G. Anhänge zu § 2 (Generalklauseln, Anhänge UWG und UGP-RL)
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Die Generalklauseln des UWG |
§ 1 UWG 1909 |
„ Wer im geschäftlichen Verkehre zu Zwecken des Wettbewerbes Handlungen vornimmt, die gegen die guten Sitten verstoßen, kann auf Unterlassung und Schadensersatz in Anspruch genommen werden.“ |
§ 3 UWG 2004 |
„Unlautere Wettbewerbshandlungen, die geeignet sind, den Wettbewerb zum Nachteil der Mitbewerber, der Verbraucher oder der sonstigen Marktteilnehmer nicht nur unerheblich zu beeinträchtigen, sind unzulässig.“ |
§ 3 UWG 2008 |
„(1) Unlautere geschäftliche Handlungen sind unzulässig, wenn sie geeignet sind, die Interessen von Mitbewerbern, Verbrauchern oder sonstigen Marktteilnehmern spürbar zu beeinträchtigen. (2) Geschäftliche Handlungen gegenüber Verbrauchern sind jedenfalls dann unzulässig, wenn sie nicht der für den Unternehmer geltenden fachlichen Sorgfalt entsprechen und dazu geeignet sind, die Fähigkeit des Verbrauchers, sich auf Grund von Informationen zu entscheiden, spürbar zu beeinträchtigen und ihn damit zu einer geschäftlichen Entscheidung zu veranlassen, die er andernfalls nicht getroffen hätte. … “ |
§ 2 UWG 2008 |
„(1) Im Sinne dieses Gesetzes bedeutet … (Nr. 7) „fachliche Sorgfalt“ der Standard an Fachkenntnissen und Sorgfalt, von dem billigerweise angenommen werden kann, dass ein Unternehmer ihn in seinem Tätigkeitsbereich gegenüber Verbrauchern nach Treu und Glauben unter Berücksichtigung der Marktgepflogenheiten einhält.“ |
§ 3 UWG 2015 |
„(1) Unlautere geschäftliche Handlungen sind unzulässig. (2) Geschäftliche Handlungen, die sich an Verbraucher richten oder diese erreichen, sind unlauter, wenn sie nicht der unternehmerischen Sorgfalt entsprechen und dazu geeignet sind, das wirtschaftliche Verhalten des Verbrauchers wesentlich zu beeinflussen. “ |
§ 2 UWG 2015 |
„(1) Im Sinne dieses Gesetzes bedeutet … (Nr. 7) „unternehmerische Sorgfalt“ der Standard an Fachkenntnissen und Sorgfalt, von dem billigerweise angenommen werden kann, dass ein Unternehmer ihn in seinem Tätigkeitsbereich gegenüber Verbrauchern nach Treu und Glauben unter Berücksichtigung der anständigen Marktgepflogenheiten einhält; (Nr. 8) „wesentliche Beeinflussung des wirtschaftlichen Verhaltens des Verbrauchers“ die Vornahme einer geschäftlichen Handlung, um die Fähigkeit des Verbrauchers, eine informierte Entscheidung zu treffen, spürbar zu beeinflussen und damit den Verbraucher zu einer geschäftlichen Entscheidung zu veranlassen, die er andernfalls nicht getroffen hätte.“ |
Entsprechungen Anhänge |
Anh. zu § 3 Abs. 3 UWG |
Anh. I UGP-RLi.d.F. der RL (EU) 2019/2161 |
Anh. zu § 3 Abs. 3 UWGi.d.F. des RegE GSVW |
Irreführende Geschäftspraktiken |
Nr. 1 bis 11 |
Nr. 1 bis 11 |
Nr. 1 bis 11 |
- |
(neu) Nr. 11a |
Nr. 11a |
Nr. 12 bis 16 |
Nr. 12 bis 16 |
Nr. 12 bis 16 |
Nr. 17 |
(Nr. 31) |
(Nr. 31) |
Nr. 18 bis 24 |
Nr. 17 bis 23 |
Nr. 17 bis 23 |
- |
(neu) Nr. 23a bis 23c |
Nr. 23a bis 23c |
Aggressive Geschäftspraktiken |
Nr. 25, 26 |
Nr. 24, 25 |
Nr. 24, 25 |
(§ 7) |
Nr. 26 |
Nr. 26 |
Nr. 27 bis 30 |
Nr. 27 bis 30 |
Nr. 27 bis 30 |
(Nr. 17) |
Nr. 31 |
Nr. 31 |
[1]
Das Merkmal „im geschäftlichen Verkehr“ wird in § 16 UWG weiterverwendet und lebt in der „geschäftlichen Handlung“ (§ 2 Abs. 1 Nr. 1 UWG (Nr. 2 RegE) ) fort. Der Begriff „gute Sitten“ wirkte auf den Gesetzgeber des UWG 2004 zwar „antiquiert“ (RegE UWG 2004, BT-Drucks. 15/1487, S. 16), hat aber als terminus technicus eine lange Tradition und wird im BGB (vgl. z. B. §§ 138, 817, 826 BGB) immer noch verwendet. Der Begriff „unlauter“ wirkt kaum weniger „antiquiert“ und findet sich bereits in Art. 10 bisPVÜ („unlauterer Wettbewerb“), aber auch in Art. 5 UGP-RL („unlautere Geschäftspraktiken“).
