Aber der Brief war für ihn eine Offenbarung, entsprach doch so, wie sie schrieb, allem, warum er sie liebte. Sie schrieb so, wie man im Regen tanzte, gänzlich unbefangen. Und obwohl sie in diesem Martyrium lebte, hatte sie sich eben diese bis in diesen einen Antwortbrief bewahrt. Sie scherzte mit ihm, schrieb ihm auf Augenhöhe. In dieser Nacht noch antwortete er ihr und so entstand eine Romanze auf Papier, die ihn vollständig erfüllte. Seine Zerrissenheit heilte, seine Laune besserte sich.
»Haben wir beschlossen, Mister Mackay und ich, dass Sie leider die Residenz verlassen müssen. Ihre Geldmittel sind aufgebraucht und wir haben eine Einladung ihrer Großnichte, die Sie gerne aufnehmen möchte. Wir werden Sie vermissen. Versuchen Sie den Sommer zu genießen!«
»Eines noch«, sagte der Arzt. »Anfälle, die jetzt aufgrund der Krise eines Abschieds entstehen, haben keinen Einfluss auf unsere Entscheidung.« Doktor Lazarus nickt ihm ernst zu und er verstand. Aristophanes ging ohne eine Antwort auf sein Zimmer.
Zwei Stunden, bevor er von einem Taxi abgeholt werden sollte, öffnete er die Tür und sah … Füße. Wieder setzte sein Herzschlag aus, er traute sich kaum, den Blick zu heben.
»Kassandra?«, flüsterte er, ohne sie gesehen zu haben. Ein rapsgelber Rock. Das musste sie sein. Sie hob sein Kinn an, sodass sich ihre Blicke trafen. Sie weinte still, ihre Lippen bebten. Sie nahm sein Gesicht in beide Hände und küsste ihn … auf seine Lippen. Küsste ihn.
»Kassandra! Ich kann bleiben! Ich kann dich mitnehmen! Wir können zusammen …« Sie schüttelte den Kopf und küsste ihn noch einmal. Lang. Wie ein Leben lang, wie die Entstehung von Ozeanen, wie eine Welterschaffung.
»Geh!«, flüsterte sie. »Bitte, geh!« Halbherzig sagte er zu. »Versprich es mir bei deiner Liebe, die du für mich empfindest. Ich sehe sie.« Er zögerte. Weitere Tränen. Er versprach es.
Er atmete tief durch und wählte dann die Nummer der Residenz.
»Lazarus hier, guten Tag«, meldete sich der Doktor.
»Doktor Lazarus. Ich bin es. Argyle, ich meine Aristophanes.«
»Ah, hallo, Aristophanes, wie geht es Ihnen?«
»Gut. Ich lebe noch. Und damit wollte ich Ihnen mitteilen, dass Kassandra sich … irrt. Ich wollte fragen, ob Sie es ihr mitteilen können? Sie hat mich nämlich … verabschiedet, wie sie Paul damals verabschiedet hat. Und Ian. Und Misses Summersby. Die alle danach ums Leben gekommen sind. Und mich hat sie auch … geküsst. Und jetzt telefonieren wir nach über einem halben Jahr. Es könnte vielleicht …«
»Ich kann es ihr nicht ausrichten, Aristophanes«, unterbrach ihn Doktor Lazarus und er wurde wütend auf den Arzt und seine ewigen Zurückweisungen.
»Sie können ihr doch …«
»Nein, kann ich nicht. Sie ist kurz nach Ihrer Abreise auf tragische Weise die Steilküste hinuntergestürzt. Conner Mackay, der Wirt der Drunken Mermaid fand sie bei einem Spaziergang. Sie muss im Dunkeln den Halt verloren haben«, sagte Doktor Lazarus. Er log. Und das nicht besonders gut. Aristophanes legte den Hörer zurück in die Gabel, ohne sich zu verabschieden. Er würde auf ewig ein halber Mensch bleiben und ewig in seine gelbe Königin verliebt sein. So viel stand fest.

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