Der Autor, Jahrgang 1935, wurde in Kiel geboren, aber die Kriegsereignisse verschlugen ihn nach Ostsachsen, wo er die ersten Schuljahre bis zum Abitur verbrachte. Er studierte in Dresden Bauingenieurwesen und übersiedelte nach einem Berufsjahr in der DDR nach Wien, dann nach Hamburg und schließlich nach Bremen. Hier arbeitete er bis zu seiner Verrentung in einem Ingenieurbüro und war seit 1970 hauptsächlich im asiatischen und afrikanischen Ausland tätig.
Er ist in zweiter Ehe mit einer Wienerin verheiratet und hat insgesamt fünf Kinder.
FAHNEN, FLAMMEN, FANATISMUS
20 Jahre deutscher Geschichte
aus dem Blickwinkel einer kleinbürgerlichen Familie
1928 bis 1949
Impressum
©2015 Klaus Schröder
Druck und Verlag: epubli GmbH, Berlin
www.epubli.de
Auszüge aus „Mein Kampf“ mit Genehmigung des Bayerischen Staatsministerium der Finanzen vom 03.04.2014
Abdruckgenehmigung für Erich Kästners Gedicht durch Atrium-Verlag Zürich 1930 und Thomas Kästner vom 11.04.2014
ISBN
Nichts bleibt von uns
als die Erinnerungen
und die Seele im Himmel.
Für die Seele sorgt Gott –
wenn man daran glaubt –
aber wer sorgt für die Erinnerung?
(unbekannter Autor)
INHALTSVERZEICHNIS FAHNEN, FLAMMEN, FANATISMUS 20 Jahre deutscher Geschichte aus dem Blickwinkel einer kleinbürgerlichen Familie 1928 bis 1949 Impressum ©2015 Klaus Schröder Druck und Verlag: epubli GmbH, Berlin www.epubli.de Auszüge aus „Mein Kampf“ mit Genehmigung des Bayerischen Staatsministerium der Finanzen vom 03.04.2014 Abdruckgenehmigung für Erich Kästners Gedicht durch Atrium-Verlag Zürich 1930 und Thomas Kästner vom 11.04.2014 ISBN Nichts bleibt von uns als die Erinnerungen und die Seele im Himmel. Für die Seele sorgt Gott – wenn man daran glaubt – aber wer sorgt für die Erinnerung? (unbekannter Autor)
VORWORT
I.KAPITEL – Wenn die bunten Fahnen wehen
II.KAPITEL – Uns’re Fahne flattert uns voran
III.KAPITEL – Wochenend und Sonnenschein
IV.KAPITEL – Deutschland erwache
V.KAPITEL – Es zittern die morschen Knochen
VI.KAPITEL – Kamerad nun heißt’s marschieren
VII.KAPITEL – Heil unserm Führer
VIII.KAPITEL – Mit unseren Fahnen ist der Sieg
IX.KAPITEL - Ich weiß, es wird einmal ein Wunder gescheh’n
X.KAPITEL – Heimat deine Sterne
XI.KAPITEL – Vor der Kaserne vor dem großen Tor
XII.KAPITEL – Es geht alles vorüber
XIII.KAPITEL - Davon geht die Welt nicht unter
XIV.KAPITEL – Führer befiel! Wir folgen dir
XV.KAPITEL – Brüder zur Sonne zur Freiheit
XVI.KAPITEL – Dem Morgenrot entgegen
LITERATURNACHWEIS
ABKÜRZUNGEN
ERKLÄRUNGEN
Es begann alles so hoffnungsvoll. Die Euphorie hatte den Großteil der Bevölkerung erfasst, die in den zwanziger Jahren von unvorstellbarer Inflation und nie dagewesener Arbeitslosigkeit gebeutelt wurde. Jetzt endlich war ein Hoffnungsträger aufgetaucht, der versprach, das alles ändern zu wollen; und der stark genug schien, das auch durchzusetzen.
Die Masse der jubelnden Menschen sah nicht die Schrift an der Wand; und die, die sie sahen, wurden brutal mundtot gemacht. Endlich sollte die „Schmach von Versailles“ getilgt werden, Deutschland wieder seinen ihm zustehenden Platz unter den Großen der Welt zurück erhalten.
Das vorliegende Buch springt mitten hinein in die Hochstimmung und schildert den äußerst schmerzvollen Weg in die Selbstzerstörung einer Nation anhand einer typischen Familie, angelehnt an meine eigene. Die geschichtlichen Ereignisse sind korrekt, die persönlichen wurden teilweise anders dargestellt, ergänzt und Namen verändert.
