Marcel Kraeft - Der Wald, der die Seele nahm.

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"Der Wald, der die Seele nahm" gibt Einblicke in Steves Gedankenwelt und zeigt einen tief
verunsicherten Mann, der keinen Ausweg mehr als Selbstmord sieht. Doch genau diese Absicht ruft Mächte auf den Plan, die von Steve nichts anderes erwarten, als dass er den verbannten Seelen seines Dorfes endlich Ruhe bringt. Dazu muss sich Steve seinen inneren Dämonen und jenen, die das Dorf und seine Bewohner beherrschen, stellen.

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Marcel Kraeft

Der Wald, der die Seele nahm.

Das Buch

Der Wind rauschte und warf seine Klänge ab, wenn er um die Häuser und durch die Gassen, die vielleicht ihre eigenen Geschichten erzählen konnten, zog. Der Wind rauschte, wenn er über die Felder zog und die Getreidehalme dabei beinahe umknickte. Der Wind brachte die Blätter der Bäume in den Wäldern zum Flüstern.

Steve genoss den Wind, wenn er auf dem Weg zu seinem Steinbruch war.

An diesem Rückzugsort beschließt Steve, seinem einsamen Leben ein Ende zu setzen. Doch genau dieser Entschluss setzt Ereignisse in Gang, die Steve an der Realität zweifeln lassen. Verbannte Seelen, Dämonen und seine große Liebe Helen stellen Steves Leben auf den Kopf und er muss sich nicht nur seinen Selbstzweifeln stellen, sondern auch der Vergangenheit des Dorfes.

Der Autor

Marcel Kraeft ist in Hannover geboren. Er ist gelernter Karosseriebauer und hat 2016 seinen Karosseriebau- und Fahrzeugbaumeister absolviert. Seine Leidenschaft zum Schreiben fand er vor etwa 7 Jahren. Der Wald der die Seele nahm ist sein erstes Buch. Trotz seiner Schreib- und Leseschwäche ist es ihm gelungen dieses Buch zu verfassen. Weitere werden mit Sicherheit folgen.

Der Steinbruch

Der Wind rauschte und warf seine Klänge ab, wenn er um die Häuser und durch die Gassen, die vielleicht ihre eigenen Geschichten erzählen konnten, zog. Der Wind rauschte, wenn er über die Felder zog und die Getreidehalme dabei beinahe umknickte. Der Wind brachte die Blätter der Bäume in den Wäldern zum Flüstern.

Steve genoss den Wind, wenn er auf dem Weg zu seinem Steinbruch war. Er beobachtete alles ganz genau und freute sich, wenn er dabei zuschauen konnte, wie ein Blatt, durch den Wind aufgewirbelt, auf dem Weg um ihn herumtanzte. Solche Momente machten ihn glücklich. Es war das Einzige, was er noch hatte. Steve Readon war sehr einsam und gezeichnet von dem Leben, das hinter ihm lag. Er war groß und hatte zu seiner stattlichen Größe ein sehr markantes Gesicht, das schon ziemlich in Mitleidenschaft gezogen und über die Jahre hinweg gezeichnet war. Aus Bekleidung machte er sich auch nichts, seine kleine Garderobe genügte ihm. Die Sachen, die in seinem Schrank hingen, ähnelten denen eines Försters, nur die Flinte fehlte noch. Er war ein einfacher, jedoch schwieriger Mensch Anfang vierzig. Es störte ihn nicht, was Andere von ihm dachten. Dafür war er viel zu stolz und genoss die Ruhe, die er dadurch hatte. Das stellte er schon damals fest, bei seinen Bekanntschaften, die er hatte. Für die war er ein interessanter, geheimnisvoller Mensch. Manchmal nervten sie ihn nur, aber manchmal war er auch froh, dass er nicht alleine war. Nach einiger Zeit trennten sich die Damen immer von ihm. Sie hielten es nicht lange mit ihm aus, mit seiner kalten und mürrischen Art. Bis auf eine, die letzte Frau, Helen. Sie war anders und blieb am längsten an seiner Seite. Was die Leute aus dem Dorf hinter ihrem Rücken tuschelten, störte sie nicht. Die Dorfbewohner fragten sich immer, wie so eine Frau mit einem wie Steve zusammen sein konnte. Für Steve lag das Problem bei ihm selbst, er wusste, es lag an ihm, an seinem Verhalten. Er konnte und wollte sich nicht ändern, hing aber sehr an ihr. Umso trauriger war er, als sie ihn eines Tages doch verließ.