[2]
Vgl. Köhler/Bornkamm/ Köhler , UWG, 32. Aufl. 2014, § 3 UWG Rdnr. 135 ff.
[3]
Beschlussempfehlung und Bericht des BT-Rechtsausschusses, BT-Drucks. 18/6571, S. 15.
[4]
Kursive Klammerzusätze beziehen sich auf den RegE eines Gesetzes zur Stärkung des Verbraucherschutzes im Wettbewerbs- und Gewerberecht (RegE GSVW) v. 20.1.2021, Homepage BMJV unter Service/Aktuelle Gesetzgebungsverfahren; vgl. a. BR-Drucks. 56/21 m. abweich. Seitenzählung.
[5]
RegE UWG 2015, BT-Drucks. 18/4535, S. 4 f.
[6]
Beschlussempfehlung und Bericht des BT-Rechtsausschusses, BT-Drucks. 18/6571, S. 14.
[7]
Ein weiteres Verbot sieht der RegE GSVW in einem neuen § 5c UWG vor.
[8]
Dies geschieht beispielsweise bei unlauteren Handlungen der öffentlichen Hand (BGH, Solarinitiative , GRUR 2013, 301 = WRP 2013, 491, Rdnr. 26 ff), beim ergänzenden wettbewerbsrechtlichen Leistungsschutz (BGH, Segmentstruktur , BGHZ 210, 144 = GRUR 2017, 79, Rdnr. 97) oder der Fruchtziehung aus einer vorangegangenen wettbewerbswidrigen Verhaltensweise (BGH, Knochenzement I , WRP 2018, 424 = GRUR 2018, 535, Rdnr. 22 ff).
[9]
Beschlussempfehlung und Bericht des BT-Rechtsausschusses, BT-Drucks. 18/6571, S. 14.
[10]
Kommissionsdienststellen, Arbeitspapier 2016, S. 54 f.
[11]
So etwa BGH, Sofort-Bonus II , WRP 2020, 581 = GRUR 2020, 550, Rdnr. 22 ff; BGH, Goldbärenbarren , WRP 2014, 831 = GRUR 2014, 686, Rdnr. 11 ff, 23.
[12]
Kommissionsdienststellen, Arbeitspapier 2016, S. 55.
[13]
RegE UWG 2004, BT-Drucks. 15/1487, S. 16.
[14]
Vgl. z. B. BGH, Werbeblocker II , BGHZ 2018, 236 = WRP 2018, 1322, Rdnr. 36 ff; BVerfGE 89, 214 = NJW 1994, 565.
[15]
Vgl. EuGH, Slg. 2001, I – 3541 = NJW 2001, 2244, Tz. 21.
[16]
BGH, GOOD NEWS II , WRP 2014, 1058 = GRUR 2014, 879, Rdnr. 13.
[17]
Vgl. einerseits BGH, Abschleppkosten-Inkasso , WRP 2006, 741 Rn. 12 = GRUR 2006, 428; andererseits Fezer , in: FS Schricker, 2005, S. 671.
[18]
Vgl. Rittner , Einführung in das Wettbewerbs- und Kartellrecht, 6. Aufl. 1999, S. 32 f.
[19]
BGH, Abschleppkosten-Inkasso , WRP 2006, 741 Rdnr. 12 = GRUR 2006, 428.
[20]
Köhler/Bornkamm/Feddersen /Köhler , UWG, § 2 UWG Rdnr. 3.
[21]
Rittner , Einführung in das Wettbewerbs- und Kartellrecht, 6. Aufl. 1999, S. 33 ff.
[22]
RegE UWG 2004, BT-Drucks. 15/1487, S. 16.
[23]
Vgl. etwa BGH, Schöner Wetten , BGHZ 158, 343 = GRUR 2004, 693, 694.
[24]
RegE UWG 2008, BT-Drucks. 16/10145, S. 19, 40.
[25]
RegE UWG 2008, BT-Drucks. 16/10145, S. 41.
[26]
RegE UWG 2004, BT-Drucks. 15/1487, S. 16.
[27]
RegE UWG 2008, BT-Drucks. 16/10145, S. 41.
[28]
RegE UWG 2004, BT-Drucks. 15/1487, S. 16.
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