Verwendungsmöglichkeiten
In der Volksmedizin wurde Beifuß eingesetzt, um Leber und Galle zu aktivieren und die Verdauung anzuregen. Ein typischer Verwendungszweck war früher die Weihnachtsgans. Sie wurde mit reichlich Beifußkraut gewürzt, die aromatische Bitterkeit hat den Appetit angeregt, die Bildung der Verdauungssäfte gefördert und so schwere Speisen bekömmlicher gemacht. Neben der Verwendung in Würzmischungen wurde Beifuß auch gern im Tee oder Wein eingenommen.
Beifußtee
1 gehäufter Teelöffel geschnittenes Beifußkraut mit 1/4 Liter kochendem Wasser überbrühen, nur 2 bis 3 Minuten abgedeckt ziehen lassen und abgießen.
Dosierung: 1- bis 3-mal täglich eine Tasse ungesüßt in kleinen Schlucken trinken.
Empfohlen wird der Tee bei chronischen Durchfällen, bei Mundgeruch, aber auch bei Verdauungsschwierigkeiten wegen zu schwacher Leber-bzw. Gallentätigkeit.
Beifußwein
Nebenwirkungen
Es besteht Allergiegefahr; Beifußpollen gehören zu den wichtigsten Auslösern von Heuschnupfen! Bei normaler Dosierung sind keine Nebenwirkungen zu befürchten.
20 Gramm zerkleinerten Beifußblättern etwas Minze oder Zitronenmelisse beifügen, die Mischung in 3/4 Liter Weißwein kalt ansetzen und täglich gut verschütteln. Nach 2 bis 3 Wochen abgießen.
Dosierung: 3-mal täglich 1 Likörglas nach dem Essen trinken.
Beifußöl
Setzen Sie zerkleinertes Beifußkraut mit naturreinem Olivenöl an, und schütteln Sie das Ganze täglich gut durch, damit immer alle Pflanzenteile mit Öl bedeckt sind, ansonsten besteht die Gefahr von Schimmelbildung. Nach 4 Wochen durch ein Sieb in Flaschen füllen.
Dieses Öl fördert die Durchblutung, wirkt stark erwärmend und entspannend. Gut als Massageöl gegen kalte Füße, bei Verspannungen im Nacken oder Rücken sowie bei Muskelkater. Bei Verkühlung des Unterleibs oder Blasenentzündung 100 Milliliter des Öls als Zusatz ins Sitzbad geben. Gegenanzeige: Schwangerschaft!
Brauchtum
Der Name Artemisia leitet sich von Artemis ab, der griechischen Göttin der Jagd. Sie galt auch als Göttin der Fruchtbarkeit und Heilung und als Beschützerin der Frauen.
Beifußbüschel wurden früher in den Häusern aufgehängt, um Dämonen, Hexerei und Verzauberung abzuwehren.
Um sich selbst und ihr Ungeborenes zu schützen, banden sich schwangere Frauen Beifußgürtel um den Leib oder trugen Schutzamulette aus Beifußwurzel bei sich.
Auch als Räucherkraut kam dem Beifuß große Bedeutung zu. Bei den Germanen durfte er in keiner rituellen Räucherung fehlen.
Kranke wurden gründlich mit Beifußbüscheln abgefächert, um sie von den Übeln zu befreien, die sich an ihren Leib geheftet hatten. Anschließend wurden diese Büschel verbrannt.
Um Fußmärsche über weite Strecken unbeschadet zu überstehen, wurde Beifußkraut mit der weißfilzigen Seite nach oben in die Schuhe gelegt.
Beifuß vor der Blüte
Beifuß als Frauenkraut
Der würzig-bittere Beifuß galt als eines der wichtigsten Frauenkräuter. Je nach Dosierung halfen Tees oder Sitzbäder, die ausgebliebene Menstruation anzuregen, die Entbindung zu beschleunigen, die Nachgeburt oder einen toten Fötus abzutreiben. Die antibakterielle sowie durchblutungs- und wehenfördernde Eigenschaft des Beifuß war den Frauen seit Jahrhunderten bekannt und wurde in vielen Kulturen genutzt.
