283
Lösungshinweis zu Fall 8 ( Rn 267):
Daher sind im Ausgangsfall Adie organisationsbezogenen Einwände des W zurückzuweisen. Gleiches gilt für die monierte Abstufung hinsichtlich der tariflichen Entgeltfestsetzung, die in Orientierung an den strukturellen Besonderheiten des Versorgungsgebietes erfolgte und als legitime Ermessensausübung hinsichtlich des Entgeltmaßstabes keine Verletzung des Gleichheitssatzes impliziert.
284
Beim gemeindlichen Anschluss- und Benutzungszwang steht die Pflicht des Adressaten im Vordergrund, es zu unterlassen, andere Einrichtungen als die betreffende gemeindliche zu benutzen. Auch nach Vornahme des angeordneten Anschlusses bedarf es daher ggf behördlicher Zwangsmaßnahmen zur Sicherstellung einer entsprechenden Benutzung. Zwangsgeld zur Durchsetzung des Anschluss- und Benutzungszwangs darf daher auch nach tatsächlich erfolgtem Anschluss ggf noch weiter beigetrieben werden[33].
285
Beim Betrieb der mit Anschluss- und Benutzungszwang ausgestatteten öffentlichen Einrichtung können einem Benutzer Schädenerwachsen. Sind die Rechtsbeziehungen privatrechtlich geregelt, so ist auf die diesbezüglichen vertraglichen und deliktischen Haftungsnormen zu verweisen[34]. Bei öffentlich-rechtlicher Ausgestaltung ist zunächst an eine Haftung aus einem verwaltungsrechtlichen Schuldverhältnisnach vertragsähnlichen Grundsätzen zu denken[35], die aber für leicht fahrlässiges Handeln durch Satzung ausgeschlossen werden kann, soweit dies durch sachliche Gründe (Bsp.: Sicherung der Kostengünstigkeit der Leistungserbringung) gerechtfertigt ist und den Benutzern keine unverhältnismäßigen Opfer abverlangt werden[36].
286
Die bundesgesetzlich geregelte Amtshaftung(§ 839 BGB iVm Art. 34 GG) kann jedoch ohne ausdrückliche gesetzliche Ermächtigung durch eine kommunale Satzung nicht beschränkt werden[37].
Wiederholungs- und Verständnisfragen
| 1. | 
Welche Voraussetzungen müssen für die Schaffung eines Anschluss- und Benutzungszwangs vorliegen? Rn 268, 272, 276 | 
| 2. | 
Unter welcher Voraussetzung können wegen Unzumutbarkeit Ausnahmen vom Anschluss- und Benutzungszwang zugelassen werden? Rn 277 | 
| 3. | 
Welche Grundrechte sind durch den Anschluss- und Benutzungszwang insbesondere betroffen? Rn 278 | 
[1]
Vgl § 11 bd.wtt.GO; Art. 24 I Nr 2 bay.GO; § 12 II BbgKVerf; § 21 I Verf.Bremerhaven; § 19 II Hess.GO; § 15 m.v.KVerf; § 13 NKomVG; § 9 GO NRW; § 26 rh.pf.GO; § 22 I saarl.KSVG; § 14 I sächs.GO; § 11 LSA KVG; § 17 II schl.h.GO; § 20 II Nr 2 thür.KO.
[2]
Vgl allgemein Faber , Der kommunale Anschluss- und Benutzungszwang, 2005.
[3]
Vgl OVG NRW, NWVBl. 2003, 380, OVG NRW, KommJur 2012, 257.
[4]
Vgl insoweit OVG Rh.Pf., DÖV 1971, 278 – „Leicheneinsargung“. In Frage käme aber eine Bestattungspflicht in Gestalt eines Friedhofszwangs, wenngleich im Hinblick auf Art. 4 GG nur mit religionsbezogenen Ausnahmeregelungen; vgl BVerwGE 45, 224; OVG NRW, OVGE 25, 106; siehe dazu nun auch beispielhaft: § 13 S. 1 Nr 2b NKomVG; Art. 24 I Nr 2 bay.GO; § 14 I sächs.GO.
[5]
In diesem Sinne auch Nds.OVG, NVwZ-RR 2002, 347.
[6]
Vgl. zu Bestattungseinrichtungen, insbes. Leichenhallen krit. BayVerfGH, GewArch. 2002, 327, weil weder der Schutz der Totenruhe noch die menschliche Gesundheit bei dem Betrieb von Leichenhallen durch private Bestatter gefährdet sind und damit insoweit ein unverhältnismäßiger Eingriff in die Berufsausübungsfreiheit vorläge.
