F. Schröder-Jahn - Die Gier der Karnivoren

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Was passiert, wenn man plötzlich aus seinem Nest fällt? Die junge Werhenne Arbo stürzt in ein wundersames Abenteuer. Eine Odyssee beginnt: in einem Reich voller Klauenschlenker, Modermolchen und Waldschlurfern, sucht Arbo den Weg zurück zu ihrem Schwarm und entdeckt, ganz nebenbei, dass sie offenbar anderen Ursprungs ist als bislang angenommen. Doch in was für einer Welt ist sie nur gelandet: Arbo lernt viel über die Gefahren scharfer Zähne und echter Freundschaft. Eine monströse Kreatur kehrt zurück und macht Jagd auf jeden, der im Dschungel lebt. Auf der Flucht wird Arbo notgedrungen Teil einer Gemeinschaft fremder Wesen, die sie eigentlich verabscheut. Die Gefahr schmiedet alle zusammen. Eine fabelhafte Geschichte über den Versuch irgendwie nach Hause und dabei zu sich selbst zu finden und natürlich wie anstrengend es ist, weiter unten in der Nahrungskette zu stehen.
Eine Geschichte ganz ohne Menschen, aber mit viel Menschlichkeit: voller Mut, Sehnsucht, Fantasie und der Suche nach dem einen Ort.

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F. Schröder-Jahn

Die Gier der Karnivoren

Die Werhenne

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Inhaltsverzeichnis Titel F SchröderJahn Die Gier der Karnivoren Die Werhenne - фото 1

Inhaltsverzeichnis

Titel F. Schröder-Jahn Die Gier der Karnivoren Die Werhenne Dieses ebook wurde erstellt bei

Kapitel1: Eine, die unfreiwillig auszog, die Welt kennenzulernen

Kapitel 2: Über das Unvermögen, sich in der Fremde heimisch zu fühlen

Kapitel 3: Was sie noch nicht über Sex wissen konnte

Kapitel 4: Über Frustfressen und vom Zauber des Flötenbambus

Kapitel 5: Wie ein Baum ein Zuhause sein kann und von den vielen Fremden, die Einzug in Ort halten und der Neugier, die das mit sich bringt

Kapitel 6: Wie man tiefen Brunnen auf den Grund gehen kann und über scheinbar nie endendes Gelächter

Kapitel 7: Wie es ist, als Köder zu dienen und über die erste Begegnung mit Lust und Hennentod

Kapitel 8: Über das Gefühl, jemanden mit Haut und Haaren zu gehören

Kapitel 9: Erstickte Laute dringen aus der Erde

Kapitel 10: Von großer Stärke und Fressgier und mütterlichen Instinkten

Kapitel 11: Eine Reise mit Verletzten und lauernden Gefahren

Kapitel 12: Freunde und Feinde finden und verlieren sich. Und die Wahrheit über eine Krankheit, die keine ist

Kapitel 13: Von Furien gehetzt und erste Tränen fließen. Eine Treibjagd findet statt

Kapitel 14: Von zwei Überfällen und Tod und davon, wie ein unglücklicher Nesthocker gefunden wird.

Kapitel 15: Ein Wunsch geht in Erfüllung

Kapitel 16: Ein moralischer Disput über das Jagen. Freunde finden sich

Kapitel 17: Rufer im Wald

Kapitel 18: Eine graue Welt

Kapitel 19: Fühlfreude

Kapitel 20: Noch ein Sturz aus großer Höhe und ein großes Wiedersehen

Kapitel 21: Unterwegs mit Werhennen

Kapitel 22: Wie man seinen Anzug verliert, und großer Spaß mit Kern, der Folgen hat.

Kapitel 23: Ein Problem wird vertilgt und eine berauschende Feier

Kapitel 24: Ein weißes Gespinst mit Zähnen

Kapitel 25: Die Gemeinschaft wächst und trifft auf Sumpf und Modermolche. Eine gruselige Spielpartie wird ausgetragen

Kapitel 26: Das Ende der Nahrungskette

Impressum neobooks

Kapitel1: Eine, die unfreiwillig auszog, die Welt kennenzulernen

Mein Sturz in die Tiefe wurde von den vielen dichtwachsenden Ästen abgefe­dert. Trotzdem prallte ich noch mit einem ziemlichen Rums auf den Boden auf. Voller Panik, zerschrammt und verbeult, - aber offenbar unverletzt, kroch ich über den Waldboden, auf der Suche nach einem halbwegs sicheren Unterschlupf. Ich war viel zu schlaff, um im Dunkeln wieder in den Schlafbaum zurück zu klettern. Zu rufen traute ich mich auch nicht, wollte ich doch hier unten auf keinem Fall Aufmerksamkeit erregen. Außerdem war der Schwarm bei Nacht fast völlig orientierungslos.

Vorsichtig tastete ich mich in der Finsternis voran und entdeckte nach einer gefühlten Ewigkeit ein Loch zwischen Baumwurzeln, das groß genug für mich zu sein schien. Prüfend untersuchte ich es, als hinter mir plötzlich das welke Laub auf dem Waldboden leise raschelte. Hastig versuchte ich in meinem gerade erst entdeckten Unterschlupf zu verschwinden, der sich jetzt leider als recht eng herausstellte. Ich wand mich hin und her und hatte mich doch schon fast hinein gezwängt, als sich plötz­lich etwas Großes und Schweres auf meinen Hintern legte und mich nieder drückte. Entsetzt zap­pelte ich wie ein aufgespießter Plattwurm am Stock, aber gegen die Kraft, die mich am Boden festna­gelte, konnte ich nicht das Geringste ausrichten. Dann wurde ich langsam, aber unerbittlich aus meinem Versteck gezogen.

