasilien, Chile, Columbien, Ecuador, Paraguay, Peru, Uruguay und Venezuela. Und diese OSAF,1958 drei Jahre früher gegründet, ehe Marcel Boussac und Jean Romanet das erste Komitee organisierten, das heute die International Federation of Horse Racing darstellt, ist inzwischen Südamerikas Synonym in der Rennsportwelt und war von Anfang an aktiv.
Bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts waren Pferde und Esel auf dem afrikanischen Kontinent nur im Norden und am Rande der Sahara zu finden, während die südlichen Stämme, darunter das Hirtenvolk der Khoi, die mit den ersten europäischen Einwanderern im 16. und 17. Jahrhundert Handel trieben, Nomaden waren oder in winzigen Ansiedlungen lebten. Das Rad war ihnen unbekannt, und es gab auch keine Lasttiere. Erst, als die Holländer das Cape – heute das moderne Kapstadt – 1652 besetzt hatten, übernahmen auch Ochsengespanne und Wagen die schweren Transporte.
Das Kap der Guten Hoffnung, auch als Kap der Stürme bekannt, hatte geographisch und politisch eine wichtige Bedeutung, denn hier führte die einzige Handelsroute von Amerika und Europa zu den ostindischen Gewürzinseln vorbei, und der erste Europäer, der es umsegelte, war 1488 Bartolomeu Dias. Als die Holländer 1652 eine Dauersiedlung einrichteten, konnten sich Handelsschiffe, die diese gefährliche Route befuhren, hier mit frischen Lebensmitteln eindecken.
1679 war die sternförmige Festung „Castle of Good Hope“ fertig gestellt, die der erste Gouverneur des Caps, Jan van Riebeck, bauen ließ. Heute ist sie Südafrikas ältestes Gebäude und dient als Museum. Als der Handel mit Indien und dem Osten wuchs, übernahmen 1795 die Briten die Kontrolle des Kaps, gaben sie 1802 jedoch an die Holländer zurück. Vier Jahre später eroberten sie es erneut und behielten das Kap bis 1910 unter ihrer Hoheit. Und dieser erste Gouverneur importierte auch Pferde, die kleinen Timor Ponys von der holländischen Niederlassung Batavia in Java, um sie für Reit- und Zugzwecke zu nutzen. Und diese genügsamen Vierbeiner spielen in Südafrika auch heute noch eine Rolle, wobei man ihnen ganz besonders im bergigen Königreich von Lesotho begegnen kann. Etwa vierzig Jahre später folgten einige persische Hengste, um die heimische Pferderasse zu verbessern, und danach wurden mehrere Hengste aus Südamerika und England importiert. Bis jedoch Englisches Vollblut verstärkt ins Land kam, blieb das „Cape-Pferd“ während der ersten 150 Jahre klein, und seine Zucht auf den kleinen lokalen Markt ausgerichtet, denn Rennsport-Interesse bestand bei den Cape-Holländern nicht.
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