[7]
So etwa in NRW für die Müllabfuhr (§ 9 Ia LAbfG NRW) und für die Straßenreinigung (§§ 3, 4 StrReinG NRW).
[8]
Vgl auch § 11 I bd.wtt.GO; § 8 I brandenb. LImSchG; § 19 II Hess.GO; § 26 I rh.pf.GO; § 22 I saarl.KSVG; § 14 I sächs.GO; § 11 I Nr 1a, Nr 2a LSA KVG; § 17 II schl.h.GO; § 20 II Nr 2 thür.KO.
[9]
Zum Verhältnis des § 16 EEWärmeG und den kommunalrechtlichen Bestimmungen über den Anschluss- und Benutzungszwang s. BVerwG, NVwZ 2017, 61 Rn 12 f.
[10]
So Bd.Wtt.VGH, VBlBW 1994, 491 ff.
[11]
Vgl dazu Nds.OVG, NVwZ-RR 2003, 174.
[12]
Vgl BVerwGE 125, 68 ff; BVerwG, NVwZ 2006, 595 ff; OVG Schl.H., NordÖR 2003, 21; Bd.Wtt. VGH, VBlBW 2004, 337 ff; s. auch Röhl , BesVerwR, Rn 168 f.
[13]
Wagener , Anschluss- und Benutzungszwang für Fernwärme, 1989, S. 126 f mwN.
[14]
So Nds.OVG, OVGE 17, 401; 25, 375; Bd.Wtt.VGH, ESVGH 23, 21 (24); OVG Schl.H., NordÖR 2003, 21; Wansleben , KVerf. NRW, § 9 Anm. 6.1 mwN; dazu kritisch Wortmann , NWVBl. 1989, 345: „Farce“.
[15]
Früher stRspr; vgl OVGE 11, 196; 14, 170; 18, 71.
[16]
So ausdrücklich BVerfGE 78, 344 (348) u. BVerwGE 90, 359 (362).
[17]
Vgl auch die Erwägungen des OVG NRW, DÖV 1986, 339 (341).
[18]
Siehe OVG NRW, OVGE 39, 49 (52); Nds.OVG, DÖV 1991, 610.
[19]
So Sächs.OVG, SächsVBl. 2003, 143 (147) zur Fernwärmeversorgung.
[20]
Vgl BVerwG, BayVBl. 1998, 602.
[21]
Vgl OVG Rh.Pf., DÖV 1996, 125.
[22]
Vgl OVG NRW, OVGE 14, 170; Nds.OVG, OVGE 25, 345 (357).
[23]
OVG Sachsen-Anhalt, LKV 2018, 522 (524).
[24]
Zur Notwendigkeit gesetzlicher Regelungen unter dem Blickwinkel des Parlamentsvorbehalts siehe Erichsen , KommR, S. 256; zu grundrechtlichen Aspekten auch oben Rn 220.
[25]
So Sächs. OVG, SächsVBl. 2003, 143 (145) mwN aus der Rspr.
[26]
So BVerwG, BayVBl. 1998, 602; vgl auch OVG Brandenb., LKV 2004, 277.
[27]
Vgl etwa Burgi , KommR, § 16 Rn 66; Röhl , BesVerwR, Rn 168 mwN.
[28]
Aber auch insoweit verhält sich die Rspr sehr restriktiv; vgl BVerwG, NVwZ-RR 1992, 37 u. BayVGH, NVwZ-RR 1991, 318 – „Kachelofen“.
[29]
Vgl BGHZ 40, 355; BVerwG, GewArch. 1981, 331; aA Nds.OVG, GewArch. 1977, 218 („enteignungsgleicher Eingriff“) u. Röhl , BesVerwR, Rn 169.
[30]
Vgl Mann , in: Sachs (Hrsg.), GG, 8. Aufl. 2018, Art. 12 Rn 61.
[31]
Dazu näher Weiß , VerwArch 90 (1999), S. 415 ff.
[32]
Siehe Sächs.OVG, DVBl. 1997, 507 f; Burgi , KommR § 16 Rn 69.
[33]
Sächs. OVG, DVBl. 2013, 867.
[34]
v. Mutius , KommR, 1996, Rn 128.
[35]
Vgl OVG NRW, NWVBl. 1996, 389 u. 489.
[36]
Dazu näher Ossenbühl , Staatshaftungsrecht, 6. Aufl. 2013, S. 440 ff; siehe auch Gern/Brüning , Dt. KommR, 4. Auflage 2019, Rn 943.
[37]
Vgl BGHZ 61, 7; BGH, NVwZ 2008, 238.
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