Im Kapitel wird sowohl auf die Forschungsergebnisse wie auch auf die pädagogische Haltung und die Rahmenbedingungen für ästhetisch-künstlerische Bildung eingegangen. Gezielt werden Materialien und Medien, Techniken und künstlerische Handlungsformen vorgestellt. Danach werden Beispiele und Empfehlungen für den künstlerischen Bereich für die Arbeit mit Kindern angeboten. Konkret geht es hier um Themen wie Beschäftigung mit Ton, kreative und sinnliche Erfahrungsarbeit mit dem Material Papier oder künstlerisches Arbeiten über Alltagsphänomene.
Kapitel 2 geht auf die sozial-emotionale Entwicklung im Kindesalter ein. Der Mensch als soziales Wesen gestaltet sein Leben in einer Gemeinschaft, indem er vom Säuglingsalter an soziale Bindungen und Beziehungen aufbaut und stabilisiert. In diesem Kapietel wird auf Begriffe wie Sozialkompetenz, Empathie und emotionale Intelligenz, die bei der Persönlichkeitsentwicklung eine zentrale Rolle spielen, aus bindungstheoretischer Perspektive eingegangen. Welche Rolle bei der sozial-emotionalen Entwicklung die pädagogischen Fachkräfte spielen können, ist ein weiterer thematischer Schwerpunkt dieses Kapitels. Hier stehen die Begriffe des empathischen Umgangs von Seiten pädagogischer Fachkräfte und die Beziehungs- und Interaktionsgestaltung im Zentrum der Betrachtung. Außerdem wird hier auf die Entstehung und Förderung der sozialen Kompetenzen bei Kindern eingegangen und die Bedeutung der Strukturqualität für diesen Prozess hervorgehoben. Eine Auswahl von Übungen und Spielen, die sich in der Praxis gut bewährt haben und sozialen Zusammenhalt und emotionale Ausdrucksfähigkeit stärken, schließt das Kapitel ab.
Kapitel 3 hat die sprachliche Bildung, Literacy und Mehrsprachigkeit zum Thema. Es ist im fachlichen Bildungsdiskurs unumstritten, dass die Sprachkompetenz eine zentrale Rolle im menschlichen Leben einnimmt und auch für kognitive Leistungen wie Lernen und Gedächtnisentwicklung grundlegend ist. Verstärkt durch die zunehmende kulturelle und sprachliche Vielfalt unserer Gesellschaften haben pädagogische Fachkräfte gerade in diesem Bereich eine komplexe Bildungsaufgabe, nämlich die Kinder in ihrer Sprachentwicklung systematisch und konsequent zu begleiten und zunehmend gezielt zu unterstützen. Im theoretischen Teil dieses Beitrages wird auf den Sprachlernweg eingegangen, den die Kinder von der Geburt bis zum Schuleintritt zurücklegen müssen. Weiterhin wird das Thema der institutionellen Sprachbildung in Kitas behandelt und auf Gestaltungsaspekte und Sprachförderverhalten von Fachkräften eingegangen. Das Thema wird durch die Förderung der Erzählkompetenz und die Ermöglichung von frühen literalen Erfahrungen, die auch für die weitere Ausbildung einer mehr formalen Bildungssprache in der Schule fundamental wichtig sind, eingegangen. Bei den praktischen Empfehlungen finden sich leicht umsetzbare Beispiele sowohl für die Förderung der Grammatik, der Satzstrukturen und der Erweiterung des Wortschatzes als auch zur Gestaltung von dialogischen Situationen und von Gesprächsführung.
Im Kapitel 4 wird das Thema Sport und Bewegung ausführlich behandelt. Die Kinder machen ihre Erfahrungen mit und in der Umwelt, indem sie sich bewegen und »laufend« unterwegs sind. Die Auseinandersetzung mit der gegenständlichen Umwelt wäre ohne das Berühren und die damit verbundene kinästhetische Erfahrung stark erschwert, wenn nicht unmöglich, und widerspräche auch dem natürlichen kindlichen Erkundungsgeist. Auch der eigene Körper ist hierbei Gegenstand der Erkenntnis und wird sinnlich erfahren. Die Förderung der motorischen Entwicklung und die Ermöglichung von vielfältigen Bewegungsanlässen ist in der Arbeit mit Kindern sehr wichtig. Das Kapitel liefert deshalb einen Forschungsüberblick zum Thema und beschreibt die Entwicklung der motorischen Basiskompetenz. Ausführlich und differenziert wird dabei auch auf die Grundlagen des sportlichen, koordinativen und konditionellen Trainings eingegangen. Darüber hinaus beinhaltet das Kapitel eine strukturierte Beschreibung von Trainingsmethoden im frühkindlichen Bereich. Im praktischen Teil werden nützliche Empfehlungen und Übungen zu Technik-, Koordinations- und Krafttraining gegeben. Übungsvorschläge finden sich auch zum Training von Schnelligkeit, von Ausdauer und der Beweglichkeit insgesamt.
