Gunzelin Schmid Noerr - Ethische Zielkonflikte in der Sozialen Arbeit

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Ethische Zielkonflikte in der Sozialen Arbeit: краткое содержание, описание и аннотация

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Hilfe und Kontrolle, Fürsorge und Achtung der Selbstbestimmung – das sind nur zwei der ethischen Zielkonflikte der Sozialen Arbeit. Die Soziale Arbeit folgt bei ihrer Praxis gesetzlichen Regelungen, aber auch den Vorgaben der jeweiligen Einrichtung und den Bedürfnissen der Klientel. Die verschiedenen Anforderungen greifen nicht immer konfliktlos ineinander, sondern wirken in der einen oder anderen Richtung als Zwänge. Um daraus einen fruchtbaren und ethisch zulässigen Ausweg zu finden, ist es erforderlich, die Problematiken zunächst als «ethische Antinomie» von Regeln zu erkennen, um sodann nach praktikablen Lösungen zu suchen. Dieses Buch stellt die häufigsten ethischen Zielkonflikte der Sozialen Arbeit vor, erörtert detailliert die fachlichen Hintergründe und zeigt Wege zur Bewältigung solcher Konflikte auf.

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2.2 Verschiedene Formen der Ethik

Ethik ist, wie im vorangegangenen Kapitel ausgeführt wurde, eine reflexive Form des Sprechens oder Nachdenkens über Moral. Ethik formuliert die Bestimmungen der Moral neu, indem sie diese logisch ordnet und kritisch bestimmbar macht. Damit unterscheidet sich die Ethik grundlegend von einer anderen Moralthematisierung, dem Moralisieren. Dazu ein Beispiel aus der Sozialpolitik:

Wenn in der politischen Auseinandersetzung von der Aushöhlung des Sozialstaates die Rede ist, wenn die zunehmende Unterwerfung aller Lebensbereiche unter eine rein ökonomische Rationalität der Effizienz und Effektivität beklagt wird, wenn Gerechtigkeit und Solidarität gegenüber sozial Schwächeren eingefordert werden, dann werden diese (der sozialarbeiterischen Profession durchaus affinen) Forderungen oft mit einer Moralisierung politisch brisanter gesellschaftlicher Konflikte verbunden. Den Spitzenverdienern, die trickreiche Steuervermeidung betreiben, wird »Raffgier« vorgeworfen. Und auch diese begründen gerne die sie begünstigenden Spielregeln der ökonomischen Verteilungsprozesse nicht nur mit gesamtgesellschaftlichen Vorteilen, sondern auch moralisch, indem sie ihre Extragewinne durch hohe Verantwortung zu rechtfertigen suchen und zugleich den Unterprivilegierten »Sozialneid« vorwerfen. So fungiert Moralisieren, sehr zum Nachteil des Politischen, als politischer Kampfplatz.

Will man in einer solchen Auseinandersetzung ethisch Stellung beziehen, dann kann man zum Beispiel die Wirkung der verschiedenen moralischen Überzeugungen über ökonomische Gerechtigkeit und ihre Verbreitung in der Bevölkerung untersuchen. Oder man kann versuchen, Werte wie individuelle Freiheit und soziale Gerechtigkeit in Bezug auf die gesellschaftliche Verteilung von Lasten und Gütern über eine Analyse in ein vernünftiges Verhältnis zu bringen und auch für die praktische Umsetzung ihrer Ergebnisse zu argumentieren. Oder man kann die herrschende Vorstellung von Gerechtigkeit einer historischen und systematischen Kritik unterziehen, um entsprechende Alternativen zu entwickeln. Wie an diesem Beispiel deutlich wird, gibt es unterschiedliche Formen ethischen Sprechens über Moral, die sich in einigen wichtigen begrifflichen Unterscheidungen manifestieren.

2.2.1 Deskriptiv-explanatorische, normative und kritische Ethik

Zunächst ist zu unterscheiden, ob von Wertbegriffen wie dem der Gerechtigkeit in einer erklärenden oder in einer bewertenden Perspektive die Rede ist. Diese Perspektiven gehören zwei Formen der Ethik an:

a. Die deskriptiv-explanatorische Ethik beschreibt und erklärt empirisch vorfindliche moralische Phänomene. In diesem Sinne verfahren beispielsweise soziologische oder psychologische Forschungen darüber, welche moralischen Werte und Normen in einer bestimmten Kultur oder in einem Milieu gelten, wie sie sich entwickeln und wie sie befolgt werden. Mit solchen Erklärungen sind an sich noch keine Bewertungen dieser Werte und Normen verbunden, also Stellungnahmen dazu, ob ein bestimmtes Verhalten, das für sich Gerechtigkeit in Anspruch nimmt, dies zu Recht oder zu Unrecht tut.

b. Aber man kann moralische Werte und Normen auch argumentativ stützen, unabhängig davon, ob sie faktisch eingehalten werden. In diesem Sinn verfährt die normative Ethik, die moralische Werte und Normen prüft, begründet und anwendet. Dies war und ist traditionell die Hauptaufgabe der philosophischen Ethik. Sie fragt dann zum Beispiel: Ist es in irgendeiner Weise gerecht, wenn das Einkommen eines hochgestellten Managers das Hundertfache einer seiner einfachen Mitarbeiterinnen beträgt?

c. Damit verbunden ist ein weiterer Aspekt der Kommunikation über Moral, die kritische Ethik. Sie fragt nach dem moralischen Wert der Moral selbst. So bemerkte beispielsweise der Philosoph Artur Schopenhauer (1788–1860) über das gängige moralische Gefühl:

