Kap-Holländischer Baustil, West-Cape
Als jedoch die Briten 1788 in New South Wales Fuß fassten, wurde der „Caper“, wie das lokale südafrikanische Pferd genannt wurde, auch in Australien zur Gründerrasse und, in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, auch nach Indien als Renn- und Armeepferd exportiert. In Australien hatten diese Pferde auch einen wichtigen Einfluss auf die „Colonialen-Familien“, die auf dem fünften Kontinent die frühen „Rennpferde“ lieferten. Zu den wenigen südafrikanischen Farmern, die sich der Zucht der „Caper’s“ widmeten, zählte ganz besonders die van der Byl-Familie zu Eerste River, das außerhalb von Cape Town lag, doch war das kein „breeding country“ und mag zu der mangelnden Größe auch in den kommenden Jahren weiterhin beigetragen haben.
Als die Briten 1795 die Regie übernahmen, war der „Rennsport“ schnell etabliert, und durch laufenden Vollblutimport aus dem Mutterland der „Caper“ in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch seinen Vollblutanteil auch in Indien ein erfolgreiches Rennpferd geworden. Ab etwa 1860 übernahmen Vollblüter und der australische „Waler“ die Szenerie, während die Cape-Horses auf Mauritius einen neuen Markt fanden.
Das erste dokumentierte „Garnisons-Rennen“, mit Caperns und einigen importierten Pferden, die Offizieren gehörten, soll im September 1797 etwas außerhalb „der Stadt“ zu Green Point abgehalten worden sein, wobei das wichtigste Rennen dieses Meetings, The Turf Club Purse, Colonel Hope’s fünfjähriger Zemman Shaw gewann. Nach dem Abzug der Briten wurde auch dieser Sport unterbrochen, bis sie 1810 zurückkehrten und vier Jahre später der erste Gouverneur der Colonie, Lord Charles Somerset, ein Sohn des Duke of Beaufort, sein neues Amt antrat, ein Staatsgestüt errichtete, Regeln für den Sport anmahnte, selbst zahlreiche Vollblüter aus England importierte und reiche Colonisten dazu ermutigte, Rennpferde zu importieren. So kamen in seiner Amtszeit u. a. Vollbluthengste namens Kutusoff, Cottager, Cricketer, Vanguard und Walton ins Land, und zu den von ihm importierten Stuten zählte auch Miss Whipthong, eine Enkelin der 1781 geborenen Editha (Herod), die die 7. Mutter von Prince Batthyani’s Epsom-Derbysieger Galopin (1872; Vedette) werden sollte. Danach erhöhte sich nicht nur die Anzahl der Rennmeetings in Cape Town, sondern um 1825 gab es bereits zehn Coloniale Austragungsorte, für die hauptsächlich die 4.000 Siedler verantwortlich waren, die 1820 ins Land gekommen waren..
Zu Port Elizabeth, dessen Hafen durch die Wollproduktion und, 1871, als das reichste Diamantenvorkommen der Welt zu Kimberley entdeckt wurde, einen weiteren Aufschwung erlebte, gab es zwar schon vorher einige Rennen, doch wurden sie erst zu einer festen Größe, als sich der „Port Elizabeth Turf Club“ 1857 gründete, und in den 1860er Jahren der Sport zu Cape Town zurückging. In Natal startete der Rennsport in den 1840er Jahren, wobei der Pietermaritzburg Turf Club erstmals 1844, und Durban 1851 ihre Tore öffneten, und der Jockey Club of Natal, der den Rennsport dann regulierte und die „Rules“ erließ, 1864 gegründet wurde. Die jeweilige „Saison“ dauerte einige Tage, und, wie auch in Cape Town oder im Eastern Cape, waren die Pferde „Homebreds“ – Caper- oder Halbblutstuten gekreuzt mit Vollbluthengsten – und nur wenige hatten den Status eines Vollblüters. Das führte zwar zu verbesserten Rennpferden, doch begann die Zucht Mitte des 19. Jahrhunderts zu schwächeln. Für dieses Problem gab es auch Gründe: Zu wenig Vollblüter, züchterisch ungünstige Standorte, schlechtes Gestüts-Management, rückläufigen Export, weil Indien den australischen Waler bevorzugte und selbst Vollblüter importierte, und der Ausbruch der Afrikanischen Pferdepest, heute eine anzeigenpflichtige Seuche.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts waren die Gestüte – die meisten etwa 100 Meilen von Cape Town entfernt – der Van der Byls, Van Bredas, Melcks und einem Mr. Kirsten dominant, und die stockende Zucht wurde Nutznießer dreier wirtschaftlicher Aufschwünge: In den 1830er Jahren begann Südafrika der koloniale Woll-Lieferant für die englischen Webereien zu werden, 1871 fand man 100 Meilen nordwestlich von Coolesberg zu Kimberley das größte Diamantenfeld der Welt, und zwei Jahre später 400 Meilen nordöstlich von Pilgrim’s Rest Südafrikas erstes Goldfeld, dem sich 1886 der Fund zu Whitwatersrand, das größte Goldfeld der Welt, anschloss.