Kapitel 5 hat das Thema der MINT-Förderung zum Schwerpunkt. MINT befasst sich mit den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Die MINT-Frühförderung ist in allen Bildungsplänen der Bundesländer verankert, die Umsetzung dieser Themen ist aber in der Praxis sehr heterogen und unsystematisch. Hervorzuheben sind hier weitere wichtige Erkenntnisse und Erfahrungen beim Forschen, wie die Förderung der eigenen Meinung, das Erkennen von Zusammenhängen oder der Gewinn von differenzierten Einsichten in kausale Prozesse der Umwelt. All dies ist auch für die spätere aktive Beteiligung am gesellschaftlichen Leben und der Ausbildung eines differenzierten Weltzuganges von großer Bedeutung.
Im Beitrag werden die Ziele und Hemmnisse bei der Umsetzung einer altersangemessenen Förderung der MINT-Bereiche thematisiert. Betont wird hierbei, dass die Umsetzung dieser Bereiche in Kitas vielfältig ist und nicht auf reine Wissensvermittlung reduziert werden darf. Kinder sind Forscher und Philosophen von Natur aus, haben viel Spaß und zeigen viel Neugier beim Entdecken und Verstehen von Alltags- und Naturphänomenen. Die Beschäftigung mit den Mint-Disziplinen hilft den Kindern, eine forschende und fragende Haltung zu entwickeln; außerdem stärken die beim Forschen erlebten Erfolgs- und Aha-Erlebnisse die kindliche Selbstsicherheit und Selbstwirksamkeitsgefühle sowie Geduld und Kreativität. Zum besseren Verständnis von MINT-Disziplinen geht das Kapitel auch auf die biologischen Aspekte des Lernens und die methodische und didaktische Gestaltung von naturwissenschaftlichen Angeboten ein. Zahlreiche Beispiele für das Experimentieren mit Kindern beziehen sich auf die Themen Luft und Wasser, genaue Anleitungen zur Vorbereitung und Durchführung der Angebote leiten deren praktische Umsetzung an.
Dieses Buch möchte einer breiten pädagogischen Leserschaft entgegenkommen, was durch die einheitliche Struktur der einzelnen Kapitel, den Transfer von Wissenschaft in die Praxis und viele konkrete Anwendungsbeispiele gewährleistet werden soll. Es vermittelt sowohl auf wissenschaftlicher Forschung basierende Erkenntnisse zu den unterschiedlichen Entwicklungs- und Bildungsbereichen der Kindheitspädagogik als auch praktische Empfehlungen und Übungen für die konkrete Gestaltung der pädagogischen Arbeit mit Kindern. Das Buch kann in der Ausbildung der Erzieherinnen, im Studium der Kindheitspädagogik, von interessierten Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen, von Fachberatungen und in Kitas von pädagogischen Fachkräften eingesetzt werden und bietet eine Handreichung für die pädagogische Praxis.
Ich hoffe sehr, dass sie, geschätzte Leserinnen und Leser, viel Spaß beim Lesen dieses Buches haben werden und es ihnen einige spannende Einblicke in die kindliche Entwicklung und die pädagogische Förderung bieten kann. Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Ausprobieren der ein oder anderen Übung und der Orientierung an der ein oder anderen Empfehlung.
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Gesellschaftlicher Wandel und Herausforderungen für die Kitas
Nataliya Soultanian
Die heutige Gesellschaft ist unter anderem durch steigende Anforderungen im Beruf, durch die größer werdenden Herausforderungen einer gelingenden Work-Life-Balance und durch veränderte Beziehungen innerhalb der Familie, zwischen Eltern und Kindern gekennzeichnet. Kindheit wird dabei viel stärker als früher als eine Phase gezielter Förderung und der Grundlegung späterer Bildungserfolge verstanden und entsprechend organisiert. Deshalb unterliegt auch »Kindheit« insgesamt einem Wandel, der neue Anforderungen nicht nur an Eltern, sondern besonders auch an pädagogische Fachkräfte stellt. Es ist mittlerweile fast selbstverständlich, dass Kinder eine Kindertageseinrichtung besuchen; laut Fachkräftebarometer besuchten 2018 3.577.595 Kinder eine Tageseinrichtung ( www.fachkräftebarometer.de; Zahl des Monats: Februar 2019). Das heißt, dass wir mit mehr Kindern, mit längeren und immer früher beginnenden Betreuungszeiten zu tun haben werden. Die Kinder verbringen immer weniger Zeit in den Familien und immer mehr Zeit im institutionellen Umfeld. Wir sprechen hier deshalb von einer »Institutionalisierung der Kindheit« (Bründel & Hurrelmann, 2017, S. 13 ff). Dies, zusammen mit steigender kultureller Heterogenität und der Zunahme sozialer Komplexität, macht den Bildungsauftrag der Kitas, die die Kinder bei der Entwicklung eines positiven Selbstkonzeptes und der Entwicklung breiter Lerngrundlagen unterstützen, zukünftig noch wichtiger.
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