»Mancher würde sich wundern, wenn er sähe, woraus sein Gewissen, das ihm ganz stattlich vorkommt, eigentlich zusammengesetzt ist: etwa aus ⅕ Menschenfurcht, ⅕ Deisidaimonie [Aberglauben], ⅕ Vorurteil, ⅕ Eitelkeit und ⅕ Gewohnheit, so dass er im Grunde nicht besser ist als jener Engländer, der geradezu sagte: ›I cannot afford to keep an conscience‹ (Ein Gewissen zu halten ist für mich zu kostspielig).« (Schopenhauer 1986 [1839], 723)

Schopenhauers »Engländer« kann sich angeblich aus finanziellen Gründen Moral nicht leisten, und damit ist er sehr zeitgemäß, insofern sich auch die Soziale Arbeit heute mit der »Ökonomisierung des Sozialen« (Wilken 2000) herumschlagen muss. Die Reflexion und Kritik des Moralischen war immer schon eine wesentliche Aufgabe der philosophischen Ethik. Mit den Worten Albert Schweitzers: »Die primäre Aufgabe der Ethik ist es, Unruhe zu wecken gegen die Gedankenlosigkeit, die sich als Sachlichkeit ausgibt.« Das darf freilich nicht als Absage an Fachlichkeit überhaupt missverstanden werden. Die kritische Ethik trägt auch zur Selbstklärung der Sozialen Arbeit bei. So schlägt Hans Thiersch vor,

»spezifische pädagogische Stile […] jeweils auf die in ihnen liegenden Chancen des sublimen Machtgewinns hin zu analysieren. Es gibt eine Nötigung, die schon im Zeitarrangement liegt oder in der Kunst eines bedrängenden, gleichsam inquisitorischen Fragens, es gibt auch einen Überfall mit Sachklarheit […], es gibt vor allem aber auch einen professionell gleichsam gesättigten, erfahrungsstabilisierten und geradezu detektivischen, kriminalistischen Spürsinn im Überraschen, Stellen, Ertappen und Festnageln.« (Thiersch 1995, 90)

Die eigenen Werthaltungen zu verabsolutieren und damit die Klientinnen auf eine subtile und kaum bewusste Weise zu entmündigen, ist eine Gefahr des professionellen Handelns. Darauf aufmerksam zu machen, wäre also ein Stück kritische Ethik der Sozialen Arbeit.

Das folgende Schema soll die bislang unterschiedenen Formen der ethischen Kommunikation über Moral zusammenfassend veranschaulichen ( Abb 1 Abb 1 Formen des Sprechens über Moral 222 Individualethik und - фото 16 Abb. 1).

Abb 1 Formen des Sprechens über Moral 222 Individualethik und Sozialethik - фото 17

Abb. 1: Formen des Sprechens über Moral

2.2.2 Individualethik und Sozialethik

Nun kann man die Perspektiven der Ethik nicht nur danach unterscheiden, ob sie gleichsam neutral beschreibend und erklärend oder ob sie selbst rational wertend, also normativ, auf die moralischen Werte und Normen blickt, sondern auch nach ihrem Gegenstandsbereich: Ist dieser das Individuum mit seinen Verpflichtungen gegenüber seinen Mitmenschen oder ist es die moralische Verfasstheit einer Gemeinschaft? Dies ist die Unterscheidung zwischen Individual- und Sozialethik.

(a) Individualethik

Um an das oben erwähnte politische Beispiel anzuknüpfen, könnte man untersuchen und beurteilen, welche ethischen Verpflichtungen Vorgesetzte und Mitarbeiter einer Einrichtung im Verhältnis zueinander sowie zu den von ihnen Betreuten haben. Ethisch formuliert, wird man dabei immer auf überindividuell geltende Grundsätze rekurrieren, die unter gleichen Bedingungen auch für Andere gelten. Aber sofern diese Grundsätze als Anforderungen an Individuen in ihrem konkreten Handeln wirksam werden, kann man hier von einer individualethischen Fragestellung sprechen.

Wenn wir Lebensfragen für uns selbst oder mit anderen zusammen moralisch, d. h. nach Gut und Böse, richtig und falsch, gerecht und ungerecht usw. zu beantworten suchen, dann steht zumeist das Denken, Wollen und Handeln einzelner Menschen im Vordergrund: Habe ich mich richtig verhalten? Hast du verantwortlich gehandelt? Hat er in Wahrheit böse Absichten gehabt? Hat sie an die möglichen Folgen gedacht? usw. Diese Perspektive ist auch in der allgemeinen Ethik sowie in den speziellen Ethiken der Lebensbereiche und der Berufe die zentrale. Um weiter an das obige Beispiel der ethischen Kritik an der Überformung des Sozialen durch ökonomische Strukturvorgaben anzuknüpfen: Gewiss verhalten sich einige Menschen auch raffgierig oder neidisch, und wenn dies ethisch analysiert und kritisiert wird, dann handelt es sich um ein Stück Individualethik. Die Individualethik untersucht Haltungen und Handlungen, sofern diese typischerweise Individuen zugeschrieben werden, die dafür verantwortlich sind. Dabei wird vorausgesetzt, dass die Einzelne grundsätzlich in der Lage ist, ihren Impulsen auch widerstehen zu können. Die Individualethik sucht nach allgemeinen Kriterien, mittels derer sich individuelles Handeln als moralisch richtig oder falsch bestimmen lässt. In der Professionsethik der Sozialen Arbeit geht es individualethisch um das angemessene Verhalten der Fachkräfte gegenüber ihren Klienten, ihrem Team, den Einrichtungen und Trägern, für die sie tätig sind, und den Angehörigen anderer Berufe, mit denen sie bei ihrer Fallarbeit kooperieren.

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