Jetzt schrie ich aus vol­lem Hals. Schreiend und kreischend, versuchte ich mich mit festzu­klammern. Doch es half alles nichts. Baumwurzeln rutschten mir durch die Hände. Split­ter bohrten sich in meine Finger, die aufrissen, beim verzweifelten Versuch mich festzuhalten. Hoch oben im Baum konnte ich jetzt den Schwarm hören. Durch mein Geschrei wa­ren alle aufgewacht. Sie flatterten und kreischten alarmiert in den Wipfeln. Über allem konnte ich Gaia hören, die meinen Namen rief. Irgendje­mand schmiss ziellos mit einem alten Übungsei, das an einem Ast zerplatzte und mich und meinen Angreifer mit einer übel riechenden Flüssigkeit vollspritzte. Schließlich begannen sie ihren stark ätzenden Werhennenkot über uns abzulassen.

Gegen nächtliche Räuber, die auf Beutesuche einen Baum voller Hennen erklim­men, ist der Kot eine wirksame Abwehr. Das wusste offenbar auch mein Angreifer, denn jetzt schien seine Lust, mit mir herumzuspielen, ein Ende zu haben. Energisch wurde ich aus meinem Loch herausgezo­gen und in einem, mit reichlich Zähnen bestückten Maul davongetragen. Mit lan­gen, weichen Sätzen ging es durch den Wald.

Die Kotspritzer auf meinem Körper lösten sich durch den triefenden Speichel des Räubers und ätzten sich nicht weiter in meine Haut. Streng riechender Atem umhüllte und wärmte mich. Mittlerweile hatte ich aufge­hört zu schreien und hing erschöpft und ge­lähmt vor Angst zwischen den Zähnen des Zeffallos. Denn so viel hatte ich inzwischen trotz meiner Panik erkannt, das Wesen, das mich fortschleppte, war ein Zeffallo. Der Gestank war unverwechselbar.

Schon einige Male hatte ich mit dem Schwarm den mächtigen Hennentöter beobachtet und sei­nen scharfen Raubtiergeruch wahrgenommen, wenn er tief unter uns, lautlos über den Waldboden schlich. Das Gekreische, in das wir dann ausgebrochen waren, warnte jede mögliche Beute im weiten Umkreis. Aufgeregt flat­terten wir herum und bewarfen den Hühnchentöter mit Zweigen und Ästen oder unfruchtbaren Eiern. Unseren Kot setzen wir nur bei direkter Gefahr ein. Er steht ja auch nicht unbegrenzt zur sofortigen Verfügung.

Einmal hatte ich auch erlebt, wie gefährlich ein Zeffallo sein konnte. Damals waren einige Junghennen immer weiter hinunter geturnt und hatten den Jäger lauthals beschimpft und verhöhnt. Vol­ler Entzü­cken über das sichtlich genervte Zeffallo und ihren eigenen Mut, hatten sie sich gegenseitig zu im­mer riskanteren Manövern angestachelt. Dabei blieben sie aber noch immer ziemlich hoch über dem Wesen.

Doch plötzlich schnellte das Zeffallo seinen kräftigen Leib empor und riss Danto, die sich besonders weit nach vorne gewagt hatte, von ihrem vermeintlich sicheren Ast. Noch im Sprung schleu­derte es sie, mit einem Hieb der mächtigen Pranke, weit durch die Luft und setzte der toten Danto elegant nach, um sie im vollen Lauf aufzufangen und davonzutragen.

Das alles geschah sehr schnell. Ich hatte zum ersten Mal ein Hühn­chen sterben sehen. Werhennen erreichen ein ho­hes Alter und haben im Allgemeinen kaum Feinde zu fürchten. Eine Brut ist selten, da es 30 Perioden dauert bis ein Hühnchen ausgewachsen ist. Der Tod jeder Henne reißt ein tiefes Loch in den Schwarm, das nur langsam zuwächst.

Ich selbst bin stets wenig Risiken eingegangen und habe mich nie weit von meiner Glucken­mama entfernt, denn ich war verfroren und schwäch­lich. Überhaupt erhielt ich vom gesamten Schwarm wohl genau deswegen, besonders viel Zuwendung. Und nichts, wirklich nichts ist gemütlicher, als sich in die weichen Daunen der Hennen zu kuscheln und ihren warmen, staubi­gen, vertrauten Geruch einzuatmen.

Kleine Stupse in die Seite weckten mich. Leicht murrend drehte ich mich um und erhielt aber­mals einen Knuff. Schlagartig wurde mir bewusst, dass ich nicht im Schwarmnest war. Vorsich­tig öff­nete ich die Augen einen kleinen Spalt. Das machte kaum einen Unterschied. Ich lag weich gepolstert, in völliger Dun­kelheit, anscheinend mitten im Nest meines Jägers. Der Raubtiergestank war schier überwälti­gend. Warme Körper drängten sich an mich. Irgendwer schnaufte mir ins Gesicht. Dann quiekte es direkt neben meinem Ohr.

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