Kapitel 3
Einblick in die Traumaarbeit
Welche Erkenntnisse über das Wesen von Energie können für Ihren Erwachensprozess hilfreich sein?
Aha-Erlebnisse – einige Beispiele können Ihnen zeigen, welche Veränderungen Erkenntnisse in Ihrem Leben bewirken können .
Kennen Sie Ihre unbewussten Reaktionsmuster?
Wenn moderne Physiker Materie durch ein Mikroskop betrachten, erkennen sie, dass deren Form und ihr Fassbares nichts weiter ist als riesengroßer Raum, in dem immer kleinere Teilchen messbar sind. Man weiß, dass ein Teilchen, das gerade hier ist, gleichzeitig auch dort auftauchen kann. Die Thesen der modernen Quantenphysik klingen fast wie Mystik. Wissenschaft trifft sich mit Gott. Der Wandel heißt, dass wir durch diese dünnen Strukturen der Materie blicken und das unerschöpfliche Energiereich kennenlernen können.
Um die Grundlagen von Energie zu verstehen, ist es zuerst einmal wichtig, zu akzeptieren, dass Energie keine Agenda hat. Von unserer Ebene aus betrachtet, hat sie keinen Verstand. Energie kann fließen oder stoppen. Sie hat keine Richtung oder Struktur, es sei denn, wir geben oder gaben ihr diese mit unserem jeweiligen Bewusstsein. Ja, wir können Energien bewegen. Energie will uns dienen. Mit unserer Seelenverbindung haben wir eine sprudelnde Quelle davon.
Die meisten Menschen beziehen ihre Energie aus alten Mustern und Strategien, für die sie sich sehr anstrengen und verbiegen müssen. Meistens suchen sie Energie bei anderen Menschen und geraten dann natürlich in Abhängigkeit. Nutzen wir doch lieber unser Herz und unser Bewusstsein, um mit Energie zu arbeiten und sie für unseren Erwachensprozess zu nutzen.
Die Entstehung energetischer Blockaden
Wie entsteht ein Trauma? Energie kann, wie zuvor erwähnt, entweder fließen oder stoppen. Ein Trauma bildet sich, wenn der Energiefluss durch einen Schock, beispielsweise durch Unfall, Operation, Kriegserlebnisse, Streit in Familien, Folter oder Verlust eines nahen Menschen, blockiert wird.
An Tieren können wir beobachten, wie Reaktionsmuster ablaufen: Bei Gefahr flüchten sie, nutzen die Möglichkeiten zu kämpfen, oder sie stellen sich tot. Auch bei uns Menschen kennt der eine oder andere das Gefühl der Schockstarre. Wie das Kaninchen vor der Schlange nutzen auch wir Menschen bei allerlei unangenehmen Situationen das Sich-Totstellen. In meinen Seminargruppen ist es für die Teilnehmer immer wieder eine große Erkenntnis, dass sie von außen als Betrachter und Beobachter dieses Erstarren sehen und wie »zum Anfassen« mitfühlen können. Verfallen sie dagegen in einer Übung selbst in diese Starre, Unbeweglichkeit und Unfähigkeit zu reagieren, sind sie dafür blind. Genau das sind die unbewussten Bereiche von uns selbst.
Doch es gibt einen wesentlichen Unterschied zwischen dem Verhalten von Tieren zu dem von uns Menschen. Geraten beispielsweise Hirsche bei Revierkämpfen aneinander, steigt in ihnen ihre Überlebenskampf-Energie auf, und sie stürmen mit krachenden Geweihen zusammen. Irgendwann gibt der Schwächere nach, und die beiden Kontrahenten gehen auseinander. Anschließend springen sie so lange umher, bis sie die hochgefahrenen Energieschübe der Aggression und Angst ihres Überlebenskampfes wieder losgeworden sind. Auch Enten flattern nach einem Streit so lange mit den Flügeln, bis die aufgestaute Energie verbraucht ist. Danach schwimmen sie wieder friedlich umher.
Bei uns Menschen treten oft Situationen ein, in denen diese Energie eingefroren wird. Wenn einem beispielsweise bei einer Operation als Kind die Angst hochsteigt, ohne Eltern inmitten von fremden, seltsam gekleideten Menschen und Apparaten allein gelassen zu werden, wird diese Angst-Energie per Narkose eingefroren und am Abfließen gehindert.
