Holger Schmidt - Klein anfangen, groß rauskommen
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Auf Kleinwüchsige in der Öffentlichkeit achte ich natürlich auch etwas mehr. Aber ich habe auch nicht den Drang, mich jeden Tag und über alles, was sie machen, zu informieren. Natürlich sagt mir zum Beispiel ChrisTine Urspruch etwas. Die kleinwüchsige Schauspielerin, die in den Münster-Tatorten mitspielt oder auch das Sams war. Sie sehe ich gerne. Weil ich sie als Schauspielerin gut finde. Aber wenn sie Erfolge feiert, denke ich nie: „Super, eine von uns!“ Ebenso kenne ich keinen Neid nach dem Motto: „Warum der oder die und nicht ich?“
Ein bisschen empfindlich bin ich aber, wenn sich Kleinwüchsige aus Geltungsdrang zum Deppen machen. Zum Beispiel habe ich schon vom „Zwergenfangen“ in Discos gehört. Alle müssen den Kleinwüchsigen jagen, und wer ihn fängt und in den Käfig sperrt, der gewinnt einen Flatscreen-Fernseher. In solchen Momenten denke ich dann schon: „Junge, was machst du da? Du machst uns alle lächerlich.“
In den USA und Australien kam in den 1980er-Jahren auf Jahrmärkten das „Dwarf-Tossing“ auf, also das „Zwergenwerfen“. Möglichst große, kräftige Menschen schleuderten Kleinwüchsige in Schutzkleidung möglichst weit auf eine Matte. Es gab eine Weile tatsächlich große Wettkämpfe darin, 1986 sogar eine Weltmeisterschaft. Auch zu Beginn des Hollywood-Streifens „The Wolf Of Wall Street“ mit Leonardo Di Caprio veranstalten die Broker ein Zwergenwerfen. Verschiedene Menschenrechtsorganisationen liefen mit Verweis auf die Menschenwürde Sturm gegen diese Form der „Unterhaltung“. In Deutschland ist es seit 1993 offiziell verboten. Allerdings klagten im Gegenzug sogar einige Kleinwüchsige gegen das Verbot. Es waren diejenigen, die sich in diesen Wettbewerben durch die Gegend schleudern ließen. Das waren nämlich nicht irgendwelche Kleinwüchsige, sondern immer dieselben. Und die verwiesen darauf, dass sie damit ihren Lebensunterhalt verdienten. Dafür habe ich irgendwo schon Verständnis. Und eigentlich denke ich auch, dass jeder tun und lassen kann, was er will. Wenn sich jemand durch die Luft werfen lassen will, dann soll er das normalerweise tun. Das Problem in diesem Fall ist die Öffentlichkeit. Denn sich beim „Zwergenwerfen“ als Witz-Objekt zur Belustigung anderer durch die Luft schleudern zu lassen, kann anderen Kleinwüchsigen durchaus schaden. Und das sollten auch diese Menschen nie vergessen.
Es ist aber leider doch ein Problem des Kleinwuchses, dass die meisten Menschen uns alle über einen Kamm scheren. Obwohl wir so unterschiedlich sind, wie Menschen es nun mal sind. Ich weiß nicht, wie oft ich schon gefragt wurde, ob ich Peter Dinklage bin, der Schauspieler aus „Game of Thrones“. Nur, weil er der einzige Kleinwüchsige ist, der vielen Menschen geläufig ist. Und wenn sie dann tatsächlich mal einen Kleinen auf der Straße sehen, denken sie sofort: „Das ist doch der.“ Genauso werde ich andauernd mit Niko Kappel verwechselt. Dabei gleichen wir uns optisch so gut wie überhaupt nicht. Niko ist etwas kleiner und etwas breiter als ich. Er ist zehn Jahre jünger, hat hellblonde Haare und einen viel dünneren, kaum sichtbaren Bart. Und dennoch werden er oder ich dauernd gefragt, ob wir nicht der andere sind. Da fragt man sich schon manchmal, ob die Leute wirklich so oberflächlich sind. Oder ob sie einfach keine Augen im Kopf haben.
Wenn ein Kleinwüchsiger, der in der Öffentlichkeit steht, sich in die Hose machen würde, müsste ich mich tagelang dafür rechtfertigen. Oder wenn ein bekannter Kleinwüchsiger beim Gang ins Bordell gesehen werden würde, hätte sich ruckzuck das Klischee verbreitet: Die Zwerge sind alle notgeil! Also denke ich bei allem, was ich tue – nicht zuerst, aber letztlich doch immer – daran, dass ich zu einem gewissen Grad in der Öffentlichkeit stehe. Und obwohl ich normalerweise immer das mache, was ich will, nehme ich mich dann manchmal zurück. Weil ich nicht möchte, dass irgendein anderer Kleinwüchsiger sich deshalb zu Unrecht rechtfertigen muss. Je mehr ich öffentlich wahrgenommen werde, desto mehr ist mir auch bewusst, dass damit eine Verantwortung für andere einhergeht. Auch wenn das nicht nur mir gegenüber unfair ist, sondern auch gegenüber allen anderen Kleinwüchsigen. Denn sie sind Individuen, genau wie ich und jeder andere auch. Ich verwechsele doch auch nicht Barack Obama und Bob Marley, nur weil beide dunkelhäutig sind. Naja, zumindest hat mich noch nie jemand mit ChrisTine Urspruch verwechselt.