In der trockenen, halbwüstenartigen „Karoo“ und dem savannenartigen Inland der östlichen und zentralen Kapküste, wo die Merinoschafe prächtig gediehen, stellten die Farmer fest, das auch die dort aufgewachsenen Pferde starken Knochenbau und eine sehr gute Konstitution zeigten. Später bestätigten auch chemische Analysen, dass der Karooboden ein für die Pferdezucht perfektes Verhältnis zwischen Eiweiß, Kalzium und Phosphor anbot, sodass sich in diesem Gebiet das Dreieck zwischen den Orten Colesberg, Middelburg und Cradock schnell zu einem der wichtigsten Aufzuchtgebiete von Rennpferden entwickelte.
Die Diamanten- und Goldfunde sorgten dafür, dass Minenarbeiter und ihre Nachfolger aus Europa und Australien nach Südafrika eilten, dort hart arbeiteten, aber auch so „spielten“. Und weil Port Elizabeth – 1885 durch eine Coach-Road und Eisenbahn-Linie mit Kimberly verbunden, über die auch das küstennaheste kommerzielle Zentrum Cape Town erreicht wurde – gewann es erheblich an Einfluss.
Das Goldfeld zu Witwatersrand brachte nicht nur die Goldsucher von den übrigen südafrikanischen Goldfeldern in Aufruhr, sondern noch viel mehr Glücksjäger aus Europa, Australien und Nord-Amerika nach Südafrika. Und diese schnell wachsende Bevölkerung ließ die neue Gemeinde Johannesburg entstehen. Und diejenigen, die ihr Glück in dieser „Rand-Region“ (auch bekannt als The Rand; The Gold Reef oder Witewater) gemacht hatten, im Lande blieben und von ihrem gewaltigen Reichtum auch erhebliche Summen ausgaben, wurden als „Rand-Lords“ bekannt. Diese Kimberley – Diamantenmillionäre scheffelten weitere Vermögen aus dem Gold und, zusammen mit anderen Reichen des Landes, wurden sie auch begeisterte Förderer des Rennsports. Ihre gewaltigen Vermögen gestatteten ihnen, sich mit den Besten der Rennsportwelt in Verbindung zu setzen und teuere Rennpferde in England, Frankreich und Südafrika zu kaufen, mit denen sie erhebliche Erfolge verzeichneten. Einige von ihnen, die dabei fast ohne Limit spielten und Spitzenqualität für Sport und Zucht importieren konnten, wurden auch Züchter. Es entstanden neue Rennbahnen, und Profis, Trainer und Jockeys kamen von Europa und Australien ins Land.
Als 1882 zu Port Elizabeth der „Jockey Club of South Afrika“ als „ruling body“ gegründet wurde, gehörten auch die drei einflussreichen Vollblutzüchter aus dem „Karoo-Dreieck”, Charles Southey, Allen Robertson und Hilton Barber zu den Gründungsmitgliedern, die ihre Gestüte in den 1870er Jahren während des Woll-Booms etabliert hatten. Charley Southy, ein Sohn des frühen Pionier-Siedlers und Schafzüchter in der Karoo, betrieb das in der Nähe von Middelburg liegende Gestüt Culmstock, das die Vollblutzucht in Südafrika für 30 Jahre dominierte. Zunächst durch den importierten Stallion Whackum (1876; Mogador), danach durch den vielfachen Champion Pearl Diver (1882; Master Kildare). Dieser Sprinter, der in England acht Rennen – inklusive Steward’s Cup – gewonnen hatte und 1894 in der neuen Heimat eintraf, beherrschte sechsmal in Folge das Championat der Beschäler.
Southey, der 1925 mit 93 Jahren verstarb, war auch einer der ersten Züchter, die hochklassige Stuten importierten. Gedeckt von Pearl Diver, der 3x4 auf Stockwell und 4x3 auf Newminster ingezogen war, produzierten sie Derbysieger wie Valhalla, Vasco, Verdant Green, Green Sea, Wild Plunger, Ocean Gem, Peerless (1899) und Camp Fire (1900). Neben Camp Fire, der eine Whackum-Tochter zur Mutter hatte, zog er auch Pearl Rover. Und diese beiden waren die einzigen in Südafrika gezogenen Pferde, die bis Mitte der 1920er Jahre in England Rennen gewannen.
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