Natürlich können Sie Ihren Kredit umschulden, wenn Sie irgendwo günstigere Konditionen entdecken oder wenn Sie einen festen Zins zahlen und die Marktzinsen dramatisch gesunken sind. Aber in der Regel fordern die Banken dann eine Vorfälligkeitsentschädigung dafür, dass man Sie früher aus dem Kredit entlässt – und diese macht oft den gesamten Zinsvorteil zunichte. Hier müssen Sie genau rechnen oder einen entsprechenden Rechner im Internet nutzen.
Die Laufzeit eines Kredits hat zwei Folgen: Je länger (kürzer) die Laufzeit ist, umso teurer (billiger) ist er in der Regel. Zugleich aber sinkt mit steigender Laufzeit die monatliche Rate; das macht es einfacher, diese zu zahlen. Mit längerer Laufzeit kann man sich also größere Anschaffungen leisten, ohne dass man sich zu stark bei den aktuellen Ausgaben einschränken muss.
Des Weiteren gilt: Je länger die Laufzeit, umso geringer die Möglichkeit, von sinkenden Zinsen zu profitieren – falls die Zinsen aber steigen, freut man sich über die lange Laufzeit. Wie Sie sehen, gibt es hier keine allgemeingültigen Ratschläge. Das sind Entscheidungen, die Sie individuell treffen müssen – im Zweifel mithilfe eines guten Beraters.
Die monatliche Rate, mit der Sie Ihren Kredit zurückzahlen, enthält zwei Komponenten: den Zins und die Tilgung. Mit dem Zins bezahlen Sie die Kosten des Kredits, mit der Tilgung zahlen Sie die Kreditsumme zurück.
Viele Banken bieten Sonderkonditionen an, flexible Rückzahlungsmodalitäten wie Tilgungsaussetzung und Tilgungssatzwechsel. Das macht Sie flexibler, kostet aber (natürlich) auch etwas.
Privatkredite, Bürgschaften und Leasing
Bleibt noch ein letzter kurzer Blick auf das, was man Restposten nennen könnte – ein paar Anmerkungen zu
Privatkrediten,
Leasing und
Bürgschaften.
Von Freund zu Freund: Privatkredite
Vor allem bei kleineren Summen kann man natürlich auch Bekannte und Freunde fragen, ob sie bereit sind, etwas Geld auszuleihen. Hier sind Sie völlig frei, keine Schufa (ein Privatkredit wird auch nicht bei der Schufa gemeldet), keine Vorschriften, es herrscht allgemeine Vertragsfreiheit. Aber bedenken Sie: Hier steht eine Freundschaft auf dem Spiel, wenn die Sache schiefgeht.
Am besten leihen Sie Freunden nur Geld, wenn Sie darauf im Ernstfall auch verzichten können. Und wenn Sie das tun, machen Sie einen schriftlichen Vertrag. Sie können den Betrag auch überweisen, mit »Kredit« als Verwendungszweck; dann ist das dokumentiert.
Mittlerweile gibt es auch im Internet Plattformen, die Kredite von privat an privat vermitteln. Hier fallen dann aber Gebühren und Zinsen an; das ist dann nicht unbedingt billiger als der Kredit von einer Bank.
Ein anderer Weg sind Arbeitgeberdarlehen . Ihr Arbeitgeber kann (muss aber nicht) Ihnen aus einer finanziellen Klemme helfen. Zumeist sind diese Darlehen zweckgebunden (Ausnahme: Sie dürfen kein Arbeitgeberdarlehen aufnehmen, um damit die Produkte des eigenen Unternehmens zu kaufen).
Alles nur geliehen: Leasing
Leasing ist eine spezielle Art der Finanzierung: Der Leasinggeber überlässt Ihnen ein Objekt (nehmen wir einmal ein Auto) zur Nutzung gegen eine monatliche Leasingrate und für einen festgelegten Zeitraum. Sie bezahlen mit den Leasingraten nur die Nutzung des Autos, erwerben aber kein Eigentum (finanzieren Sie das Auto mit einem normalen Kredit, dann gehört es am Ende Ihnen).
Lohnt sich Leasing? Schwer zu sagen, es kommt darauf an. Als Vorteile von Leasing sind zu nennen:
Sie zahlen nur für die Nutzung des Autos, können sich theoretisch ein teureres Modell leisten.
