Einer der bekanntesten Randlords war auch Sir Abe Bailey, der in den 1890ern bis in die 1930er Jahre, wie Solly Joel, in Südafrikas Rennsport ebenfalls sehr erfolgreich war und das Clewer Stut in Colesberg betrieb. Beide hatten Durban July-Sieger, und Bailey schickte seinen Camp Fire (Pearl Diver) nach England, wo er neben fünf weiteren Rennen auch die Kings Stands Stakes gewann und zum Champion-Sprinter avancierte. In den Farben dieses Besitzers lief in England auch der große Erzeuger von Stehern, Son-in-Law (1911; Dark Ronald). Und Bailey kaufte auch Dark Ronald, der später nach Graditz kam, als Jährling, schickte ihn auf sein südafrikanisches Gestüt und nach dem Anreiten wieder nach England, wo er als Zweijähriger bei seinem zweiten Start niederbrach. Der beste Hengst, der zu Clever stand, war der 1927 importierte Sunstar-Sohn Sunstone (1921), der in der neuen Heimat fünffacher Beschäler-Champion wurde und später auch auf Birch’s Vogelvlei Stud zu Dordrecht stand. Dieses Gestüt wurde 1910 gegründet und zog Pferde wie Colorado King (1959) oder Wolf Power (1978), der 1984 in die USA wechselte. Ein weiterer Import für Clever war Pietri (1908; St. Frusquin), der dreimal die Hengstliste anführte und auch ein erfolgreicher Stutenerzeuger wurde. Der Gestütsherr starb 1940, aber zu Clever züchteten seine Nachfahren weiter.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts verbesserte der Afrikanische Jockey Club die Regeln, reduzierte die Veranstaltungen und wertete die Anlagen auf, während die reichen Randlords der ersten und zweiten Generation die heimische Zucht dominierten. Die wichtigsten Stallions und viele Stuten, die während dieser Zeit ins Land kamen, wurden mit „Gold- und Diamanten-Geld“ bezahlt, und in den 1930er Jahren war der Sport auf die populären Plätze Johannesburg, Cape Town, Port Elizabeth, Pietermaritzburg, Bloemfontain, Kimberley und East London konzentriert. Johannesburg, als die wichtigste Bahn, hatte das Christmas Handicap – später als Summer Handicap Cup bekannt, als absolutes Highlight im Programm. Heute verfügt es über die beiden Bahnen Tuffontain und Newmarket, während der Kurs zu Vaal etwa vierzig Kilometer entfernt ist. Die Küstenstädte Cape Town und Durban hatten ihre wichtigsten Karnivals in der trockenen Saison. Am Kap (Kenilworth, und Durbanville außerhalb der Stadt) ist das der Sommer, zu Durban (Natal) der Winter. Als Hauptereignissen gelten Cape Metropolitan Stakes, Cape Guineas und Cape Derby, während im tropischen Durban (Greyville und, außerhalb, Clairwood) das Durban July Handicap – das wichtigste Rennen des Landes und seit 1897 im Programm – und der Durban Gold Cup die Highlights sind. Port Elizabeth veranstaltet zu Arlington und Fairview, und zwischen Durban und Petermaritzburg befindet sich, in den Bergen außerhalb von Durban auf 700 Meter Höhe zu Shongweni, mit Summerveld ein Weltklasse-Trainingszentrum mit mehr als 1.000 Boxen, Unterkünften und der Jockey-Akademie. Diese Anlage erhielt, ehe 2014 das Trainingszentrum Clairwould geschlossen wurde, eine gründliche Überholung und verfügt nun über verschiedene Grasbahnen mit großen Bögen und langen Geraden; leichte und schwere Sandbahnen, als auch über ein 1.200 Meter Polytrack-Geläuf und große Trabringe. Ein 1884 etabliertes Trainingszentrum zu Ashburton, in der Nähe von Petermaritzburg, bietet etwa 480 Pferden Platz und ist mit Gras- und verschiedenen Sandbahnen ausgestattet.
Zu Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Rennen der Zweijährigen favorisiert, einige Klassiks eingeführt, doch galten die hohen Börsen den Handicaps. Und diese wurden vornehmlich (das Durban July in den ersten 50 Jahren zu etwa zwei Dritteln) von Importen aus Großbritannien, Australien oder Argentinien gewonnen, denn diese Pferde konnten Gewichtserlaubnisse beanspruchen. In der Zucht bewegten sie jedoch nichts, sodass die Regierung 1950 einen Importstop verhängte und nur noch Hengste und Stuten für die Zucht limitiert ins Land ließ, um die Situation zu ändern. In den Jahren 1976 bis 1978 verzeichnete Südafrika mehr als 9.500 Fohlen, was etwa ¾ der britischen Neugeburten im gleichen Zeitraum entsprach, doch konnte die Qualität damals noch nicht mithalten. Dennoch erreichte das Land in den 1960er Jahren erste internationale Aufmerksamkeit, als der von den Birch-Brüdern gezogene Colorado King (1959; Grand Rapids) in seiner Heimat ein phänomenaler Dreijähriger war, der nach seinem Triumph im „July Handicap“ in die USA verkauft wurde, wo er u. a. auch den Hollywood Gold Cup gewann.