Zwar erkannten immer mehr Menschen das Verbrecherische des Systems, aber sie verharrten angesichts der totalen Überwachung und gnadenlosen Justiz in einer fatalistischen Starre. Bis zum bitteren Ende gab es fanatische Anhänger des größenwahnsinnigen, selbsternannten „Führers“, den die „Vorsehung“ bei all den zum Teil dilettantischen Versuchen, ihn zu beseitigen, scheinbar immer wieder beschützte. Und so steuerte die Entwicklung auf eine Katastrophe zu, die nicht nur 60 Millionen Menschen in ganz Europa den Tod brachte, sondern auch eine Vielzahl von nicht ersetzbaren historischen Bauwerken und Kulturgütern zerstörte und ganze Landstriche verwüstete.
Die deutsche Nation hatte sich aufgelöst und musste nach mehr als 30 Jahren ganz neu entstehen.
Das Buch spannt den Bogen von Dresden, Wien, Rostock, Kiel und Nordschleswig zur Oberlausitz in Sachsen und umfasst den Zeitraum von 1928 bis 1949. Die Ereignisse werden aus der persönlichen Sicht einer kleinbürgerlichen Familie erzählt. Sie erlebt den Rausch der Fahnen, die Flammen, die zuerst nur Bücher, dann Synagogen und schließlich ganze Städte verzehrten, und den blinden Fanatismus, der sogar nach dem Zusammenbruch, wenn auch in anderer Form, das Leben knebelte.
Am Schluss des Buches ist Erich Kästners Gedicht „Die andere Möglichkeit“ wiedergegeben. Es datiert von 1930 und bezieht sich auf den Krieg 1914/18, könnte aber ebenso die Auswirkung eines von Hitler gewonnenen Krieges charakterisieren, wenn man „Kaiser“ durch „Führer“ ersetzt. Die Folgen wären allerdings noch schlimmer gewesen.
„Fahnen, Flammen, Fanatismus“ stellt den ersten Teil einer an meine Familiengeschichte angelehnten Trilogie dar.
Der zweite Teil: „Wie ein bunter Schmetterling“ handelt von der Oberschulzeit in der Oberlausitz (Ostsachsen) 1949 bis 1953
Der dritte Teil: „Rübergemacht – eine schwere Entscheidung“ handelt von der Studentenzeit 1953 bis 1959 in Dresden mit dem ersten Berufsjahr in Magdeburg und dem Verlassen der DDR im Jahr 1960
I.KAPITEL – Wenn die bunten Fahnen wehen
Jugendzeit in Dresden- 1928-34
I-1
„Wenn die bunten Fahnen wehen, geht die Fahrt wohl übers Meer, woll´n wir ferne Lande sehen, fällt der Abschied uns nicht schwer.“
Singend saßen die elf Mädel der 63. Volksschule Dresden-Blasewitz, Höhere Mädchenabteilung, mit ihrem Lehrer Dr. Weißflog in einem Abteil des Sonderzuges nach Gmunden im Salzkammergut. Ziel war die Tagung des „Vereins für das Deutschtum im Ausland (V.D.A.)“. Mit ihren prall gepackten Rucksäcken fuhren Delegationen aus allen Schulen Dresdens am 25. Mai 1928 voller Erwartung zu diesem Ereignis. Nicht viele konnten sich in dieser Zeit eine Urlaubsreise leisten, und schon gar nicht ins Ausland. Die Fahrt ging durch Thüringen nach Plauen, wo ein kurzer Aufenthalt genutzt wurde, um den Würstelmann mit seinen herrlichen „Hofer Würsteln“ zu umlagern. Endlich, nach 13 Stunden Fahrt war Passau erreicht und alle sanken todmüde auf ihr Lager in der Jugendherberge.
Marie tuschelte noch ein wenig mit ihrer Freundin, bevor auch sie in das Land der Träume hinüberglitt. Sie war ein lebenslustiges Mädchen von gerade 16 ½ Jahren und wuchs unbeschwert aber behütet in einem harmonischen Elternhaus auf. Ihr Vater, ein gelernter Böttcher, war inzwischen Polizeianwärter und die Familie wohnte im Gärtnerhaus eines reichen Weinhändlers, der selten in seiner großen Villa wohnte. Marie war Pauls Liebling und er tat alles in seiner Macht, um sie glücklich zu machen. Jetzt schlief sie fest und träumte von den kommenden Abenteuern.
Schon sechs Uhr am Morgen musste man aufstehen und eine müde Truppe trabte zum Kaffee beim Stockbauer. Das Frühstück war einfach, aber der Blick auf die Donau und das heiße Getränk hoben die Stimmung. Die konnte auch durch den Dauerregen nicht getrübt werden und alle redeten durcheinander. Wie junge Mädchen eben so sind.
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