Klaus Schönenberg
Ein anderer Dorfkrimi
Klaus Schönenberg
Schüereball
Ein anderer Dorfkrimi
Cover: Klaus Schönenberg
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ISBN E-Book 978-3-96136-080-2
ISBN Print 978-3-96136-079-6
published by
Personen:
Frank Linden, Privatschnüffler in Wahlscheid
Ingrid Grün, seine Freundin
Anat und Rinah Liesenthal – Juden in Köln
Ihre Kinder Michaela und Daniel
Christina, Michaelas Enkelin
Wilhelm und Heidrun Merkelbach, Bauern in Wahlscheid
Werner, ihr Sohn
Joachim Schiermeister, Baulöwe in Wahlscheid
Elisabeth, seine Frau
Richard, Joachims Vater
Karin genannt „Kiki“, Joachims Enkelin
Rolf Pratt, Kommissar in Siegburg
Bettina Engels, Pratts Gehilfin und Nichte
Stammbaum im Anhang
Die Historie:
1918 und 1919 – Beginn einer Freundschaft in der Eifel am
Ende des Ersten Weltkriegs
1935 bis 1945 – Vorkriegs- und Kriegsjahre in Köln und Wahlscheid
1955, 1975, 2003 – Ereignisse in Wahlscheid
All things are connected
Entschuldigung:
Bei allen, die sich auf die Schochen getreten fühlen, möchte ich mich auf´s Herzlichste entschuldigen. Ähnlichkeiten mit lebenden oder dahingeschiedenen Personen sind rein zufällig und ohne böswillige Absicht gewollt. Die halbwahren historischen Bezüge habe ich so hingebogen, dass sie auf die hier erzählte Geschichte passen.
– Der Autor in Wahlscheid im Januar 2020 –
Die Sprache:
Bei einer Mundart handelt es sich nicht um eine Sprache im Sinne einer einem Land, einem Staat oder Nation zuzuordnenden Landes- bzw. Verkehrssprache, sondern um ein Lebensgefühl.
In Wahlscheid wird selbstverständlich „platt“ gesprochen. Irgendwas zwischen „Kölsch“ und Rheinisch-Bergisch. Mindestens, wenn die wesentlichen Dinge des Lebens besprochen werden. Die Dialoge wurden mit wenigen Ausnahmen in so genanntem Hochdeutsch geschrieben. Der geneigte ortsansässige Leser mag sich den Wahlscheider Zungenschlag vorstellen, die Immies werden den eh nie begreifen.
Schüereball / Schüreball
Die Schreibweise
En Schüer ist eine Scheune. Die Schreibweise Schür träfe nicht ganz den Zungenschlag der Gegend. Es mogelt sich ein fast unhörbares „e“ zwischen das diakritische „ü“ und den Konsonanten „r“. Die korrekte Schreibweise ist also „Schüer“ und die damit verbundene Orgie also ein „Schüereball“.
Für
Jean „Schang“ Jülich
Ein Gerechter unter den Völkern
und
Günther Schwarz (16 Jahre alt)
Johann Müller (16)
Bartholomäus „Barthel“ Schink (16)
Gustav Bermel (17)
Franz Rheinberger (17)
Adolf Schütz (18)
Hans Steinbrück (23)
Roland Lorent (24)
Peter Hüppeler (31)
Heinrich Kratina (38)
Josef Moll (41)
Wilhelm Kratz (42)
Johann Krausen (57)
Frank
Eifel, April 1918 Wilhelm
Wahlscheid 2001 Werner
Wahlscheid, Juli 1935 Heidrun
Wahlscheid, August 1938 Joachim
New York, Mai 2003 Christina
Köln, Anfang November 1938 Anat
Wahlscheid, Juni 1955 Joachim
Köln, November 1938 Anat
Wahlscheid, Mai 2003 Christina
Köln, November 1938 Anat
Wahlscheid, Mai 2003 Werner
Wahlscheid, November 1938 Wilhelm
Wahlscheid, Mai 2003 Frank
Wahlscheid, August 1939 Richard
Köln, 1943 Anat
Siegburg, Mai 2003 Frank
Köln, Frühjahr 1943 Michaela
Wahlscheid, Sommer 1975 Richard
Köln, April 1943 Michaela
Wahlscheid, Mai 2003 Frank
Wahlscheid, April 1943 Michaela
Wahlscheid, Mai 2003 Frank
Wahlscheid, Mai 1943 Elisabeth
Wahlscheid, Mai 2003 Kiki
Wahlscheid, September 1955 Elisabeth
Wahlscheid, Mai 1943 Heidrun
Wahlscheid, Mai 2003 Ingrid
Wahlscheid, Mai 1943 Wilhelm
Wahlscheid, Mai 2003 Frank
Wahlscheid, Mai 1943 Heidrun
Wahlscheid, Mai 2003 Joachim