Verschiedene Fallbeispiele aus meiner Praxis, in denen mir Klienten von einer Operation als Kleinkind berichteten, verdeutlichten mir diese Zusammenhänge zur Entstehung ihres Traumas. Mir wurde klar, dass Energie dabei nicht fließen konnte. Eine Frau konnte sich beispielsweise deutlich an ihre Todesangst erinnern, als sie sich plötzlich im Operationsraum mit fremden Menschen befand: Man hatte sie von ihren Eltern weggebracht und auf eine Liege geschnallt. Mit Horror berichtete sie über diese Maske, die ihr übers Gesicht gelegt wurde. Dann hatte sie keine Erinnerung mehr. Ja klar, sie bekam ja auch eine Narkose. Sie war damals vier Jahre alt gewesen. Die aufsteigende große Angst wurde durch die Narkose am Abfließen gehindert. Noch viele Jahre später war diese Energie in ihr eingesperrt und suchte sich einen Weg, wieder frei zu fließen. Es kostet uns später unglaublich viel Energie, solch ein traumatisches Erlebnis wegzudrücken und tief im Unterbewusstsein verborgen zu halten. Es kostet unsere Lebensenergie.
Auch Menschen, die beispielsweise bei einem Unfall angefahren werden, fuchteln oft noch heftig mit den Armen, da sie sich und ihren Kopf kurz vor dem Zusammenprall noch schützen wollten. Sie schlagen um sich, und der ganze Körper vibriert und zittert. So kann sich die Energie aus dem Körper lösen. Es ist ein natürlicher Prozess, diese Panik-Energie, diesen Schock loszulassen. Doch meist werden heute Unfallopfer durch Medikamente ruhiggestellt und auf einer Trage fixiert. Der Körper wird daran gehindert, diese enorme Energie loszulassen. Der Reflex, zu flüchten oder wegzurennen, kann nicht ausgeführt, nicht vollendet werden. Ich bin mir sicher, dass dieser Zusammenhang die Ursache für verschiedenste spätere Symptome und Beschwerden von Unfallopfern ist.
Durch das Erkennen der ursprünglichen Ursache einer Blockade haben wir heute die Möglichkeit, genau dort anzusetzen und den blockierten Energiefluss wieder zu ermöglichen. Eine solche Energie, die an ihrem Abfließen gehindert wurde, kann ihre Bewegung heute, zum Teil Jahre oder auch eine ganze Lebenszeit später, vollenden. Der Körper gibt uns die Möglichkeit, Traumata zu verarbeiten und zu heilen.
FALLBEISPIEL EINES VORGEBURTLICHEN TRAUMAS
Eine Klientin, 51 Jahre alt, kam auf Empfehlung ihres Freundes in meine Praxis. Er hatte Vertrauen zu mir, da unsere Zusammenarbeit ihn auf seinem Weg schon sehr gut weitergebracht hat. Das Problem bei ihr war, dass sie, obwohl seit über 20 Jahren als Heilpraktikerin tätig, in ihrer Selbstwahrnehmung einen blinden Fleck hatte. Seit neun Jahren litt sie unter Migräne, das letzte halbe Jahr setzten die Schmerzattacken vor allem nachts wie aus dem Nichts mit furchtbaren Schmerzen und Erbrechen ein.
Sie kam etwas zurückhaltend und skeptisch bei mir an. Ich hatte keine Ahnung, wie ich herausfinden sollte, wo die Ursache für ihre Migräne lag. Wir machten uns bekannt, und ich erfuhr vieles über ihre Kindheit. Ihre Mutter war sehr jung, mit 16 Jahren, mit ihr schwanger gewesen. In einer Phase des Gesprächs, als es um die Schwangerschaft der Mutter ging, spürte ich, dass die Klientin fast aufhörte zu atmen. Ich fühlte förmlich, wie ihre Präsenz entwich. Sie stellte sich tot. Was war da passiert? Ich stellte ihr einige Fragen und bekam nur schwer und ablehnend Antwort. Sie arbeitete ja selbst mit Menschen, und es war deutlicher Widerstand zu spüren. Nach und nach erzählte sie mir, dass sie keinen Kontakt zu ihrer Mutter hat. Ihre Mutter hätte sie immer wie ein Möbelstück behandelt. Ich konnte die Mischung aus Traurigkeit und Wut körperlich wahrnehmen. Irgendwann begann sie zu weinen und wehrte sich gegen meinen Rat, mit ihrer Mutter das Gespräch zu suchen.
Ein paar Tage später rief sie mich unter Tränen an. Sie konnte kaum reden. Überrascht hörte ich, dass sie bei ihrer Mutter gewesen war und mit ihr gesprochen hatte. Sie hatte mit 51 Jahren von ihr erfahren, dass die Mutter und ihr damaliger Freund, ihr Vater, versucht hatten, sie abzutreiben. Aus Angst und Panik vor den Eltern der Mutter war das junge Paar mit der Situation überfordert gewesen. Es ist ein Wunder, dass dieses Kind überlebt hat, doch es überrascht mich nicht, dass sich sein Seelenwesen im Bauch der Mutter halb tot gestellt hat – einerseits, weil es diese Attacken überleben wollte, und andererseits, weil es bereits vor dem erstem Atemzug kein Willkommen auf dieser Welt erfuhr. Hier zeigt sich, welch große Kraft eine Seele zum Leben haben kann.
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