Was jeder selbst tun kann
Selbstverständlich kann jeder Einzelne etwas beitragen, um die natürliche Vielfalt zu erhalten. Wenn er im eigenen Garten auf jegliches Gift verzichtet, wenn er anstatt der giftigen Thuja tierfreundliche Sträucher und Hecken pflanzt, seinen bisher penibel geschorenen Rasen zu einer Blumenwiese erblühen lässt, wenn er für Terrasse oder Balkon speziell bienenfreundliche Pflanzen wählt und, wann immer es möglich ist, direkt bei Imkern, Biogärtnern und Biobauern einkauft.
Eine wichtige Rolle spielen auch die langjährigen Bemühungen der Naturschützer um ausgewiesene Schutzzonen, ohne diesen Einsatz hätten wir keine Naturschutzgebiete. Aber sollen sich die nächsten Generationen wirklich in Zukunft dort zeigen und erklären lassen, wie unsere Landschaft früher einmal aussah?
In meinen Wildkräuter-Führungen und -Seminaren ist mir wichtig, die Achtsamkeit der Teilnehmer zu schulen, um ihnen die Bedeutung der Zusammenhänge in der Natur vor Augen zu führen, um in ihnen Verständnis und Wertschätzung für das Reich der Pflanzen und für alles, was dazugehört, zu erwecken oder zu vertiefen.
Ich wünsche mir, dass meine Liebe zur Natur ansteckend wirkt und dass ich mit meiner Begeisterung fürs Pflanzenreich noch viele Menschen erreichen werde, die wie ich das starke Bedürfnis haben, unsere wundervolle Schöpfung zu bewahren.
Ohlstadt, im Mai 2017
Elfie Courtenay
Einführung
Mit diesem Buch möchte ich Ihnen zeigen, welch herrliche Fülle die Natur hervorbringt, wenn wir sie nur lassen! Dann beschenkt sie uns unaufhörlich mit kostbarsten Gaben, und es liegt allein an uns, all das zu entdecken, was sie für uns bereithält, diese Gaben zu schätzen, ihren wahren Wert zu achten und ihre Heilkraft klug zu nutzen!
Wenn Sie bisher noch keinerlei Erfahrungen mit Wildkräutern sammeln konnten, möchte ich Ihnen raten, bei der ein oder anderen Kräuterführung mitzugehen, um Ihren Blick zu schärfen und wenigstens ein paar Pflanzen schon bald allein erkennen und bestimmen zu können. Falls Sie unsicher sind, gilt immer die oberste Regel:
Sie dürfen nichts zu sich nehmen, was Sie nicht einwandfrei identifiziert haben!
Auch bei Pflanzen, nicht nur bei Pilzen, gibt es giftige, und auch wenn es nicht viele tödlich giftige gibt, auf einen Brechdurchfall oder Leberschaden werden Sie bestimmt gern verzichten. Selbst auf normalerweise unbedenkliche Kräuter können einzelne Personen mit Unverträglichkeiten oder Allergien reagieren. Deshalb gilt grundsätzlich, erst einmal eine kleine Menge zu probieren und diese dann gegebenenfalls zu steigern, wenn einem die Pflanze gut schmeckt und bekommt. Natürlich ist auch zu bedenken, dass sich Magen und Darm erst auf größere Mengen Rohkost einstellen müssen. Falls Sie also bisher kaum rohe Kräuter oder Gemüse zu sich genommen haben, dürfen Sie sich natürlich nicht wundern, wenn Sie zum Beispiel nach einer Schüssel voller Löwenzahnblätter plötzlich fürchterliche Blähungen oder Bauchschmerzen bekommen. Sie haben nichts »Falsches« gegessen, nur die Menge war für Sie nicht die passende.
Ich empfehle immer, sich ein gutes Bestimmungsbuch zuzulegen, um im Zweifelsfall nachschlagen zu können. Leider sind die Bezeichnungen zur Giftigkeit der einzelnen Pflanzen in den verschiedenen Büchern nicht einheitlich, außerdem gibt es keinerlei Mengenangaben. Aber wie schon gesagt: Sie sollten die Verträglichkeit sowieso immer erst mit kleinen Mengen ausprobieren.
Wichtiges vorab
Giftige Pflanzen
Sie sind zwar nicht für den menschlichen Verzehr geeignet, spielen aber oft eine sehr wichtige Rolle in der Phytotherapie oder auch Homöopathie. Einige hochgiftige Pflanzen, vor allem solche, bei denen Verwechslungsgefahr mit essbaren Pflanzen besteht, werde ich ab Seite 234noch vorstellen.
