Die Reinigung der überhängenden Gingiva mit Superfloss wurde nach der Behandlung mit der Patientin geübt ( Abb. 16). Das Endergebnis überzeugt ästhetisch und kann als gelungen bezeichnet werden ( Abb. 17). Sollte die Notwendigkeit einer gingivalen Abdeckung bei einer einzelnen Keramikkrone bestehen, kann diese Überlappung im Labor angebrannt werden.

Abb. 16Reinigung der überhängenden gingivalen Verblendung mit Superfloss

Abb. 17Das Endergebnis überzeugt ästhetisch und kann als gelungen bezeichnet werden
Mein Dank gilt diesmal dem Prothetiker und Freund Jim Stein aus Boston, welcher mir nicht nur das fachgerechte Zerlegen eines Lobsters, sondern auch die unsichtbare Abdeckung der Gingiva gezeigt hat.
1 Ceramage Gum Color Full Set (Fa. Shofu Dental, Ratingen; www.shofu.de).
2 Farbskala (handgefertigt im Praxislabor).
3 Pulverstrahlgerät EMS Air-Flow (Fa. EMS, Nyon, Schweiz; www.ems-dent.com).
4 Aquarellpinsel (Schreibwarenhandel).
5 Gummispatel Micerium (Fa. Loser, Leverkusen; www.loser.de).
6 Diamanten (Komet, Fa. Brasseler, Lemgo; www.brasseler.de).
7 Zahnfarbenes Komposit Tetric (Fa. Ivoclar Vivadent, Ellwangen; www.ivoclarvivadent.de).
8 Porcelain Etch (Fa. Ultradent Products, South Jordan, USA; www.ultradent.com).
9 Lochverstärkerringe transparent selbstklebend (Fa. Edding – Schreibwarenhandel).
10 Ceramage Gum Color handabgefüllt in Centrix-Spritzen (Fa. American Dental Systems, Vaterstetten; www.adsystems.de).
11 Gummipolierer (Fa. Ivoclar Vivadent, Ellwangen; www.ivoclarvivadent.de).
12 Endpolitur mit Occlubrush (Fa. KerrHawe, Bioggio, Schweiz; www.kerrhawe.com).
13 Elmex Superfloss (Fa. GABA, Lörrach; www.gaba-dent.de).
Veneerversorgung von Kronen
Problem: Änderung der Zahnfarbe bei problematischen Frontzahnkronen
Bei einer liebenswerten, charmanten Patientin waren die Zähne 12, 11, 21 und 22 mit keramikverblendeten Zirkonoxidkeramikkronen versorgt worden. Nach einer geraumen Zeit störte sie sich immer mehr am Aussehen der Zähne: Diese seien plötzlich zu grau, hätten Zwischenräume, der Ehemann rede gar von „Raucherzähnen“ – kurzum, sie steigerte sich zunehmend in die ihrer Meinung nach mangelhafte Ästhetik der Versorgung hinein ( Abb. 1und 2).

Abb. 1Frontalansicht der Patientin

Abb. 2Lippenbild
Jeder erfahrene Zahnarzt weiß, dass hier nur eine Lösung möglich ist: Die Kronen müssen herunter und neu hergestellt werden. Aussagen wie „Farbe und Form beißen sich ein“ oder „Sie hatten sich doch schon daran gewöhnt“ waren in früherer Zeit kein Trost für die Betroffenen, und heutzutage sollte man ganz auf solche Formulierungen verzichten. Ich besänftigte die Patientin und versprach ihr, Abhilfe zu schaffen.
Einige Tage später kam die Patientin zu einem vereinbarten Besprechungstermin, bei dem wir gezielt auf Ruhe in der Praxis und im Sprechstundenablauf achteten. Während des Gesprächs über die Erneuerung der Frontzahnkronen sagte die Patientin, sie habe den Stress der Präparation, der Abformung, der Eingliederung und vor allem der vielen Injektionen noch zu deutlich in schlimmer Erinnerung. Deshalb wollte sie wissen, ob es nicht eine andere, weniger belastende Methode gebe, die Kronen in Form und Farbe zu ändern.
Auch ich machte mir Sorgen, und zwar um die beschliffenen Stümpfe unter den Kronen. Mit viel Mühe und hohem Risiko hatte ich die unvollständigen Wurzelkanalfüllungen der sehr tief frakturierten Zähne revidiert und mit Glasfaserstiften direkt adhäsiv aufgebaut ( Abb. 3und 4). Ein so genannter Fassreifen- oder Ferrule-Effekt durch zirkuläres Dentin im Kronenrandbereich war kaum mehr zu erzielen, denn es standen vertikal nur noch einzelne Dentinwände, die zur adhäsiven Befestigung der Aufbauten dienten. Es handelte sich also um einen Grenzfall, der jedoch funktionierte. Wenn ich aber die adhäsiv zementierten Zirkonoxidkeramikkronen für einen Erneuerung auftrennen und abnehmen würde, bestand meines Erachtens die große Gefahr, dass die Stiftaufbauten ausbrechen und die Zahnsubstanz dann nicht mehr ausreichen würde, um sie erneut mit Aufbauten zu versorgen ( Abb. 5). Wie sollte ich vorgehen, um das Risiko beim Abnehmen der Kronen zu minimieren und darüber hinaus die Patientin so wenig wie möglich traumatisch zu belasten?

Abb. 3Mundsituation

Abb. 4Röntgenaufnahme der Oberkieferfrontzähne nach der endodontischen Revision mit neuen direkten Aufbauten

Abb. 5Die Oberkieferfront vor der Präparation
Die erprobte Lösung: Veneers auf Kronen
Nach einiger Zeit der Überlegung entstand die Idee, die vorhandenen vollkeramischen Kronen nur labial approximal als Verblendschalen (Veneers) zu beschleifen und die neu hergestellten Teile adhäsiv auf der Keramik zu befestigen.
Die Zähne wurden für die Neuversorgung beschliffen, als ob sie natürliche Zähne wären. Somit konnte jeder Abnahmestress ausgeschaltet werden ( Abb. 6aund b). Ich achtete streng darauf, mit der Präparation im silikatischen Verblendungsanteil der Zirkonoxidkeramikkronen zu bleiben, um eine gesicherte adhäsive Befestigung der neuen Verblendschalen zu gewährleisten. Vor der Abformung wurden zur Retraktion der Gingiva Fäden gelegt ( Abb. 7aund b). Die Abformung erfolgt mit Polyether im individuellen Löffel ( Abb. 8aund b).

Abb. 6aFestlegung der Präparationstiefe mit Diamantkugel

Abb. 6bAbtragung der Schmelzschicht innerhalb der Aufbrennkeramik

Abb. 7aRetraktionsfäden werden gelegt
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