Während der Entbindung räucherte die Hebamme den Raum und das Lager mit Beifuß, um die Geburt zu erleichtern, die Gebärende zu beruhigen und um vor bösen Einflüssen zu schützen.
Historisches
Eduard Bauer schreibt in seinem »Heilpflanzen-Taschenbuch« von 1908:
»Tee von Beifuß dient als vorzügliches und kräftiges Heilmittel bei allgemeiner Schwäche und Schwäche der Verdauungsorgane. Er hat einen ausgesprochenen Einfluss auf die Blutverteilung und somit auch auf das Zentralnervensystem (tägl. 1 Tasse). Und gerade in den Entwicklungsjahren der Kinder übt er eine ganz besonders gute Wirkung aus.
Wegen des Bitterstoffes, den Beifuß enthält, gibt er, mit Rainfarn vermischt, ein sicher wirkendes Mittel gegen Spulwürmer. Bei Rheumatismus, Verrenkungen und Quetschungen wird die aus Beifuß gewonnene Tinktur, zur Hälfte mit Arnikatinktur (aus der Apotheke, Arnika steht streng unter Naturschutz!) vermischt, zum Einreiben benutzt.«
Beinwell
Symphitum officinale, Raublattgewächse
Verwendete Pflanzenteile Blätter und Wurzeln
Sammelzeit Blätter von April bis in den Herbst hinein, Wurzeln im März/ April oder im Oktober
Wichtige Inhaltsstoffe Allantoin, Schleimstoffe, Gerbstoffe, Pyrrolizidinalkaloide
Wichtige Wirkungen Alantoin fördert die Kallusbildung und Regeneration von Knochengewebe, wirkt schmerzlindernd, abschwellend, entzündungshemmend und wundheilend.
Fertigpräparate aus der Apotheke Traumaplant® Salbe, Kytta® Salbe, Kytta® Balsam und Kytta® Plasma, hauseigene Originalherstellungen von Apothekern (auf Nachfrage!); homöopathisch: Symphitum als Globuli oder Tropfen
Volkstümliche Namen Wallwurz, Beinwurz, Schwarzwurz
Beinwell liebt feuchte, nährstoffreiche Wiesen, wächst in Gärten, auf Äckern und an Wegrändern, aber auch auf Ödland und Brachflächen. Er ist relativ anspruchslos und passt sich weitgehend an die Bodenverhältnisse an. Man erkennt ihn leicht an seinen großen, pelzigen, geaderten Blättern, die sich wie feines Sandpapier anfühlen und den ganzen Sommer über, bis in den Herbst hinein, immer wieder frisch nachwachsen, da sie auch bei den Tieren sehr beliebt sind. Die nickenden Blüten wirken wie kleine Glöckchen, sie bilden überhängende Trauben und variieren in Farben von Zartrosa bis Pink und Violett.
Verwendungsmöglichkeiten
In der Volksheilkunde spielte der Beinwell eine wichtige Rolle bei Knochenbrüchen. Dazu hat man die Wurzel ausgegraben, gereinigt und im Mörser zerstoßen. Anschließend wurde der schleimige Brei auf das entsprechende Glied aufgetragen, mit Holzlatten geschient, mit Tüchern fest umwickelt und ruhiggestellt. Diese Prozedur musste mindestens zweimal täglich durchgeführt werden.
Bereits Paracelsus und Hildegard von Bingen haben den Beinwell mit seinen heilenden Eigenschaften bei Knochenbrüchen, Geschwüren und Wunden erwähnt. Dabei stand die Behandlung mit Umschlägen aus Beinwellwurzel im Vordergrund. Keine andere Pflanze enthält so viel Allantoin wie Beinwell, und selbst da, wo andere Mittel versagt haben, kam es mit Beinwellumschlägen zur Heilung. Dies betraf unter anderem Knochenmarksentzündungen, offene Beine ( Ulcus cruris ) und chronische Eiterherde.
Die Wurzelstöcke, die außen schwarz und innen weiß sind, müssen nach dem Ausgraben unbedingt gut gereinigt werden. Anschließend kann man sie halbieren, auf Schnüre ziehen und an einem luftigen Ort zum Trocknen aufhängen.
Beinwellauszug für Umschläge
Nebenwirkungen
Читать дальше