Geschützte Pflanzen dürfen auf keinen Fall aus der Natur entnommen werden! Auch hier ist die Information in den Bestimmungsbüchern leider nicht einheitlich, auch kann es Unterschiede in den einzelnen Bundesländern geben. Lassen Sie eine unbekannte Pflanze im Zweifelsfall unbedingt stehen, am besten machen Sie ein Foto, notieren sich den Standort und schauen zu Hause im Buch oder im Internet nach. Es gibt sogar schon Bestimmungsbücher für E-Reader oder Smartphones, sodass Sie mit entsprechender technischer Ausrüstung bereits in freier Natur Pflanzenbestimmung betreiben können. Es kann Ihnen auch passieren, dass Sie in älteren Büchern noch Rezepte finden, die heute überholt sind, weil die Pflanzen inzwischen unter Naturschutz stehen.
Grundsätzlich gilt, nur kräftige, gesunde Pflanzen zu ernten, die man sicher erkannt hat und auch während weniger Tage verbrauchen wird. Damit die Kräuter möglichst frisch bleiben, geben wir sie mit einem Spritzer Wasser in einen Cellophanbeutel, blasen ihn auf, verknoten ihn und schütteln ihn ein bisschen durch. Auf diese Weise erhalten die Kräuter ihr Aussehen und Aroma im Kühlschrank für etwa fünf Tage.
Essbare Blüten sollten Sie nur in kleinen Mengen sammeln, da sie sich nicht gut aufheben lassen. Am besten lassen Sie die Blüten bis kurz vor dem Verzehr in einer Schüssel mit Wasser schwimmen, oder Sie ernten die Blüten mit Stängeln und binden kleine Sträußchen, die Sie in Wassergläschen oder kleine Blumenvasen stellen. Eine gute Sammelzeit ist der späte Vormittag, wenn die morgendliche Feuchtigkeit abgetrocknet ist und die Pflanze bereits neue Inhaltsstoffe gebildet hat. Es empfiehlt sich nicht, während der warmen Mittagszeit zu sammeln, wenn die ätherischen Öle flüchtig werden und die Pflanzen wegen des Feuchtigkeitsmangels schnell zusammenfallen und unansehnlich werden. Wenn andere Regeln gelten, werde ich das bei der jeweiligen Pflanze, die Sie ab Seite 38aufgelistet finden, erwähnen.
Gesammelt wird mit Korb und Schere, denn die frischen Kräuter sollten luftig lagern, und mit einer Schere kann einfach und gezielt geerntet werden. Manche Pflanzen haben harte Stängel und flache Wurzeln und beim Versuch, sie abzupflücken, würde man sie nur allzu leicht ausreißen. Außerdem brauchen wir manchmal nur Teile der Pflanze, darauf werde ich bei den Pflanzenporträts jeweils individuell eingehen.
Geeignete Ernteplätze
Achtsam sammeln
Nicht ernten sollten Sie an Straßenrändern, Bahndämmen und den typischen Gassi-Wegen für Hunde. Auch nirgends, wo Insektizide oder Pestizide gespritzt wurden, und natürlich auch nicht von Wiesen, auf denen Gülle ausgebracht wurde. Manchmal gibt es Randbereiche, die von Gülle verschont geblieben sind, dies können Sie dann meist sofort an den sogenannten Zeige- oder Indikatorpflanzen erkennen.
Skabiosen-Flockenblume Indikatorpflanze
Wichtig beim Ernten ist, dass wir nur an den Plätzen Pflanzen entnehmen, wo die Art reichlich vorhanden ist. Einzelne Pflanzen sollten wir grundsätzlich stehen lassen, damit sie sich weiter vermehren können. Von vorhandenen Pflanzen entnehmen wir immer nur so viel, dass sie sich schnell erholen und wieder weiter austreiben werden.
Ernte bei Regenwetter ist nicht wirklich ratsam, aber falls Sie Ihrer Familie oder Freunden bereits ein Kräuteressen versprochen haben, sollten Sie die nassen Kräuter zu Hause sofort waschen, auf Küchenkrepp auslegen und mehrfach aufschütteln, damit sie bis zur Verwendung nicht zusammenfallen und ihr Aroma einbüßen. Sie können sie auch kurz blanchieren und so im Kühlschrank aufbewahren. Geeignete Ernteplätze müssen Sie erst einmal in der Nähe Ihres Wohnortes erkunden.
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