Sie sind nur für die Laufzeit des Vertrags an das Auto gebunden, danach können Sie auf ein anderes Modell umsteigen.
Die monatlichen Raten sind geringer als bei einer Vollfinanzierung des Autos.
Sie haben keinen Aufwand beim Verkauf des Autos, das nimmt nach Ende des Vertrags die Leasinggesellschaft wieder zurück (Sie können aber theoretisch, je nach Vertrag, nach Ablauf der Vertragslaufzeit das Auto kaufen).
Nutzen Sie das Auto gewerblich, können Sie die Leasingraten möglicherweise von der Steuer absetzen.
So weit, so gut – gibt es auch Nachteile?
Sie sind nicht Eigentümer des Autos, können darüber also nicht frei verfügen.
Sie sind für die Laufzeit an den Vertrag gebunden.
Leasing ist meist teurer als ein Autokredit; es kommen eventuell noch Zusatzkosten für Verschleiß oder zu viel gefahrene Kilometer hinzu.
Sie sind beim Autoleasing verpflichtet, eine Vollkaskoversicherung abzuschließen.
Wie Sie sehen, muss man sich das im Einzelfall gut überlegen – wie meistens im Leben.
Nur in Ausnahmefällen: Bürgschaften
Eine Bürgschaft ist eine einfache Sache: Wenn Sie Bürge sind, verpflichten Sie sich, die Schulden eines Dritten zu übernehmen, falls dieser zahlungsunfähig wird. Man unterscheidet zwei Arten von Bürgschaft:
Bei einer Ausfallbürgschaft werden Sie als Bürge erst zur Kasse gebeten, wenn alle Versuche fehlgeschlagen sind, vom Gläubiger Geld zu bekommen.
Bei einer selbstschuldnerischen Bürgschaft müssen Sie sofort zahlen, sobald der Gläubiger in Verzug gerät.
In der Regel können Sie eine Bürgschaft nicht kündigen, aber Sie können die Dauer der Bürgschaft festlegen sowie den Maximalbetrag, für den Sie bürgen. Das reduziert Ihr Risiko als Bürge.
Überlegen Sie es sich drei- bis fünfmal, ob Sie bürgen wollen. Aus einer Bürgschaft wieder herauszukommen, ist schwierig, sie wird sogar vererbt.
Jetzt haben wir so viel über Schulden gelernt, bleibt aber noch ein Schuldner übrig, der größte von allen: der Staat. Also, was ist davon zu halten, dass der Staat sich bis über beide Ohren verschuldet? Zunächst einmal: Warum sollte sich ein Staat verschulden?
Warum es Staatsverschuldung gibt
Wenn man über Staatsverschuldung nachdenkt, hilft es, sich den Staat als einen Haushalt vorzustellen, der mit seinen Mitteln wirtschaften muss – das bringt einige Erkenntnisse, denn im Grunde genommen ist der Staat ja letztlich auch nur ein Haushalt mit Einnahmen und Ausgaben. Mit dieser Vorstellung im Hinterkopf findet man rasch Gründe, warum sich ein Staat verschulden sollte:
Investitionen,
dringender unvorhergesehener Bedarf.
Daneben gibt es aber auch zwei Ursachen von Verschuldung, die nur für einen Staat zutreffen, nämlich
Konjunkturpolitik und
politische Staatsverschuldung.
Sie haben gesehen, dass es sinnvoll ist, sich für größere Investitionen zu verschulden, und das stimmt auch für den Staat. Autobahnen, Schienennetze, Versorgungsleitungen und sonstige große Infrastrukturprojekte kann man auch als Staat nicht aus der Portokasse finanzieren. Also nimmt man Schulden auf, die man aus den Erträgen dieser Investitionen – größeres Wirtschaftswachstum und damit mehr Steuereinnahmen – dann zurückzahlen kann.
Welches Ausmaß von Staatsverschuldung ist akzeptabel? Viele Ökonomen verweisen hier auf die Investitionen: Der Staat sollte sich demnach nur für Investitionen verschulden. Eine ähnliche Regel gab es bis 2011 im deutschen Grundgesetz.
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