In der Gesamtschau ergibt sich bis hierher ein dramatisches Bild von Unterversorgung (selten einengender Überversorgung), Unverständnis, Ausgrenzung und ideologischer Verbrämungen einer »harten Realität«, ganz anders, als es im Inklusionsdiskurs gehandhabt und in den einschlägigen Schriften diskutiert wird.
Der 3. Teil wurde mit Perspektiven überschrieben und soll verstanden werden als ein durchgehendes Plädoyer fachlicher und struktureller Integration der Heil-/Sonderpädagogik und Psychiatrie/Psychotherapie. Ein Schwerpunkt ist der Vorschlag, wie die auffälligen Äußerungsformen grob differenziert werden können: nicht nach psychiatrischen Kriterien, sondern geleitet von Alltagserfahrungen, wie wir üblicherweise mit dem einen oder anderen Ereignissen des Lebens umgehen. Daraus ergeben sich relevante Handlungsoptionen für alle beteiligten Disziplinen, was den wenig nützlichen Begriff des »herausfordernden Verhaltens« überflüssig machen könnte. Einen großen Teil nimmt die Darstellung der praktischen Kinder- und Jugendpsychiatrie ein, um deutlich machen, wozu sie da ist und was sie (prinzipiell) leisten kann. Psychiatrische Konzepte allein werden natürlich nicht jede auffällige Äußerungsform der betroffenen Kinder und Jugendlichen erklären und behandeln können. Sie könnten aber dazu beitragen, erweiterte Sichtweisen und effektivere Handlungskonzepte zu entwickeln. Ich halte sie für unmittelbar anschlussfähig an pädagogische Strategien (oder umgekehrt), wie Praxisbeispiele zeigen. Es ist fachlich, ethisch und nicht zuletzt menschrechtlich (UN-Konvention) geboten, den betroffenen Kindern und Jugendlichen und ihren Familien den gesamten Wissensstand der beteiligten Disziplinen zur Verfügung zu stellen.
Abschließend werden best-practice-Angebote vorgestellt (Heilpädagogisch-therapeutische Intensivgruppe nach dem Beispiel der Therapeutischen Wohnschulgruppe TWSG in der Schweiz) und die Frage wird diskutiert, ob nicht die Förderschulen für geistige Entwicklung, die ohnehin tagesstrukturierende Funktionen haben, als wirkliche Förderzentren mit integrierter heilpädagogisch-therapeutischer Kompetenz ausgestattet werden könnten.
2 Die Geschichte des 15-jährigen Ralph 2 2 Die Namen sind selbstverständlich verändert. Hinweise, die eine Identifizierung ermöglichen könnten, sind soweit es geht vermieden worden. 3 Synonyme von »Verstellen« nach Duden ( https://www.duden.de/rechtschreibung/verstell en ; Zugriff 14.11.2019) 4 Wenn von Pädagogik die Rede ist, ist – sofern nicht anders formuliert – immer zusammengenommen Heilpädagogik, Sonderpädagogik, Sozialpädagogik, Behindertenpädagogik, Rehabilitationspädagogik gemeint, um den Text lesbarer zu machen und um die definitorischen Probleme zu umgehen, die selbst für Pädagogen unsicher sind. 5 In diesem Buch nutze ich meistens die männliche Geschlechtsform zugunsten einer lesefreundlichen Darstellung. Diese schließt, wo nicht anders angegeben, alle Geschlechtsformen (weiblich, männlich, divers) ein. unter dem Titel »Das normale Leiden« möchte ich an den Anfang dieses Buches stellen, weil sie eine vermutlich für jedermann nachvollziehbare seelische Not eines jungen Menschen erzählt. Es ist kein drastisches, spektakuläres Beispiel, aber es werden viele Aspekte angedeutet, wie in den familiären und professionellen Kontexten mit den doch ziemlich heftigen Äußerungsformen des Jungen umgegangen wird. Es zeigt auch, auf welche besondere Art und Weise Ralph seine Not zum Ausdruck bringt.
Die Namen sind selbstverständlich verändert. Hinweise, die eine Identifizierung ermöglichen könnten, sind soweit es geht vermieden worden.
3Synonyme von »Verstellen« nach Duden ( https://www.duden.de/rechtschreibung/verstell en; Zugriff 14.11.2019)
4Wenn von Pädagogik die Rede ist, ist – sofern nicht anders formuliert – immer zusammengenommen Heilpädagogik, Sonderpädagogik, Sozialpädagogik, Behindertenpädagogik, Rehabilitationspädagogik gemeint, um den Text lesbarer zu machen und um die definitorischen Probleme zu umgehen, die selbst für Pädagogen unsicher sind.
5In diesem Buch nutze ich meistens die männliche Geschlechtsform zugunsten einer lesefreundlichen Darstellung. Diese schließt, wo nicht anders angegeben, alle Geschlechtsformen (weiblich, männlich, divers) ein.
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