Doch ich merke allein schon über die sozialen Kanäle, welche Verantwortung ich für das Bild der Kleinwüchsigen habe. Und wie wichtig ich für sie als Anlaufstation bin. Auffallend viele Kleinwüchsige schreiben unter meine Fotos, liken meine Seite oder schicken mir private Freundschaftsanfragen. Was mich besonders freut, ist, dass ich fast nie negative Rückmeldungen bekommen habe. So nach dem Motto: „Was machst du da für einen Scheiß, das fällt auf uns alle zurück.“
Nur einmal gab es einen Kleinwüchsigen, der in den sozialen Medien eine Zeitlang unter jedem Post von mir gestänkert hat. Er beschwerte sich, ich würde mich über Kleinwüchsige lustig machen. Irgendwann schrieb ich ihn an und erklärte ihm, dass ich mich über mich selbst lustig mache und nicht über ihn. An einem sachlichen Austausch war er aber offenbar nicht interessiert. Und als er auch danach immer wieder dieselben Sprüche unter meine Bilder postete, habe ich ihn blockiert. Ich kam auch nicht ins Grübeln, ob ich den Kleinwüchsigen vielleicht doch schade, weil er eben bis heute der Einzige dieser Art war. Und ich im Gegenzug hundertfach Lob und Zuspruch bekommen habe.
Besonders gefreut hat mich ein Autogrammwunsch von Eltern, die mir schrieben, dass ihre kleinwüchsige Tochter ein ganz großer Fan von mir sei. Ich habe ihnen ein Autogramm geschickt und sie haben sich überschwänglich bedankt. Leider gab es zu meiner Zeit als Kind keinen bekannten kleinwüchsigen Sportler. Doch wenn es ihn gegeben hätte, hätte ich ihn wahrscheinlich auch angeschrieben, um ein Autogramm zu bekommen. Deshalb konnte ich mich wunderbar in das kleine Mädchen hineinversetzen und hatte allein bei dem Gedanken wahrscheinlich mindestens ein genauso großes Lächeln auf dem Gesicht wie sie. Auch Niko hat noch ein Autogramm von mir. Darüber müssen wir heute beide immer herzhaft lachen.
Und natürlich findet man in unserem Sport haufenweise potenzielle Vorbilder. Menschen, die sich einerseits durchgebissen haben, die Widrigkeiten bekämpft haben. Die sich aber – und das ist das noch Entscheidendere – nicht ständig über ihre Einschränkungen beklagen, sondern die sich einfach normal finden, so wie sie sind. Und dies dann damit auch vermitteln.
Manchmal schreiben mir auch kleinwüchsige Frauen, dass sie mich sympathisch oder sehr hübsch finden. Ich bedanke mich meistens artig dafür. Kleinwüchsige junge Männer schicken mir eher Fragen zum Sport. Wie ich dazu kam, wo ich trainiere und ob sie das auch könnten. Einen habe ich nach einigen Nachrichten sogar mal mit zum Training nach Leverkusen genommen. Doch leider hatte sich das sehr schnell schon wieder erledigt, weil er merkte, dass es nichts für ihn war.
Einmal habe ich für meinen Wunsch, in der Öffentlichkeit auf Kleinwuchs aufmerksam zu machen, kräftig Lehrgeld bezahlt. Das Bundesministerium des Inneren hatte mich für eine Werbekampagne angefragt. Ich habe mir das ehrlich gesagt gar nicht genau durchgelesen. Ich dachte, das kann nur gut sein. Und ein bisschen Geld habe ich auch noch dafür bekommen. Danach habe ich gesehen, dass ich für das Bundes-Teilhabegesetz geworben habe. Dieses war unter Behinderten sehr umstritten, weil es für viele ein Rückschritt im Kampf um Inklusion war. Das Gesetz hatte eigentlich das Ansinnen, „Menschen, die aufgrund einer wesentlichen Behinderung nur eingeschränkte Möglichkeiten der Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft haben, aus dem bisherigen ,Fürsorgesystem‘ herauszuführen und die Eingliederungshilfe zu einem modernen Teilhaberecht weiterzuentwickeln“. Aber viele kritisierten, dass es im Endeffekt eine größere Bevormundung durch die Behörden bedeute. Es gab Proteste im Internet mit dem Hashtag #nichtmeingesetz, die „Bundesvereinigung Lebenshilfe für Menschen mit Behinderung“ startete eine Unterschriftenaktion mit über 70.000 Unterschriften, der Sozialverband VdK übte ebenfalls öffentlich Kritik. Und wenn ich mit einigen Behinderten sprach, ärgerten sie sich über diese Gesetzesvorlage, die ihre Eigenständigkeit einschränke. Ich sah das im Prinzip genauso, aber ich habe mich da reinquatschen lassen. Und nun prangte deutschlandweit mein Gesicht auf Plakaten, die für dieses Gesetz warben. Das war zwar nicht für jeden erkennbar, weil der Begriff „Teilhabegesetz“ nicht auftauchte, sondern nur der allgemeingültige Begriff „Mehr Chancengleichheit für alle“. Aber ich wusste nun, wofür ich warb. Und viele andere auch. Wir haben dann sogar noch versucht, das Ganze zu stoppen, aber die Verträge waren unterschrieben. Das war mir sehr unangenehm. Und eine Lehre. Das BMI hatte es sicher gut gemeint. Ich hatte es auch gut gemeint. Aber der Schuss war nach hinten losgegangen. Seitdem prüfe ich bei allem noch genauer, worauf ich mich einlasse. Weil es eben nicht nur um mich geht, sondern auch um meine Verantwortung für andere.
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