Das soll jetzt nicht heißen, dass Sie nie Ihr Konto überziehen oder einen Kredit aufnehmen dürfen. Sie müssen allerdings immer überprüfen, ob Ihr monatliches Einkommen genügend Spielraum lässt, um einen Kredit zurückzuzahlen. Denken Sie dabei auch dran:
Es tauchen immer wieder unvorhergesehene Probleme auf wie eine kaputte Waschmaschine oder eine Krankheit. Kalkulieren Sie Ihr Budget regelmäßig mit einem Sicherheitspuffer.
Viele kleine Beträge ergeben große Summen – probieren Sie es einmal mit dem Haushaltsbuch, das finden Sie in Kapitel 1.
Sofortkredit ohne Schufa?
Wenn man tief im Schuldensumpf steckt, ist das verführerisch: Sofortkredit ohne Schufa-Prüfung . Schnell, unproblematisch an frisches Geld kommen – das versprechen Kreditvermittler. Wichtig dabei ist zu wissen, dass Kreditvermittler selbst keine Darlehen vergeben, sondern bloß für ihre Kunden bei Banken Kredite suchen. Eine Erfolgsgarantie gibt es da nicht, dafür aber ist sicher, dass die Einschaltung eines Kreditvermittlers den Kredit verteuert.
Und noch schlimmer: Hier treiben sich viele unseriöse Anbieter herum, die Ihnen nur weiteres Geld aus der Tasche ziehen, indem sie überzogene Gebühren verlangen oder teure Finanzprodukte vermitteln, die Sie nicht brauchen. Oft wird den Kunden nur vorgegaukelt, dass der gewünschte Kredit vermittelt werde, während im Kleingedruckten steht, dass man nur für die Dienstleistungen des Vermittlers bezahlt.
Woran erkennt man unseriöse Vermittler? Wer Ihnen hohe Kreditsummen ohne Sicherheiten anbietet, Vorkosten oder Vermittlungsgebühren im Voraus verlangt (beispielsweise indem die Unterlagen per Nachnahme verschickt werden), behauptet, dass eine Schufa-Auskunft nicht nötig sei, eine gebührenpflichtige Hotline vorhält, eine seltsame Homepage ohne Impressum führt, ist mit ziemlicher Sicherheit unseriös. Meiden Sie Anbieter, die Geld im Voraus verlangen oder versuchen, Ihnen teure Finanzprodukte aufzuschwatzen. Gezahlt wird nur nach erfolgreicher Vermittlung, und lesen Sie genau, was man Ihnen mitteilt, oft suggerieren die Unterlagen der Anbieter, dass der Kredit bereits bewilligt oder die Bewilligung nur Formsache sei – lesen Sie stets das Klein-gedruckte.
Sollten Sie auf einen unseriösen Vermittler reingefallen sein, gibt es möglicherweise noch Rettung: Sie haben ein 14-tägiges Widerrufsrecht, Sie können wegen Täuschung anfechten oder wegen Wucher klagen, oder möglicherweise wegen Nichtleistung die Zahlung verweigern. Aber auf alle Fälle sollten Sie dann eine Schuldnerberatung aufsuchen.
Eine einfache Faustformel lautet, dass man zwei bis vier Monatseinkommen als Notfallreserve auf der hohen Kante haben sollte.
Finger weg: Gefährliche Schulden
Neben den schlechten Schulden gibt es gefährliche Schulden, nämlich solche, die existenzbedrohend werden, wenn Sie diese nicht begleichen können. Es geht um Schulden
bei Ihrer Krankenkasse,
Mietschulden,
Steuerschulden und
Unterhaltsschulden.
Schulden bei der Krankenkasse
Die meisten von uns zahlen automatisch ihre Beiträge zur Krankenkasse, da diese vom Arbeitgeber (oder Sozialamt) abgebucht werden. Aber Selbstständige können schnell in Verzug mit ihren Beiträgen geraten, das wird dann zum Problem. Die unmittelbare Folge ist, dass die Krankenkasse ihr Leistungen einschränken kann und nur noch bei akuten Erkrankungen und Schmerzzuständen sowie bei unaufschiebbaren Behandlungen (beispielsweise bei einer Schwangerschaft) zahlt. Aber immerhin: Die Kasse kann Sie nicht rauswerfen. Die schlechte Nachricht: Die nicht gezahlten Beiträge müssen Sie nachzahlen. Man kann aber mit der Kasse Stundung und Ratenzahlungen vereinbaren.