Für sein Problem gab es nur eine Lösung. Steve liebte es über alles, zu seinem Steinbruch zu wandern, und so ging er, wie jeden Tag, durch den Wald dorthin, um alles zu vergessen. Er packte sich immer vor der Arbeit seinen kleinen Rucksack. Er nahm ein paar Kekse oder Kuchen mit. In der Frühe des Morgens setze er sich einen Fencheltee auf, der im Laufe des Tages abkühlen konnte. Er mochte ihn nur kalt. Fröhlich und gut gelaunt stürmte er wie ein kleiner Junge durch sein bescheidenes, heruntergekommenes Haus, das eigentlich nur noch zum Abreißen einlud, schnappte sich seinen Rucksack und machte sich auf den Weg zum Steinbruch. Manchmal, wenn er dort oben auf seinem Stein saß und über seine Vergangenheit nachdachte, verspürte er das Gefühl, Anlauf zu nehmen und sich vom Steinbruch stürzen zu wollen. Komisch . Irgendwie hatte alles keinen Sinn mehr . Aber im nächsten Moment dachte er, wie schön es doch ist, hoch zum Steinbruch zu gehen . Der Steinbruch war riesig, atemberaubend, so gewaltig von der Natur erschaffen, dass man das Gefühl hatte, als könnte man fliegen. Denn das Letzte, das man sehen konnte, war, wie sich das Ende des Horizonts abzeichnete und mit der Kante des Steinbruchs verschmolz. Gemütlich stopfte er seine Pfeife und genoss den Rest des Tages. Wenn er wieder den Heimweg antrat, war er traurig, dass seine Zeit am Steinbruch schon vorbei war, die Zeit an seinem schönen Plätzchen. Wie immer, wenn er durch das Dorf ging, kam er an Helens Haus vorbei und tat so, als würde er es nicht bemerken. Ständig redete er sich ein, dass es mit ihr vorbei war. Sie soll doch an Land gewinnen , aber im tiefsten Innersten fehlte sie ihm. Was er aber nicht wusste, war, dass Helen sich jeden Tag hinter einer Gardine versteckt, um ihn beim Vorbeigehen zu beobachten. Manchmal überlegte Steve sich, ob er nicht einfach an ihre Tür klopfen und fragen sollte, wie es ihr in der letzten Zeit ergangen war. Doch das könnte er niemals tun. Sein Stolz ließ das nicht zu und in diesem Moment war es ihm auch egal, dass er Schuld am Ende ihrer Beziehung hatte, dass alles so verlaufen war, denn schließlich hatte sie sich von ihm getrennt. Oft tat er so, als ob er noch einen dringenden Termin hätte, und ging zügig an ihrem Haus vorbei. Es hätte ja sein können, dass Helen plötzlich aus dem Haus kam und er würde dann in eine unerwartete Situation geraten, in der er vor lauter Aufregung nicht wüsste, was er sagen sollte. Diese Blöße wollte er sich vor ihr nicht geben. So verging ein Tag nach dem anderen, ganze Monate, immer derselbe Ablauf. Bis zu jenem Tag.

Die ganze Nacht schon plagten ihn Alpträume, er konnte sie aber nirgends einordnen. Ein Gefühl von Vorwürfen ließ ihn nicht los. Er stand die ganze Zeit vor seinem Spiegel, schaute sich an und merkte, dass er gar nicht wusste, wer er war. So viele Jahre, was war nur geschehen? Später, auf der Arbeit, dachte er die ganze Zeit über sich nach, sodass er sich nicht einmal auf das Wesentliche konzentrieren konnte. Er beschloss, ein paar Tage Urlaub zu nehmen.

Steve hatte so viele Urlaubstage angesammelt, dass sein Chef sie eigentlich hätte auszahlen müssen. Als er um den Urlaub bat, schickte der Chef ihn gleich, wenn auch mit einem leicht vorwitzigen Lächeln, früher nach Hause. Selbst auf dem Heimweg dachte Steve ununterbrochen nach, es ging ihm schlechter, so sehr, dass sich schon Schweißperlen auf der Oberlippe bildeten. Wie immer gab es für ihn nur eine Lösung. Er musste zum Steinbruch, dann würde es ihm schon wieder besser gehen. Er war wie besessen vom Steinbruch. Diesmal ging er gar nicht erst nach Hause, sondern gleich weiter. Er vernahm eine unnatürliche Ruhe im Dorf. Niemand war zu sehen. Irgendwas stimmte nicht. Auch der sanfte Wind, der ihn sonst immer begleitete, war nicht da. Es war so ruhig und so still, als hätte jemand die Zeit angehalten. Aber er ließ sich nicht aufhalten und ging zielstrebig in den Wald. Als er auf der Hälfte des Weges angekommen war, bemerkte er, dass er schon ziemlich außer Atem war. Er musste kurz anhalten, um zu verschnaufen. Plötzlich vernahm er undefinierbare Stimmen, die aus dem Wald kamen. Erschrocken drehte Steve sich um. Ist da jemand? Niemand antwortete, die Stille war alles, was er vernehmen konnte. Er schüttelte den Kopf, dachte sich nichts mehr dabei und setzte seinen Weg fort. Plötzlich, ein Windstoß traf ihn mit der Wucht eines Schlages, sodass er im selben Moment seinen Atemrhythmus verlor und zu Boden fiel. Zugleich waren wieder diese Stimmen da, sie umkreisten ihn. Steve versuchte aufzustehen, aber beim ersten Versuch gelang es ihm nicht und er fiel abermals zu Boden. Er versuchte sich zum nächsten Baum zu schleppen, um sich daran abzustützen. Wieder kam ein Windstoß, ließ ihn zurückrollen, sodass er den Baum gar nicht erst erreichte.

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