Wahlscheid, Mai 1943 Werner
Wahlscheid, Mai 2003 Joachim
Wahlscheid, Mai 1943 Wilhelm
Wahlscheid, Mai 2003 Christina
Wahlscheid, Mai 2003 Frank
Wahlscheid, Juni 1943 Werner
Wahlscheid, Mai 2003 Frank
Wahlscheid, Mai 2003 Pratt
Wahlscheid, Mai 2003 Kiki
Wahlscheid, Mai 2003 Ingrid
Wahlscheid, Mai 2003 Werner
Wahlscheid, Mai 2003 Bettina
Wahlscheid, Ende Mai 2003 Schüereball
Wahlscheid, Herbst 2003 Epilog
Erläuterungen
Irgendwie hatte er ja gewusst, dass es eines Tages passieren würde. Nur – dass es hier, quasi in seinen eigenen vier Wänden sein würde – das hat ihn dann doch erstaunt. Als er den plötzlichen Druck auf seiner Brust spürt und ihm bewusst wird, was gleich mit ihm geschehen würde, als sich das dumpfe Klatschen in seine Wahrnehmung drängt und ihm schlagartig klar wird, dass er nur noch Sekunden hat, um seine letzten Gedanken zu sortieren, verlangsamt sich seine Umgebung zu einer zähen Zeitlupenstudie. Das Gefieder des possierlichen Vogels im Gebüsch gegenüber sträubt sich, die winzigen Äugelchen blicken zornig auf die Stelle, wo die Kugel durch den Kirschlorbeer geschossen kam, die Flügel schlagen zwei-dreimal, bevor sich das kleine Federbällchen erschreckt davon macht. Die Katze auf dem Stuhl neben ihm hebt interessiert den Kopf, die Ohrdreiecke wie kleine Lauschsegel auf den Kurs des Vogels gerichtet, der spontan vorbereitete Adrenalinstoß aber vom Rechenzentrum im Hirn zurückgepfiffen, als dem Tier die Fluchtgeschwindigkeit des Vogels klar wird. Wie oft hatte er sich schon vorgenommen, sich mal mit den einheimischen Vogelarten zu beschäftigen. Nun weiß er noch nicht einmal, welchem Federvieh sein letzter Blick gilt. Die Katze dreht ebenso quälend langsam wie gelangweilt den Kopf zu ihm um, reagiert mit einem kurzen Zucken der Ohren, als der Knall der Waffe ins Zentrum ihres Bewusstseins rückt. Er selbst sinniert noch darüber nach, ob eine Gewehrkugel schneller oder langsamer als der Schall ist, als er feststellt, dass sich ein roter Fleck auf seinem Feinripp ausbreitet.
„Was war das? Hast du den Knall gehört?“ Ingrid, seine Mitbewohnerin, bezeichnet ihre Beziehung immer noch als Wohngemeinschaft, obwohl sie seit mehr als fünf Jahren nicht nur Tisch, sondern auch Bett teilen. So etwas passiert eben, wenn zwei verzweifelt an der Jugend und der individuellen Freiheit hängen. Da neben der regelmäßigen chemischen eine dauernde gesetzliche Verbindung keine nennenswerten Vorteile brachte und diverse Scheidungen und Trennungen im Bekanntenkreis nichts als Stress verursacht hatten, hat man es eben dabei belassen. Ihre Stimme klingt wie aus einer tiefen Höhle, wie durch den Wolf gedreht. Er will ihr antworten, aber er muss feststellen, dass sein Sprachzentrum gelähmt ist, sein Hirn offensichtlich schon auf Notbetrieb umgestellt hat und nur noch für die wichtigsten Steuermechanismen da ist.
„Du wolltest den Rasen mähen – hast du versprochen.“ Ja – zum Teufel, wie kommst du bloß drauf, dass mich das jetzt im Moment interessiert. Komm gefälligst her und hilf mir! Sind nie da, wenn man sie wirklich braucht . Vielleicht hätte er doch seine Finger aus der Sache heraushalten sollen. Wie konnte er nur annehmen, dass dieser geldgeile Clan das einfach so auf sich beruhen lassen würde. Zu tief hatte er im Dreck gegraben, aber Ungerechtigkeit konnte er eben nicht so einfach hinnehmen, abgesehen davon, dass er sich davon auch eine recht ordentliche Belohnung versprochen hatte.
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