Obdachlosigkeit vermeiden: Mietschulden
Mietschulden sind brandgefährlich – zahlen Sie Ihre Miete nicht, droht Ihnen Obdachlosigkeit. Dabei zählen auch Nebenkosten und Nachzahlungen zu den Mietschulden. Ab zwei Monaten Mietrückstand kann der Vermieter Ihnen fristlos kündigen; er muss Sie in diesem Fall auch nicht vorher abmahnen.
Wenn Sie Ihre Miete nicht mehr zahlen können, brauchen Sie Hilfe: Der örtliche Mieterverein, das Sozialamt, das Wohnungsamt oder das Jobcenter sind erste Anlaufstellen. Viele Kommunen haben auch Anlaufstellen für Notfälle und städtische Übergangswohnungen. Am besten lassen Sie es nicht so weit kommen.
Ebenfalls vermeiden sollten Sie eine Stromsperre, weil Sie Ihren Strom nicht bezahlen – ab 100 Euro Schulden kann man Ihnen den Saft abdrehen, abgesehen von Härtefällen wie der Versorgung von Kleinkindern oder Pflegebedürftigen.
Dem Staat, was des Staates ist: Steuerschulden
Der Staat als Gläubiger ist unerbittlich: Wenn Sie Ihre Steuerschulden nicht zahlen, kommen zusätzliche Gebühren und Zinsen auf Sie zu; zudem kann der Staat den ihm zustehenden Betrag sofort und ohne Gerichtsbeschluss eintreiben, indem er pfänden lässt. Wenn Sie die Steuern nicht bezahlen können, setzen Sie sich umgehend mit Ihrem Finanzamt in Verbindung und versuchen Sie, eine Stundung zu erreichen oder zumindest eine Aussetzung des Vollzugs, um den Gerichtvollzieher zu stoppen. Man kann sich mit dem Finanzamt auch auf Ratenzahlungen einigen (die Säumniszuschläge fallen aber trotzdem an).
Unter bestimmten Voraussetzungen können Sie einen Erlass des Säumniszuschlages beantragen.
Drücken gilt nicht: Unterhaltsschulden
Auch wenn Sie Schulden haben, müssen Sie Unterhalt zahlen. Können Sie das nicht mehr, entstehen Unterhaltsschulden. Zunächst springen das Jugendamt oder das Sozialamt ein und zahlt einen Unterhaltsvorschuss, was bedeutet, dass Sie die Schulden nun bei diesen Ämtern haben. Das kann unangenehm werden, weil das zuständige Amt – sollten Sie auf absehbare Zeit nicht in der Lage sein, Ihre Schulden zu begleichen – einen Gerichtsbeschluss erwirken kann. Dann drohen Zwangsvollstreckung und Lohnpfändung, schlimmstenfalls Geld- oder Freiheitsstrafe.
Auch bei Unterhaltsschulden besteht die Möglichkeit der Privatinsolvenz. Allerdings verschwinden offene Unterhaltszahlungen nach dem Verfahren nicht, wenn Sie Ihre Unterhaltspflicht pflichtwidrig verletzt haben.
Haben Sie zu viele schlechte Schulden gemacht oder waren die Unternehmungen, die Sie per Kredit finanziert haben, nicht erfolgreich, dann droht die Überschuldung. Warnzeichen dafür sind:
zu hohe monatliche Raten, die Ihr Konto aufessen,
Ihr Konto ist regelmäßig überzogen (wenn es gesperrt wird, ist es vermutlich schon zu spät),
eine steigende Zahl von Gläubigern,
regelmäßige Mahnungen,
Sie leihen sich Geld, um andere Schulden zurückzahlen zu können.
Spätestens, wenn Gerichtsbeschlüsse ins Haus flattern oder der Gerichtsvollzieher an der Tür klingelt, ist es zu spät. Was nun?
Zunächst mal verschaffen Sie sich einen Überblick, dazu reicht ein einfaches Stück Papier: Auf der linken Seite schreiben Sie auf, was Sie an monatlichen Einnahmen haben, auf der rechten Seite notieren Sie die monatlichen Ausgaben. Wenn die rechte Seite größer ist als die linke Seite, verstehen Sie das Problem. Schritt Nummer eins ist nun der Blick auf Ihre Vermögenswerte: Was besitzen Sie an Wertgegenständen, die Sie verkaufen könnten, um mit dem Erlös Ihre Schulden zu reduzieren? Meistens kommt dabei nicht viel herum, aber ohnehin ist Schritt Nummer zwei unvermeidbar: Sie schauen auf der rechten Seite nach, was Sie dort kürzen können. Beispielsweise:
Читать дальше