Zwei andere Pferde, die folgten, waren der drei Jahre jüngere Fairthorn-Sohn Sea Cottage, ein zwanzigfacher Sieger und Südafrikas Champion von zwei bis fünfjährig, der aber nie im Ausland lief. Seine Mutter Maritime stammte von Merchant Navy, dessen Vater Hyperion war, während seine Mutter Rose of England (Teddy) die Epsom Oaks gewonnen hatte. Sea Cottage’s Großmutter Tradition stammte, wie die von Colorado King, von dem Asterius-Sohn Asbestos, den Lord Derby gezogen hatte. Auf Vogelvlei blieb Sea Cottage hinter seinen großartigen Rennleistungen ganz erheblich zurück.
Anders war das bei Hawaii (1964; Utrillo), der 1968 Südafrikas Pferd des Jahres war und zwölf Monate später zu Amerikas Grasbahnpferd gewählt und später Vater des Epsom Derbysiegers Henbit wurde. Seine Mutter Ethane stammte von dem Mahmoud-Hengst Mehrali, und die in Südafrika gezogene Großmutter Ethyl war eine Enkelin von Caiptain Cuttle.
Im internationalen und klassischen Sinn hat aber nur er als Rennpferd und Stallion in den 1970er Jahren seine Klasse bestätigt, und ohne ihn hätte die südafrikanische Zucht auf das internationale Rennpferd keinen Einfluss gehabt.
Inzwischen, im 21. Jahrhundert, gewannen bereits viele südafrikanische Pferde beim Dubai Carnival; verfügt das Land über 45 gelistete Gestüte; zu Germiston, Johannesburg, hat die Thoroughbred Breeders Association Südafrikas ihren Sitz, und ein Deutscher, Dr. Andreas Jacobs, der auch die Verantwortung für Fährhof (Deutschland) und Newsells Park (GB) trägt, züchtet ebenfalls erfolgreich am Kap der Guten Hoffnung: Auf der Main Chance Farm zu Robertson, die, wie schon davor, als Graham Beck noch der Hausherr war, zu den führenden Adressen gehört.
Spricht man von Südafrika, muss auch Zimbabwe erwähnt werden, denn das nördlich vom Limpopo River gelegene Land hat nach wie vor enge Verbindungen zu Südafrika, und die Bewertung der Jährlinge für die diversen Auktionen wird auch hier von John Kramer gemacht, der dafür nach wie vor in Südafrikas Gestüten unterwegs ist. Betrieben wird Zimbabwes einzige Rennbahn Borrowdale Park in Harare, die mit guten Linien ausgestattet ist, vom Mashonaland Turf Club, dem die Anlage auch gehört, und der seit 1999 auch „The Lotto Game“ betreibt, dessen Gewinne für wohltätige Zwecke verwendet werden.
Johannesburgs wichtigste Bahn Turffontein, auf der auch Derby und Oaks über jeweils 2.450 m gelaufen werden. Zwischen 1.600 und 800 Meter steigt das 2.700 m-Oval Richtung Ziel 12 Meter an.
Üblich ist hier auch, dass neben einer Handvoll ansässiger Trainer auch in Südafrika beheimatete einen „Satelliten-Stall“ unterhalten, weil Borrowdale einerseits Rennen für Pferde ausschreibt, die in Südafrika nicht „ganz die gewünschte Klasse“ besitzen, andererseits mit zwei Renntagen pro Woche (in der Regel insgesamt 14 Rennen) zu wenig Möglichkeiten geboten werden, um sich hier niederzulassen, obwohl Sportgeist und Kameradschaft hier ein ganz besonderes Gewicht besitzen.
Somit hatte auch der Champion-Trainer 2014/15, Corne Spies, der seinen Hauptstall in Südafrika betreibt, seine Zelte am Saisonende wieder abgebrochen, und auch das damalige „Pferd des Jahres“, der 4x4x4 auf Northern Dancer ingezogene Yer-Maan (2008; Yam Alley) ging am Ende nach Greyville zurück, nachdem er bei drei Starts auf Gruppenebene zweimal gewonnen hatte (Castle Tankard, Gr. I, 2000 Meter; Grand Challenge, Gr. II 1.800 m) und mit einem dritten Platz auf der niedrigsten Gruppenebene abschloss.
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