Die in ihnen aufzufindenden Bestandteile können als PseudomorphemePseudomorphem (▶ Nr. 5.1/1) oder FormmorphemeMorphemForm-Formmorphem bezeichnet werden; sie sind entweder homonymhomonym/Homonym mit existierenden Morphemen, z. B. auf-hör(en) – hör(en) – auf-sitz(en), be-komm(en) – komm(en) – be-wein(en), oder existieren allein im vorliegenden Wortstamm, z. B. ver-lier(en), oder bilden eine Mischung von beidem, z. B. Schorn-stein, Hoch-zeit.
6 WortartenlehreWortartenlehre
Die Wortartenlehre umfasst üblicherweise die folgenden Bereiche:
1 Einteilung von Wörtern mit bestimmten gemeinsamen Merkmalen in WortklasseWortklassen = Wortarten;
2 Subklassifizierung der Wörter innerhalb der einzelnen Wortartennach inhaltlichen Gesichtspunkten (Aufstellung von BedeutungsklasseBedeutungsklassenn),nach morphologischen Gesichtspunkten (Aufstellung von WortbildungWortbildungs- und anderen Klassen, ▶ Abschnitt 5.5),nach syntaktischen Gesichtspunkten (Aufstellung von ValenzValenz- und anderen Klassen) und nötigenfalls nach weiteren Gesichtspunkten;
3 Beschreibung der WortformWortformen der zu einer flektierendflektierend (Wortart)en = veränderlichveränderlich (Wortart)en Wortart gehörenden Wörter.
Über Art, Anzahl, Umfang und Definition der für das Deutsche anzusetzenden Wortarten bestehen unterschiedliche Auffassungen. Je nach den angelegten Kriterien, die sich auf die Bedeutung und die Form der Wörter und ihr Verhalten im Satz beziehen, kommt man zu verschiedenen Wortartengliederungen. Wir legen folgende Gliederung in zehn Wortartenzugrunde:
Übersicht 1 – WortartenVerbSubstantivArtikelNomenPronomenAdjektivWortartAdverbPartikelPräpositionKonjunktionInterjektion

Zum Wortbegriff:
Mit dem Ausdruck » Wort« kann Unterschiedliches gemeint sein:
6.1/1 RealisierungsformRealisierungsform = WortformWortform = grammatisches WortWortgrammatischesgrammatisches Wort
Konkrete Form, in der ein Wort im Satz auftritt. Diese Form ist einem Lexem (▶ Nr. 6.1/2) zugeordnet.
6.1/2 LexemLexem = lexikalisches WortWortlexikalischeslexikalisches Wort
Wort als Einheit des LexikonsLexikon/WörterbuchsWörterbuch, als Repräsentant aller RealisierungsformenRealisierungsform = WortformenWortform, in denen es im Satz erscheinen kann.
6.1/3 VokabelVokabel = semantisches WortWortsemantischessemantisches Wort
Wort als kleinste, relativ selbstständige bedeutungBedeutungstragende Einheit. Sie kann aus einem oder mehreren LexemenLexem bestehen. Bei der Bildung der RealisierungsformenRealisierungsform können zusätzliche Lexeme beteiligt sein.
LexemLexeme sind abstrakte Einheiten, die, falls sie sich nicht immer in derselben Form realisieren, im konkreten Satz in unterschiedlichen Formen, den RealisierungsformenRealisierungsform = den WortformWortformen, auftreten.
Nur e i n e RealisierungsformRealisierungsform haben zur Wortart AdverbAdverb gehörende Lexeme wie gestern, hier, deshalb (das Adverb gern bildet allerdings die Komparationsformen lieber, am liebsten ), zur Wortart PartikelPartikel gehörende Lexeme wie vielleicht, leider, sicherlich, sogar, nur, zur Wortart PräpositionPräposition gehörende Lexeme wie wegen , trotz, unter (PräpositionPräpositionen wie an, in kommen allerdings als Bestandteile von VerschmelzungsformVerschmelzungsformen in der Form ans, im usw. vor), zur Wortart KonjunktionKonjunktion gehörende Lexeme wie wenn , weil , und, zur Wortart InterjektionInterjektion gehörende Lexeme wie au, aua, hatschi . Diese Wortarten werden unveränderlich (Wortart) unveränderlicheWortartunveränderlichenichtflektierend = nichtflektierendeWortartnichtflektierende genannt. Sie werden auch unter der Bezeichnung »Partikeln« zusammengefasst; wir verstehen unter »Partikel« allerdings eine Unterklasse der Unveränderlichen = Nichtflektierenden (▶ Abschnitt 6.8).
Im Gegensatz dazu können Lexeme aus den veränderlich (Wortart) veränderlichen =flektierend (Wortart)Wortartflektierende flektierendenWortarten VerbVerb, SubstantivSubstantiv, ArtikelArtikel, PronomenPronomen, AdjektivAdjektiv durch mehrere WortformWortformen repräsentiert werden. Zum Beispiel wird das eine Lexem Haus durch die WortformWortformen Häuser , Hauses , Haus , Häusern , Hause repräsentiert. Die NennformNennform = ZitierformZitierform des Lexems Haus, nämlich Haus, ist dabei nicht als identisch zu betrachten mit der Wortform Haus (NominativNominativ, DativDativ oder AkkusativAkkusativ SingularSingular [des Lexems Haus ]).
das Lexem, des Lexems, die Lexeme (Betonung auf -xe(m)- )
VokabelnVokabel sind nochmals abstraktere Einheiten. Sie stellen Wörter als bedeutungsmäßige = semantische Größen dar. Diese BedeutungBedeutungseinheiten können aus e i n e m Lexem bestehen (z. B. Haus, bringen ) oder aus mehreren (z. B. Eisentür, vollschlank, um die Ecke bringen ‘töten’, mit Pauken und Trompeten ‘ganz und gar; ehrenvoll’). Im letzten Fall spricht man von WortbildungenWortbildung (vor ▶ Nr. 5.5/1) bzw. LexemgruppenLexemgruppe o. Ä.:
6.1/4 LexemgruppeLexemgruppe = PhraseolexemPhraseolexem = PhrasemPhrasem = PhraseologismusPhraseologismus = IdiomIdiom = idiomatische Wendungidiomatische Wendung:
Feste, aus mehreren LexemenLexem bestehende Gruppe, deren Gesamtbedeutung nicht aus der Bedeutung der Einzelelemente abgeleitet werden kann.
Beispiele:
drauf und dran sein
um die Ecke bringen (‘umbringen’)
mit Haut und Haaren
das PhraseolexemPhraseolexem, des Phraseolexems, die Phraseolexeme
der PhraseologismusPhraseologismus, des Phraseologismus, die Phraseologismen (Betonung auf -gis- )
das IdiomIdiom, des Idioms, die Idiome (Betonung auf -o(m) -)
Je nachdem, ob RealisierungsformenRealisierungsform = WortformenWortform in der gesprochenengesprochene SpracheSprachegesprochene oder in der geschriebenen SpracheSprachegeschriebenegeschriebene Sprache (▶ Nr. 3.1/1) betrachtet werden, unterscheidet man zwischen phonologischen und orthographischen Formen:
6.1/5 Phonologische Realisierungsformphonologische Realisierungsform = phonologische Wortformphonologische Wortform = phonologisches WortWortphonologischesphonologisches Wort
Kleinstes, durch Pausen isolierbares Element des Satzes in der gesprochenen Sprachegesprochene Sprache.
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